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Rallye-ÖM: BP Ultimate Rallye

Ein Logo als Symbol der eigenen Einstellung

„Philfun“ ist ein Fantasielogo auf dem neuen, giftgrünen Mitsubishi Evo 7 von Philipp Lietz. motorline.cc war beim ersten Test dabei…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Christoph Krakauer & Jürgen Pürstinger, www.philipp-lietz.com

Die besten Bilder vom Philipp Lietz-Test

Eine Tankstelle in Ybbsitz. Der Mann hinter der Theke überreicht einen handgezeichneten Plan, viele Kurven, Serpentinen. „Dort oben erwartet dich Christian Lietz, der Vater von Philipp. Er bringt dich zur Teststrecke.“

Es sind wunderschöne Straßen in einer bereits ziemlich ländlichen Gegend – inmitten der Idylle steht ein giftgrünes Rallyeauto, es ist umringt von zahlreichen Personen. Es ist ein Mitsubishi Lancer Evo 7.

Philipp Lietz erzählt: „Wir haben das Auto von Eddy Schlager gekauft. Im Vorjahr fuhren wir mit einem Evo 3.“

Der Evo 7 weist ein außergewöhnliches Design auf. Lietz erklärt „Wir haben uns gedacht: Der Rallyesport kostet ohnehin schon so viel Geld – jetzt investieren wir einmal ein bisschen etwas ins Marketing. Dieser Bereich interessiert mich persönlich auch sehr. Von der Firma Concepta, wo ich den Geschäftsführer sehr gut kenne, haben wir ein Design machen lassen.“

Philfun: “Es schreit“

Es ist ein eigenwilliges Outfit. Lietz sagt: „Es ist, so glaube ich, einzigartig – es sieht nicht wie ein richtiges Rallyeauto aus, es schreit, es fällt auf – und genau das war der Plan. Ich bin sehr stolz und freue mich, dass ich dieses Auto fahren darf.“

Besonders auffällig ist das Logo „Philfun“ - es geht also um viel Fun, um den Spaß am Rallyesport. Der wird hier, bei diesem Test, auch zelebriert. Im Grunde wird hier praktiziert, was an den Stammtischen so gern gesagt wird: Das Image des Rallyesports aufpolieren, den Sport zu den Menschen bringen…

Lietz hat vor dem Test persönlich mit allen umliegenden Bauern gesprochen (und dabei auch die Vorzüge eines so genannten „Selbstgebrannten“ kennen gelernt, die Story ist der Renner an diesem Tag).

Einen Teil von diesen Bauern wird er heute im giftgrünen Evo 7 den Berg empor kutschieren. Die anderen wird er nach dem Test persönlich besuchen und kleine Geschenke verteilen – zudem ist er höchst persönlich dabei, wenn im Anschluss der heraus gecuttete Schotter von der Straße gekehrt wird. Angewandte Imagepolitur a la Philipp Lietz.

Die liebe Familie

Betreut wird das Auto wieder von Race Rent Austria. Und auch das hat seinen Grund: „Bis auf den Einsatz im Suzuki Cup haben wir immer auf Race Rent Austria gesetzt, mit dem Wolfgang Schmollngruber – wir haben zwar auch mit anderen Teams gesprochen. Doch letztlich kennen wir dieses Team schon gut, das ist eigentlich wie eine Familie und wir wollen eben auch viel Fun, und daher passt es so.“

Der 21-jährige Ybbsitzer wird gleich zum ersten Mal mit dem neuen Boliden die Teststrecke empor glühen. Lietz ist gespannt auf sein neues Auto. Später attestiert er: „Der Unterschied zum Evo 3 ist ein großer. Das Getriebe ist anders. Es gibt etwas mehr Leistung. Die Sperrdifferenziale sind anders. Es ist ein bisschen mehr ein Rennauto – das macht Spaß, man hat mehr Arbeit im Cockpit.“

Die erste Rallye

Co-Pilot Thomas Steinber sagt: „Ich merke es an den Schlägen beim Schalten.“ Philipp Lietz sagt über seinen Beifahrer: „Wir sind gemeinsam in den Kindergarten gegangen und kennen uns also schon seit einer Ewigkeit. Wir haben auch die erste Rallye gemeinsam bestritten, das war in Deutschland.“

Lietz erzählt angeregt: „Wir haben beide gerade erst den 18. Geburtstag hinter uns gebracht, da sind wir schon mit dem Hänger nach Deutschland – und wir hatten beide null Ahnung.“

