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Günther Knobloch Blog
Fotos: Daniel Fessl, Rallyepics by Autengruber

Nach Lengi´s Sensationssieg: WM? ORM? Tagesordnung?

Nach Lengi´s Sensationssieg bei der Jännerrallye - auf zur Rallye-WM, ORM oder doch zur Tagesordnung? - ein Blogeintrag von Günther Knobloch.

Talent alleine reicht schon lange nicht mehr aus, das ist spätestens seit den 70igern und dem Start der Karriere von Niki Lauda bekannt. Damals nahm „Niki“ bekanntermaßen einen Kredit auf, um in die Formel 1 einsteigen zu können. Ob das clever war, ist Betrachtungssache, aber: um seinen Plan umsetzen zu können, war das auch damals schon notwendig. Egal ob Formel 1 oder Rally1, um in eines der aktuell 20 Formel 1 oder acht Rally1 Cockpits zu kommen, braucht es neben sehr viel Talent und der sportlichen Leistung auch die richtigen Partner, die hinter so einem Programm stehen.

Die letzten beiden Österreicher, die an WRC-Kampagnen (heute Rally1) teilnehmen durften, waren auch die beiden bislang international erfolgreichsten Rallyepiloten Österreichs, beide waren unter anderem auch Weltmeister mit seriennahem Rallyefahrzeugen. Manfred Stohl mit Hauptsponsor OMV (2007 im Citroën Xsara WRC) und Andreas Aigner mit Hauptsponsor Red Bull (2006 im Škoda Fabia WRC), beides liegt über 15 Jahre zurück. Damals gab es zudem noch deutlich mehr Cockpits in der höchsten Rallye-Kategorie. Die acht Rally1 Cockpits teilen sich 2024 voraussichtlich 11 Piloten. Zwei davon waren letztes Jahr auch bei der „Jänner“ am Start: der Franzose Adrien Formaux und der Luxemburger Grégoire Munster, 2024 beide Werkspiloten für M-Sport Ford. Aus heutiger Sicht also unmöglich, dass bald wieder ein Österreicher in so einem Cockpit sitzt?

Was ist schon unmöglich? Jänner 2023, die Sensation für Experten!

Während Fourmaux 2023 direkt aus der Rally1-WM-Saison 2022 in die WRC2 „abstieg“, kam Munster – der zweite Red Bull Ford Rally1 Pilot 2024 – aus der Rally2. Beide hatten im Jahr davor eine zweistellige Anzahl an Rallyes in der WM absolviert. Während Fourmaux die „Jänner“ 2023 gewinnen konnte, kämpfte Munster mit einigen Problemen, letztendlich wurde er wegen unerlaubter Reifen disqualifiziert. Während der Rallye kämpften beide WM-Piloten mit der österreichischen Spitze, darunter Michael Lengauer, der damals in meinem vier Jahre alten „2018er Spec“ SKODA Fabia Rally2 unterwegs war. Bereits in SP 5 fuhr er seine erste Bestzeit, nach etwa 40 Kilometern Test, bei seiner Rally2-Premiere! Und es sollte nicht das einzige Mal sein, dass Michael Lengauer die beiden jetzt Red Bull gesponserten Ford Werkspiloten quasi „aus dem Stand“ bügelte. Schneller als Adrien Fourmaux war „Lengi“ auf drei Sonderprüfungen, schneller als Grégoire Munster gar auf allen, lediglich nicht nach dem letzten Service – da wurde Munster jedoch wegen der unerlaubten Reifen disqualifiziert. Für mich waren Lengi´s SP-Zeiten sowie Platz vier Gesamt, bei seiner Rally2-Premiere, eine Sensation. Mit so wenigen Kilometern zwei WM-Piloten im älteren Auto zu fordern, abstrakt!

