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Die Stimmung vor dem Start

Im Servicepark ist vor dem Start der Rallye ein Knistern zu verspüren – fast alle wollen von der ersten Prüfung an voll attackieren. Die Stimmung vor dem Start.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Stefan Schmudermaier

„Wir haben nichts zu verschenken und werden vom ersten Meter an attackieren. Der Rest ist Tagesverfassung“ – Raimund Baumschlager spricht aus, was an diesem Freitagvormittag fast alle sagen: Bei den trockenen Konditionen empfiehlt sich nur eine Vorgehensweise, wenn im Lavanttal um 15 Uhr der Startschuss fällt: Vollgas vom ersten Meter an!

Baumschlager nickt: „Die Prüfungen sind viel trockener als sonst, da hattest du in den Jahren zuvor zumindest immer die eine oder andere feuchte Stelle.“ Der Serienstaatsmeister räumt jedoch ein: „Das bedeutet aber nicht, dass es leichter wird – denn du hast einen feinen Staubfilm auf den Straßen, da werden wir sehr wenig Grip haben.“

Baumschlager: „Dann muss ich die Ohren anlegen…“

Im Servicepark ist ein Knistern zu spüren – viele sind gespannt, wie sich Patrick Winter schlagen wird, wenn er zum ersten Mal, nach nur rund 35 Testkilometern seinen Peugeot 207 S2000 zünden wird.

Baumschlager sagt: „Ich habe die Zeitung gelesen – und wenn ich das für bare Münze nehme, dann muss ich die Ohren anlegen. Und ich zähle den Patrick auf jeden Fall zu meinen Hauptgegnern – jetzt hat es immer geheißen, wir wollen ein S2000, dann haben wir die gleichen Bedingungen. Jetzt ist es so weit.“

„Natürlich wird Patrick ein bisschen Zeit benötigen, um sich an das Auto zu gewöhnen, das ist auch okay. Aber: Vom Talent her traue ich ihm zu, dass er vom ersten Kilometer an sehr schnell unterwegs ist. Man darf aber auch den Alex Humar nicht unterschätzen. Der Andi Waldherr hat auch neue Teile erhalten.“

Winter: „Hoffe, ich gehöre zu den Sieganwärtern“

Patrick Winter betrachtet seinen frisch beklebten S2000-Boliden und sagt: „Im Gegensatz zu den letzten Jahren haben wir heuer drei bis vier Sieganwärter – und ich hoffe, dass ich da auch dazu gehöre.“

Für ihn ist es eine große Umstellung, doch er zuckt mit den Achseln: „Ich werde es so machen wie damals, als ich vom Ford Fiesta in den Mitsubishi umgestiegen bin – damals habe ich halt probiert, was mit dem Auto möglich ist und das werde ich diesmal genau so machen.“

„Beim Test konnte ich nur 30 bis 35 Kilometer abspulen. Das Auto hat sich so verhalten, wie ich mir das auch vorgestellt habe. Ich habe mir als Vorbereitung sehr viele Videos angesehen – und da gab es auch keine Überraschung, das Auto fährt so, wie ich es mir auch vorgestellt habe. Das war also kein Problem – aber die letzten zehn bis 20 Prozent heraus zu kitzeln, das ist schon schwierig.“

„Der größte Unterschied ist die Bremse – ich bremse noch zu früh, das haben meine Techniker auch auf den Telemetriedaten gesehen. Ein sequentielles Getriebe bin ich auch nie gefahren, aber das hat ganz gut funktioniert. Da der Wagen um rund 200 Kilo leichter ist, kann man jedenfalls wesentlich später bremsen.“

Waldherr mit erstem Upgrade

Ein weiteres S2000 pilotiert Andi Waldherr, dessen VW Polo S2000 nicht nur eine neue Lackierung aufweist: „Wir haben sehr viel weiterentwickelt. Das Auto wurde nach der Jänner-Rallye komplett neu aufgebaut. Wir waren auch sechs Tage im Werk in Südafrika, wir konnten einige Neuigkeiten und Settings mitnehmen. Der Motor ist funkelnagelneu.“

„Bei dieser Rallye ist es ein erster Schritt nach vorne – der richtige Upgrade-Step kommt aber erst bei der Bosch-Rallye. Aber auch von diesem Schritt erwarte ich bereits eine definitive Steigerung. Wenn am Kilometer auf den Herrn Baumschlager vier Zehntel verlieren würde, wäre ich bereits sehr froh.“

Harrach ebenfalls mit Verbesserungen

Verbesserungen wurden aber auch am Mitsubishi Lancer Evo IX von Beppo Harrach vorgenommen. Harrach sagt, man habe „gute Schritte mit dem Auto gemacht“. Welche Verbesserungen das sind, darüber hüllt sich Harrach in Schweigen, er lacht: „Das fragen sich alle – aber das werden wir nicht beantworten, da sollen sich alle wieder ihre Gedanken machen und wenn sie wollen, können sie einen Protest einlegen.“

„Im Ernst: Wir hatten im Winter Zeit, nachzudenken, und bei der Jänner-Rallye ist es ja auch sehr gut gelaufen, wir waren dort schon sehr konkurrenzfähig.“

