BMW 320d - im Test | 13.05.2005
Fahren & Tanken
Das Herzstück des BMW zeigt, welch’ große Wirkung kleine Evolutionsschritte haben können: Vorsichtig überarbeitet, leistet das 2,0 Liter Common-Rail-Aggregat jetzt 163 PS, bei 2.000 Umdrehungen stemmt es das maximale Drehmoment von 340 Newtonmetern auf die Antriebswelle. Soweit, so gut.
Doch der Selbstzünder geht keinesfalls als typischer Dieselmotor durch. Ohne sich eine Anfahrschwäche zu leisten, dreht er schon von unten heraus munter hoch – wo bei manchem Mitbewerber schon längst geschaltet werden muss, dreht und beschleunigt der Bayer immer weiter, bis weit über 4.000 Touren hinaus. Das Beste daran ist allerdings der Sound, der in seiner Kernigkeit ganz deutlich an einen Benziner erinnert! Da passt es gut dazu, dass spätestens der Durchschnittsverbrauch Klarheit schafft, welcher Sprudel in den Tank gehört: Selbst bei äußerst forcierter Fahrweise waren dem 320d nicht mehr als 6,8 Liter auf 100 Kilometer zu entlocken. Gleichzeitig erfüllt er die gestrenge EU4-Norm und ist mit einem Partikelfilter ausgerüstet.
Ein dynamischer Motor also für ein dynamisches Fahrwerk, das hier zu einem Großteil aus Aluminium besteht, mit Doppelgelenk-Vorderachse und Fünflenker-Hinterachse, so liegt der neue Dreier unheimlich satt auf der Straße. Zusätzlich befreit der Heckantrieb die Vorderachse und die Lenkung von jeglichen Antriebseinflüssen, in Verbindung mit einer beinahe 50:50 Gewichtsverteilung beschert das ein wunderbar ausgeglichenes Fahrverhalten. Das Tüpfelchen auf dem i ist die sportliche Feder/Dämpferabstimmung, die es fast zu gut meint: Nun sind wir ja alle keine Mimosen – und ja, im „Dynamic II-Paket“ ist eine „sportliche Fahrwerksabstimmung“ noch zusätzlich enthalten – aber komfortorientierte Fahrer werden sich schon schrecken. In dieser sportlichen Variante spaziert das Fahrwerk an der Grenze zu übertriebener Härte entlang.
Dennoch, Härte hin oder her: Bei forcierter Fahrweise können die Vorzüge dieser Abstimmung ausgekostet werden, da braucht der 320d den Vergleich mit weit stärkeren und teureren Sportlern nicht zu scheuen, mit der direkten Konkurrenz so und so nicht. Zusätzliche Freude bereitet dabei die Schaltung – die Gänge lassen sich butterweich und doch unheimlich exakt einlegen. Eine Exaktheit, die die Lenkung vor allem beim Einlenken in schnelle Kurven ein wenig vermissen lässt, insgesamt passt’s aber. Vor zuviel Sport bzw. vor zuviel Übermut bewahrt uns die bewährte dynamische Stabilitätskontrolle, kurz DSC genannt. Und das ist gut so, denn der neue Dreier macht es einem schmackhaft, übermütig zu werden…