RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
WRC: Mexiko-Rallye

Starker Motor soll Startpositionen ausgleichen

Sebastien Ogier konnte die letzten beiden Mexiko-Rallyes und die ersten beiden Saison-Rallyes gewinnen, er hofft auf den starken Motor.

Mit viel Herz und vollem Tempo, mit Corazon und Karacho in den dritten Saisonlauf der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC): Volkswagen stellt sich in Mexiko der ersten Rallye des Jahres auf Schotter. Vom 5. bis 8. März eine zusätzliche Herausforderung: die große Höhe mit bis zu 2.752 Metern über Normalnull. Die Volkswagen Duos Sebastien Ogier/Julien Ingrassia, Andreas Mikkelsen/Ola Floene und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila gehen bei der nicht gerade alltäglichen Rallye, die in der Silberminen-Stadt Guanajuato eröffnet wird, als WM-Erste, -Dritte und -Vierte an den Start.

"Die Rallye Mexiko stellt die erste Schotter-Rallye des Jahres dar. Das heißt, Teams und Techniker müssen sich erneut auf völlig andere Bedingungen als bei der Rallye Monte Carlo und zuletzt in Schweden einstellen", so Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito. "Dazu geht es auf den Wertungsprüfungen hoch hinaus - so hoch wie sonst nirgends in der Rallye-Welt. Mit nur zwei Wochen Pause nach der Rallye Schweden gilt es, den Schalter umzulegen und sich den einzigartigen Bedingungen in Mexiko mit viel Herz zu stellen."

Und in Mexiko kommt es neben den Fahrern auch auf die Technik an. Die dünne Luft in der großen Höhe muss bestmöglich kompensiert und die Abstimmung auf Schotter angepasst werden. Doch wir sind zuversichtlich, dass uns das gut gelingt, denn in der Vergangenheit haben wir uns dort stets gut geschlagen. Keine Frage: Auch in diesem Jahr wollen wir gewinnen", so Capito.

Da kommt jedes World-Rally-Car ins Schnaufen: Denn die komplette Rallye Mexiko wird oberhalb dessen ausgetragen, was die bis zu 318 PS starken Rallye-Fahrzeuge in Europa gewohnt sind. Liegt der höchste Punkt der Europa-Saison bei gerade einmal 1.608 Metern über Normalnull - auf der Wertungsprüfung "La Bollene-Vesubie-Sospel" während der Rallye Monte Carlo -, beginnt die niedrigste in Mexiko bei exakt 1.800 Metern.

2015 teilt sich die Rallye rund um den geografischen Mittelpunkt Mexikos in 21 Wertungsprüfungen, die dank eines kompakten Routenverlaufs allesamt in unmittelbarer Nähe zum Servicepark in Leon liegen. Darunter wahre Herausforderungen wie etwa das "Dach" der Rallye Mexiko, die "El Chocolate" mit dem höchsten Punkt der Rallye-WM-Saison auf 2.752 Metern über dem Meeresspiegel. Oder die längste WP der bisherigen Saison: die 55,82 Kilometer lange "Guanajuatito".

Hinzu kommen echte Highlights und Zuschauermagneten: Den Auftakt bildet am Donnerstagabend die berühmte "Street Stage Guanajuato" im Herzen der Hauptstadt des gastgebenden Bundesstaates. Zu den etwa 72.000 Einwohnern gesellen sich zudem jede Menge Rallye-Besucher, die den 1,01 Kilometer langen Stadtkurs durch Tunnel, Kreisverkehre und Straßenschluchten zu Abertausenden säumen.

Cleveres Engineering für einzigartige Bedingungen

Als würde man beim Joggen durch einen Schnorchel atmen: Die Höhenlagen der Sierra de Lobos und der Sierra de Guanajuato verstärken den Effekt, den der laut Reglement vorgeschriebene Luftmengenbegrenzer ohnehin schon auf die 1,6-Liter-Turbomotoren hat. Denn die Luft, die durch die 33 Millimeter enge Öffnung angesaugt wird, bietet in der Höhe Mexikos weniger Sauerstoff als anderenorts.

Die Folge: eine weniger effiziente Verbrennung. Mit dem sinkenden Sauerstoffanteil der Luft haben beispielsweise die Turbolader auch mechanisch zusätzlich zu kämpfen. Um bei weniger Luftwiderstand eine Überlastung dieses Bauteils zu verhindern, greifen die Ingenieure in die Motorsteuerung ein. Es gilt das Prinzip: so wenig wie möglich, so viel wie gerade nötig. Trotzdem sinkt die Leistungsausbeute verglichen mit der Rallye Schweden - bei der beinahe ideale Bedingungen herrschen - um bis zu 30 Prozent.

"Einerseits sinkt mit der Höhe der Luftdruck und damit der Sauerstoffgehalt der Luft, andererseits auch der Luftwiderstand im Turbolader, der damit höhere Drehzahlen erreicht als bei allen anderen Rallyes", so Donatus Wichelhaus, Leiter Motorenentwicklung. "Um seine Standfestigkeit weiterhin zu gewährleisten, gleichzeitig aber so wenig Leistung wie möglich zu verlieren, haben wir uns bereits in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Simulationen auf die 'Mexiko' vorbereitet."

