RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rallye-ÖM: Schneebergland

„Es gab keinen anderen Termin“

Gerwald Grössing spricht als Rallyepilot und als Initiator der Schneebergland-Rallye – er stellt sich auch kritischen Fragen zur zweiten Ausgabe des Schotter-Events.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl, motorline.cc

Die Schneebergland-Rallye wurde heuer zum zweiten Mal abgehalten. Es gab strahlende, leuchtende Gesichter von Rallyepiloten, die gar nicht mehr aufhören konnten, von den selektiven Schotterprüfungen zu schwärmen.

Zugleich gab es aber auch Kritik – schließlich war das Teilnehmerfeld mit 32 Teams das kleinste seit mehr als zwanzig Jahren.

Warum man ausgerechnet an jenem Wochenende die Rallye abhielt, an dem auch die Niederbayern- und die Barum-Rallye stattfanden, was es mit der SP ‚Haraseben‘ auf sich hat und vieles mehr beantwortet Gerwald Grössing im Gespräch mit motorline.cc.

Gerwald, welches Resümee ziehst du nach der Schneebergland-Rallye?

Auf sportlicher Ebene sind wir natürlich sehr zufrieden mit dem zweiten Platz quasi vor meiner Haustüre – auch wenn wir vom Pech Beppo´s profitiert haben, aber so ist nun mal der Rallyesport. Wir konnten insgesamt am Freitag gut mit der Spitze mithalten, am Samstag gab es einen Rückschlag mit der gebrochenen Antriebswelle und einer gerissenen Bremsleitung und so ich glaube auch, dass der zweite Platz am Ende absolut in Ordnung geht.

Du fährst neuerdings nicht mehr im Team von Raimund Baumschlager…

Das stimmt – allerdings stimmt es nicht, dass wir uns im Streit getrennt haben, wie es gerüchteweise heißt. Wir haben uns einvernehmlich getrennt, ich wollte einfach wieder etwas Neues ausprobieren, das ist alles.

Mit meinen ehemaligen Technikern habe ich nach wie vor ein sehr gutes Einvernehmen.

Und als einer der Initiatoren der Schneebergland-Rallye? Welches Resümee ziehst du nach der zweiten Ausgabe dieser Schotter-Rallye?

Wir können mit der zweiten Ausgabe sehr zufrieden sein, wir haben sehr viel positives, aber auch weniger positives Feedback erhalten, von den Fans und auch von den Aktiven. Dass so wenig Teams teilgenommen haben, ist darüber hinaus ein bitterer Beigeschmack.

Einer der Hauptkritikpunkte ist der Termin – zugleich mit der Niederbayern- und der Barum-Rallye. Warum hat man ausgerechnet dieses Wochenende gewählt?

Es blieb uns nichts anderes übrig. Ursprünglich haben wir uns für einen Termin Anfang Juli beworben, doch den hat bekanntlich die Maribor-Rallye bekommen.

Danach, in der Zeit von Juli bis Mitte August sind hier alle Waldbesitzer mit Forstarbeiten beschäftigt, sie müssen vor der Sommerpause alle Verträge mit der Holzindustrie erfüllen. In dieser Zeit kannst du unmöglich eine Woche oder zehn Tage die Forstwege für die Rallye in Anspruch nehmen, das geht einfach nicht.

Ein späterer Termin wäre wiederum wegen der Brunftzeit der Hirsche unmöglich gewesen – denn brunftige Hirsche und Rallyeautos passen nicht gut zusammen, da muss man schon der Natur Respekt zollen.

Wir bemühen uns aber für nächstes Jahr um einen besseren Termin. Anfang Juli ist ins Auge gefasst.

Wie weit stehen die Pläne für das kommende Jahr?

Wir konnten uns mit Gerhard Leeb einigen und wollen die Rallye gemeinsam organisieren. Jetzt werden noch intensive Sponsorengespräche geführt – wir haben bislang die Rallye aus privaten Mitteln finanziert, doch das soll sich nun ändern.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei meinen „Mitstreitern“, Bruno Gruber und Fritz Poiss auf das Herzlichste Bedanken. Aber ebenso bei Gerhard Leeb und seiner Familie, denn eines sei einmal ganz klar und deutlich gesagt: Mit der Schneebergland-Rallye hat niemand auch nur einen Cent verdient. Dass die Leebs sich da so ins Zeug gelegt haben, zeugt von ganz großem Sportsgeist!

Wir haben gezeigt, dass wir eine tolle, eine charismatische Rallye auf die Füße gestellt haben - jetzt brauchen wir Unterstützung, auch vom Land. Doch die Menschen rund um Rohr im Gebirge haben sehr positiv auf die Rallye reagiert, ich bin guter Dinge.

Manche Piloten haben im Zusammenhang mit der Sonderprüfung ‚Haraseben‘ von einer ‚Kaputtschlägerprüfung‘ gesprochen…

Das ist für mich unverständlich. Ich sage es einmal so: Wenn einer auf der SP ‚Haraseben‘, die natürlich in höchstem Maße anspruchsvoll ist, abstellt, weil es ihm einfach zu schwierig ist, dann kann ich das gut verstehen…

Aber aus einem persönlichen Unvermögen heraus zu sagen, die SP sei eine ‚Kaputtschlägerprüfung‘, wie das im Rally & more zu lesen war, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.

