RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rallye-WM: Deutschland

Loeb und Citroen übernehmen WM-Führung

Loeb feiert 7. Sieg und übernimmt die WM-Führung. Sordo wird Zweiter, Citroen führt bei den Herstellern. Duval wird Dritter, Hirvonen Vierter.

Michael Noir Trawniczek

Sébastien Loeb hat das von allen erwartete Kunststück zustande gebracht und bei der siebten Deutschland-Rallye seinen siebten Sieg in Folge errungen. Auf seinem Lieblingsterrain Asphalt konnte dem Franzosen keiner seiner Konkurrenten das Wasser reichen - bis zur 13. Wertungsprüfung brannte Loeb eine Bestzeit nach der anderen in den deutschen Asphalt. Erst als er die Motorkraft reduzieren ließ, um sein Aggregat für die Asphaltrallyes in Spanien und auf Korsika zu schonen, überließ er Sordo und am Sonntagvormittag Duval den Vortritt. Das Citroen C4 WRC lief wie ein Uhrwerk, so konnte Citroen das Maximum erzielen - denn hinter Loeb belegte dessen Teamkollege Dani Sordo den zweiten Platz.

Loeb, der mit dem siebten Sieg bei einer Veranstaltung auch den bisherigen Rekord von Marcus Grönholm (Finnland-Rallye) einstellen konnte, erklärte: "Das ist sehr gut für das Team, ich freue mich, dass Dani Zweiter wurde. Das ist sehr gut für die beiden Weltmeisterschaftswertungen." Bei den Fahrern übernimmt Loeb die Führung - 76 Punkte weist der Franzose nun auf, Mikko Hirvonen liegt vier Zähler hinter dem vierfachen Weltmeister. Dani Sordo konnte von Chris Atkinson den dritten Platz in der Tabelle übernehmen. Viele sehen Loeb bereits auf dem Weg zu seinem fünften WM-Titel in Folge. Aber auch in der Markenwertung gibt es einen Führungswechsel - Citroen konnte erstmals die WM-Führung übernehmen.

Loeb-Jäger mutierte zum Hirvonen-Jäger

Die Ford-Werkspiloten Mikko Hirvonen und Jari Matti Latvala hatten bei dieser Rallye nicht den Funken einer Chance. Als Hirvonen, der nach dem ersten Tag noch Platz zwei belegen konnte, dann aber von Sordo in die Schranken verwiesen wurde, am Ende des zweiten Tages auch noch von einem Reifenschaden heimgesucht wurde, lag er vor dem letzten Tag drei Sekunden hinter dem eigentlich als Loeb-Jäger vorgesehenen, im Stobart Ford platzierten Asphaltspezialisten Francois Duval auf Rang vier. Der Belgier hatte am ersten Tag der Rallye Gewöhnungsprobleme, steigerte sich jedoch im Verlauf der Veranstaltung. Am Samstag rechnete er selbst damit, dass ihm Ford wohl verbieten werde, Hirvonen vom Podest zu stoßen. Schließlich fehlten Hirvonen vor den letzten fünf Sonntags-Prüfungen nur drei Sekunden auf den dritten Platz von Duval...

Doch es kam anders. Duval brannte am Sonntagvormittag eine Bestzeit nach der anderen in den Asphalt. Hirvonen resignierte: "Duval war wirklich sehr schnell unterwegs. Ich konnte nicht schnell genug fahren. Ich möchte aber keinen Fehler mehr machen. Ich fahre nicht komplett auf Sicherheit, möchte aber nichts mehr riskieren." Nach den ersten beiden Prüfungen fehlten Hirvonen bereits 11,7 Sekunden auf Duval.

Von Ford kam am Sonntagmorgen der klare Befehl: Keine Teamorder! Ford-Teamchef Malcolm Wilson erklärte seine Entscheidung: "Mikko und Francois fahren für zwei verschiedene Teams - Mikko für das Ford-Werksteam und Francoise für das Kundenteam Stobart Ford. Ich würde Mikko gerne auf Platz drei sehen, da besteht kein Zweifel - aber die Situation hier ist nicht anders, als wenn zwei verschiedene Hersteller gegeneinander antreten würden. Das Team von Francoise hat den Wagen gekauft, um an den Wettbewerben teilnehmen zu können und sie wollen den dritten Platz erobern, so einfach ist das."