Preis des Erfolgs: Frühe Startpositionen

Straßenkehrer gehören zu den Berufsgruppen, die stets früh mit der Arbeit beginnen. Das gilt auch in der Rallye-Weltmeisterschaft. Wer die Route eröffnet, befreit die Ideallinie auf den Wertungsprüfungen für die Nachfolgenden vom losen Schotter. Diese Ehre wird dank ihrer WM-Platzierung zum Großteil den Volkswagen-Piloten zuteil. Seit Anfang 2015 eröffnen die Spitzenreiter des Gesamtklassements die ersten beiden von drei Rallye-Tagen.

Ogier/Ingrassia sind deshalb in Mexiko am Freitag und Samstag die Ersten auf der Piste, gefolgt von Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Hyundai) und ihren Volkswagen-Teamkollegen Mikkelsen/Floene sowie Latvala/Anttila. Die Rallye Mexiko gilt als die Rallye im Kalender, bei der sich der Straßenfeger-Effekt am deutlichsten bemerkbar macht. Der Schicht feinen und losen Schotters ist in Mexiko dicker als bei anderen Rallyes.

Die Rallye Mexiko gehört zu den zehn Saisonläufen, bei denen der Polo R WRC noch ungeschlagen ist. Hier siegte das World Rally Car aus Wolfsburg 2013 zum allerersten Mal auf Schotter. Ogier/Ingrassia triumphierten seinerzeit trotz "Gate-Gate", als sie wertvolle Zeit vor einem geschlossenen Viehgatter einbüßten. 2014 wiederholten sie diesen Erfolg, am dichtesten verfolgt von ihren Volkswagen-Teamkollegen Latvala/Anttila. In beiden Ausgaben zusammen gingen bislang 31 von 45 Wertungsprüfungen an eines der Volkswagen Duos.

Stimmen der Piloten

Sebastien Ogier: "Ich habe die ersten beiden Rallyes in dieser Saison gewonnen und das beruhigt mich sehr. Der Druck liegt definitiv nicht bei mir, sondern bei den Fahrern, die in der Meisterschaft hinter mir liegen. Vor allem gewinnt man als Fahrer zusätzliches Selbstvertrauen, wenn man einen so engen Kampf wie den in Schweden zwischen Andreas, Thierry und mir für sich entscheidet. Die vergangenen beiden Rallyes in Mexiko haben gezeigt, dass ich mich in Mexiko wohlfühle. Und in den vergangenen Jahren ist unser Volkswagen Polo R WRC auch hervorragend mit der dünnen Höhenluft Mexikos zurechtgekommen. Ob das auch 2015 zutrifft und unser starker Motor unsere frühe Startposition kompensieren kann, werden wir sehen."

Jari-Matti Latvala: "Ich freue mich auf die Rallye Mexiko, weil ich einiges gutzumachen und als WM-Vierter einen optimalen Startplatz habe. Bei der ersten Schotterrallye des Jahres kann die Startposition ausschlaggebend sein. Für Mexiko nehme ich mir vor, meinen Rückstand auf Thierry, Andreas und Sebastien zu minimieren. Ich habe in Schweden wichtige Meisterschaftspunkte liegen gelassen. Das gehört nun mal zu diesem Sport und das kann ich nicht mehr rückgängig machen. Jetzt muss ich nach vorn schauen und das Beste daraus machen. Wenn man in den Geschichtsbüchern nachschaut, hat das Gros der Weltmeister bei so ziemlich jedem Lauf gepunktet. Daher kann ich mir keine Ausrutscher mehr leisten."

Andreas Mikkelsen: "Viele Leute sprechen mich im Moment auf den verpassten Sieg bei der Rallye Schweden an. Aber mal ehrlich: Ich habe das schon längst abgehakt. Es war ohne Frage sehr enttäuschend für mich, weil mein erster Rallye-WM-Sieg zum Greifen nah war. Aber ich sehe vor allem das Positive und reise nun mit einer Menge Selbstvertrauen nach Mexiko. Ich fahre im Moment das gleiche Tempo wie Seb oder Jari-Matti. Das ist für mich entscheidend und ich werde mich auch in Mexiko hinter niemandem verstecken müssen. Zudem hat mein dritter Platz in Schweden einen angenehmen Nebeneffekt: Ich starte bei der Rallye Mexiko als dritter Fahrer und muss weniger stark die Kehrmaschine spielen."

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

WRC: Mexiko-Rallye

- special features -

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Vorschau E&S

E&S Motorsport startklar fürs Lavanttal

Das junge oberösterreichische Team E&S Motorsport tritt kommendes Wochenende (4.–6. April 2024) mit zwei Rallye-Crews in Kärnten an.

Fahrfehler von Thierry Neuville und Elfyn Evans bescheren Sebastien Ogier nach spannendem Dreikampf den Sieg bei der Rallye Kroatien 2024.

Achims Sport am Montag

Kolumne: Die Uhren lügen nicht

Achim Mörtl hinterfragt den seiner Meinung nach farblosen Auftritt von Simon Wagner am Wochenende beim ERC-Lauf in Ungarn und stellt die Frage nach seinen Zielen.