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Rallye-ÖM: ARBÖ

Schaumgebremst zum Meistertitel?

Baumschlager baut seine Führung aus, Harrach geht kein Risiko und will den Titel fixieren, Stohl Dritter. Aigner dominiert erwartungsgemäß die 2WD-Klasse.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc

17,6 Sekunden trennen Raimund Baumschlager und Beppo Harrach nach der ersten Etappe, nach den ersten vier Sonderprüfungen der ARBÖ-Rallye voneinander – allerdings ist es nicht Harrach, der die Wertung anführt, sondern Baumschlager.

Eine Überraschung? Angesichts der bisherigen Saison könnte man das meinen - doch die Statements der Piloten, welche sie am heutigen Tag in den motorline.cc-Interviews gaben, sorgen für Aufklärung: Denn während Baumschlager erklärte, er würde wie immer in der bisherigen Saison voll attackieren, gab Harrach offen zu, dass er nichts riskieren wollte…

Schließlich gilt es für den ÖM-Leader, den Meisterschaftstitel dingfest zu machen – und dafür reicht Harrach bekanntlich ein fünfter Platz. Folgerichtig sagt Harrach: „Blöd wäre ich, wenn ich jetzt attackieren würde.“

Zumal Harrach nach hinten über Luft verfügt – Manfred Stohl liegt als Dritter beinahe eine Minute zurück. Seiner Meinung nach seien ihm die heutigen, für alle Teilnehmer so gut wie neuen Strecken entgegen gekommen, für morgen erwartet Stohl, dass es für ihn schwieriger wird…

Bis zum zweiten „Ringerl“ hieß der Verfolger des Erdgas-Piloten Gerwald Grössing – doch nach einem Problem mit dem Schaltgestänge verlor Grössing einiges an Zeit, sodass am Ende Mario Saibel mit einem Rückstand von 1:39 Minuten den vierten Platz belegt. Saibel monierte, er müsse sich erst an das neue R4-Kit gewöhnen, die Gewichtsverteilung sei komplett anders als im herkömmlichen Evo X.

Andi Aigner ist wohl der einzige heimische 2WD-Pilot, der sich von Beginn an nur noch an den Division I-Piloten orientiert – in der 2WD spielt der PWRC-Weltmeister des Jahres 2008 in einer eigenen Liga, unerreichbar für seine Verfolger.

Aigner liegt als Fünfter 1:51 Minuten zurück – auf Saibel fehlen ihm nur 11,8 Sekunden, doch der Steirer rechnet für den zweiten Tag damit, dass der Kampf gegen die starken Division I-Piloten härter wird als am heutigen Tag.

19 Sekunden hinter Aigner belegt Walter Kovar Platz sechs, der endlich einmal einen problemlosen Tag erleben durfte. Weitere 15,7 Sekunden dahinter liegt der erwähnte Gerwald Grössing auf Platz sieben, 15 Sekunden dahinter Philipp Lietz, sein Gegner im Kampf um den Gruppe H-Sieg.

Mit 3:11 Minuten Rückstand liegt Suzuki Swift S1600-Piloot Max Zellhofer auf Platz neun – sein junger Teamkollege und Titelkandidat der 2WD-Meisterschaft, Hermann Neubauer, wurde wieder einmal vom „Defektteufel“ heimgesucht. Nach einem Sprung brach die linke Halbachse, wodurch Neubauer auf den zwölften Gesamtrang abrutschte.

Doch in der 2WD hat der „Defektteufel“ noch mehr gewütet – bei Ford Fiesta R2-Pilot Hannes Danzinger hat er sogar schon vor dem Start der Rallye zugeschlagen: Steuergerät kaputt, Start abgesagt.

Bei Daniel Wollinger meldeten sich die „Viren“ im Steuergerät im zweiten „Ringerl“ zurück – das alte Leiden seines Citroen DS3 R3. Nach Etappe 1 liegt Wollinger mit 5:27 Minuten Rückstand auf dem 17. Gesamtrang.

