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Fahren & Tanken

An keiner E-Klasse werden jemals so viele Nasenabdrücke hinterlassen werden, wie an einer einzigen Seitenscheiben des 300C – obwohl der teilweise Technik der E-Klasse verwendet. Konzernpartner Mercedes spendet Elektronik, Getriebe und Fahrwerkteile – und das tut dem Chrysler nicht schlecht.

Trotzdem gibt sich der Bad Boy amerikanisch, achtzylinderhaft. Nach dem Anstarten fehlt zwar dieses typische Gebrabbel, das sich viele insgeheim von einem Achtzylinder erwarten. Doch das wäre nicht mehr zeitgemäß, nicht in einer Limousine, die dem Verlangen nach Luxus und Komfort gerecht wird.

So gibt sich das 5,7 Liter V8-Monster mit sonorem, bestimmten und – ob der guten Dämmung weit entfernten – bedrohlichen Dröhnen zufrieden. Vorerst.

In der ausgezeichneten Fünfgang-Automatik wandert der Wählhebel auf „D“ und die Show kann beginnen. Wer das Gaspedal jetzt bis aufs Bodenblech treibt, hat zwei Möglichkeiten: Entweder, das ESP ist aktiviert. Dann hebt es den 300C weg, wie einen Jet, der beim Start vollen Schub gibt.

Oder das ESP ist deaktiviert. Dann folgt etwas typisch Amerikanisches: Ein Donut. Gemeint ist aber nicht dieses fettige, süße Gebäck, sondern ein „Ringerl“. Oder zwei. Oder drei. Am trockenen Asphalt, wohlgemerkt. Das geht so lange, bis entweder die Reifen in Fetzen hängen, oder der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt. Haben wir natürlich nicht gemacht, so was gehört sich nicht…

Unschuldig ist der 300C-Pilot allerdings, wenn er den Jet auf Reisegeschwindigkeit beschleunigt hat (mit ESP, wir erinnern uns) und auf der Autobahn Mercedes- und BMW-Fahrer zu Tode erschreckt.

Das Überholprestige ist, vorsichtig ausgedrückt, exorbitant, selten waren dritte Spuren so schnell leer geräumt, selten wurden an den innerstädtischen Ampeln so viele Fenster heruntergelassen, um sich nach diesem „sagen sie, was ist denn das für ein geiles“ Auto zu erkundigen.

Umso rätselhafter, warum nicht mehr Exemplare materialisierter amerikanischer Urgewalt auf unsere Straßen finden. Denn auch das Fahrwerk ist eine Offenbarung, nix Ami-Schaukelkiste sondern straff und präzise. Trotz der großen 18-Zöller ist der Federungskomfort ganz auf der Höhe der Zeit, nur bei kurzen, heftigen Schlägen poltert er ein wenig beleidigt.

Die Lenkung ist auch bei höherem Tempo und engagierter Kurvenfahrt exakt, fast ein bisschen leichtgängig zwar, aber trotzdem gut dosierbar. In Sachen Sicherheit gibt es ebenfalls keinen Grund zur Sorge: Das ESP arbeitet unauffällig, soweit das bei 340 PS an den Hinterrädern möglich ist, sechs Airbags und allerlei andere Features sorgen für ein gutes Gefühl.

Gut, ein Grund für die mangelnde Beliebtheit könnte (kurioserweise?) das Sahnestück an diesem Auto sein: Der Motor. Er schöpft aus 5,7 Litern Hubraum 340 PS und erzeugt 525 Newtonmeter maximales Drehmoment.

Die 1.940 Kilogramm schwere Limousine sprintet damit wirklich leichtfüßig in nur 6,2 Sekunden von null auf einhundert km/h, 200 Stundenkilometer werden nach nur 23,8 Sekunden erreicht, der Schub lässt am Weg dorthin nur unmerklich nach. Unterwegs entwickelt der HEMI einen unbeschreiblichen Sound, es hämmert unter der Haube, es röhrt, es kreischt.

Puristen werden sagen: Viel zu leise, viel zu gedämmt. Wir rufen aber den Anspruch, den der 300C an sich stellt, in Erinnerung: Komfortable Limousine. Fakt ist bei soviel Urgewalt allerdings auch: Es rinnt ordentlich hinein, in die halbkugelförmigen Brennräume. 12,3 Liter sind die Werksangabe und bei gezügelter Fahrweise durchaus möglich, die (spaßige) Wahrheit liegt irgendwo um die 16, 17 Liter.

Klingt eigentlich immer noch nicht besonders schlimm, man sollte meinen, wahre Monster haben größeren Durst. Hilfreich ist dabei klarerweise die automatische Zylinderabschaltung, die im „Normalbetrieb“ vier Zylinder „kappt“ und damit hilft, den Verbrauch halbwegs zu kontrollieren In einem Land der Diesel-Fetischisten wird dieses Argument aber leider kein Gehör finden. Schade, eigentlich.

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