RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rallye-ÖM: Schneebergland

Wie gewonnen...

Im Ziel der vorletzten SP reißt sich Harrach ein Rad aus, Stohl erbt den Sieg vor Grössing, Danzinger sensationeller Dritter und 2WD-Sieger.

Michael Noir Trawniczek

Nur wer es auf die Zielrampe schafft, darf am Ende jubeln – diese Erkenntnis aus dem „Rallye-Lehrbuch“ wird an diesem turbulenten zweiten Tag der Schneebergland-Rallye gleich mehrmals auf eine für die Betroffenen bittere Art und Weise bestätigt…

Noch am Samstagnachmittag rechnen sämtliche Experten damit, dass wenige Stunden später nicht nur der Sieger der zweiten Schneebergland-Rallye, sondern zugleich auch der neue Rallye-Staatsmeister gekürt wird…

Zunächst nämlich hat Beppo Harrach wie schon am Vortag die Rallye unter Kontrolle, auch wenn Manfred Stohl im Laufe des Tages sechs Bestzeiten markieren kann. Schon vor dem Nachmittag mit den knochenharten und selektiven Prüfungen „Schwarzau“ und „Haraseben“ sind sich die Protagonisten einig: Auf den Nachmittags-Prüfungen wird das Material besonders hart beansprucht, da kann noch vieles passieren…

Aus für Lietz

Zunächst erwischt es Philipp Lietz, der an diesem Tag eine Hochschaubahn der Gefühle durchläuft. Der Mitsubishi Evo VII-Pilot hat am Vormittag, auf SP 8 von einem Antriebswellenschaden am Evo VII seines direkten Gegners Gerwald Grössing profitiert, lag bereits auf dem dritten Gesamtrang.

Am Nachmittag wird er von Grössing wieder abgefangen, so freundet sich „Philfun“ mit dem immer noch formidablen vierten Gesamtrang an. Doch dann, auf der zweiten Durchfahrt der SP „Haraseben“ bricht eine Aufhängung, enttäuscht muss Lietz aufgeben.

Schon auf der nächsten Prüfung überstürzen sich die Ereignisse. Das Wetter hat gedreht – der Himmel verdunkelt sich. Während die Prüfungen „Schwarzau“ und „Haraseben“ ein letztes Mal absolviert werden, dreht der „Wettergott“ mächtig auf, zeigt noch einmal, was er kann. Am Ende berichten die Piloten sogar von Schüttregen und Hagel…

Paukenschlag auf SP 17

Nicht wenige betrachten die Rallye bereits als längst entschieden – da passiert es: Im Zielbereich der „Schwarzau“-Prüfung trifft der führende Beppo Harrach einen Stein und reißt sich das rechte Vorderrad seines Mitsubishi Lancer Evo IX aus.

Nach einem Reparaturversuch startet Harrach in die letzte SP, doch dort kommt der Wagen nach einem Kilometer endgültig zum Erliegen. Harrach muss nach fünf ÖM-Siegen in Folge eine Nullrunde hinnehmen – die Titelentscheidung ist somit vertagt. Harrach kann sich frühestens bei der Admont-Rallye zum Meister küren…

„So kurz vor Schluss, den Sieg und den Staatsmeistertitel vor Augen auszufallen, ist natürlich bitter“, kommentiert der enttäuschte Niederösterreicher. Und fügt hinzu: „Ich werde jetzt eben bei der Admont-Rallye versuchen, den Titel zu fixieren.“

Des einen Leid, des anderen Freud – wobei sich diese bei Manfred Stohl zunächst zumindest in Grenzen hielt. „Ich bin schon zu lange in diesem Geschäft, sodass ich weiß, dass so etwas immer und jedem passieren kann“, kommentiert Stohl den Ausfall seines Konkurrenten.

