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Rallye-ÖM: Bosch-Rallye

Der Stimmungsbericht vor dem Rallye-Start

Über Wirtsleute als Wetterfrösche und Flugzeugpiloten als Reifenspione. motorline.cc hat sich vor dem Start im Servicepark umgehört…

Text und Fotos: Michael Noir Trawniczek

Einmal regnet es, dann kommt die Sonne, dann ist es trocken, dann regnet es wieder – Pinggau präsentiert sich am Freitagvormittag so, wie es die ÖM-Protagonisten bereits gewöhnt sind. Und trotzdem herrscht vor jeder Bosch-Rallye erneut das große Rätselraten…

Dass es bei der Ausgabe 2011 der Bosch-Rallye eine Reifenlotterie geben könnte – darüber sind sich die Lenkradakrobaten einig.

Andi Waldherr sagt: „Es ist ziemlich interessant – jeder wartet jetzt zu und schaut, was das Wetter macht. Ich war auch gerade bei meinem Reifenlieferanten. Wir wissen noch nicht, was wir machen sollen: Sollen wir auf trocken gehen? Sollen wir auf leicht feucht gehen?“

Waldherr fügt hinzu: „Es ist auch deshalb so schwierig, weil wir in einem Durchlauf zwei verschiedene Prüfungen auf zwei verschiedenen Bergen fahren. Da kann es sein, dass es auf einem nass und auf dem anderen trocken ist. Irgendeinen Kompromiss muss man eingehen, ich weiß nur noch nicht, welchen.“

Vorteil Erfahrung

Entwickelt man, wenn man sich über Jahre hinweg mit dem Wetter beschäftigt, ein gewisses Feingefühl für das Wetter? Thomas Zeltner, Co-Pilot von Raimund Baumschlager und bekanntlich schon lange im Rallyesport unterwegs, verneint: „Ich bin kein Hellseher. Man kann eigentlich nur hoffen, dass man die richtige Entscheidung trifft. Am Schluss entscheidet immer der Fahrer, er muss ja letztendlich fahren.“

Dass erfahrene Piloten bei der schwierigen Reifenwahl einen Vorteil haben – davon ist Willi Stengg überzeugt: „Es wird heute sicher sehr schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen. Man weiß nicht, ob es über dem Berg regnet. Natürlich haben bei diesen Bedingungen die erfahrenen Piloten einen Vorteil.“

Stengg sagt auch: „Einen Vorteil hat sicher, wer die Gegebenheiten kennt und weiß, wo es regnen könnte.“

Wirtsleute als „Wetterfrösche“

Der Jubilar, er feiert 20 Jahre Willi Stengg im Rallyesport, verlässt sich auf Einheimische, die das launische Wetter der Region jeden Tag zu spüren bekommen. Stengg nickt: „Ich habe natürlich meine Telefonnummern von verschiedenen Einheimischen. Das ist sicher hilfreich.“

Thomas Zeltner schüttelt den Kopf: „Wir haben in der Vergangenheit auch mit lokalen Wirten gearbeitet, weil wir geglaubt haben, dass sie über das lokale Wetter Bescheid wissen. Dann hat der felsenfest behauptet, dass es trocken bleibt und es hat trotzdem geregnet – das sind eben auch keine Hellseher.“

Diesel Subaru-Pilot Christian Mrlik lacht: „Wir haben keine Spione – und auch keine Wirten, ich hab hier in der Region noch nirgends einen Stammtischplatz.“ Mrlik wünscht sich Regen. „Das wäre optimal, weil uns dann die Allradtechnik helfen würde.“

Rallye-Legende Rudi Stohl, der in einem Voraus-Subaru einige Gäste über die Prüfungen kutschiert, relativiert: „Man muss es so nehmen wie es ist, Gott sei Dank kann man sich das Wetter nicht aussuchen. Sicher kann man Spione einsetzen, in der WM haben sie die Flieger in der Luft – aber selbst die können sich irren.“

Jungpilot Daniel Wollinger setzt wiederum auf das Internet: „Ich schau auf den üblichen Websites wetter.at oder wetter.com.“ Der Citroen DS3 R3-Pilot fügt hinzu: „Die Verhältnisse sind für alle gleich. Wir werden voll auf Angriff fahren – wenn es regnen sollte, wäre es das erste Mal im DS3. Vielleicht würde mir das auch helfen, aber ich muss mich zunächst in dem neuen Auto an den Regen gewöhnen.“

Berge erschweren Vorhersage

Andre Kachel, der Co-Pilot von Hermann Neubauer, ist in seiner Karriere, in der unter anderen auch mit JRWC-Champion Aaron Burkart gefahren ist, schon auf vielen Punkten dieser Erde gewesen, er sagt: „Das Wetter ist überall unterschiedlich – es gibt Gebiete, wo man das Wetter relativ leicht vorhersagen kann. Aber hier, mit den Bergen, ist es schwierig. Da hängen sich die Wolken irgendwo fest. Hier wird die Reifenentscheidung extrem schwer sein.“ Und: „Wir haben keine Streckenspione – aber wir werden natürlich auch mal da oder dort anrufen.“

Hermann Neubauer sagt: „Mein Ziel müssen maximale Punkte sein. Wenn es regnet, wird es schwierig – aber ich möchte mich ja auch im Regen steigern, nicht nur im Trockenen. Generell gefällt mir diese Rallye, weil sie extrem schnell ist. Es wird ein Reifenpoker – ich hoffe, wir das Glück an unserer Seite.“

