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Peugeot 308 155 THP - schon gefahren

Versteckspiel hinter klaren Linien

Ein frischer Wind weht durch die Werkshallen in Sochaux, dem Stammsitz von Peugeot. Die Kompaktklasse ist reif für eine verjüngende Brise.

mid/as

Der neue 308 feiert auf der IAA in Frankfurt Premiere und kommt dann am 21. September zu den Händlern. Das Basismodell mit einem Dreizylinder-Benziner wird 60 kW/82 PS leisten. Den Leistungssprung zum vorläufigen Spitzenmodell, dem Vierzylinder mit 115 kW/155 PS, gibt es ausschließlich mit Frontantrieb, vier Türen und Heckklappe gibt. Verschwunden ist die spitze Nase des 308, das Heck ist stramm gerundet und die Dachlinie neigt sich beinahe schon in Demut nach unten, je weiter sie den Fond überwindet.

Eine demutsvolle Haltung müssen unterdessen auch die Passagiere auf der Rückbank einnehmen. Die geringe Kopffreiheit im Fond ist der dynamischen Form geschuldet, die winzigen Kopfstützen lassen sich kaum weit genug nach oben rücken, damit sie ihren Dienst vorschriftsmäßig verrichten können. Immerhin gibt es keine Klagen über Beinfreiheit und das Raumangebot in der Breite. Vorne herrscht mehr Großzügigkeit.

Das liegt nicht nur an den komfortablen Maßen der straffen Sitze für Fahrer und Beifahrer, auch die Armaturentafel stützt den Eindruck der Weite. Denn dort, wo einst Bataillone von Schaltern und Tasten für Verwirrung sorgten, herrscht nun entspannende Leere. Weniger als ein Dutzend Bedienungselemente erfordern Aufmerksamkeit. Die meisten Funktionen verstecken sich im großen, berührungssensitiven und internetfähigen Bildschirm in der Mittelkonsole. "i-Cockpit" nennt Peugeot dieses Bedienungskonzept, dessen Beherrschung zwar einige Übung erfordert, das sich aber nach kurzem Training mühelos beherrschen lässt.

Das kleine Volant ist wie bereits beim 208 nach unten gewandert, die Instrumente liegen oberhalb des Lenkradkranzes. Die Ablesbarkeit ist jedoch besser als beim kleinen Bruder geraten. Schnörkellose Skalen und eine etwas höhere Positionierung sind der Grund dafür. Die Nadel des Drehzahlmessers eilt nicht wie die bei allen anderen Kollegen im, sondern gegen den Uhrzeigersinn über die Skala. Das stört nicht weiter, er tanzt mit der den üblichen Weg beschreitenden Tachonadel ein ungewöhnliches, aber nicht unharmonisches Ballett.

Der Motor startet per Knopfdruck, der Fahrer findet die Taste an ungewöhnlicher Stelle vor dem Schalthebel des manuell zu bedienenden Sechsganggetriebes. Der Hebel rückt leicht und genau in die gewünschte Stellung, die Übersetzungen passen perfekt und mit Nachdruck beschleunigt der Turbo-Benziner den 1 375 Kilogramm schweren 308 in 9,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Schon bei niedrigen Drehzahlen liegt hohes Drehmoment an, in der Stadt oder der Überlandfahrt mit wechselnden Tempi ist der Griff zum lederbezogenen Schaltknauf meist überflüssig. Leder verschönert auch das Lenkrad, es schmeichelt Handflächen und Fingern, der 308 lässt sich mit knappen Lenkbefehlen zuverlässig dirigieren.

Zwar bleiben die Einflüsse des Antriebs dabei nicht unbemerkt, die elektrische Servounterstützung gibt aber stets gute Rückmeldungen von Fahrbahnbeschaffenheit und Traktionsbedingungen weiter. Die Federung ist komfortabel, ohne dem Peugeot Sänftencharakter zu verleihen, ein gelungener Kompromiss zwischen sportlichen Ambitionen und dem Verwöhnaroma auf der Langstrecke. Die Bremsen sind feinfühlig dosierbar und sprechen seidenweich bis knüppelhart an, ganz wie es die Situation erfordert.

Das agile Fahrverhalten gewinnt nicht zuletzt durch die Gewichtsreduzierung des 308, die er im Vergleich zu seinem Vorgänger erfahren hat. Rund 140 Kilogramm haben die Entwickler eingespart, das Gros der verlorenen Pfunde geht auf das Konto der neuen, modularen Plattform, die auch die Schwestermarke Citroën einsetzt. Niedrig ist allerdings auch das zulässige Gesamtgewicht. Eine maximale Zuladung von weniger als 400 Kilogramm ist äußerst mäßig.

5,8 Liter Benzin verlangt der kräftige Vierzylinder im 308 auf 100 Kilometer. Wer geringeren Konsum wünscht, muss sich zwischen den beiden Diesel-Maschinen mit 67 kW/92 PS oder 85 kW/115 PS entscheiden. Die begnügen sich mit wenigstens 3,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Eine verbrauchsoptimierte Version, die später erscheinen wird, soll sich mit lediglich 3,2 Liter Diesel für 100 Kilometer zufriedengeben. Aber Peugeot will das Motorenangebot auch nach oben erweitern. Auf 147 kW/200 PS soll es das zukünftig stärkste Triebwerk bringen, in Planung sind außerdem eine Kombi-Version sowie die gestalterischen Angleichungen der Crossover-Modelle 3008 und 5008 im kommenden Jahr. Auf der Strecke bleibt dagegen die Cabrio-Version.

Die Ausstattung des 308 "155 THP", den es ausschließlich im höchsten Ausstattungsniveau "Allure" gibt, beinhaltet Klimaanlage, Zentralverriegelung, Audio-Anlage, Navigationssystem, LED-Schweinwerfer und ein Sicherheitsausrüstung mit sechs Airbags. Die aktuellen Sicherheitsassistenten sowie einen Einparkhelfer oder Massagesitze zählen zu den Sonderausstattungen. Hilfe leisten auch die zehn von Peugeot entwickelten Apps, mit denen sich unter anderem die Restaurant- oder Tankstellensuche unterstützen lässt. Damit stellt sich Peugeot in der Kompaktklasse gut auf, und erreicht die Generation "Internet" recht zielgenau. Es muss nicht immer ein Golf sein.

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