RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rallye-ÖM: Castrol-Rallye

Harrach und Aigner dominieren am ersten Rallyetag

Der eine dominiert schon seit längerem, der andere lieferte heute ein beeindruckendes 2WD-Debüt. Sonst gab es einige enttäuschte Gesichter zu sehen…

Michael Noir Trawniczek
Foto: Daniel Fessl

„Man kann mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht probiert habe oder dass ich nicht motiviert sei – mehr ist zurzeit einfach nicht möglich“, zuckt Raimund Baumschlager mit den Achseln. Und seine Augen blicken wehmütig in die Ferne…

Denn zunächst beginnt die Castrol-Rallye recht erfreulich für den regierenden Staatsmeister im Skoda Fabia S2000 Evo2: Bestzeit auf der ersten Prüfung, endlich wieder ganz oben auf der Zeitenliste - wenngleich Beppo Harrach, der ÖM-Leader im Mitsubishi Lancer Evo 9, neuerdings mit R4-Kit ausgerüstet, nur zwei Sekunden zurückliegt.

Doch schon auf der zweiten Prüfung verdunkelt sich der Himmel – nicht nur über Baumschlager, sondern auch über Judenburg. Der „Wettergott“ zeigt sich – im Grunde den ganzen Tag über - von seiner launischen Seite: Einmal Regen, dann wieder Sonnenschein, doch so richtig loslegen kann der Regen nicht, es sind stets nur vereinzelte Schauer. Für die Rallyepiloten besonders knifflig…

Auf SP 2 ist der Belag nass, es regnet jedoch nur sporadisch. Obwohl Harrach bei einem Sprung die Heckscheibe zu Bruch geht und er zudem auf Mario Saibel aufläuft, kann der DiTech-Pilot mit seiner Bestzeit Baumschlager 12,7 Sekunden abknöpfen, auf SP 3 kommen noch einmal 13,5 Sekunden dazu.

Baumschlager & die „Formel Super 2000“

Am Nachmittag das gleiche Bild: Ein leichtes Aufbäumen von Baumschlager am „Gaberl“, danach zwei Harrach-Bestmarken und ein enttäuschter Serienstaatsmeister – der sich damit tröstet, dass er in der „Formel Super 2000“, wie er sie nennt, die Führung inne hat, dass er heuer schneller fahren würde als im letzten Jahr und die anderen Gegner weiter zurück liegen würden als 2010.

Nachdem sich der Regen den ganzen Tag über nicht so recht traut, wirklich auszubrechen, verliert er kurz vor dem Finale des ersten Tages, dem Start des legendären Stadtkurses von Judenburg jedwede Hemmung - ein wahrer Wolkenbruch begleitet die Show im „steirischen Monaco“. Die letzte Bestzeit des ersten Tages angelt sich Mario Saibel im Mitsubishi Lancer Evo X.

Raimund Baumschlager belegt nach der ersten Etappe mit 29,4 Sekunden den zweiten Platz hinter dem abermals souveränen Beppo Harrach, der die Frage, ob er das R4-Kit an seinem Evo 9 spüren könne, nicht beantworten kann: „Dazu ist es noch zu früh, derzeit würde ich nicht sagen, dass ich einen großen Unterschied spüre.“ Dass Harrach den Tag mit großer Zufriedenheit beendet, braucht nicht erklärt zu werden – einmal mehr ist der Rallyeschulenbesitzer das Maß der Dinge.

Winter & die Strafminute

Auf Platz drei hätte wohl Patrick Winter nach einer leicht turbulenten Show am Stadtkurs den Tag beendet - wenn da nicht Co-Pilotin Daniele Stummer kurz vor dem Start der ersten SP der Gurt aufgesprungen wäre und das Duo in Folge nicht rechtzeitig starten konnte und dafür eine Strafminute ausgefasst hätte.

Wenn er diese Minute abzieht kann Winter jedoch mit seiner Performance zufrieden sein, stellt sie doch eine deutliche Steigerung gegenüber dem letzten Antreten bei der Bosch-Rallye dar.

Gar nicht lange dauert die Castrol-Rallye für Andreas Waldherr, der auf der zweiten SP den VW Polo S2000 aus Südafrika mit Getriebeschaden abstellen und die Rallye als Zuschauer verfolgen muss.

Stohl & die Enttäuschung

Bitter enttäuscht spricht Manfred Stohl davon, dass er ratlos sei, dass er nicht wisse, warum er mit dem Subaru Impreza WRX STi mit R4-Kit einen derart großen Rückstand aufweise.

Auch mit seiner persönlichen Performance sei er heute nicht zufrieden, sagt der Rennstallbesitzer, der den RB4-Subaru, der normalerweise mit Toshi Arai in der IRC eingesetzt wird, in Judenburg einem Leistungstest unterziehen wollte…

Der Ausfall von Waldherr, die Strafminute von Winter, der Rückstand von Stohl – so kann sich Mario Saibel am Ende der ersten Etappe mit einem Rückstand von 1:15 Minuten über den dritten Gesamtrang freuen. Dazu passt die Bestzeit auf dem abschließenden Stadtkurs. „Wir haben keine Probleme“, freut sich Saibel.