Mario Klammer kam unerwartet zu seinem Rallyeeinsatz im Suzuki Junior Team, als Ersatzpilot für Max Zellhofer: „Ich habe vor zwei Wochen erfahren, dass ich die Rallye fahren kann, der Max hat mir ein gutes Angebot gemacht. Bei mir war die Pause jetzt sehr lang – ich muss mich jetzt erst einmal wieder an das Auto gewöhnen.“

Statt Spione Freunde im Servicepark

Georg Gschwandner, der Mastermind des GP Racing Ford Fiesta Cups, spricht für viele kleinere Teams, wenn er sagt: „Reifenspione können wir uns sicher nicht leisten. Wir versuchen zu sparen, wo wir sparen können. Aber im Gegensatz zu den Volvo haben wir bei den Fiestas verschiedene Reifen und so haben auch wir die Qual der Wahl.“

Und so orientiert man sich bei GP Racing auch nicht an entfernten Spionen, die auf den Bergen positioniert sind - der Blick ist quasi auf die nächste Umgebung gerichtet: „Wir erhalten Tipps von lieben guten Freunden, die das schon länger machen als wir – und wir schauen uns die Autos genauer an, die rund um uns im Servicepark stehen.“

Sepp Pointinger ist auch im Pinggauer Servicepark zugegen – er betreut den Ford Sierra von Kurt Göttlicher. Pointinger bleibt beim Thema Reifenpoker ziemlich gelassen: „Das Wetter dreht sich immer in Pinggau, das war schon immer so. Aber wir nehmen es so, wie es kommt – und im Zweifelsfalle entscheide ich mich immer für die sichere Seite, nehme also Regenreifen.“

Permanent im Internet

Beppo Harrach setzt neben herkömmlichen Wetterspionen auch auf moderne Technik, sprich das Internet: „Ich habe natürlich meine Kontakte – zugleich studieren wir permanent das Internet, um zu sehen, wie sich die Wetterwolke weiter bewegt. Wir haben einen demotion-Computer hier und checken permanent das Wetter.“

Philipp Lietz kann mit etwas Besonderem aufwarten, wenn es um die Wetterprognose geht, lachend erzählt er: „Wir haben einen sehr guten Wetterfrosch. Es ist ein Mann, der sich mit dem Wetter besonders intensiv beschäftigt und der Zugang zu speziellen Wetterinformationen hat, es ist ein Flugzeugpilot. Das ist schon sehr hilfreich.“

Shakedown: Extrem rutschig!

Einige der Piloten haben den Shakedown absolviert – Tenor: Extrem rutschig!

Michael Böhm räumt jedoch ein: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Charakteristik der Shakedown-Strecke relevant ist für die anderen Prüfungen.“

Dem stimmt auch Harrach zu: „Ich bin mir nicht sicher, ob es auf den Prüfungen auch derart rutschig sein wird – aber wenn es regnet, kann das durchaus der Fall sein.“

Hermann Neubauer stimmt zu: „Pinggau ist generell schon sehr rutschig, und wenn es da drauf regnet, wird es extrem schmierig.“

Und auch Patrick Winter berichtet: „Es war sehr rutschig beim Shakedown, da wurde bereits sehr viel Schlamm heraus gecuttet. Ich habe geschaut, dass ich im Nassen ein Gefühl für das Auto entwickle.“

Winter im Evo3-Peugeot

Sein Car-Chief Allesaandro erklärte, was am Peugeot 207 S2000 seit der Lavanttal-Rallye modifiziert wurde: „Fast das gesamte Auto wurde neu montiert, wir haben einen neuen Motor, einen neue Schaltung und auch die Bremsanlage wurde verbessert. Es ist eine Evo 3- Stufe – besser geht es also nicht.“

Winter nickt: „Wir haben einige neue Teile im Auto – aber es hilft nichts, wenn der Fahrer das nicht abrufen kann. Das heißt: Es liegt jetzt an mir, dass wir das auch umsetzen können. Doch auf den ersten Prüfungen werden wir schauen, wie es läuft und erst dann versuche ich, den Abstand auf die Spitze zu verkürzen.“

Worauf setzt Winter, wenn es um die Reifenwahl geht? Der Oberösterreicher lacht: „Der Achim Mörtl ist wieder da, er hilft mir wieder bei der Reifenentscheidung – wir haben in den letzten zwei Jahren nicht einmal die falsche Reifenwahl getroffen. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.“

Hektik vor dem Start

Auf den Shakedown verzichtet hat Michael Kogler: „Ja, ich habe stattdessen draußen ein bisschen den Regenreifen getestet, um mich auf diesen einzustellen, denn zuletzt fuhr ich im letzten Herbst im Regen. Die Reifenentscheidung treffen wir fünf Minuten bevor wir los müssen – da kommt zu der Hektik vor dem Losfahren also noch ein Element dazu.“

Ebenfalls in Zivil ist Mario Saibel anzutreffen, der MCC-Pilot berichtet: „Wir haben auf den Shakedown verzichtet, sind stattdessen dort zuschauen gewesen. Das war auch ganz interessant: Man sieht schon mit freiem Auge, dass der Beppo sich sehr, sehr wohl fühlt im Auto. Ich erwarte hier wieder eine große Beppo Harrach-Show.“

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