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Absage Jänner-Rallye 2010

Es gibt noch Hoffnung

Noch ist nicht aller Tage Abend, es besteht leise Hoffnung, dass die Jänner-Rallye doch durchgeführt wird. Motorline.cc war bei der Pressekonferenz.

Ferdinand Staber, Rallye Club Mühlviertel

Das Genehmigungsprozedere war wie immer, im August hatten wir alle Einverständniserklärungen der Gemeinden, am 09. September erfolgte dann der Antrag zur Bewilligung an die BH. Wenig später erfolgte das Unglück in St. Agatha, dadurch kam es zu einer Verzögerung der Bewilligung. Am 3.11. gab es dann ein Grundsatzgespräch zu den Auflagen, von denen aus unserer Sicht viele nicht umzusetzen sind. Hier die wichtigsten vier:

- Keine Zuschauer außerhalb der Zuschauerzonen
- Presse und Fernsehteams nur in Zuschauerzonen
- Durchführung von SP’s bei Dunkelheit nicht erlaubt, außer Strecke komplett ausgeleuchtet
- bei geringfügigen Unzulänglichkeiten ist sicherzustellen, dass die SP jederzeit unterbrochen werden kann

Diese Punkte sind für uns einfach nicht umsetzbar. 2011 wäre der EM-Koeffizient 10 möglich gewesen, wir waren heuer die bestbewertete Rallye in Europa, Sicherheit hatte immer hohen Stellenwert, aber eine 100%ige Sicherheit ist nicht möglich. Wir sahen uns mit Forderungen konfrontiert, die schlichtweg unmöglich sind, die Konsequenz war daher die Absage.

Bezirkshauptmann Dr. Hans Peter Zierl

Wir sind keine Gegner der Jänner-Rallye und haben auch mit Herrn Staber ein gutes Verhältnis. Nach St. Agatha musste man reagieren. Die interne Kommission ist dabei die Auflagen zu überarbeiten, das kommt für die Jänner-Rallye aber zu spät.

Die BH Freistadt musste von sich aus reagieren und hat gemeinsam mit der Polizei und Sachverständigen (Verkehrstechniker und Anlagentechniker) vorläufige Auflagen erarbeitet, das war aber eine Diskussionsgrundlage. Die schnelle Absage der Jänner-Rallye war für uns selbst überraschend, da keine ausgiebigen Gespräche stattgefunden haben.






Mag. Gerhard Häuslmann, BH Freistadt

Es gibt Kausalzusammenhänge zwischen St. Agatha und Jänner-Rallye. Ich bin in der Agatha-Kommission, ich muss sehen, dass das Unfallgeschehen in St. Agatha vergleichbar ist mit den Gefahrenpotenzialen der Jänner-Rallye. Ein Unglück mit 170 km/h ist durchaus vergleichbar mit einer Rallye, ein Abkommen von der Strecke ist immer möglich. Das Ergebnis der Auflagen sind Gespräche mit Sachverständigen und Polizei.

Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man Unfälle verhindern kann, müssen aber nach dem Veranstaltungssicherheitsgesetz handeln. Und hier steht im Paragraph 4: Veranstaltungen sind so durchzuführen, dass sie weder das Leben noch die Gesundheit gefährden. Der Veranstalter ist hier ebenfalls in der Pflicht.

Unsere Überlegungen nach St. Agatha dienen alleine dem Zuschauerschutz. Ich habe die letzten Rallyes ebenfalls überwacht und kenne die Praxis rund um das Rallyegeschehen. Ziel war es die Auflagen so zu gestalten, dass so ein Unfall wie in St. Agatha vermeiden wird.

Die Sicherheit muss kontrolliert werden durch Streckenposten, Gefahrenbereiche sind abzusichern. Auch ein Abbruch muss jederzeit möglich sein. Bei Dunkelheit muss der Streckenposten die Gefahrenbereiche überwachen können. Ich war aber überrascht, wie schnell die Absage in die Medien kam.

Dr. Dietmar Wolfsegger Wirtschaftskammer

Das Mühlviertel und der Bezirk Freistadt haben durch die Rallye einen wertvollen Impuls bekommen. Aus Sicht der Wirtschaft ist die Absage ein herber Schlag ins Gesicht, besonders in der Region Freistadt.

Wir haben versucht die Jänner-Rallye aus wirtschaftlicher Sicht in Zahlen zu gießen. Rund 500.000,- Euro kommen von den Nächtigungsgästen, die Tagesgäste steuern noch einmal 1,5 Millionen Euro bei, unterm Strich rund zwei Millionen Euro für die Region.

Die Werbung für die Region war ebenfalls enorm wichtig, diese wäre anders nicht leistbar. Die Auswirkung auf alle Großveranstaltungen ist noch nicht absehbar. Oberösterreich ist zudem ein Automobilproduktionsland, das sollte man nicht außer Acht lassen.

Dem Thema Sicherheit große Beachtung zu schenken ist selbstverständlich, ein Restrisiko wird aber immer bleiben. Es wäre sinnvoll hier nicht für jedes Bundesland ein eigenes Gesetz zu haben. Man darf eine gewissen Angemessenheit nicht außer Aacht lassen. Ich hoffe dass die Rallye nicht auf längere Zeit verloren ist.

FIA Sicherheitskommission Dr. Franz Schreiner

Die Absage existiert noch nicht definitiv. So eine Absage wäre eine Katastrophe für den Motorsport in ganz Europa. Von der FIA aus gibt es drei Schwerpunkte Umwelt, Sicherheit und Erziehung. Europaweit – ich kenne nahezu alle Veranstaltungen – ist die Jänner-Rallye an vorderster Stelle in Bezug auf Sicherheit.

