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General Motors: Insolvenz nach 100 Jahren

Schnellverfahren binnen 90 Tagen

Mit geordneter Insolvenz soll GM gerettet werden: "good GM" unter staatlicher Kontrolle in drei Monaten - "bad GM" wird zerschlagen.

mid/hw; jg

GM ist am Ende: mit Hilfe eines geordneten Insolvenzverfahrens sollen jetzt Teile des einstmals größten Automobilunternehmens der Welt gerettet werden. Das heuer genau hundert Jahre alte Flaggschiff der US-Industrie wird verstaatlicht und soll sich in der Phase danach gesundschrumpfen.

In zwei bis drei Monaten wird nach Hoffnung von US-Experten das "Neue GM" entstanden sein. Der amerikanische Staat wird über 60 Prozent der GM-Anteile übernehmen – damit tritt das bislang in den USA beinahe Undenkbare ein: die Verstaatlichung eines Konzerns.

Die Staatshilfen werden auf insgesamt 50 Milliarden Dollar veranschlagt. Kanada wird GM einen Kredit von 9,5 Milliarden Dollar gewähren und dafür einen Anteil von zwölf Prozent an dem Unternehmen erhalten. 17,5 Prozent gehen an einen Fonds der Automobilarbeitergewerkschaft UAW. Den Rest teilen sich andere Gläubiger.

Produktion geht weiter

Die Autoproduktion soll während des Insolvenzverfahrens fortgesetzt werden. Die Angestellten werden zum größten Teil weiterbezahlt, ebenso die Zulieferer. Weltweit sollen mehr als 35.000 Stellen gestrichen werden.

Immerhin 200.000 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Vom ehemaligen Markengemisch werden vermutlich nur Cadillac, Chevrolet, Buick und GMC überleben.

Buick hat seine Existenzbereichtigung vor allem durch großen Erfolg in China. GMC verkauft im Prinzip umgebrandete Chevrolet-Produkte im Nutzfahrzeug/SUV-Segment, und ist profitabel.

Hummer, Saturn und andere werden abgestoßen; Pontiac wird bekanntlich aufgegeben; für Opel hat man einen Mehrheitseigentümer gefunden.

Good GM, bad GM

In den beim Konkursgericht eingereichten Papieren taucht bereits der Name des neuen staatlichen Unternehmens auf, das die "gesunden" Teile von General Motors übernehmen wird.

"Auto Acquisition Corp." rollt nicht allzu leicht über die Zunge; die amerikansiche Öffentlichkeit spricht mit Galgenhumor von "Government Motors".

GM an sich wird mit den verbleibenden, abzustoßenden oder zu liquidierenden Teilen als "bad GM" weiter existieren und schrittweise heruntergefahren.

Das traurige Ende von GM hat seinen Niederschlag auch im Dow-Jones-Index gefunden. Diesem Katalog der dreißig größten an der New Yorker Börse gehandelten Unternehmen hat GM seit 1925 angehört; ab 8. Juni 2009 ist das vorbei.

Jagd auf das Tafelsilber: Magna & Co. kaufen Opel

Opel, Hummer, Saab, Saturn: wer kauft was? Die Investorengruppe Magna, Sberbank & GAZ wird als Mehrheitseigentümer bei Opel einsteigen.

Jetzt freut sich Kanada über eine neue kanadische Automarke, Österreich über eine neue österreichische Automarke, aber die Mehrheit liegt in russischer Hand.

Die Investorengruppe übernimmt 55 Prozent der Europa-Division von General Motors. GM – oder wie immer das Unternehmen in Zukunft heißen wird - bleibt als Minderheitseigentümer mit 35% Anteil aber ebenfalls weiter im Spiel.

Die Amerikaner haben von Anfang an deutlich gemacht, dass man keinen Käufer, sondern einen Mehrheitspartner sucht. Denn man braucht den Zugang zu kompakteren Fahrzeugen mit Frontantrieb.

Innerhalb dieser Dreiergruppe bringt die Sberbank, das größte Geldinstitut Russlands, den Löwenanteil des Kapitals auf, Magna selbst wird als zwanzigprozentiger Eigentümer firmieren.

GAZ (Gorkowski Avtomobilni Zawod) ist bei uns vor allem für die Herstellung des KGB-Dienstwagens Wolga bekannt, das Hauptgeschäft macht man allerdings im Nutzfahrzeug- und Militärbereich.

Der selbst recht verschuldete Konzern bekommt den Einstieg bei Opel von der quasi-staatlichen Sberbank finanziert. Die britische Nutzfahrzeugfirma LDV, ein Leyland-Überbleibsel, gehörte bis heuer ebenfalls zur GAZ-Gruppe – und ist ebenfalls in dringlichen Finanznöten.

Zehn Prozent der Opel-Anteile gehen an die Belegschaft, die allerdings um ungefähr 11.000 Beschäftigte schrumpfen wird. 2.600 davon werden laut Medienberichten in Deutschland gestrichen.

Die Situation für die Belegschaft des Werkes in Wien-Aspern schaut gemäß Magna-Chef Siegfried Wolf ungleich rosiger aus. Auch für Magna-Steyr in Graz wird zumindest vorderhand Entwarnung gegeben. Ob der österreichische Staat dem Vorbild anderer Regierungen folgt und mit Kapital einspringt, steht noch nicht fest.

Verschwindet Vauxhall?

Sorge herrscht in Spanien und Großbritannien, wo Arbeitnehmervertreter das große Köpferollen in den dortigen großen Produktionszentren befürchten. Die britische Regierung erwägt ebenfalls finanzielle Stützungen, um den Jobabbau möglichst gering zu halten.

In Großbritannien wird auch gerätselt, was die neue GM-Europa-Situation für Vauxhall bedeutet. Der britische „Zwilling“ von Opel hatte im bisherigen Gefüge von GM Europa eine nicht geringe Bedeutung: Großbritannien ist der stärkste nationale Markt für Opel, nur eben unter anderer Marke.

Saab und Saturn

Und im hohen Norden besteht nach wie vor der Problemfall Saab. Dort sind mittlerweile ein US-Konsortium und die schwedische Sportwagenfirma Koenigsegg als die aussichtsreichsten Bieter übrig geblieben. Fiat wurde ebenfalls in die Saab-Verhandlungen hineingerüchtet, winkt aber ab.

Magna jagt mittlerweile in Nordamerika nach der zum Verkauf freigegebenen GM-Division Saturn. Diese besteht im Prinzip aus einem hoch gelobten Vertriebsnetzwerk, das momentan hauptsächlich umgebrandete Opel- und Daewoo-Produkte unter die Leute bringt.

Es wäre also eine logische Fortsetzung der bisherigen Verbindungen. Magna lockt auch damit, künftig in Kanada Opel-Modelle vom Band laufen lassen zu wollen, mit denen man dann das Saturn-Händlernetz beschicken könnte. Ein kanadisches Werk hat Magna noch nicht, aber durch Werksschließungen seitens General Motors und Chrysler steht überschüssige Produktionskapazität in Hülle und Fülle zur Verfügung.

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