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Rallyeteam Kramer startet 2008 mit Bioethanol

Motorsport und Umweltschutz - kein Widerspruch!

Alfred Kramer/Jürgen Rauch fahren nächstes Jahr einen Mitsubishi mit E85-Antrieb in der ÖM - erster Test mit dem umgerüsteten Auto bei schwedischem Meisterschaftslauf.

Das Rallyeteam Kramer aus Kärnten startet 2008 mit einem Mitsubishi 6.5 TME in der österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft. Das besondere daran: Der verwendete Treibstoff ist Bioethanol E85, also pflanzlicher Alkohol, der aus stärke-, zucker-, und cellulosehaltigen Pflanzen wie Mais, Zuckerrüben und Getreide hergestellt wird. E85 steht für ein Gemisch aus 85% Ethanol und 15% Benzin, wird also aus 85% nachwachsenden Rohstoffen gewonnen.

Die Verwendung dieses Treibstoffes ist weitgehend Co2-neutral. So kann Bioethanol dazu beitragen, die Co2 Emissionen zu senken und den damit verbundenen Treibhauseffekt zu bremsen. Für den Einsatz wurde das Fahrzeug komplett neu aufgebaut und an sämtliche Anforderungen des Bioethanolbetriebes angepasst. Diese Arbeiten wurden in Schweden bei Motortjanst von Kenneth Andersson, einem Tuner mit langjähriger WM-Erfahrung durchgeführt. Andersson hat sich seit mehreren Jahren auf den Einsatz von Bioethanol-betriebenen Motorsportfahrzeugen spezialisiert und bringt das nötige Know-How mit.

Mit DI Dr. Jürgen Blassnegger hat man sich einen weiteren erfahrenen Mann ins Team geholt - er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Graz und betreut dort die Entwicklung biologischer Treibstoffe (und ist selbst aktiv im Rallyesport) - und ist somit bereits jetzt für 2008 gerüstet. Den ersten Einsatz mit dem neuen Arbeitsgerät gab es bereits im September in Schweden, wo Alfred Kramer und Jürgen Rausch beim 5. Lauf zur schwedischen Rallyemeisterschaft nahe Köpping am Start waren.

Schweden: Sensationelle SP-Zeiten

Mitsubishi in neuem Glanz: Man entschloss sich, den von EVO 5 auf EVO 6.5 TME umgebauten Boliden unter Rennbedingungen auf Herz und Nieren zu testen und startete beim vorletzten Lauf zur schwedischen Rallyemeisterschaft in Köpping, ca 200km nordwestlich von Stockholm). Den Teams und Fahrzeugen stand ein echter Härtetest bevor. Alle Top-Piloten und Insider sind sich einig: Dieser Lauf ist zweifellos der schwierigste und härteste der gesamten Meisterschaft!

Das Starterfeld bei der Rallye konnte sich sehen lassen, mit nicht weniger als 5 WRC und ungefähr 25 Top-Mitsubishi und Subaru am Start. Mit dabei unter anderem Juniorenweltmeister Per Gunnar Andersson (Mitsubishi EVO 9), PWRC-Fahrer Patrick Flodin (Prodrive Subaru; regierender Schwedischer Meister und Sieger der Norwegen-Rallye) und der mehrfache Schweden-Rallye-Gewinner Mats Jonsson (Ford Escort WRC).

Die Fahrer in der schwedischen Rallyemeisterschaft werden in die Gruppen A, B, und C unterteilt und sind nur nach erfolgreicher Qualifikation bei den nationalen Rallyes in der Meisterschaft startberechtigt. Damit erklärt sich auch das unglaublich starke Starterfeld, das die Zuseher hier bis zum letzen Teilnehmer ohne Langeweile genießen können. Auch für die Besichtigungen gilt das WM-Reglement: Jedes Fahrzeug ist registriert und am Vormittag vor dem Start zur Rallye nur zweimal pro SP zum Besichtigen berechtigt.

Auch ist es in Schweden üblich, das jedes Team den Aufschrieb vom Rallye-Veranstalter zu Verfügung gestellt bekommt und diesen auch verwendet. Alfred Kramer und Jürgen Rausch konnten jedoch mit diesem nicht viel anfangen und mussten in dieser kurzen Zeit einen eigenen Schrieb erstellen. Vom Besichtigen schnell zurück ins Service, Rennbekleidung an und ab zum Start - auch eine neue Erfahrung!!

Für Kramer/Rausch begann die Rallye nicht optimal, da bereits nach wenigen hundert Metern das linke Vorderrad aufgrund eines „Patschens“ gewechselt werden musste. Noch dazu klemmte ein Radbolzen und man verlor mehrere Minuten Zeit. Die Gesamtwertung in der Rallye war dadurch nebensächlich geworden. Man war ab sofort nur darauf bedacht, auf den einzelnen Sonderprüfungen starke Zeiten zu fahren und so das Potential des Fahrzeuges auszuloten.

Am Freitag gelang dies, auch aufgrund des starken Regens und der extrem schlechten Sicht bei den Abendprüfungen, nicht so recht. Außerdem lagen auf den vier SPs nicht weniger als 16 Fahrzeuge massiv beschädigt neben der Strecke, da alle Schotterpisten entweder durch Wald oder extrem steiniges Gelände führten. Ein „normaler Ausrutscher“ hatte somit unweigerlich fatale Folgen und dies war doch ein wenig respekteinflößend.

Einige wichtige Tipps durch die Mechanikercrew Kjell und Mulle, beide selbst Rallyefahrer und Schotterexperten, sollten für den Samstag allerdings entscheidende Verbesserungen bringen. Es lief auch von Anfang an bedeutend besser und das Team konnte sich mehr und mehr steigern. Die Sensation gelang dann auf den kurzen Mittagsprüfungen, wo man eine 8. und dann sogar eine 4. Gesamtzeit (nur 0,9 Sekunden hinter der Bestzeit, knapp vor dem Juniorenweltmeister und auch vor Patrick Flodin) hinknallen konnte.

Auf den langen Prüfungen am Nachmittag konnte das österreichische Team die Zeitabstände gegenüber dem Vortag deutlich reduzieren und rollte dann als 5. von 13 Startern in der Gruppe A zufrieden über die Zielrampe. Auch der mehrfache WM-Laufsieger Ingvar Carlsson, ein enger Freund von Kenneth Andersson und während der gesamten Rallye im Service und an der Strecke anwesend, fand lobende Worte für das Team.

Sehr erfreut ist man natürlich über die absolut problemlose Premiere des E85 Bio-Ethanol-Boliden. Kenneth Andersson hat ganze Arbeit geleistet und das Auto perfekt vorbereitet! Demnächst wird das Fahrzeug nach Österreich überstellt, wo man dann 2008 als erstes Team mit einem E85 bioethanolbetriebenen Fahrzeug in der österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft starten wird.

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