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Die rasende Vorratskammer

Der Übergolf wurde kaum stärker als sein Vorgänger, aber dennoch ein Eck schneller. Das ist aber nicht das Wesentliche, was beim besten R aller Zeiten auffällig ist.

Roland Scharf

Um die wichtigste Frage gleich zu beantworten: Ja, der Golf R ist schnell wie die Sau. 4,7 Sekunden für den Gardesprint von null auf 100 km/h sind ein Wert, der nicht nur für die Kompaktklasse mehr als beachtenswert ist. Was aber mehr beeindruckt, ist die lockere Art, mit der er die Performance aus der Kurbelwelle schüttelt. Der Zweiliter-Turbo und das Siebengang-DSG samt Allrad spielen so harmonisch miteinander, dass die gebotene Power wie das Normalste der Welt wirkt. Einfach aufs Gas steigen und warten, was passiert.

Kraft fürs Volk
Natürlich könnte man jetzt sagen, dass das nichts Erwähnenswertes ist, da der Golf einfach das tut, was ein Golf nun einmal so tut: Technik fürs Volk bieten. Aufwendige Ausrüstung sozialisieren. Allgemein gefällig agieren. Stimmt auch soweit. Das mutet aber gerade beim Thema Performance etwas skurril an. Durch die Domestizierung der schieren Power ist das Gefühl früherer Übergolfs – dieser sündige Eindruck der Übermotorisierung – gänzlich verloren gegangen. Die Charakteristik als lammfromm zu bezeichnen, wäre pure Untertreibung: Erhöhtes Standgas reicht, um im Verkehr mitzuschwimmen. Wer schneller von der Ampel wegkommen möchte, sollte bis 3.000 Touren drehen. Und wer gar bis 4.000 hochjubelt, mag es wohl nicht, wenn im Rückspiegel Autos zu sehen sind.

Zu viel des Guten
Das ist vom technischen Standpunkt her schon sehr beeindruckend. Der R spielt dank dieser Gummiband-Charakteristik das Erlebnis Geschwindigkeit aber schon fast zu sehr herunter. Aber vielleicht ist diese Souveränität in Zeiten wie diesen eh das Schlaueste. Schluss mit Vollgas-Orgien, wie das zu alten GTI-Zeiten noch Sitte war. Viel lieber surft man auf der Drehmomentwelle und schätzt das Drehzahlpotenzial wie eine prall gefüllte Vorratskammer: Man holt sich nur ein bisschen was. Aber es ist ein gutes Gefühl, viel auf Lager zu haben.

Was bleibt beim vielleicht letzten Supergolf, den es jemals geben wird, also vom Geist der wilden Wolfsburger? Der Akrapovic-Auspuff zum Beispiel für schlanke 4.000 Euro Aufpreis, der – wenn man auf das Race-Fahrprogramm switcht – bei schärferen Lastwechseln ein bisschen poppt und pengt, mehr aber auch nicht. Natürlich ist an diesem irren Aufpreis auch die unlängst erst verschärfte NoVA mitschuldig.

Dennoch reicht der R in normaler Bestückung, zumal der Einstiegspreis mit 55.290 Euro deftig genug ist. Und – so viel Kritik sei erlaubt – manch einer würde sich sogar noch weniger an Bord wünschen. Denn auch hier nervt das Touchflächen-Bediendesign, wobei man sich langsam daran gewöhnt. Genauso wie an die Tatsache, dass man eigentlich immer der Schnellste ist – und gar nichts daran findet.

Technische Daten:
VW Golf R
Hubraum | Zylinder:
1.984 cm3 | 4
Leistung 320 PS (235 kW)
Drehmoment 420 Nm bei 2.100/min
0–100 km/h | Vmax 4,7 s | 250 km/h
Getriebe | Antrieb 7-Gang DSG | Allrad
Ø-Verbrauch | CO2 7,7 l B | 176 g/km (EU6)
Kofferraum | Zuladung 374–1.230 l | 479 kg
Basispreis | NoVA 55.290 € (inkl.) | 13 %

Das gefällt uns: der hohe sportliche Wirkungsgrad
Das vermissen wir: Schalter und Knöpfe nach wie vor
Die Alternativen: BMW M135i, Mercedes-AMG A35

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