Unter keinen guten Stern steht die ARBÖ-Rallye für Michael Böhm: Nach dem Crash beim Shakedown konnten seine Mechaniker den Abarth 500 wieder aufbauen – auf der zweiten Sonderprüfung rutschte Böhm beim Versuch, einem schnelleren Konkurrenten auszuweichen von der Strecke und beschädigte den Italo-Flitzer an einem Kanaldeckel, auf SP 4 war dann nach einem kapitalen Motorschaden endgültig Schluss.

Wie erging es Christian Mrlik bei seinem Debüt in der Division I? Mit dem Benzin-Subaru müsse er sich noch an das Schalten gewöhnen, erklärte der Niederösterreicher. „Ich schalte noch zu früh“, gab er zu Protokoll. Dennoch kann Mrlik mit dem zehnten Gesamtrang zufrieden sein, der Rückstand auf die Spitze beträgt 3:15 Minuten.

Morgen sind noch satte zehn Sonderprüfungen zu absolvieren – jene altbekannten Prüfungen, welche den meisten Piloten bereits aus den letzten Jahren vertraut sind.


Stimmen der Piloten nach Etappe 1

Baumschlager: „Ein paar Mal war es ganz schön knapp… Insgesamt habe ich mich aber besser gefühlt als in der ersten Runde. Die heutigen SP’s sind eine Bereicherung für die Rallye, wir müssen aber ein gewaltiges Risiko gehen.“

Harrach: "Es ist nicht lustig so herumzueiern… Wir nehmen wenig Risiko, aber es schwierig sich darauf einzustellen, da macht man noch mehr Fehler. Ich werde aber sicher keinen Angriff starten sondern versuchen den 2. Platz ins Ziel zu fahren.“

Stohl: "Es war OK, zwei Sekunden am Kilometer gehen in Ordnung, die Rallye kommt dem Auto nicht entgegen. Morgen wird es noch schwerer, für uns sind lange und neue Prüfungen besser, so wie wir sie heute hatten.“

Grössing: "Am Rundkurs ist uns kurz nach dem Start die Schaltkulisse gebrochen, wir mussten im dritten und vierten Gang weiterfahren und haben viel Zeit verloren. Der Gruppe H Sieg ist aber weiter möglich und auch unser Ziel.“

Aigner: „Wir haben bescheiden angefangen und bescheiden aufgehört… Ein Abflug auf die Wiese hat relativ viel Zeit gekostet, es macht aber dennoch großen Spaß.“

Saibel: "Das Auto fährt mehr mit mir als umgekehrt. Die Gewichtsverteilung beim R4 ist deutlich anders, das Auto ist hinten leichter und die Federraten stimmen nicht mehr. Jetzt gilt es, diese Dinge auszutarieren.“

Kovar: „Ein problemloser Tag, hoffentlich geht’s morgen so weiter.…“

Lietz: „Es war besser als beim ersten Durchlauf, aber noch nicht perfekt.“

Mrlik: „Wir sind happy mit den Top-Ten-Zeiten und tasten uns ans Limit des Autos heran. Einmal mussten wir für drei Enten bremsen, mein Herz für Tiere hat sich da durchgesetzt..“

Zellhofer: „Es ist perfekt gelaufen, wir haben keine Probleme. Man darf diese Prüfungen nicht zu brutal fahren. Hermann hatte Pech beim Sprung. Für taktische Überlegungen ist es deutlich zu früh, die Rallye ist noch lange.“

Neubauer: "Mir ist auf der 3. SP die Halbachse gerissen und wir haben viel Zeit verloren. Ich bin froh, überhaupt im Etappenziel zu sein.“

Wollinger: „Die Elektronikprobleme sind dieses Mal später aufgetreten, weg sind sie leider immer noch nicht…“

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