Ford wird mit diesem sportlichen Zug mit Sicherheit die Sympathien der Rallyefans gewinnen können. Manfred Stohl, der in Deutschland als Asphaltspion für Henning Solberg fungiert hat, erklärte dazu gegenüber motorline.cc: "Es hätte politisch sehr schlecht ausgesehen, wenn Malcolm Francoise wegen einem einzigen WM-Punkt zurückgepfiffen hätte." Und so beendeten Duval und Hirvonen die Deutschland-Rallye auf den Rängen drei und vier. Hirvonen hat nun seine WM-Führung verloren, liegt vier Punkte hinter Loeb. Für viele hat der 27-jährige Finne die WM-Führung bereits in Finnland verloren, als er bei seiner Heimrallye gegen Loeb erlag.

Subaru nicht schnell genug

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Das Subaru World Rally Team kam auch in Deutschland nicht über eine gewisse Statistenrolle hinaus, zumindest was die Spitzenplätze anbelangt. Immerhin gab es Highlights wie auf der Sonderprüfung "Moselwein", wo Petter Solberg mit nur 0,7 Sekunden Rückstand die drittschnellste Zeit markieren konnte. Die abschließende Superspecial beendete Solberg sogar mit Bestzeit.

Solberg erklärte im Zielraum der letzten echten Wertungsprüfung: "Es war okay, wir hatten keinerlei Probleme. Ich hatte Freude an dieser Rallye - ich denke, wir haben die richtige Richtung gefunden. Wir müssen natürlich noch schneller werden." Mehr als 2,5 Minuten beträgt der Gesamtrückstand des früheren Weltmeisters - der neue Subaru Impreza WRC2008 hat bislang nicht jene Verbesserung gebracht, welche das Prodrive-Team erzielen wollte. Von einer Rückkehr auf die Siegerstraße ist bislang nichts zu vernehmen. Während es am Wagen von Solberg immerhin keine größeren Probleme zu beklagen gab, musste sich Atkinson sehr wohl auch mit technischen Problemen plagen - der Australier belegte am Ende mit satten 4:45 Minuten den sechsten Platz. Er kommentierte knapp: "Wir müssen noch sehr viel arbeiten. Wir wollen konkurrenzfähig sein, wir wollen in Neuseeland auf das Podium."

Henning Solberg mit Stohl-Hilfe auf Platz sieben

Bis zum Schluss musste Henning Solberg um seinen tollen siebten Platz zittern. Denn am Morgen kam er von der Strecke ab und beschädigte dabei die Lenkung seines Stobart Ford Focus. So konnte sich der Este Urmo Aava bis auf vier Sekunden an Solberg heranarbeiten - auch wenn die letzte Prüfung nur noch 4,37 Kilometer lang war, errechnete sich der private Citroen-Pilot noch "sehr, sehr kleine Chancen" aus, Solberg auf Platz acht verweisen zu können.

Doch der Bruder von Petter Solberg hielt durch und durfte sich über den siebten Platz freuen: "Ich bin happy - es lief immer besser, wir haben uns Schritt für Schritt verbessert." Einen erheblichen Anteil an diesem Erfolg hatte Manfred Stohl, der seinem Freund und früheren Teamkollegen als Schotter- respektive Asphaltspion unter die Arme griff. "Der siebte Platz ist unter den heutigen Umständen ein sehr großer Erfolg - da freue ich mich schon sehr für den Henning", kommentierte "Stohlito".

Latvala auf der Hochschaubahn

Für Jari Matti Latvala, den zweiten Werkspiloten von Ford, der auf Asphalt noch über recht wenig Erfahrung verfügt, geriet die Deutschland-Rallye zu einer Hochschaubahn der Gefühle. Eine Rolle kostete ihn viel Zeit - am Ende ging sich nur der undankbare neunte Platz aus. Lange Zeit zweifelte der selbstkritische Finne an seinen Fähigkeiten auf Asphalt. Am Sonntagvormittag konnte er jedoch ermutigende Zeiten fahren und erklärte erleichtert: "Auf der letzten Prüfung habe ich mein Vertrauen wieder zurück gewonnen - da bin ich sehr froh, das habe ich gebraucht. Ich habe das Gefühl gebraucht, dass ich immer noch auf Asphalt fahren kann."

