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"Wir müssen alle an einem Strang ziehen"

Im 2. Teil des Exklusiv-Interviews spricht Helmut Schöpf über den Zeitplan des BSO-Beitritts, den Boom der Challenge-Läufe, das Minus in der Kasse als Rallyeveranstalter uvm.

Teil 1 des Interviews mit Helmut Schöpf sowie die Gespräche mit Heribert Werginz und der OSK finden Sie in der rechten Navigation!

Die OSK sollte ja eigentlich froh sein über Ideen, die mehr Motorsportler hervorbringen, oder?

So ist es, man sollte sich viel offener zeigen, denn mehr Lizenznehmer bedeuten unterm Strich mehr Geld in der OSK-Kasse.

Eine Abspaltung von der OSK – wie die Autocrosser – ist kein Thema?

Ich finde das nicht wirklich in Ordnung, wenn man eine Organisation hat, die so lange Mitglied bei der FIA ist und auch in vielen Bereichen gute Arbeit geleistet hat dann plötzlich zum Teufel schicken zu wollen oder auch gegen diese Personen zu arbeiten. Das ist nicht gut, würde nur Chaos erzeugen und letztendlich dem Motorsport nur Schaden.

Weißt Du den Grund, warum sich die Autocrosser abgespalten haben?

Es war die zu große Bürokratie, zu hohe Kosten bei Lizenzen, Versicherungen und Gebühren etc. Im Endeffekt aber auch dass es keine Unterstützung von der Behörde gegeben hat, an die man viel Geld bezahlt. In Wirklichkeit ist es ein Geschäft, aber keine Unterstützung der Sportler. Da gilt es Lösungen zu finden, dass sich nicht noch mehr Motorsportler abspalten.

Was man aber auf jeden Fall braucht ist eine Schnittstelle zur OSK, oder?

Man muss jetzt die Probleme aufzeigen und klar machen, dass Österreich einen Motorsport-Verband braucht, alles andere kann vorerst so bleiben wie es ist. Wenn sich eine starke Interessensvertretung für den Motorsport gefunden hat, ergibt sich alles andere von selbst. Der OSK bleibt ja dann gar nichts anderes übrig als mit diesem Verband zusammen zu arbeiten. Gewisse Strukturen muss man sich dann halt überlegen, man muss eben gemeinsam für den Sport etwas tun.

Die Frage ist jetzt, wollen die Motorsportler überhaupt so einen Verband? Wieviele Klubs sind interessiert, wollen die das überhaupt? Oder ist denen das egal. Es wäre zwar jeder dumm, der nicht mitmachen möchte, auch wenn das etwas Arbeit bedeutet und man könnte sehr viel tun für die Motorsportler.

Wie stehen die Chancen dafür?

Ich kann es nicht sagen. Es wäre interessant zu sehen, wieviele Vereine sich auf so einen Aufruf hin melden und ihr Interesse bekunden. Das Interesse der BSO ist jedenfalls vorhanden, teilweise arbeiten die Veranstalter ja schon intensiv mit den Landesorganisationen zusammen. Wobei es da schon Kooperationen gibt, wie z.B. das Sponsoring des Sportland Niederösterreich bei Waldviertel-Rallye und auch die Jänner Rallye wird von der Sport Union OÖ unterstützt.

Was sind die nächsten Schritte, gibt es schon ein breiteres Feld, dass diese Meinung vertritt?

Die beiden Motorline-Interviews mit Heribert Werginz und den OSK-Vertretern haben jetzt einiges aufgewirbelt. Es gibt auch Hardliner, die auf den Tisch hauen wollen, wobei sich die den Kopf stoßen werden. Man muss da behutsamer vorgehen und zunächst einmal schauen, ob diese Vorhaben auch gewollt werden. Aber es scheint gerade jetzt einfach an der Zeit etwas zu tun.

Gibt’s einen Zeitplan wie rasch das über die Bühne gehen soll?

Das Ziel sollte sein spätestens 2010 eine Anerkennung des Motorsportes durch die BSO zu bekommen.

Das trifft sich ja gut, dann soll es ja auch wieder einen Hauptsponsor für die ÖM geben.

Da bin ich gespannt, warten wir einmal ab. Die OSK ist gut beraten, vorher mit den Veranstaltern zu sprechen, denn nach dem T-Mobile-Sponsoring gab es viel verbrannte Erde… Wenn jetzt ein Sponsor kommt und sagt er unterstützt die Meisterschaft, dann funktioniert das nur, wenn auch die Veranstalter dementsprechend unterstützt und vor allem auch eingebunden werden.

Die Meisterschaft wird zusehends ein Handicap für die Veranstalter, denn sie ist derzeit einfach nicht erstrebenswert für die Teilnehmer. Man braucht sich nur anschauen, wieviele Fahrer die ganze Meisterschaft fahren und wieviele nur ein paar Läufe, dann kann man klar erkennen, dass die Meisterschaft nicht das Ziel der meisten Motorsportler ist. Und da muss was getan werden, es muss Anreize geben.