Eine zweite Rallye stand für 2023 im Raum – dem entgegen stand Lengi´s laufendes Hausbau-Projekt und die Ungewissheit, ob sich – wenn er das macht – die „Jännerrallye 2024“ wieder finanzieren lassen würde. Mir und anderen Experten war klar, dass hier gerade unglaubliches geleistet wurde – für die breite Masse sind Begleitumstände wie „Seattime“ oder „technische Performance vom jeweiligen Fahrzeugspec“ aber nicht greifbar, und ein vierter Platz ist ohne die Relationen und das entsprechende Hintergrundwissen eben keine Sensation. Entsprechend limitiert lässt sich so ein Ergebnis auch in Sponsorengeld ummünzen.

37. LKW FRIENDS on the road Jännerrallye powered by Wimberger 2024 – BUMM, Sieg!

Lengi entschied letztlich clever, setzte alles auf die eine Karte „Jänner 2024“, hielt dem Druck stand und triumphierte. BUMM, Sieg - das hat gesessen!

Michael hat sich dazu für das Team BRR entschieden. Da der „BRR-Evo“ im 2021er Spec unserem 2018er Spec Rally2 (den Lengi 2023 gefahren ist) sehr ähnlich ist, entschied sich Lengi für diesen - nicht den aktuellen FABIA RS Rally2, den Julian und Simon Wagner nutzten. Das Team um Raimund Baumschlager brachte nicht nur sehr viel Jänner-Erfahrung, sondern auch den Jänner-Sieger aus 2019 – Julian Wagner – mit ins Umfeld. Julian hatte 2019 die Jänner im Rally2 dominiert – mit über acht Minuten Vorsprung. Der Vorsprung erinnerte damals an Franz Wittmann im Audi. Lengi sah den SKODA Vizestaatsmeister aus 2019 als perfekte Benchmark im Team. Dass Julian nach dem Sieg im Stellantis Cup Benelux 2023 in Sachen Seat-Time haushoch überlegen war, hatte für Lengi keine Relevanz. Warum auch - letztlich war Simon Wagner der Favorit, und der fuhr alleine 2023 im FABIA RS Rally2 wesentlich mehr SP-Kilometer als „Lengi“ seit seiner ersten Rallye vor 9 Jahren insgesamt. Am Papier war es ohnehin eine „Mission impossible“.

Philip Kreisel und Daniel Foissner machten als Eis-Crew einen super Job, BRR als Einsatzteam. Nach zwei Prüfungen „warmfahren“ am Freitag knallte Lengi Samstagfrüh in Pierbach die erste Bestzeit auf den rutschigen Asphalt, übernahm die Führung der Rallye und gab Sie bis ins Ziel (nach 18 Sonderprüfungen) kein einziges Mal mehr ab. Aber nicht etwa, weil Gegner ausfielen – die beiden Europameister (Chris Ingram aus England und Filip Mares aus Tschechien) hatten zwar am Sonntag Probleme, aber auch bis Samstagabend konnte Lengi die beiden ausländischen Gäste bereits um 41 bzw. 12 Sekunden distanzieren. Ähnliches gilt für die beiden mehrfachen Rallye-Staatsmeister Julian und Simon Wagner, die ebenfalls eine starke Rallye fahren konnten und letztlich das Podium beim ORM-Auftakt neben Michael Lengauer komplettierten. Sieg und Meisterschaftsführung für Lengi aus dem Stand nach einem Jahr Pause – mehr geht nicht!

