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Rallye-ÖM: Bosch-Rallye

"Die totale Beppo Harrach-Show"

Beppo Harrach nicht zu biegen, dahinter ein Dreikampf um Platz zwei. Turbulente SP 3 mit null Sicht und Aquaplaning. 2WD: Danzinger führt vor Wollinger.

Michael Noir Trawniczek
Foto:Daniel Fessl/www.motorline.cc

„Reifenlotterie“, „wechselhafte Bedingungen“ und natürlich „Glück“ – diese Begriffe wurden vor dem Start am meisten von den Lenkradakrobaten der Rallye-Staatsmeisterschaft in die Mikrofone der Medien diktiert…

Als dann um 15. 30 Uhr die Bosch-Rallye gestartet wurde, erfüllte der „Wettergott“ prompt die in ihn gesetzten Erwartungen…

Auf der 9,65 Kilometer langen SP „Schloss Reitenau“ erfüllt auch Beppo Harrach die in ihn gesetzten Erwartungen: Der ÖM-Leader markiert in seinem Mitsubishi Lancer Evo9 die Bestzeit, drei Sekunden vor Raimund Baumschlager im Skoda Fabia S2000.

Patrick Winter fährt in seinem Peugeot 207 S2000 nach seiner eigenen Ansicht zu vorsichtig („wie der erste Mensch“), belegt mit rund zehn Sekunden Rückstand die drittschnellste Zeit, weitere drei Sekunden dahinter Andi Waldherr im VW Polo S2000.

Auf dem kurzen Pinggau-Rundkurs setzt heftiger Regen ein, die Bestzeit markiert überraschend Andi Waldherr. Patrick Winter liegt nur 1,4 Sekunden dahinter, es folgen Harrach, Saibel und Baumschlager – alle innerhalb von 6,5 Sekunden.

Nach dem ersten Durchlauf liegen Harrach, Baumschlager, Winter und Waldherr innerhalb von 9,7 Sekunden – noch also ist die Welt in Ordnung für dieses Quartett. Doch das ändert sich auf dem nächsten „Radl“, auf dem erneut zwei Prüfungen absolviert werden.

Turbulente SP 3: Keine Sicht und Aquaplaning

Bei der zweiten Durchfahrt der SP „Schloss Reitenau“ (SP 3) gießt es wie aus Kübeln – für viele ist die Sicht gleich null, es gibt gefährliches Aquaplaning, die Autos nähern sich jenseits der 100 km/h dem Zustand der Unkontrollierbarkeit.

Rallye-Legende Kurt Göttlicher spricht wohl für viele, wenn er sagt: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Besonders schlimm trifft es Baumschlager – seine Scheibe beschlägt sich, minutenlang kann der Serienstaatsmeister nichts sehen, er verliert auf der SP beinahe 50 Sekunden, schüttelt den Kopf: „Die Rallye ist gelaufen, die Reifenwahl hat auch nicht gestimmt.“

Am schnellsten ist erneut Beppo Harrach, der wieder in einer eigenen Liga zu fahren scheint.

Auf SP 3 liegt Winter als Zweitschnellster 17,8 Sekunden zurück. Weil sich die Bedingungen offenbar bessern, tauchen die Überraschungspiloten Pöllabauer und Friedl in den Top 10 auf…

Auf der SP 4, dem 9,57 Kilometer langen Rundkurs „Rohrbach“ ist erneut Harrach der schnellste Mann - doch diesmal kann sich Waldherr, der mit seinem VW und mit sich selbst diesmal sehr zufrieden scheint, bis auf 1,8 Sekunden an den Mitsubishi-Piloten heranzoomen.

Nach den ersten vier Prüfungen führt Harrach vor 42 Sekunden vor Waldherr, Winter liegt als Dritter nur sieben Zehntel hinter dem VW-Piloten, es folgen Saibel und Baumschlager, der bereits mehr als eine Minute zurück liegt.

SP 5 & 6: Baumschlager mit Bestzeiten

Auf den abschließenden Prüfungen „Pinggau kurz“ und „Rohrbach Rundkurs“ kann der am Nachmittag noch ziemlich enttäuscht wirkende Raimund Baumschlager zurückschlagen und jeweils die Bestzeit markieren.