Es gab auf der SP ‚Haraseben‘ lediglich zwei Stellen, die verbessert werden müssen – ansonsten jedoch ist diese Prüfung eine der besten Schotterprüfungen oder sogar die beste Sonderprüfung, die wir in Österreich haben. Sie ist hart, aber sie ist ganz sicher keine ‚Kaputtschlägerprüfung‘.

Etwas anderes sind die Sonderprüfungen in Schwarzau – die waren wirklich extrem und das werden wir auch ganz sicher für das kommende Jahr ändern. Dort wurden die Autos wirklich maximal beansprucht - die SP ‚Haraseben‘ ist zwar schwierig zu fahren, stellt aber für das Material kein großes Problem dar. Wir wollten eine anspruchsvolle Schotter-Rallye – und jetzt haben wir eine!

Ein ganz wichtiger Punkt wird jedoch auch sein, auch am Freitag ausschließlich auf Schotter zu fahren, um so auch jene Fahrer zu erreichen, die einfach nur Schotter fahren wollen. Alternativen gibt es schon, die Verhandlungen laufen…

Ich muss noch einen Kritikpunkt erwähnen. Im Rally & more-Bericht wird auch negativ erwähnt, dass einer der Funktionäre, der Rallyeleiter nach dem Ausfall von Beppo Harrach in den Presseraum kam und vor den anwesenden Journalisten jubelnd vom ‚schönsten Tag meiner Karriere‘ sprach. Was sagst du als Initiator dieser Rallye zu einem solchen Verhalten?

Dazu möchte ich eigentlich gar nicht Stellung nehmen – nur so viel sei gesagt: Ich erwarte mir von jedem Funktionär und allen offiziellen Organen einer Sportveranstaltung, dass sie sich unparteiisch und fair verhalten. Das muss man wohl verlangen können. Fairness und Professionalität als oberste Prämisse. Punkt.

Sportsgeist sollte man auch von den Fans erwarten dürfen – doch es gab einen Zwischenfall mit einem sehr großen Stein, den Philipp Lietz getroffen hat, was ihm den Ausfall einbrachte. Es gibt hier Vermutungen, dass der Stein von so genannten ‚Fans‘ platziert wurde…

Ich habe meine Onboardaufnahmen der Polizei zur Verfügung gestellt, denn zurzeit wird ermittelt, ob dieser Stein mutwillig in den Weg gelegt wurde. Manfred und ich konnten gerade noch ausweichen, der Philipp hat den Stein zu spät gesehen. Ich kann natürlich nicht sagen, ob der Stein herausgefahren wurde oder ob er mutwillig dort platziert wurde, das ist Gegenstand der Ermittlungen.

Jedenfalls ist es ein Signal an solche ‚Fans‘ – dass es sich um kein Kavaliersdelikt handelt, sondern dass dann auch von der Polizei ermittelt wird…

Ja. Heutzutage ist fast jedes Rallyeauto mit einer HD-Kamera ausgerüstet – so kann sehr wohl ermittelt werden, ob und wer in der Nähe eines Vorfalles gestanden hat. Ich kann nur appellieren, dass man es unterlässt, die Rallyepiloten solcherart in Gefahr zu bringen. Das hat mit Rallyesport nichts mehr zu tun und kann fatale Folgen haben. Zum Glück sind solche Fans eindeutig in der Minderheit.

Wie geht es bei dir als Pilot weiter? Du bist ja auch bei der kommenden ARBÖ-Rallye am Start…

Wir sind nach dem zweiten Platz bei meiner Heimrallye natürlich bis auf die Haarspitzen motiviert, das ist klar. Wir wollen die Gruppe H gewinnen und in der Gesamtwertung sollten wir es in die Top 4 oder Top 5 schaffen. Wir werden jedenfalls kräftig Gas geben, ich freue mich schon sehr auf die Rallye.

Dann wünsche ich dir viel Glück in Admont.

Danke sehr.

News aus anderen Motorline-Channels:

Rallye-ÖM: Schneebergland

- special features -

Weitere Artikel:

WRC, Rallye Portugal: Nach SP18

Sebastien Ogier führt nach Rovanperäs Crash

Nach einem Unfall des bisherigen Spitzenreiters Kalle Rovanperä geht sein Teamkollege Sebastien Ogier als Führender in den Schlusstag der Rallye Portugal

Die Kolumnen von Achim Mörtl polarisieren, für die einen ist er Nestbeschmutzer, den anderen zu milde. Der Kärntner erklärt die Motivation hinter seinen Kolumnen und warum er immer die höchsten Ansprüche an sich selbst stellt.

Am Samstag wurde in Neuzeug der für Christof Klausner wiederaufgebaute Audi quattro präsentiert - im Gedenken an seinen verstorbenen Bruder wird Thomas Klausner den Boliden bei der quattrolegende zum ersten Mal pilotieren.

Rallye Portugal 2024

60. WRC-Sieg für Sebastien Ogier

Sebastien Ogier feiert bei der Rallye Portugal seinen 60. Sieg in der Rallye-Weltmeisterschaft: Thierry Neuville setzt sich in der WM-Wertung von Elfyn Evans ab

Auf den knüppelharten Schotter-Stages der Ungarn-Rallye schaffen Wagner/Winter das angepeilte Top 10-Ergebnis. Kramer/Kvick nach Überschlag out.