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ALMS: 12h Sebring

Klien: "Siegen möglich, aber nicht Pflicht"

Einmal um die Uhr herum: am Samstag startet das traditionelle 12h-Rennen in Florida. Christian Klien & Co. starten im Peugeot von Platz 3.

Ein Rennen auf dem Sebring Raceway ist immer eine Reise in die Vergangenheit des Motorsports - im positiven Sinne. Die älteste Rundstrecke Amerikas diente im 2.Weltkrieg als Flugplatz für B17-Bomber und hat von ihrem unverwüstlichen Charme nichts eingebüßt.

Seit 1952 wird das Rennen "once around the clock" ausgetragen, 102 Fahrer durften seither das Podium als Sieger besteigen, darunter auch zwei Österreicher: 1986 der unvergessene Jo Gartner im Porsche 962 und 2003 Philipp Peter im Joest Audi R8.

Die Mission Le Mans

Christian Klien geht erstmals bei diesem Rennen an den Start. Auf den Vorarlberger und seine Teamkollegen warten zwölf Stunden Schwerarbeit.

Die 12 Stunden im Peugeot 908 HDi FAP sind Premiere und Generalprobe zugleich. Denn die Löwen haben heuer ein klares Ziel ausgegeben: Im Juni soll der lang ersehnte Sieg bei den 24 Stunden-Klassiker von Le Mans her.

Sebring ist für Klien die einzige Bewährungsprobe im Vorfeld, daher wird das Kräftemessen zwischen den zwei eingesetzten Peugeot 908 und der Konkurrenz von Audi und Acura umso gespannter erwartet. Er geht im Peugeot mit der Nummer 07 gemeinsam mit Nicolas Minassian und dem Formel 1-erprobten Pedro Lamy ins Rennen.

Das zweite Fahrzeug mit der 08 darf mit der Besatzung Sarrazin/Bourdais/Montagny gerne als heimliches französisches Nationalteam bezeichnet werden. Schon im Qualifying am Donnerstagabend gab es einen engen Schlagabtausch.

Christian Klien fuhr den Quali-Turn für seine Truppe und war eine Zehntel schneller als Sebastien Bourdais im Schwesterauto. Da bereits die zweite Runde zu einem vorderen Startplatz genügte, entschloss man sich, kein weiteres Risiko einzugehen und frische Reifen für das Rennen aufzusparen.

"Wir haben in den Tagen zuvor einen kleinen Riss im Chassis entdeckt. Wegen der nötigen Reparaturen verloren wir etwas Trainingszeit in der Box. Jetzt passt alles wieder, wie auch die Qualifying-Leistung zeigt und alle sind recht zuversichtlich. Es wird jedenfalls eng wie immer zwischen uns, den Audis und den Acura“, stellte Klien fest.

Pole Position holte der Acura Nummer 66 mit dem Neuseeländer Scott Dixon am Steuer. Zweiter war der beste Audi der Mitfavoriten Capello/Kristensen/McNish.

Asphalt meets Beton

Für einen Test unter Rennbedingungen ist Sebring optimal. Die Strecke hat Ähnlichkeiten mit Le Mans und ist ein Härtetest fürs Material. Eine hohe Ausfallquote gehört hier aufgrund der Streckenbedingungen dazu.

"Die Strecke ist halb Asphalt und halb Beton", erklärt Christian Klien. "Speziell auf Beton hat sie ziemliche Bodenwellen. Ich war anfangs echt überrascht, wie du hier zu kämpfen hast. Es ist wie in den 60er-Jahren - aber durchaus positiv gemeint. Hier wird dir als Fahrer alles abverlangt. Ein Doppelstint wie im Rennen - also zwei Tanks - dauert etwa 90 Minuten. Dann hast du auch genug und übergibst gerne an deinen Teamkollegen."

Dazu kommen in Florida die bereits im März ansehnlichen Außen-Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Ein interessantes Detail: Seit heuer muss jedes Fahrzeug eine Klimaanlage einsetzen, die die Cockpit-Temperatur bei maximal 32 Grad hält.

Siegen möglich, aber nicht Pflicht

Technisch gibt es an den Prototypen einige Neuerungen in diesem Jahr: die PS der dieselbetriebenen Peugeot wurden mittels Lufteinlassbegrenzer reduziert, die diffizile Aerodynamik abgespeckt. Die Topspeeds liegen auf der Buckelpiste dennoch bei 300 km/h.

Bei den Tests, die seit vergangener Woche in Sebring laufen hat jedoch kein Hersteller seine Karten bisher völlig aufgedeckt. Der Direktor von Peugeot Sport, Olivier Quesnel, dazu:

"Der Auftrag in Sebring ist klar: Wir wollen uns so gut wie möglich auf Le Mans vorbereiten. Qualifikations- und Rennergebnis stehen dabei vorerst im Hintergrund. Viel mehr wollen wir die technische und strategische Entwicklung vorantreiben. Sollte es dabei am Ende zum Sieg reichen, wären wir glücklich."

Geduld ist gefragt

Christian Klien erwartet ein "typisch amerikanisches Rennen“ mit vielen Gelbphasen auf dem 3,7 Meilen-Kurs. Daher heißt es „die ersten 10 Stunden schön zusammenbleiben. Durch die Safety Car-Phasen wird das Feld ohnehin immer wieder zusammen gedrückt. Und in den letzten zwei Stunden wird dann auf der letzten Rille gekämpft.“

Anders als beim Rennen in Road Atlanta im Vorjahr, wo der Klien-Peugeot nur knapp geschlagener Zweiter wurde, sind die Rahmenbedingungen diesmal deutlich einfacher:

"Wir haben tagelang hier getestet. Ich bin sicher gute 100 Runden auf der Strecke gewesen. Der Kurs ist etwas länger, und es sind 28 Autos in allen Klassen am Start. Wir im P1-Prototypen kommen da zwar immer noch auf fünf bis zehn Überholmanöver pro Runde. Aber auch in den unteren Kategorien sind durchwegs Profis am Lenkrad, wie zum Beispiel Mika Salo.“

Der Formel-1-erprobte Finne fährt einen Ferrari F430GT in der GT2-Klasse und ist einer von einem Dutzend Formel 1-Fahrern am Start.

Rennfeeling pur

Die Atmosphäre in Sebring hat mit der modernen Formel 1 wenig zu tun. Viele Fans sind bereits seit einer Woche vor Ort, um mit Wohnmobilen direkt am Streckenrand zu parken. Christian Klien schätzt diese Fankultur:

"Es ist eigentlich so wie früher im Kart oder in der Formel BMW. Es gibt keine richtigen Boxen, nur Zelte. Die Fans können überall hin. Und wenn du als Fahrer auf der Strecke bist, riecht es in jeder Kurve anders: Einmal nach Steaks, dann wieder nach Hamburgern mit viel Zwiebel. Je nachdem, was dort grad am Griller liegt. Ich habe hier ein Video von einem Rennen der 60er-Jahre gesehen. Da hat sich tatsächlich nicht viel verändert.“

Außer vielleicht, dass Showgrößen wie früher Steve McQueen, Gene Hackman, Paul Newman heute nicht mehr am Start sind. Die Fans lieben das Rennen aber uneingeschränkt. Gute 100.000 werden heuer am Renntag wieder erwartet.

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