Formel 1: Analyse | 20.07.2015
Formel-1-Chance kostet acht Millionen
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über Karrieren, die einen reichen Vater erfordern, und warum Pascal Wehrlein auf die GP2 verzichtet.
Jeder, der schon einmal einen Tag auf der Kartbahn verbracht hat, weiß: Motorsport ist eine teure Angelegenheit. Wie kostspielig das Hobby wird, wenn es zum Beruf werden soll, ist mit dem Freizeitvergnügen aber nicht mehr vergleichbar. Um welche Summen es genau geht, verrät jemand, der sich mit Talentförderung auskennt: Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff spricht von rund acht Millionen Euro, die es braucht, um es bis in die Formel 1 zu schaffen.
Sparpotenzial besteht laut des Österreichers kaum, wie er im Gespräch mit der Times verdeutlicht: "Es ist nicht möglich, diese Kosten zu senken, weil die Sache längst zum Business geworden ist. Man sollte einen Gönner oder einen reichen Papa haben", erklärt Wolff. Weil es in allen Erdteilen genügend investitionsbereite Financiers gibt, entsteht kein Druck auf die Rennställe bzw. die Organisatoren der einzelnen Serien, für Abhilfe zu sorgen. Die Nachfrage definiert also das Geschäft.
Wolff beziffert die Aufwendungen für einen Karrierebeginn im Kartsport auf eine Million Euro, anschließend "droht" eine weitere für den Einstieg in die unteren Monopostoklassen. Jährlich 350.000 Euro für das Sprungbrett Formel 3 sind hingegen relativ wenig, die GP2 als finale Vorstufe zur "Königsklasse" schlägt mit mindestens 1,5 Millionen Euro weitaus heftiger zu Buche. Wolff hält insgesamt bis zu fünf Millionen für möglich; um sich dann in die Formel 1 einzukaufen, seien weitere zwei bis drei Millionen vonnöten.
Ein zumindest im späten Teenageralter alternativer Weg ist eine Werksförderung, etwa in der DTM. Genau diesen Luxus genießt etwa Mercedes-Youngster Pascal Wehrlein. Er zeigt sich bei crash.net kritisch, wenn es um den direkten Formel-1-Unterbau der GP2 oder die Formel Renault 3,5 als Sprungbrett geht: "Für mich war die GP2 nie eine Option, weil ich in der Formel 3 schon von Mercedes gefördert wurde. Es braucht heute einen Hersteller, der hinter einem steht und einen unterstützt."
Wehrlein erachtet Erfolge in den Monoposto-Championaten nicht als Garantie für eine Formel-1-Chance, die Verbindung zum Autokonzern jedoch als äußerst fruchtbar. Schließlich hat sie ihm nebst seinem DTM-Cockpit bereits den Platz als dritter Pilot im Formel-1-Werksteam von Mercedes und zusätzliche Testchancen bei Force India gebracht.