Allerdings muss Harrach nichts mehr riskieren, wie er erklärt: „Wir müssen keinen Druck machen und sind trotzdem vorn dabei.“ Tatsächlich liegt der Ditech-Pilot immer nur knapp hinter Baumschlager zurück.

Am Ende des ersten Tages kann sich Mario Saibel bestätigt fühlen, der als Beobachter des Shakedowns ankündigte: „Ich erwarte die totale Beppo Harrach-Show.“

Der ÖM-Leader führt am Ende der ersten Etappe rund 50 Sekunden vor Andi Waldherr – jeweils wenige Sekunden dahinter belegen Patrick Winter und Raimund Baumschlager die Plätze drei und vier.

Dreikampf um Platz zwei

Nicht nur Patrick Winter erwartet daher für den Samstag einen spannenden Dreikampf um den zweiten Platz.

Doch auch Mario Saibel liegt diesbezüglich noch in Schlagdistanz, dem MCC-Piloten fehlen nur rund zehn Sekunden auf Baumschlager.

Keine Zielflagge sieht Jubilar Willi Stengg am ersten Tag der Bosch-Rallye. Stengg reißt auf der letzten Prüfung bei einem Abflug ein Rad aus seinem Mitsubishi Lancer Evo9 und muss vorerst aufgeben.

Zufrieden kann dafür Philipp Lietz sein, der nicht nur die Gruppe H anführt, sondern auch auf dem tollen sechsten Gesamtrang glänzt.

2WD: Duell Danzinger vs Wollinger

In der 2WD-Klasse gibt es gleich auf der ersten SP einen heftigen Abflug zu beklagen – Mario Klammer, der kurzfristig für den verhinderten Max Zellhofer in den Suzuki Swift S1600 stieg, sorgt für gelbe Flaggen und für die Neutralisierung der Prüfung. Wichtig ist: Die Crew entsteigt dem verunfallten Boliden unverletzt.

Die Bestzeit markiert auf der ersten Prüfung Hannes Danzinger im Ford Fiesta R2. Hermann Neubauer liegt rund fünf Sekunden zurück und ist unzufrieden: „Ich bin nicht gut gefahren.“

Auf SP 2 kann Wollinger das Potential seines Citroen DS3 R3 ausschöpfen und die erste Bestzeit mit seinem neuen Boliden feiern. Weil dieser Rundkurs Leistung verlangt, verliert Danzinger rund 17 Sekunden, was ihn jedoch nicht weiter stört: „Bergauf fehlen uns eben die PS.“

Dafür gibt es auf der extrem verrückten, heftig verregneten SP 3 eine klare Danzinger-Bestzeit, er kann Wollinger rund 15 Sekunden abknöpfen. Neubauer kommt noch immer nicht in Fahrt, bezeichnet seine Performance als eine „Katastrophe“.

Auf dem „Rohrbach“-Rundkurs markiert dann wieder Wollinger die schnellste Zeit, Danzinger fehlen jedoch nur zwei Sekunden. Und auch Neubauer ist diesmal näher an der Spitze dran.

Nach den ersten vier Prüfungen liegen Danzinger und Wollinger nur durch 1,2 Sekunden getrennt in Führung, Neubauer folgt als Dritter mit einem Rückstand von etwas mehr als einer halben Minute.

Auf SP 5 hat Wollinger wieder knapp die Nase vorne, diesmal markiert Neubauer die zweitschnellste Zeit, Danzinger auf Platz drei.

Auf der allerletzten SP passiert Wollinger ein Malheur, er verpasst einen Abzweig und verliert auf diese Art und Weise exakt 20 Sekunden auf seinen Konkurrenten Hannes Danzinger.

Am Ende der ersten Etappe führt in der 2WD-Wertung Hannes Danzinger exakt 11,2 Sekunden vor Daniel Wollinger – bei den Zweirad-Boliden darf man also noch einen heißen, spannenden Kampf um den Sieg erwarten.

