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motorline.cc EXKLUSIV
Foto: privat

Willi Singer nimmt Stellung zu den Kogler-Aussagen

Willi Singer, der Vorsitzende der AMF-Rallyekommission nimmt zu den Aussagen des scheidenden Fahrervertreters Gottfried Kogler Stellung.

Noir Trawniczek

Für ein Rumoren in der Rallyeszene hat Gottfried Kogler mit seinem Resümee nach zwei Jahren als Fahrervertreter in der AMF-Rallyekommission gesorgt - zum einen erhielt Kogler regen Zuspruch, zum anderen gab es auch ablehnende Stimmen und wie so oft im Leben lagen die Meinungen auch irgendwo dazwischen…

Willi Singer, Vorsitzender der AMF-Rallyekommission hat nun im Rahmen eines Exklusivinterviews mit motorline.cc zu den Vorwürfen und Optimierungsvorschlägen Koglers Stellung bezogen.

Was ich auch aus zahlreichen Gesprächen mit Aktiven und Fans bestätigen kann, ist der Wunsch nach einer Re-Start-Möglichkeit nach einem Ausfall noch am gleichen Tag, mittags zum Beispiel. Warum wurde das abgelehnt?

Dafür hätte man das komplette Rallye-Reglement umbauen müssen - da geht es um rund 25 Punkte, die man dafür ändern müsste. Und zwar auf internationaler, auf FIA-Ebene. Es gab heuer bereits einen Antrag der Iren und der wurde von der FIA abgelehnt - weil hier eben das gesamte Reglement neu überarbeitet werden müsste. Es geht hier um Startzeiten und ähnliche Dinge - ein Auto muss zum Beispiel eine Stunde vorher da sein…

Gottfried Kogler hat auch vermeintliche Schwächen bei den Technischen Kommissaren und den Sportkommissaren der AMF angesprochen - was sagst du dazu?

Dazu möchte ich nichts sagen.

Kogler wünscht sich einen einheitlichen Strafenkatalog…

Er sagt, dass es bei der FIA oder in anderen Ländern einen solchen Katalog geben würde, doch das stimmt so nicht. Einen Strafenkatalog für Stewards, also Sportkommissare gibt es auf der ganzen Welt nicht. Für die Rallyeleiter gibt es das - da haben wir den gleichen Katalog wie zum Beispiel auch Deutschland. Die Sportkommissare haben deshalb einen gewissen Spielraum, weil sie sich an dem, was vorher passiert ist und an den Bedingungen rundherum orientieren sollen. Und hier orientieren wir uns an der internationalen Vorgehensweise.

Das heißt: Was die Sportkommissare machen, ist nicht Willkür sondern eine dem jeweiligen Fall angepasste Vorgehensweise?

Ja, hier werden Entscheidungen angepasst an den jeweiligen Fall getroffen. Gottfried hat die Entscheidung bei der OBM Buckligen Welt Rallye (5 Sekunden Strafe für Simon Wagner wegen Abkürzen) als falsch bezeichnet - doch diese Entscheidung wurde gemäß dem internationalen Reglement getroffen. 30 Sekunden erhält man, wenn man Streckenbegrenzungen durchbricht - was bei Simon Wagner geschehen ist, war ein Cutten, wie wir es seit drei Jahren angepasst an die Tracklimits in der Formel 1 ahnden. Da wären 30 Sekunden zu viel gewesen - ich habe es selbst heraus gestoppt: Wagner hat maximal 0,7 bis 0,8 Sekunden dabei gewonnen. Die 5 Sekunden-Strafe war absolut legitim. Übrigens habe ich jede internationale Stewards-Entscheidung bei mir auf dem Rechner - auch, um daraus zu lernen…

Etwas, das Gottfried Kogler anspricht und das viele nicht verstehen, ist die Tatsache, dass in der Rallyekommission viele vertreten sind, nur die Teams haben keinen Sitz - doch Teams wie Race Rent Austria, FS Motorsport oder RM-Racing müssen mit dem jeweiligen Reglement arbeiten, sie sind von den Entscheidungen der Kommission direkt betroffen, zum Teil auch existenziell…

Die Teamvertreter werden ja immer wieder eingeladen zu den Kommissionssitzungen und können auch Vorschläge unterbreiten.

Aber sie haben kein Stimmrecht.

Das stimmt schon - in Deutschland hat mir jemand gesagt, es wäre der größte Fehler, die Teams in die Kommission zu holen, weil dann nur die großen Teams mitreden können und über die Köpfe der kleinen Teams hinweg entschieden wird.

Dann könnte man ja zwei Team-Vertreter nehmen - einen für große Teams, einen für kleine Teams.

Natürlich könnte man das. Doch wir gehen auf Vorschläge immer wieder ein - denk nur an M1 oder die Protos. Es ist nicht so, dass wir die Teams ignorieren.

Etwas, das sich die ‚kleineren‘ Teams und Fahrer wünschen wäre, dass man auch in der ORM die Rallyes auf einen Tag komprimiert, aus Kostengründen…

Das haben wir in der Kommission immer wieder diskutiert. Hier ist es jedoch für die Veranstalter notwendig, dass man die Region mehr bindet, dass es Übernachtungen gibt - das sichert auch die Akzeptanz der Rallyes.

Jetzt hat aber Gottfried auch erklärt, dass man nun die ARC-Teams quasi dazu zwingen möchte, dass sie bei gemeinsamen Rallyes von ORM und ARC beide Tage absolvieren.

Das ist aber komplett falsch. Im Gegenteil: Wir haben es nun extra ins Reglement aufgenommen, dass wir ARC-Teams im Ablauf erlauben - denn bislang war das nur ein Entgegenkommen unsererseits und vom Reglement nicht abgedeckt. Ein ORM-Teilnehmer hätte also protestieren können. Jetzt ist es regelkonform - die Veranstalter können die ARC-Teams am ersten oder am zweiten Tag fahren lassen, ganz wie sie möchten und wie es von der ARC gewünscht wird.

Abschließend möchte ich noch anmerken: Gottfried sagte, es seien von seinen 14 Anträgen nur vier umgesetzt worden - ja, so ist es in einer Demokratie, es waren eben zu wenige dafür…

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