Im strömenden Regen sichert sich Manfred Stohl mit seiner Co-Pilotin Ilka Minor gleich in der ersten Rallye der Zusammenarbeit mit dem neuen Sponsor „Nichts leichter als Erdgas“ den Sieg. „Der Tag ist gut gelaufen, zum Glück war immer Druck vorhanden“, fügt Stohl hinzu.

Sein bislang bestes Ergebnis in der Rallye-ÖM darf „Hausherr“ Gerwald Grössing, der Initiator der Schneebergland-Rallye bejubeln. Der Evo VII-Pilot beendet „seine“ Rallye auf dem tollen zweiten Platz. „Ich freue mich natürlich sehr, in meiner Heimat ein derart gutes Ergebnis erzielt zu haben“, freut sich Grössing.

Danzinger: Platz 3 und 2WD-Sieg

Jubel auch bei Hannes Danzinger – der Ford Fiesta R2-Pilot gewinnt nicht nur das über die gesamte Rallye tobende Duell gegen Hermann Neubauer im Suzuki Swift S1600, er steigt auch als Gesamtdritter auf das Podium.

„Ich bin überglücklich, bei dieser anspruchsvollen Rallye nicht nur die 2WD-Wertung gewonnen, sondern auch den dritten Gesamtrang belegt zu haben“, zieht der Niederösterreicher eine mehr als positive Bilanz.

Hermann Neubauer wiederum, das Podest vor Augen, ist die Enttäuschung dann doch anzumerken, auch wenn er den vierten Gesamtrang und den zweiten Platz in der 2WD-Wertung erzielen konnte. Neubauer tröstet sich: „Ich habe bei dieser Rallye so viel gelernt wie schon lange nicht.“

Mit 63 auf Platz 5

Szenenapplaus verdient der 63-jährige Walter Mayer, der im Subaru Impreza mit dem tollen fünften Gesamtrang glänzen kann. Abarth 500-Pilot Michael Böhm belegt den sechsten Gesamtrang, steigt in der 2WD-Wertung als Dritter auf das Podium.

Fritz Waldherr hat die Rallye in Gedenken an seinen unvergessenen Neffen Andreas absolviert – Gesamtrang sieben ist ein mehr als würdiges Ergebnis für dieses Unterfangen.

Kogler erobert den Dieselpokal

Während die Entscheidung um den Staatsmeistertitel auf dramatische Art und Weise vertagt wurde, ist im Kampf um den Dieselpokal der OSK die Entscheidung gefallen: Nachdem Christian Mrlik nach dem Ausfall der Servolenkung auf SP 8 und einem Dreher und einem nicht mehr anspringenden Motor auf SP 9 rund zehn Minuten eingebüßt hatte, versuchte man, die Lenkung zu reparieren, musste jedoch wenig später aufgeben.

So durfte Michael Kogler schon zwei Rallyes vor dem Saisonende über den Gewinn des Dieselpokals jubeln – der wäre ihm auch dann nicht mehr zu nehmen gewesen, wenn er die Rallye nicht auf Platz zwölf hätte beenden können. Als erster Gratulant stellte sich übrigens via Facebook „Erzkonkurrent“ Christian Mrlik ein.

VW-Pilot Michael Kogler wurde somit nach einer starken Siegesserie ohne einen einzigen Ausfall an seinem Scirocco respektive Golf TDi (wurde im Schneebergland eingesetzt) zum zweiten Mal nach 2009 Dieselpokal-Sieger. Volkswagen konnte diesen Pokal insgesamt bereits elfmal erobern, seit Raimund Baumschlager im Jahr 1998 im Golf TDi Dieselmeister wurde.

Damian Izdebski gewann die Division III und übernimmt damit die Führung vor Klemens Haingartner.

In der Historischen Staatsmeisterschaft hat Karl Wagner mit dem Porsche 911 gewonnen und ist auf dem besten Weg zum Titel. Der OSK-Pokal der Historischen wurde zur Beute von Kurt Göttlicher.