Keine Probleme bei Gardemeister

Suzuki-Werkspilot Toni Gardemeister beendete die Deutschland-Rallye auf dem für Suzuki guten zehnten Platz, sein Rückstand beträgt runde sieben Minuten - vor allem hat der Finne diesmal eine problemlose Rallye erleben dürfen. Und so erklärte er nach SP 18: "Das Auto hat gut funktioniert, es gab keine Probleme. Der Wagen fühlt sich gut an - obwohl es noch sehr viel zu tun gibt." Per Gunnar Andersson, sein Teamkollege, erlebte einen problematischen zweiten Tag, nachdem er in einer Haarnadelkurve gegen einen Stein krachte und mit einem beschädigten Auto die 30 km lange SP "Arena Panzerplatte" vollenden musste. Am Ende reichte es für Andersson nur für Rang 15, mit einem Rückstand von satten 14 Minuten.

JWRC: Ogier ohne Gegner

Zunächst tobte bei den Junioren ein beinharter Kampf zwischen den Citroen-Piloten Martin Prokop und Sébastien Ogier. Als Prokop wegen eines Elektrikdefekts an seinem Citroen C2 Super 1600 aufgeben musste, war für das Citroen-"Ziehkind" Ogier der Weg frei für einen dominanten Sieg. Mit mehr als 3,5 Minuten Vorsprung gewann Ogier, womit er in seiner ersten JWRC-Saison bereits den dritten Sieg erzielen und seine Führung in der Gesamtwertung weiter ausbauen konnte. Der deutsche Lokalmatador Aaron Burkhart, ebenfalls auf einem Citroen C2 S 1600 unterwegs, durfte sich über einen tollen zweiten Platz bei seiner Heimrallye freuen. Der Italiener Alessandro Bettega im Renault Clio Sport R3 belegte den dritten Platz.

Nächste Station: Neuseeland

Der Rallye-Tross bewegt sich nun in Richtung Neuseeland, wo vom 28. bis zum 31. August die nächste WM-Rallye, diesmal wieder auf Schotter auf dem Programm steht. Diese Rallye wird auch für den Steierer Andreas Aigner von großer Bedeutung sein - denn dort, die Rallye zählt zur PWRC, ist er wieder punkteberechtigt. Aigner führt nach dem Finnland-Sieg seines Konkurrenten Juho Hänninen acht Punkte vor dem Finnen, hat jedoch im Gegensatz zu Hänninen nur noch zwei der drei ausstehenden Rallyes als Punktemöglichkeit zur Verfügung.

Ergebnis & WM-Stand finden Sie in der Navigation rechts.

News aus anderen Motorline-Channels:

Rallye-WM: Deutschland

- special features -

Weitere Artikel:

Achims Sport am Montag

Kolumne: Die Uhren lügen nicht

Achim Mörtl hinterfragt den seiner Meinung nach farblosen Auftritt von Simon Wagner am Wochenende beim ERC-Lauf in Ungarn und stellt die Frage nach seinen Zielen.

Fahrfehler von Thierry Neuville und Elfyn Evans bescheren Sebastien Ogier nach spannendem Dreikampf den Sieg bei der Rallye Kroatien 2024.

Eugen Friedl und Helmut Aigner vom MCL 68 – Motorclub Leobersdorf haben den Saisonbeginn mit Ihrem Mitsubishi Evo IX erfolgreich gestartet und die ersten Punkte in der AART des Alpe Adria Rallye Cups eingefahren.

ERC, Gran Canaria: Etappe 1

Wagner hofft auf Sprung nach vorne

Simon Wagner nach der ersten Etappe der Gran Canaria Rallye auf Platz 14 - Hermann Neubauer auf Platz 23. Waldherr Motorsport mit Chancen in der ERC4.

Rallye Portugal 2024

60. WRC-Sieg für Sebastien Ogier

Sebastien Ogier feiert bei der Rallye Portugal seinen 60. Sieg in der Rallye-Weltmeisterschaft: Thierry Neuville setzt sich in der WM-Wertung von Elfyn Evans ab