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Dezente Perfektion

Der VW Golf GTI Performance will gleichzeitig Kurvenräuber und taugliches Alltagsgerät sein. Ob er den Spagat schafft, verrät unser Test.

Georg Koman

Kompakte Fronttriebler mit reichlich PS galten früher als der Inbegriff der bösen Automobil-Buben – bis der Allradantrieb auch in diesem Segment Einzug hielt und Leistungen von weit über 300 PS möglich machte. Seither spielen die „Frontkratzer“ mit ihren rund 250 PS die zweite Geige, allerdings lauter und gekonnter als je zuvor.

Immerhin sind sie um viele tausend Euro preisgünstiger als die ganz starken Allradler. Und dank einem echten mechanischen Sperrdifferenzial an der Vorderachse kann man auch ohne unterstützenden Schub im Heck mächtig aus Kurven herausbeschleunigen. Dieses ist allerdings nur bei der verschärften „Performance“-Version des VW Golf GTI serienmäßig.

Zum Glück testen wir genau die: Der VW Golf GTI Performance bekommt neben der Differenzialsperre auch noch größere Bremsscheiben und 245 PS (statt 230) spendiert, der Performance-Aufschlag beträgt 1500 Euro.

Der GTI-Motorenstandard lautet - nicht nur beim Golf - Zweiliter-Benziner mit Turbo-Aufladung, 370 Nm stehen bereits ab 1600 Touren an. Die logische Folge ist ein enorm bulliger Schub in fast jedem denkbaren Drehzahlbereich. Der Test-Golf hat zudem ein Siebengang-DSG an Bord. Eine Option, die sich mit 2.150 Euro niederschlägt, die aber trotzdem empfehlenswert ist.

Die Doppelkupplungs-Automatik ist fein abgestimmt, beherrscht auch gefühlvolles Rangieren, und spielt im Fahrbetrieb alle Stückeln. Sie schaltet nicht nur blitzschnell, wenn der Fahrer das Messer zwischen die Zähne nimmt, sondern beweist auch beim Cruisen Qualitäten, indem sie dann extrem früh und spritsparend hochschaltet. Das Drehmoment dafür ist ja vorhanden.

Der GTI verfügt über vier Fahrprogramme: Neben "Normal", "Eco" und "Sport" steht auch das individuell konfigurierbare "Individual" zur Verfügung. Die Unterschiede sind zweifellos merkbar, riesig sind sie aber nicht.

Im "Sport"-Modus verschärft sich auch das Auspuffgeräusch, gnadenloses Bollern wie bei manchem Konkurrenten gibt es aber auch dann nicht. "Souverän statt pubertär" lautet selbst dann die Devise. Für den Sprint von 0-100 km/h reichen dem Power-Golf 6,2 Sekunden, die theoretische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 248 km/h.

Der Golf hat serienmäßig die feine Progressivlenkung an Bord, das Adaptiv-Fahrwerk (DCC) muss man allerdings um rund 1150 Euro zukaufen. Im Sport-Modus gibt es dann auch mehr Fahrwerkshärte, die letzte Schärfe hat VW aber zugunsten von hoher Alltagstauglichkeit weggelassen. Fahren auf der letzten Rille ist trotzdem sehr vergnüglich, er wankt minimal und wirkt allzeit präzise. Die Untersteuerneigung ist minimal, bei gleichzeitig kaum vorhandenen Lastwechsel-Tücken. Auch bei abgeschaltetem ESP muss man Drifts richtiggehend provozieren.

Die Bremsen sind exzellent und das Sperrdifferenzial erledigt seine Arbeit beim Herausbeschleunigen aus Kurven optimal. Auf trockener Straße vermisst man den Allradantrieb überhaupt nicht und selbst auf feuchter Fahrbahn gibt es nur wenig Scharren mit den Vorderhufen.

VW spendiert dem Golf GTI serienmäßig das voll digitalisierte „Active Info Display“ mit seinen zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten bis hin zur Navi-Einblendung zwischen den Rundinstrumenten.

Das aufpreispflichtige Top-Navigationssystem im Testwagen bietet zwar einen 9-Zoll-Bildschirm und gestochen scharfe Auflösung, dafür mag sich der eine oder andere über die fehlenden Drehregler für Lautstärke und Navi-Zoom ärgern.

Die GTI-Sitze sind in Sachen Passform, Verstellbarkeit und Seitenhalt in dieser Klasse nicht zu toppen. Vier groß gewachsene Personen sitzen so wie in jedem Golf, also sehr gut, die 380 Liter Grundvolumen des Laderaums (Maximum: 1.270 Liter) gelten als guter Kompaktklassen-Standard.

Die Serienausstattung des VW Golf GTI Performance ist abgesehen von den Sport-Zutaten mittelprächtig. Positiv dabei: der serienmäßige Abstandsregel-Tempomat und das immer noch vorhandene CD-Laufwerk. Via seitenlanger Aufpreisliste lässt sich wahrer Luxus nachrüsten, was aber naturgemäß seinen Preis hat.

Im moderat gefahrenen Verbrauchstest demonstriert der Golf GTI nochmals Alltagsstärke: 7,8 Liter sind ein hervorragender Wert (Normmix nach NEFZ: 6,3 Liter). Das DSG ist hier naturgemäß ein wertvoller Helfer.

VW Golf und billig? Das geht schon lange nicht mehr zusammen. 41.190 Euro wollen für den GTI Performance mit DSG aufgestellt werden, und da bleibt noch viel Luft nach oben für diverse Extras. Angesichts des Gebotenen passt das Preis/Leistungs-Verhältnis dennoch - vor allem, wenn man die traditionell solide Werthaltung mit einbezieht.

Plus
+ tolle Fahrleistungen, fairer Verbrauch
+ angenehm-souveränes Fahrverhalten auch im Alltag
+ solides Raumangebot für Personen und Gepäck
+ exzellente Verarbeitung, gute Materialqualität

Minus
- Performance hat offenbar ihren Preis

Resümee
Der VW Golf GTI Performance bietet hervorragende Fahrleistungen und feines Handling bei voller Alltagstauglichkeit und dezentem Auftreten. Nichts für Poser & Pubertäre, aber viel für alle anderen - falls sie die preisliche Einstiegshürde überwinden wollen und können.

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