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Haas über Steiner-Aus Gene Haas ist mit den gezeigten Leistungen seines Teams unzufrieden
Motorsport Images

Gene Haas redet Klartext: Schlechte Leistung des Teams "ist mir peinlich"

Haas-Teamgründer Gene Haas gibt Performance als Grund für das Aus von Teamchef Günther Steiner an: Er hat keine Lust mehr, ständig Letzter oder Vorletzter zu sein

Haas-Teamgründer Gene Haas hat nach dem Abgang von Teamchef Günther Steiner klare Worte gefunden. Dem Amerikaner ist es "peinlich", dass sein Rennstall trotz der Verbindungen zu Ferrari nicht konkurrenzfähiger war, und er hat "kein Interesse" daran, weiterhin nur den zehnten Platz in der Formel 1 zu belegen.

Am späten Mittwochnachmittag kam die überraschende Meldung, dass sich Haas und sein langjähriger Teamchef Günther Steiner getrennt haben. Nachfolger des Südtirolers wird der Japaner Ayao Komatsu, der einen komplett anderen Ansatz als Steiner verfolgt.

Hauptgrund für die Trennung sollen unterschiedliche Ansichten über die Zukunft des Teams sein: Während Steiner von Haas zusätzliche Investitionen forderte, um konkurrenzfähiger zu sein, sieht es Haas selbst als richtigen Weg an, einfach mehr aus den bisher vorhandenen Mitteln herauszuholen.

Das hat der 71-Jährige bereits in der Pressemitteilung zum Aus Steiners verkündet und nun auch noch einmal in einem Interview mit formula1.com bekräftigt. Denn er sieht die Zutaten für Erfolge durch die Verbindung mit Ferrari durchaus als vorhanden an.

"Ferrari war sehr gut zu uns", stellt er klar. "Sie haben uns vom ersten Tag an begleitet, sie bauen unglaubliche Motoren. Ihre Aufhängung ist extrem gut. Wir haben viel von ihrer Hardware verwendet. Es funktioniert wirklich gut und sie helfen uns wirklich."

Haas betont weiter: "Es ist mir peinlich, dass wir damit nicht besser gefahren sind, aber in Zukunft möchte ich die Vorteile der guten Ausrüstung nutzen, die viele andere Teams nicht haben."

"Ich spreche mit vielen Ingenieuren, und ich denke, unser größtes Manko ist die Aerodynamik; an unserem Aerodynamikprogramm muss gearbeitet werden", kritisiert er sein eigenes Team. "An der Rennstrecke zu sein und jedes Wochenende gedemütigt zu werden, das werde ich nicht mehr hinnehmen!"

Nach acht Jahren immer noch ganz hinten

Das ist auch die perfekte Überleitung zu den Gründen für die Trennung von Günther Steiner, der in mittlerweile acht Saisons mit dem Team nur einmal besser war als WM-Rang acht. "Es lag an der Performance", gibt Haas unumwunden zu, nachdem der Rennstall auch das Jahr 2023 nur auf dem letzten Platz abgeschlossen hatte.

"Wir sind jetzt im achten Jahr, haben über 160 Rennen hinter uns und waren noch nie auf dem Podium", sagt er. "In den vergangenen Jahren waren wir immer Zehnter oder Neunter."

"Ich will hier nicht sagen, dass es Günthers Schuld ist oder so etwas, aber es scheint einfach der richtige Zeitpunkt gewesen zu sein, um etwas zu ändern und eine andere Richtung einzuschlagen, weil es nicht so aussieht, als würde es wirklich funktionieren, mit dem weiterzumachen, was wir hatten."

Der Amerikaner betont zwar, dass er Steiner mag, der "ein wirklich netter Mensch" und "eine wirklich gute Persönlichkeit" sei, "aber wir hatten ein schwieriges Ende des Jahres. Und ich verstehe das nicht - wirklich nicht."

Was in den vergangenen Jahren schiefgelaufen ist, sei eine Frage, die man Steiner stellen kann, meint Haas und betont: "Am Ende des Tages geht es um Leistung. Ich habe kein Interesse mehr daran, Zehnter zu werden."

Komatsu mit anderem Ansatz

Steiners Nachfolger heißt Ayao Komatsu. Der Japaner war früher bei Lotus Renningenieur von Romain Grosjean und folgte diesem, als er sich 2016 dem neuen Haas-Team anschloss. Der 47-Jährige stieg zum leitenden Renningenieur auf und beerbt nun Steiner in der Rolle des Teamchefs.

Für Haas ist Komatsu mit seiner Expertise genau die richtige Wahl: "Wir haben uns intern umgesehen, wer die meiste Erfahrung hat", begründet er. "Ayao ist seit dem ersten Tag im Team, er kennt sich bestens aus."

Zudem verfolge Komatsu als Ingenieur einen eher technischen Ansatz, von dem sich Haas verspricht, dass das Team in Bahrain mit einem Auto aufkreuzt, das rennbereit ist.

Steiner habe laut ihm einen "eher menschlichen Ansatz" verfolgt und konnte dementsprechend "sehr gut" mit Menschen umgehen. "Ayao ist sehr technisch, er betrachtet die Dinge anhand von Statistiken - was machen wir schlecht, was können wir besser machen. Das ist ein anderer Ansatz", so der Teamgründer.

"Wir brauchen wirklich eine andere Herangehensweise, denn wir waren nicht wirklich gut. Wie ich schon sagte, sind wir jetzt nach acht Jahren auf dem letzten Platz gelandet. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Warum Haas keinen Externen geholt hat

Theoretisch hätten auch außenstehende Kandidaten für den Job zur Verfügung gestanden. Mattia Binotto und Otmar Szafnauer sind dabei nur zwei Beispiele von Führungskräften, die nach ihrem Abgang bei Ferrari und Alpine derzeit ohne Beschäftigung sind. Doch Haas betont, dass er es vorzieht, Leute von innen heraus zu fördern und zu befördern.

"Ich leite Haas Automation nun schon seit über 40 Jahren", sagt er. "Wenn man Leute von außen holt, brauchen sie Zeit zum Lernen, sechs Monate bis ein Jahr, und oft mag man sie nicht einmal."

"Es ist besser, Leute zu nehmen, die man kennt, und selbst wenn sie nicht perfekt passen, weiß man wenigstens, was man bekommt", erklärt er seinen Ansatz. "Das hat hier bei Haas Automation sehr gut funktioniert, und ich wende viele der Bausteine, die hier vorhanden waren, auf das Formel-1-Team an."

"Ich mag es wirklich, Leute zu haben, die ich kenne, die das Tagesgeschäft verstehen, die die Leute verstehen, anstatt einen Fremden zu holen, der alles durcheinanderwirbelt und ein Chaos anrichtet."

Motorsport-Total.com

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