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Über Kältehoffnungen, Bundespräsidenten und Skier am Bolidendach…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Robert May, Daniel Fessl

„Stig Blomqvist ist eine Mischung aus Thomas Gottschalk und Bundespräsident Heinz Fischer“, „Raimund Baumschlager ist der Champion der Herzen“, der Stammbeifahrer von Stig Blomqvist, Per Eklund, in Freistadt vertreten durch Robert Jakobsson, ist „der Mann mit der Zipfelmütze, aus Max und Moritz“ – einen Mangel an Kreativität muss Sprecher Reinhard Spitzer nicht beklagen…

Auf dem Freistädter Hauptplatz stellten sich die Teilnehmer der Jänner-Rallye den Fragen Spitzers und präsentierten ihre Fahrzeuge, die dann auch – zum ersten Mal in der Geschichte der Rallye – von einem Pfarrer gesegnet wurden („Wir segnen alles“).

Zahlreiche Zuschauer säumten die Protagonisten – und auch im Servicepark war klar zu spüren: Das Comeback der Jänner-Rallye sorgt für Glücksgefühle – bei den Fans und den Aktiven.

Und auch Teamchef Eddy Schlager, der im warmen „Hexenhäuschen“ seine Fahrer mit Geschichten aus Texas, als er dem Blues auf der Spur war, erfreute, ist gespannt bis auf die Fingerspitzen: „Mein Pilot Hermann Neubauer fährt hier zum ersten Mal auf einem Allrad-Auto, für ihn geht es in erster Linie darum, ins Ziel zu kommen und Erfahrungen zu sammeln.“

“Hoffentlich wird es nicht wärmer…“

Eine solche Zielankunft ist alles andere als einfach – denn die Bedingungen könnten sich, je nach Wetter und Streckenzustand, gehörig verschärfen. Johannes Keferböck, der laut eigenen Angaben „aus der Rallyepension zurückgekehrt ist“, erklärt dazu: „Ich hoffe, dass die Temperaturen so bleiben und es nicht wärmer wird – denn es ist sowieso schon schwer genug, wenn es dann aber wärmer werden oder gar regnen würde, wäre das extrem schwierig.“

Auch Gerald „Gerry“ Winter, der neue Co-Pilot von Namensvetter Patrick (der übrigens „als Zeichen der Dankbarkeit“ seinen Sponsor Fischer mit auf dem Dach des Evo montierten Skiern erfreute und die „Schreiberlinge“ mit einer Dose „Monster“ zu „bestechen“ versuchte) hat Veränderungen festgestellt: „Bei der Besichtigung hatten wir noch zehn Zentimeter dickes Eis, beim Shakedown war es nur noch ‚Gatsch’, Dreck, Erde – aber kein Eis mehr weit und breit.“

Knifflige Reifenwahl

Beppo Harrach jedoch wundert das nicht: „Wir sind erst gegen 14 Uhr gefahren und wenn so viele Autos über die Strecke fahren, kommt eben eine Spur zum Vorschein.“ Laut Harrach könnten diese Bedingungen auch bei den zweiten Durchfahrten der Sonderprüfungen die Bedingungen erschweren: „Denn dann wird die Reifenwahl knifflig.“

Auch Kris Rosenberger hofft inständig, dass „es kalt bleibt“. In punkto Reifenwahl sagt der frühere Staatsmeister, der nach zwei Jahren Historisch erstmals wieder einen aktuellen Subaru pilotiert: „Ich habe beim Shakedown überlegt, ob vielleicht breite Reifen gut wären – doch ich denke, es wird für die meisten Fahrer am besten sein, bei einem schmalen Reifen zu bleiben – denn die eine Eisplatte kann immer kommen, die dich dann auf dem falschen Fuß erwischt.“

Eine konkrete Platzierung hat Rosenberger nicht im Auge: „Es fällt mir schwer, da ich mich nach den zwei Jahren selbst nicht einschätzen kann – aber mein Ziel ist es, in die Top 10 zu gelangen.“