Hermann Neubauer liegt rund eine halbe Minute zurück auf Rang drei, mit etwas mehr als einer Minute Rückstand auf den 2WD-Leader belegt der aktuelle Meisterschaftsführende Michael Böhm im Abarth 500 Platz vier.

Diesel: Kogler führt

In der Diesel-Klasse läuft es zunächst für Subaru-Pilot Christian Mrlik – denn sein Konkurrent Michael Kogler erlebt auf der turbulenten SP 3 eine Schrecksekunde, bei der die Windschutzscheibe des VW Scirocco zerstört wird, Kogler muss die SP quasi im Blindflug zu Ende fahren, verliert dabei mächtig viel Zeit.

Auf dem zweiten Durchlauf jedoch passiert dem Co-Piloten von Mrlik, Leopold Welserheimb ein Lapsus, das Stohl Racing-Duo absolviert auf dem Rundkurs einen Umlauf zu wenig, was neben der zugewiesenen schlechtesten Zeit auch eine Strafminute zur Folge hat.

Am Ende der ersten Etappe liegen die beiden Diesel-Kontrahenten wieder in relativer Schlagdistanz – Kogler führt 40 Sekunden vor Mrlik. Auch in der Diesel-Klasse ist die Entscheidung noch nicht gefallen.

Die Stimmen der Piloten

Harrach: "Für uns läuft alles nach Plan, wir müssen keinen Druck machen, fahren unseren Speed und sind trotzdem vorne dabei. Die letzte SP war extrem schlammig und tricky."

Winter: "Wir haben durch unseren Ausrutscher etwas an Selbstvertrauen verloren. Die letzte SP war dann wieder ganz OK, morgen gibt's einen spannenden Kampf um Platz zwei."

Baumschlager: "Jetzt ist es viel besser gelaufen als zuvor. Wenn man nicht das nötige Glück hat, beginnen Selbstzweifel, aber gegen eine beschlagene Scheibe ist man machtlos. Jetzt bin ich aber wieder motiviert, ich habe zu den vor mir liegenden Fahrern aufgeschlossen und freu mich auf morgen."

Waldherr: "Im Großen und Ganzen ist alles OK, auch wenn es extrem rutschig ist. Das Wetter ist halt ein großes Fragezeichen, ich hoffe auch morgen auf Regen, es kommt auf die richtige Reifenwahl an."

Saibel: "Ich hab auf dem Rundkurs einen Fehler gemacht, damit war die Zeit dahin. Ich freu mich auf morgen, da kommen wirklich selektive Prüfungen und keine Rundkurse."

Kovar: "Wir sind froh die Etappe hinter uns zu haben, jetzt gilt die ganze Konzentration dem morgigen Tag."

Neubauer: "Ich habs ein bisserl übertrieben und mich zwei Mal gedreht, sonst wars ganz OK. Vielleicht hat der Wettergott morgen etwas Einsehen mit uns."

Danzinger: "Ein fast perfekter Tag, die Reifenwahl hat fast immer geklappt, jetzt hoffen wir natürlich, dass das Regenwetter morgen weitergeht."

Wollinger: "Auf der letzten SP haben wir einen Abzweig verpasst und einige Zeit liegen lassen. Morgen fahren wir vollen Angriff, für heute bin ich zufrieden."

Böhm: "Ich bin jetzt die dritte SP-Zeit gefahren, damit bin ich zufrieden. Vielleicht geht sich morgen noch ein 2WD-Stockerl aus, das Auto läuft perfekt und wir sind in Schlagdistanz."

Lietz: "Es ist alles perfekt gelaufen, die Reifen haben gepasst, wir können zufrieden sein, alles läuft nach Plan."

Mrlik: "Wir sind bei einem Rundkurs leider eine Runde zu wenig gefahren und sind dadurch auch hinter Michael Kogler zurückgefallen. Aber wir sind dran, morgen bleibts spannend."

Acht SP am Samstag

Am Samstag sind noch acht Sonderprüfungen zu absolvieren – darunter auch die längste SP, der lange Pinggau-Rundkurs zu 34 Kilometern, der zweimal absolviert wird.

Die zweite Etappe wird um punkt 8 Uhr gestartet.

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