Wir haben die IG-Rallye-Trophy ins Leben gerufen, die geht nächstes Jahr in die dritte Saison. Und da wird wirklich etwas für die Fahrer getan, auch wenn es kein Bargeld gibt. Wir machen das mit Gutscheinen und wollen das System in Zukunft dann auf alle Rallyes – auch aus dem Challenge-Bereich – ausdehnen. So hat zum Beispiel der Junior-Sieger die Teilnahme an allen IG Rallyes 2009 kostenlos bekommen. Wenn man berücksichtigt, dass das Nenngeld zwischen 600,- und 700,- Euro beträgt, so ist das viel Geld, dass sich der Teilnehmer erspart.

Die Klassensieger sind berücksichtigt worden mit 500,- Euro, der Zweite bekam 400,- usw. bis zum 5. Platz, alles in Form von Gutscheinen, die z.B. auch bei Motorsport-Fachgeschäften eingelöst werden können und somit wieder bares Geld für die Aktiven wert sind. Insgesamt gab es über 20.000,- Euro, nächstes Jahr sollen es 25.000,- Euro werden. Und das kommt den Fahrern direkt zugute, für die eigentliche Meisterschaft gibt es einen Pokal bzw. eine Trophäe, das war es.

Eine weitere Idee wäre auch, nur eingeschriebene Marken in einer IG Marken-Meisterschaft zu berücksichtigen. Wenn die Importeure nur auf eine Seite Werbung in großen Zeitungen im Jahr verzichten würden, dann hätten wir einen ordentlichen Preisgeld-Topf, den wir ausschütten könnten und die Meisterschaft würde sicherlich sehr an Attraktivität gewinnen.

Die Challenge-Läufe erleben einen Boom, warum?

In der ÖM werden zu viele Vorschriften gemacht, alles läuft viel zu bürokratisch und aufwendig ab. In der Challenge ist das alles leichter, daher fahren immer mehr Teams dort. Alleine das kompakte Format, Freitag Besichtigen und Samstag Fahren ist für viele ein Argument, man spart Zeit und Kosten. In der ÖM lässt sich das nicht umsetzen, da muss die OSK der ÖM helfen in Zukunft flexibler zu sein. Wenn da nicht bald was passiert, werde ich es persönlich dann 2010 vielleich schon nicht mehr brauchen, da es dann eventuell keine Waldviertel-Rallye mehr geben wird.

Für 2009 sind die Zusagen der Sponsoren da, 2010 steht aber in den Sternen und angesichts der meiner Meinung nach mehr heraufbeschworenen als echten Wirtschaftskrise stehen die Zeichen für 2010 nicht wirklich günstig. 2008 hab ich bei der Veranstaltung ein gerade noch erträgliches Minus gemacht. Ich hatte zwar um 30 Prozent weniger Budget, dennoch war die Rallye - zumindest meiner Meinung nach – besser als 2007. Ich zahl halt etwas aus meiner Tasche dazu, die Frage ist nur, wie lange kann und will ich mir das noch leisten, noch dazu wo fast alles in der ÖM von oben diktiert wird.

Zum Verständnis für unsere Leser, dieses Minus deckst Du privat ab?

Mit meiner Firma, ich hab eine Firma gegründet, die hat Einnahmen aus Werbung und Marketing und verpflichtet sich dafür, die Veranstaltung durchzuführen und das finanzielle Risiko der Clubveranstalter dem ZV Baden und dem MSRR Neulengbach abzudecken. Im Prinzip ist das mein „Privatsponsoring“. Aber ich kann mit der Firma nicht immer nur Minus machen. So wie der ÖAMTC bei der OSK dazuzahlt, zahl ich meistens bei der Waldviertel-Rallye dazu. Da wäre es doch viel besser, wenn ein Veranstalter-Club die Möglichkeit hat, eine Förderung zu bekommen.

Allein bei der Mehrwertsteuer wäre viel Potential vorhanden. Derzeit gibt es keine Möglichkeit für Vereine, die Mehrwertsteuer zurück zu bekommen, so wie eine Firma. Das ginge nur mit Unterstützung der BSO eben als anerkannte Sportart. Was spricht dagegen, wenn man sich als Verein die Mehrwertsteuer gut schreiben lassen kann, schließlich wurde ja auch die Leistung in der Region erbracht. Das wäre ein Modell, das in Zukunft für die Vereine eine leichtere Durchführung ermöglichen würde. Die BSO sitzt im Parlament, nur mit der OSK kommt man derzeit dort ja nicht hin.

Ich bitte Dich abschließend um ein paar Worte.

Ich möchte mich nicht als großer Retter des Motorsports hinstellen, der bin ich nicht. Die Interviews von Heribert Werginz und den OSK-Granden haben aber einiges erzeugt, auf das man einfach reagieren muss. Wenn es seitens der Sportler und der Vereine nicht gewollt wird, dann wird auch nichts passieren.

So wie auch schon Heribert Werginz gesagt hat, wenn niemand seine Meinung dazu sagt, wird sich nichts ändern, der Meinung bin ich auch. Noch einmal, ich kann nur an die gesamte Motorsport-Szene appellieren, hier gemeinsam an einem Strang zu ziehen und damit die Zukunft und eine öffentliche Anerkennung des Motorsports in Österreich zu sichern.

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