„Der Thomas hat zum ersten Mal eine Zeitkarte gesehen, ich auch. Der Franz Sonnleitner war dabei, der hat uns geholfen. Der hat dann auch ein bisschen die Nerven verloren – weil wir wirklich keine Ahnung hatten.“

„Den Schrieb hat dann mein Vater gemacht – weil das hinten und vorne nicht gepasst hat. Aber wir sind dann einfach gefahren und waren auch schnell – wir sind Top 20-Zeiten gefahren, bei 150 Startern. Da habe ich schon gedacht, dass es eigentlich passt. Die nächste Hürde war dann mein Vater, der schon viel Zeit in den Richard investiert hat.“

Der große Bruder

Richard Lietz, der ältere der beiden Brüder, ist einer von wenigen in diesem Land, die ihr Brot als Rennfahrer verdienen, als Porsche-Werkspilot konnte er bereits zweimal den Klassensieg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans erringen.

Der Motorsport liegt in der Familie. Philipp Lietz erinnert sich: „Thomas und ich waren früher Tag und Nacht auf den Schneestraßen, da war ich 14 – ich bin auch immer mit dem Richard mitgefahren…“

Nach dem erwähnten Rallye-Abenteuer hat sich auch Phillip Lietz auf der Rundstrecke versucht. Im Suzuki Motorsport Cup hat er 2008 die Rundstreckenwertung gewonnen. Danach versuchte er sich im VW Polo Cup. „Das hat nicht so gut funktioniert – jetzt machen wir einfach das, was uns Spaß macht, eben Rallyefahren.“

Glaubt Philipp Lietz, dass er im Rallyesport wie sein großer Bruder als Werkspilot Fuß fassen kann? Lietz lacht: „Ganz ehrlich? Ohne großen Einsatz glaube ich nicht, dass so etwas möglich ist. Wenn man sich weltweit die Situation anschaut. Vielleicht, wenn mehr Hersteller in den Rallyesport einsteigen.“

Der ehrgeizige Dreijahresplan

Dafür haben Lietz und Steinber am Beginn des Vorjahres, bei ihrem Rallye-Comeback sozusagen, einen ganz persönlichen Dreijahresplan entwickelt: „Zunächst ging es darum: Was wollen wir machen? Da kamen wir drauf, dass wir zunächst einmal Spaß haben wollen. Aber wir haben auch gesagt, dass wir in drei Jahren in den Top 5 der ÖM sein wollen. Heuer ist das zweite Jahr.“

Das Premierenjahr, im alten Evo 3, kann sich durchaus sehen lassen. Die Gruppe H konnten Lietz und Steinber für sich entscheiden. Drei Mal hätte es von der Platzierung her für ÖM-Punkte gereicht, wären die Gruppe H-Piloten punkteberechtigt – das Highlight war der achte Gesamtrang bei der Schneebergland-Rallye.

Lietz sagt: „Wir sind mit dem Evo 3 schon weit nach vorne gekommen in der Gesamtwertung. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass wir mit dem Evo 7 nicht mindestens genau so gut abschneiden wollen. Ob uns das mit dem noch ungewohnten Evo 7 schon im Lavanttal gelingt, kann ich nicht sagen – aber in die Top 15 wollen wir auf jeden Fall kommen.“

Das klare Ziel

Weil die Gegner in der Gruppe H variieren, müsse man die Konkurrenz bei jeder Rallye gesondert betrachten. Aber: „Prinzipiell wollen wir bei jeder Rallye in die Top 3 der Gruppe H. Das gilt auch für die Lavanttal-Rallye, wo der Alfred Kramer immer extrem stark ist. Er ist dort auch zu Hause. Ein Fragezeichen ist Kovar, der auch mit einem Evo 7 antritt.“

Insgesamt sind derzeit fünf ÖM-Rallyes gesichert. Lietz erklärt: „Unser Prinzip lautet: Was wir mit Sponsorgeldern abdecken können, das fahren wir. Der Evo 7 kostet ein bisschen mehr als der Evo 3, daher fahren wir voraussichtlich fünf Rallyes.“

Philipp geht es um den Spaß – aber auch um das Ergebnis. Für Lietz ist das kein Gegensatz: „Ich habe das Gefühl: Mit dem Spaß kommt bei uns auch der Erfolg. Denn wenn es läuft, dann läuft es.“

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