Dreikampf um Platz drei

Doch morgen werden wohl Stohl und Winter alles versuchen, um doch noch das Podest stürmen zu können.

Stohl fehlen auf Rang vier liegend weniger als zehn Sekunden auf Saibel - bei Winter, auf Gesamtrang fünf liegend, sind es rund 30 Sekunden. Weitere fünf Sekunden dahinter lauert Hermann Gassner senior im Evo 9.

Andi Aigners bärenstarke Zweiradpremiere

Eine elektrisierende Premiere liefert Andreas Aigner bei seinem ersten Antritt in einem Zweiradfahrzeug. Der Auftritt im Renault Clio R3 von Eddy Schlager wird zumindest am ersten Tag zu einem Triumphzug der besonderen Art.

Mit funkelnden Augen berichtet er begeistert von der Ausfahrt in jenem Auto, in das er sich unlängst unter anderem wegen des brüllenden Motorsounds „verliebt“ hatte: „Dieses Auto macht unglaublichen Fahrspaß – beinahe mehr als in einem Allrad-Boliden…“

Der PWRC-Weltmeister des Jahres 2008 zieht quasi Kreise um seine Gegner und führt nach der ersten Etappe 1:16 Minuten vor Daniel Wollinger, der mit seinem Citroen DS3 R3 immer besser zurechtkommt.

Ganz anders die Lage bei Hermann Neubauer. Gleich auf SP 1 ein Plattfuß am Suzuki Swift S1600, auf SP 2 Kupplungsprobleme und ein Ausrutscher, dann erneut Probleme mit der Kupplung. Auch am Nachmittag läuft es ebenfalls nicht optimal für den Suzuki Junior, der am Schluss auch noch vom „Wettergott“ ausgetrickst wird und eine falsche Reifenwahl trifft.

Mit 1:46 Minuten Rückstand auf den führenden Aigner belegt Neubauer dennoch hinter Wollinger Platz drei der 2WD, zehn Sekunden dahinter liegt der Tabellenführende Michael Böhm auf Rang vier.

Lediglich hinter Fornasiero auf dem enttäuschenden sechsten Platz der 2WD ist Hannes Danzinger an diesem ersten Rallyetag zu finden – ernsthafte Probleme gab es jedoch nicht an seinem Ford Fiesta R2. Der Hintergrund: Die zum Teil ziemlich schnellen Passagen verlangen Pferdestärken – und davon hat der R2 zu wenig.

Trost holt sich Naturtalent Danzinger dann abends auf dem Stadtkurs, als er im strömenden Regen die 2WD-Bestzeit und die formidable sechste Gesamtzeit markiert.

Noch hinter Danzinger rangiert Max Zellhofer im zweiten Suzuki S1600 – der Routinier riskiert auf dem letzten „Ringerl“ zu viel, lässt die Intermediates an der Box – und rutscht hernach hilflos im Regen umher. „Als alter Fuchs hätte ich nicht so viel riskieren dürfen“, lacht Zellhofer.

Einen schweren Ausritt verzeichnete das Duo Andreas Frey/Rene Kiesling. Die beiden Waldviertler im Renault Clio fuhren nach etwas mehr als 10 Kilometern auf der SP 5 in einen nach einer Kuppe stehenden Baum. Dabei wurde der Copilot eingeklemmt, aber von den Sicherheitskräften befreit. Er erlitt eine Oberschenkelfraktur, sein Kollege Frey einen Schock.

News aus anderen Motorline-Channels:

Rallye-ÖM: Castrol-Rallye

- special features -

Weitere Artikel:

„Vollgassreini-Projekt“

Mit 50 Copilot werden - wie geht das?

Ein 50-jähriger Rallyefan erfüllt sich den Traum, Copilot zu werden - via Social Media lässt er seine wachsende Fangemeinde am „Vollgassreini Projekt“ teilhaben…

Achims Sport am Montag

Kolumne: Die Uhren lügen nicht

Achim Mörtl hinterfragt den seiner Meinung nach farblosen Auftritt von Simon Wagner am Wochenende beim ERC-Lauf in Ungarn und stellt die Frage nach seinen Zielen.

ERC, Gran Canaria: Etappe 1

Wagner hofft auf Sprung nach vorne

Simon Wagner nach der ersten Etappe der Gran Canaria Rallye auf Platz 14 - Hermann Neubauer auf Platz 23. Waldherr Motorsport mit Chancen in der ERC4.

Achims Sport am Montag

Kolumne: Alles wie gehabt?!

Max Verstappen bügelt wieder alle in Japan her und Simon Wagner arbeitet seine Gegner im Lavanttal auf! Und der Rest? Mit zu wenigen Ambitionen und zu farblos.

Am Samstag wurde in Neuzeug der für Christof Klausner wiederaufgebaute Audi quattro präsentiert - im Gedenken an seinen verstorbenen Bruder wird Thomas Klausner den Boliden bei der quattrolegende zum ersten Mal pilotieren.

Auf den knüppelharten Schotter-Stages der Ungarn-Rallye schaffen Wagner/Winter das angepeilte Top 10-Ergebnis. Kramer/Kvick nach Überschlag out.