Punktestand in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft:

Division I: 1. Beppo Harrach 10, 2. Raimund Baumschlager 90, 3. Mario Saibel 54, 4. Patrik Winter 49, 5. Manfred Stohl 34.

2WD-Wertung: 1. Hannes Danzinger 92, 2. Michael Böhm 86, 3. Hermann Neubauer 82.

Diesel-Klasse: 1. Michael Kogler 118 (und damit OSK-Pokal-Sieger, 2. Christian Mrlik 56.

Division III: 1. Damian Izdebski 56, 2. Klemens Haingartner 52, 3. Alfred Leitner 50.

Division V: 1. Philipp Lietz 60, 2. Eugen Friedl 52.

Historische Staatsmeisterschaft: 1. Karl Wagner 99.

Historic Pokal der OSK: 1. Kurt Göttlicher 87.

Der nächste Staatsmeisterschaftslauf: Steiermark-Rallye 22. bis 24. September in Admont.

Stimmen der Piloten im Ziel

Harrach: " Am Ende von SP 17 habe ich mit dem rechten Vorderrad einen Stein getroffen. Ich habe noch alles versucht um das Auto wieder flott zu machen um zumindest über die letzte SP rollen zu können. Dort war aber bereits nach einem Kilometer Schluss. Es ist natürlich extrem bitter, so kurz vor dem Ziel nicht nur die Rallye zu verlieren, sondern auch die Meisterschaftsentscheidung zu vertagen..."

Stohl: "Ich habe in der Früh viel Zeit verloren, am Nachmittag lief es besser. Es war aber gut, dass ich weiter Druck gemacht habe, es kann bis zur Zielflagge immer was passieren. So ein Ausfall ist natürlich bitter, aber auch Teil des Sports."

Grössing: "Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge, Beppo Harrach hätte sich den Sieg und den Titel verdient. Ich bin natürlich sehr zufrieden mit dem zweiten Rang, ein tolles Ergebnis in meiner Heimat."

Danzinger: "Ich bin überglücklich, dass ich nicht nur die 2WD-Wertung gewonnen habe sondern auch den dritten Gesamtrang holen konnte. Das ist das beste Ergebnis meiner bisherigen Karriere, der Ford Fiesta ist gelaufen wie ein Uhrwerk."

Neubauer: "Ich habe alles probiert, aber auf Schotter bin ich noch nicht ganz so schnell. Ich habe viel gelernt und muss Hannes gratulieren, eine sensationelle Leistung.“

Böhm: "Ich bin froh im Ziel zu sein, der dritte Platz in der 2WD-Wertung ist in Ordnung und ich habe auch den Anschluss im Gesamtklassement behalten."

Mayer: "Das war eine tolle Rallye mit einem feinen Ergebnis, ich hatte großen, großen Spaß und mit Bernhard Ettel einen der besten Co-Piloten Österreichs.“

Stengg: Wir hatten am ersten Tag viel Pech, heute lief es ganz gut. Am Schluss hatten wir noch starken Regen und Hagel, dabei ist auch die Scheibe angelaufen und wir hatten null Sicht.“

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Rallye-ÖM: Schneebergland

- special features -

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Vorschau BRR/Wagner

Julian Wagner blickt zuversichtlich ins Lavanttal

Nach dem schweren Unfall bei der Rebenlandrallye vor drei Wochen freuen sich Julian Wagner und Hanna Ostlender nun auf ein erneut starkes Starterfeld bei der Lavanttal Rallye.

Lavanttal-Rallye: Vorschau E&S

E&S Motorsport startklar fürs Lavanttal

Das junge oberösterreichische Team E&S Motorsport tritt kommendes Wochenende (4.–6. April 2024) mit zwei Rallye-Crews in Kärnten an.

Lavanttal-Rallye: Die besten Bilder

Die besten Bilder aus Wolfsberg

motorline.cc-Fotograf Daniel Fessl präsentiert die besten Bilder von der Lavanttal-Rallye.