Auch Harrach will von Beginn an angreifen: „Die Bedingungen sind mit dem trockenen Asphalt leicht vorhersehbar – von daher muss man von Anfang an voll attackieren. Nur: Man muss einen Rhythmus finden – das kann ich nach den ersten drei Kurven sagen, ob ich das Feedback habe, um voll anzugreifen.“

Bleibt der ÖM-Leader bei seinem Ziel, einen Podestplatz einfahren zu wollen? Harrach nickt: „Ja, wir bleiben dabei. Wir sind hier bereits im letzten Jahr sehr schnell gewesen.“

Mario Saibel pilotiert wieder den MCC-Evo X und erklärt: „Ich nehme an, dass bei den Bedingungen alle von Beginn an hart attackieren werden. Mit den S2000 haben wir ein starkes Feld - mein Ziel ist es, so nahe wie möglich ans Podium zu gelangen.“

Grössing „frei von Erwartungshaltung“

Keine Zielsetzung hat sich Gerwald Grössing gesteckt, er sagt: „Ich bin vollkommen frei von Erwaltungshaltung – ich hatte zuletzt beruflich so viel zu tun, dass der Motorsport eher eine untergeordnete Rolle spielt. Ich fahre ‚just for fun’, die Rallye ist für mich eine Entspannung. Ich habe keinen Druck – ich definiere mich nicht mehr über Resultate – bei mir steht der Spaß am Fahren im Vordergrund.“

Ein neues Outfit präsentiert Christian Mrlik, der den Diesel-Subaru von Stohl Racing steuert. Er sagt: „Vielleicht werden wir ja noch schneller mit dem neuen Outfit. Wir fahren von der ersten Prüfung an mit Vollgas – denn wir haben nichts zu verschenken.“

Bei den Historischen fehlt der Meister, Kris Rosenberger – auch Sepp Pointinger ist nicht am Start. Beide werden heuer nur sporadisch antreten. Eine Chance beispielsweise für Friesenegger im knallgelben Escort? Ist der Titel sein Ziel? Die selbstbewusste Antwort: „Natürlich wollen wir den Titel holen – warum auch nicht?“

Spannung in der 2WD

Spannung verspricht das Feld in der 2WD-Meisterschaft für frontgetriebene Fahrzeuge. Als regierender Meister zählt Suzuki-Werkspilot Hermann Neubauer zu dem heuer recht großen Favoritenkreis.

Sein Co-Pilot André Kachel sagt: „Wir sind ein bisschen in die Favoritenrolle gedrängt worden, aber wir haben auch gute Voraussetzungen, hier ein gutes Ergebnis einzufahren.“ Teamchef Max Zellhofer, der den zweiten Swift S1600 pilotiert, erklärt stolz: „Unsere beiden Autos sehr gut vorbereitet sind – technisch passt es auf jeden Fall.“

Neubauer erklärt: „Wir versuchen, am Fahrwerk noch Optimierungen vorzunehmen. Heute werden auf den Bergaufpassagen auch die Diesel sehr stark sein. Außerdem wird der Hannes Danzinger kräftig Gas geben – da dürfen wir heute nicht den Anschluss verlieren.“

Das neue Ford-Zelt

Der erwähnte Hannes Danzinger steht stolz neben dem neuen, schwer zu übersehenden Zelt des Ford-Werksteams. Danzinger erzählt lachend: „Das neue Zelt ist ein Wahnsinn – und die Beleuchtung, da habe ich gestern eigenhändig das Licht aufgehängt, weil es mir so sehr gefallen hat.“

„Die Motivation ist auf jeden Fall da. Vom Wetter her wäre mir Regen natürlich am liebsten – aber es sieht nicht danach aus.“ Ob auch er von Beginn an attackieren will? Danzinger nickt: „Ja, auf jeden Fall – das mache ich schon immer so und das hat sich gut bewährt.“

Comeback von Benedict

Gespannt darf man auf das 2WD-Comeback von Waldemar Benedict sein, der den Renault Clio R3 aus dem Hause Eddy Schlager pilotieren wird. Der Teamchef erklärt: „Waldemar hat ja eine neue Co-Pilotin, da geht es auch darum, wie die beiden miteinander klarkommen und wie die Stimmung im Auto ist. Aber was ich beim Testen gesehen habe, könnte er eigentlich ziemlich schnell fahren.“

Bendict selbst gibt zu Protokoll: „Den Rhythmus zu finden ist immer wichtig nach so einer langen Pause.“

„Ich bin schon lange nicht mehr gefahren und habe eine neue Co-Pilotin. Hier bin ich vor vier Jahren zum ersten Mal gefahren. Aber wir haben gut besichtigt. Ein Ziel zu definieren ist schwer.“

„Ich persönlich favorisiere die beiden S1600, die meiner Meinung nach hier das Maß der Dinge darstellen werden. Dann gibt es noch viele R3, ein paar starke Diesel – der Hannes Danzinger ist immer stark…prinzipiell wollen wir schon schauen, dass wir so weit wie möglich vorne liegen.“

Ist Waldemar Benedict vor dem Start nervös? Bendedict nickt heftig: „Ja, es ist echt immer saumäßig mühsam. Es ist ein Ungeduldigsein gepaart mit einer Nervosität – aber es ist vorbei, sobald man im Auto sitzt. Dann kehrt eigentlich immer eine professionelle Ruhe ein.“

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