ELECTRIC WOW

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Das elektrische "1-Liter-Auto"

Mit einem bahnbrechenden cw-Wert, konsequentem Leichtbau und einem ausgeklügelten Effizienzassistenten wird die Studie zum Reichweiten-Kaiser. Mit dabei: eine Batterie mit besonders hoher Energiedichte

Mag. Severin Karl

Im Sommer haben wir bereits vom Zukunftsprojekt von Mercedes berichtet (siehe hier), doch jetzt sind die Hüllen des Vision EQXX gefallen. Und die Deutschen bleiben dabei: Der Stromer im Wassertropfen-Look soll nach wie vor eine für Elektroautos bisher unmöglich gehaltene Reichweite ermöglichen. Details dazu erklären wir im Folgenden.

cw-Wert? Bestens.
Die ausgefeilte Aerodynamik ermöglicht einen cw-Wert von 0,17. Wer mit wenig Widerstand durch den Wind schlüpft, verbraucht weniger. Der ebenso ziemlich aerodynamische Mercedes EQS hält bei 0,20. Ein Vergleich aus der Nicht-Auto-Welt wäre etwa ein American Football (0,18), ein Pinguin ist mit einem cw-Wert von 0,05 noch optimaler unterwegs.

Leichtbau? Konsequent.
Schon bei den 10-Zoll-Magnesium-Schmiederädern gehen die Leichtbaubemühungen vom Mercedes los. Darüber hinaus hat man sich für eine besonders gewichtseffiziente Konstruktionv on der Natur inspirieren lassen und auf bionische Technik gesetzt. Möglich wird das durch ein digitales Verfahren, das so genannte bionische Netzdesign. Dazu erinnern wir uns an die Konzeptstudie „Bionic Car“ aus dem Jahr 2005.
Wo keine Last ist, braucht es kein Material – so lautete einer der Grundsätze der Entwickler. Das Bioneqxx-Element ist das derzeit größte Leichtmetall- Strukturbauteil der Marke und bildet die Hauptkomponente im Heck des Vision EQXX (den Heckboden). Hohe Steifigkeit und ein stabiles Crashverhalten bleiben nach wie vor bestehen. Auch die Bionicast-Dämpferdome ersparen viel Gewicht. Sie nehmen die Federungselemente im Vorderwagen auf. Türen aus aus einem Compound-Werkstoff mit Aluminiumverstärkungen, Aluminium-Bremsscheiben, glasfaserverstärkte Kunststofffedern etc.: Die Leichtbau-Maßnahmen enthalten unzählige Details.

Energiedichte? Gesteigert.
Bemerkenswert beim Vision EQXX ist die hohe Energiedichte der Batterie. 100 kWh nutzbare Energie klingen nicht nach einem Quantensprung, aber: „Wir haben die Energie des EQS in die Abmessungen eines Kleinwagens gepackt “, sagt Adam Allsopp, Advanced Technology Director bei HPP. „Die Batterie hat fast die gleiche Energiemenge wie der Akku des EQS, ist aber nur halb so groß und 30 Prozent leichter. Bei der Entwicklung des Batteriemanagementsystems und der Leistungselektronik wurde größter Wert auf die Verringerung von Verlusten gelegt. Bei der Erreichung dieses Effizienzmeilensteins haben wir viel gelernt, das in künftige Entwicklungsprogramme einfließen wird.“

Effizientassistent? Ausgeklügelt.
Mercedes zieht als Erklärung für den neuen Effizientassistenten einen Radfahrer heran, der die Windstärke oder die zusätzliche Anstrengung beim Bergauffahren spürt. Beim Vision EQXX heißt das: Das System sammelt alle verfügbaren Informationen und generiert so Empfehlungen für eine energiesparende Fahrweise. Das beinhaltet den Energiefluss und den Batteriestatus bis zur Topografie und zur Richtung bzw. Intensität von Wind und Sonne. Dazu kommt die Fähigkeit, mit Hilfe der Kartendaten vorauszublicken – das kennt man teilweise ja heute schon.

Unterm Strich ergibt sich eine Reichweite von über 1.000 Kilometern und ein Verbrauch von 10 kWh, was auf fossile Brennstoffe umgerechnet etwa einen Liter auf 100 Kilometer ergibt. Der Vision EQXX ist also sowas wie das erste 1-Liter-Auto von Mercedes – wenn man in alten Mustern denken will.

Ach ja: Wer heute Autos bauen will, achtet auf Nachhaltigkeit und Ethik. Zu den innovativen Materialien von Start-ups aus verschiedenen Teilen der Welt zählt die Biosteel-Faser von AMsilk. Sie ist ein hochfestes, biotechnologisch erzeugtes und als vegan zertifiziertes seidenähnliches Gewebe. Dazu kommt Mylo, eine ebenfalls zertifizierte vegane Lederalternative. Sie wird aus Myzel hergestellt – wer in Bio aufgepasst hat, weiß: die unterirdische wurzelartige Struktur von Pilzen. Kein Schwammerlfan? Es wird noch eine Lederalternative geboten: Deserttex ist ein nachhaltiges Biomaterial auf Kaktusbasis, das aus pulverisierten Kaktusfasern in Kombination mit einer nachhaltigen biobasierten Polyurethanmatrix erzeugt wird und sich extra weich angreift.

Bekannte technische Daten:
Nutzbarer Energiegehalt der Batterie: knapp 100 kWh
Nennspannung: (über) 900 Volt
Energieverbrauch: (unter) 10 kWh/100 km
cw-Wert: 0,17
Leistung: ca. 150 kW
Radstand: 280 cm
Bruttogewicht: ca. 1.750 kg

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Smart #1 Brabus im Test

Smart #1: Sein oder nicht Klein

Der Markenname blieb unverändert, sonst hat der neue Smart mit den bisherigen so ziemlich genau nichts gemeinsam. Das ist aber teilweise auch richtig gut, wie wir im Brabus-Modell herausfahren konnten.

Alfa Romeo Tonale PHEV im Test

Tonale: Lässiger kleiner Bruder

Fünf Jahre jünger und doch ist er dem größeren Stelvio wie aus dem Gesicht geschnitten. Wir fahren den Tonale als Plug-in-Hybrid mit 280 PS Leistung und über 55.000 Euro Kaufpreis.

Elektromobilität aus unterschiedlichsten Blickwinkeln

Podcasts, Youtube & Co: E-nfluencer unterwegs

Das Thema E-Mobilität wird heiß diskutiert – auch in den sozialen Kanälen. Wir geben einen Überblick über die besten „Channels“ abseits der bekannten Medien-Outlets.

Elektroauto-Reifen: verschiedene Ansichten

Wie gemacht für E-Autos

Manche Reifen sind es tatsächlich, sie wurden für den Einsatz auf Stromern konzipiert. Andere sind wiederum einfach so „EV Compatible“. Außerdem blicken wir schon jetzt in die Zukunft!

Überraschend, wie zivil sich der MG4 XPower, dessen Name eine Referenz an die Markengeschichte ist, mit seinen 435 PS im Alltag bewegen lässt. Aber keine Angst: Wenn benötigt, zischt der Allradler auf und davon. Zum Beispiel in 3,8 Sekunden auf 100 km/h.