„A new star is born” titelte eine Zeitung. Geboren wurde Lengi vor 29 Jahren (ist also ein Jahr jünger als Simon Wagner) sein Talent war (wenn man genau genug geschaut hat) schon seit einigen Jahren sichtbar, aber ja; der „Star“ wurde wirklich bei der „Jänner 2024“ geboren - erstmals wurde für eine breite Öffentlichkeit in Österreich Lengi´s Talent sicht- und greifbar. Seinem grandiosen Sieg und der großflächigen Berichterstattung sei Dank, die Jänner war 2024 einerseits sehr gut besucht, in Sachen Medien- und TV-Reichweite hat sie zudem wieder alles seit vielen Jahren im österreichischen Rallyesport Dagewesenes getoppt und Lengi stand als Sieger natürlich im Fokus. Eines der international relevantesten Rallye-Portale (Dirtfish) titelte vor wenigen Tagen „THE UNKNOWN RALLYING TALENT THAT’S STUNNED EUROPE“. Verblüfft bringt es eigentlich ganz gut auf den Punkt. Dass Lengi ohne große Fehler bei seinem zweiten Rally2-Einsatz vermutlich aufs Podium fahren würde, war realistisch. Aber ein Sieg gegen zwei Europameister und die beiden Wagner-Brüder, die Lengi in Sachen Erfahrung allesamt um ein Vielfaches überlegen sind, da kann man verblüfft schon stehen lassen - das gilt auch für mich.

Auf zur Rallye-WM, ORM oder doch zur Tagesordnung?

Und jetzt? Zur Tagesordnung übergehen? Kann man machen - sollte man aber nicht, wenn man ein Herz für den Rallyesport hat. So ein außergewöhnliches Ereignis kommt nur sehr selten vor. Noch nie zuvor hat ein Pilot mit so wenig Erfahrung die Jännerrallye gewonnen, ein Stück österreichische Rallyegeschichte. Von Michael beeindruckt sind auch ganz andere Kaliber als ich – beispielsweise der Altmeister und 10-fache Jänner-Rekordsieger Franz Wittmann. Der bekannteste Unterstützer von Lengi ist aber sicher die Rallye-Legende Walter Röhrl (hier der Link zum Unterstützer-Video), vom Großmeister so ein persönliches Statement zu bekommen, das ist mehr als nur ein Ritterschlag.

Nach einem dermaßen fulminanten Sieg aus dem Stand verdient Lengi aus meiner Sicht eine noch viel breitere Unterstützungswelle, die ihm zumindest einmal weitere Starts in Rally2-Fahrzeugen ermöglicht. Ich würde mich freuen, wenn ich mit meiner „Laudatio“ dazu beitragen kann, dass möglichst viele motorsportaffine Unternehmen und Persönlichkeiten Lengi unterstützen und ihm weitere Starts ermöglichen. Ich werde künftig ebenfalls weiterhin einen Beitrag dazu leisten.Um abschließend auch noch auf den zweiten Teil der Schlagzeile einzugehen: in Sachen „Talent“ wäre ein Start von Lengi in der Rallye-WM sicher zeitnah möglich (zuerst Rally2, später Rally1), in Sachen Budget und Partnerumfeld scheint das aus heutiger Sicht aber noch völlig undenkbar. Aber mal ganz ehrlich, war das bis vor Kurzem mit seinem Jännerrallye-Sieg nicht dasselbe? Dream big!

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Zunächst möchte Lengi so bald wie möglich wieder in einem Rally2 sitzen. Neue Mitgliedschaften im „Lengi Supporter Club“ helfen ihm dabei - diese kosten € 2.000.-, eine Logopräsenz auf Lengi´s Rally2 Boliden bieten wir ab € 3.000.- an. Für Firmen, die an einem vollflächigen Fahrzeugdesign im „Firmenlook“ interessiert sind, erstellen wir gerne einen individuellen 3D-Entwurf in Firmen-CI. Die Werbung im Rahmen der „Jänner“ hat sich für alle „Lengi-Partner“ gelohnt, darüber hinaus hatte zumindest ich auch viel Freude daran. Sehr gerne war ich bei der „Jänner“ als Lengi-Sponsor mit dabei, es war sicher nicht das letzte Mal. Wer künftig auch Lengi´s Karriere unterstützen möchte, bitte an Michael Lengauer oder gerne auch an mich eine Mail schreiben - wir übersenden gerne Infos dazu, die Rebenland-Rallye rückt in großen Schritten näher!

Zur Website von Michael Lengauer inkl. Crowd-Funding - www.michael-lengauer.at

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