Das Problem liegt meines Erachtens in der Kommunikation, vielleicht haben die falschen Personen miteinander gesprochen. Es gibt noch keinen Bescheid, aber es gehört noch diskutiert, die Türe für die Rallye ist nach wie vor offen.

Es gibt in allen Bundesländern andere Auflagen, man muss Grundlagen schaffen und erarbeiten, wo welche Sicherheitsbestimmungen erforderlich sind. Es kann natürlich sein, dass eine Veranstaltung abgesagt werden muss weil Bestimmungen nicht erfüllt werden, bei der Jänner-Rallye sehe ich das aber nicht so.

Raimund Baumschlager

Wir haben seit ich Rallyes fahre keinen tödlichen Unfall mit einem Zuseher gehabt. Für mich ist das Aktionismus. Mitschuld sind die Medien, die nicht zuletzt das St. Agatha Unglück aufgebauscht haben. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, die Zuschauer müssen auch Eigenverantwortung haben. Wir können nicht wie in einer Diktatur arbeiten und alles und jeden reglementieren. Ich bin immer um Sicherheit bemüht, auch hinter den Kulissen. Fahren bei Nacht ist für mich sicherer, da die Autos viel früher zu sehen sind.

Für unsere Firma kann das Aus kommen, wenn der Rallyesport so angeschwärzt wird. Wenn man sich bemüht sollte man einen Mittelweg finden die Rallye doch noch durchzuführen. Wenn die Veranstaltung einmal verloren wird, dann ist es extrem schwer sie wieder zu bekommen.

Ich vermisse hier die Politiker, zu meinem Titel „Sportler des Jahres in Oberösterreich“ hat mir vom Landeshauptmann abwärts jeder gratuliert, ich komme mir einfach nur verschaukelt vor.

Ich habe vor einem Jahr angeboten, mit jungen Fahranfängern zu arbeiten, zuerst hat man mich am Land angehört und dann hat man sich nie mehr gemeldet. Jemand der nicht Gegenlenken kann sollte keinen Führerschein haben, aber hier wird auf Sicherheit scheinbar nicht viel Wert gelegt.

Manfred Stohl

Ich bin schwer enttäuscht dass diese Rallye abgesagt wird. Die Sicherheit beschäftigt uns seit vielen Jahren und nicht erst seit zwei Monaten. Es hat sich vieles verbessert, aber hundertprozentige Sicherheit gibt es einfach nicht.

Die Frage ist wo fängt man an und wo hört man auf. Wir wissen dass es Risiken gibt, die Zuschauer sollten wissen wo sie stehen und wo nicht. Im April vorigen Jahres hat mich Helmut Schöpf gebeten eine neue SP anzuschauen und in Sachen Sicherheit zu beurteilen.

Mich würde interessieren wo diese Politiker sind, die neben der Siegerehrung immer neben mir gestanden sind. Ich komme mir sehr alleingelassen vor. Es gibt wahrscheinlich keinen Sport, der sich mehr bemüht in Sachen Sicherheit etwas zu tun.

Und zur Wirtschaft: Meine Firma hat ein Forschungsförderungs-Projekt mit einer oberösterreichischen Firma am Laufen, dieses Projekt ist durch den Motorsport entstanden und der österreichische Staat hat das für förderungswürdig empfunden.

Motorsport ist Entertainment und Entwicklung, das sollte man nicht vergessen.

Abschließende Frage

Wird die Rallye nun gefahren oder nicht?

Bezirkshauptmann Zierl:
Ich habe mir vorgestellt, dass wir uns mit Experten zusammensetzen und miteinander die Auflagen besprechen. Wenn die Experten – z.B. Dr. Schreiner - es für möglich halten die Bestimmungen zu ändern, so stehen wir dem positiv gegenüber. Ich bin mit den meisten Aussagen sehr einverstanden, mit denen von Dr. Schreiner zu einhundert Prozent.

Das Veranstaltungs-Sicherheitsgesetz ist in Oberösterreich sehr streng, warum das so streng wurde muss man die Politik fragen. Es ist leider nicht möglich zwischen Interessen abzuwägen, die Verhältnismäßigkeit ist nicht gegeben. Man hätte schon länger einen runden Tisch von Experten abhalten müssen.

Ferdinand Staber: Wenn kurzfristig – diese Woche – Auflagen erteilt werden, die erfüllbar sind, dann kann ich mir das vorstellen, es ist nicht unmöglich. Eine Rallye ausschließlich bei Tageslicht zu fahren ist nicht möglich.

Ende der Pressekonferenz

Nachsatz: Interessant ist die Tatsache, dass die Vertreter der OSK – allen voran Dr. Harald Hertz – ihre Teilnahme an der Pressekonferenz kurzfristig abgesagt haben…

Update:

Der Vorsitzende des Rallyekollegiums der OSK, Dietmar Hinteregger, erklärte dazu gegenüber motorline.cc: „Dr. Harald Hertz musste heute in seinem Beruf als Mediziner mehrere Operationen durchführen, ich selbst war ebenfalls beruflich verhindert – doch worum ging es heute? Um die Sicherheit – und da haben wir mit Dr. Franz Schreiner unseren kompetentesten Mann gesandt, er gehört der FIA-Sicherheitskommission an und ist OSK-Mitglied. Am Donnerstag findet in punkto Jänner-Rallye eine weitere Besprechung statt, auch dort wird Dr. Schreiner teilnehmen, da ich nach Deutschland fliegen muss – aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, würden wir Dr. Schreiner einsetzen, da er in punkto Sicherheit unser bester Mann ist. Es geht Dr. Hertz und mir nicht darum, unsere Gesichter herzuzeigen - es geht darum, eine Lösung zu finden.“

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