In die Top 5 möchte der oben erwähnte Patrick Winter gelangen: „Im Schnee ist die Gefahr, dass man zu quer fährt – was ja auch sehr geil ist, aber halt nicht schnell. Ich muss mich einfach zusammenreißen, sodass ich eine schnelle Linie finde. Wenn mir das gelingt, bin ich sehr optimistisch, dass wir die Top 5 erreichen können.“

Ob dieses Ziel angesichts der starken (S2000-)Konkurrenz etwas zu hoch gesteckt ist? Droht dabei ein Abflug? Winter schüttelt den Kopf: „Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr ehrgeizig bin – und wenn mir kein Fehler unterläuft, können wir dieses Ziel mit ein wenig Glück erreichen.“

“Eine geile und schwierige Rallye“

Für Mario Saibel hingegen geht es darum, möglichst „viel Spaß zu haben“, denn: „Das sind absolut nicht meine Bedingungen und ich glaube daher auch nicht, dass diese Rallye für mich meisterschaftsrelevant sein wird, bei zwei Streichresultaten. Aber das ist eine geile und schwierige Rallye – und deshalb bin ich da!“

Hannes Danzinger hat wiederum ein ganz anderes Problem, wenn es darum geht, seine stärksten Konkurrenten um den Sieg in der 2WD-Klasse zu nennen. Danzinger lacht: „Es sind so viele starke Ausländer hier, ich konnte mir deren Namen nicht merken. Ich weiß nur, dass es sehr viele und sehr gute sind. Ich werde trotzdem versuchen, so zu fahren, dass ich in der 2WD-Wertung ganz vorne lande.“

Einen Spitzenplatz kann man auch Andi Aigner zutrauen. Nach dem Shakedown strotzt er vor Selbstvertrauen: „Wir sind beim ersten Run die beste Zeit gefahren, das stimmt mich sehr zuversichtlich. Schauen wir mal, ob das Wetter passt – alles andere ist von meiner Seite her aussortiert.“ Übertreiben möchte es Aigner jedoch nicht, denn: „Ich würde schon gern die Monte fahren, das ist einfach eine geile Rallye.“ Und die Rallye Monte Carlo findet quasi wenige Tage nach der Jänner-Rallye statt…

Während Aigner „nicht todesmutig, aber dennoch zügig“ und aber „von Beginn auf Angriff“ fahren möchte, geht es Beppo Harrach etwas vorsichtiger an: „Ich habe bei diesen Bedingungen nur wenige Erfahrungen, von daher gehe ich es etwas ruhiger an – ich kann noch nicht sagen, wie konkurrenzfähig wir hier sind, aber das werden wir morgen sehen.“

Heulen und Rosen streuen

„Alle Chancen“ rechnet sich dafür Andi Waldherr aus. Zugleich relativiert er: „Es gibt sehr starke Konkurrenz.“ Zudem warnt der Vizestaatsmeister des Vorjahres: „Du darfst dir hier keinen Fehler erlauben, du musst eine schöne und flüssige Linie fahren – wenn du hier einmal neben der Spur bist, dann steckst du und bist weg.“ Waldherr weiß, wovon er spricht, denn bei der letzten Jänner-Rallye im Jahr 2009 ist ihm genau das passiert. Noch dazu auf der letzten Prüfung. Waldherr lacht: „Als ich beim Besichtigen an dieser Stelle vorbeikam, musste ich fast zu heulen anfangen…“

Raimund Baumschlager wiederum huldigte Stig Blomqvist: „Der Mann ist 62 Jahre alt und fährt nur eine Rallye im Jahr – und dann fährt er gleich vorne mit, da kann man nur den Hut ziehen.“ Blomqvist wiederum streute seinem Team Rosen: „There is nothing wrong with the car.“ Jetzt hoffen alle, dass der Schnee bleibt…

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