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Rallycross-ÖM: Melk

Wachauring: Kampf um wichtige Punkte

Eine Woche bis zum Motorsportspektakel in Niederösterreich: Am 23./24. April findet in Melk der 2. Lauf zur Rallycross-ÖM 2016 statt.

Fotos: Martin Butschell; Leopold Freistätter

Die Veranstaltung zählt auch zur zentraleuropäischen Zonenmeisterschaft der FIA. Der Leru Team 2 Motorsportclub darf sich über ein Rekordnennergebnis freuen, rund hundert Piloten haben ihre Teilnahme angekündigt. Dementsprechend wird auch mit großem Publikumsandrang gerechnet – was nicht nur das Herz des Veranstalters höher schlagen lässt, sondern auch das der Sponsoren.

Medientechnisch hat sich ebenfalls ein Großaufgebot angesagt, wofür neben dem sportlichen Stellenwert auch das Showprogramm verantwortlich ist, das am Sonntag auf die Zuschauer wartet: "High Noon" heißt es am 24. April um 12:15 Uhr, wenn sich der dreifache Rallycrosseuropameister Franz Wurz der Herausforderung seines Sohnes Alexander Wurz stellt. Anlässlich des bevorstehenden 70. Geburtstags und des 40. Jahrestags seit dem letzten EM-Titel zündet Franz Wurz noch einmal den legendären Lancia Stratos, mit dem er damals seine großen Erfolge feiern konnte.

Der Bolide wurde in den letzten drei Jahren bei Rolf Schmidt total revidiert und präsentiert sich nunmehr in einem optischen und mechanischen Zustand, der schon bei der letztwöchigen Präsentation in Teesdorf Begeisterungsstürme hervorrief. "Das ist einfach ein geiles Auto. Ich bin hin und weg, wie toll er ausschaut, und kann es gar nicht mehr erwarten, wieder da drin zu sitzen", freute sich Franz Wurz über das Wiedersehen mit der runderneuerten 320-PS-Bestie. Auch Alexander Wurz, der den Stratos vom früheren Europameister Andy Bentza erworben und ihn somit wieder in Familienbesitz gebracht hat, war fasziniert.

"Ich kann mich gar nicht satt sehen, bin sehr stolz und freue mich, dass ich damit meinem Vater einen Herzenswunsch erfüllen konnte." Gleichzeitig schickt Alex Wurz jedoch auch eine Warnung aus: "Beim Rennen selber wird es aber keine Geschenke mehr geben." PS-technisch ist der 42jährige Ex-Formel-1-Pilot und zweifache Le-Mans-Sieger dabei zwar unterlegen – sein Toyota GT86 CS ist ein R3-Rallyebolide und leistet nur 232 PS –, das geringere Alter und die rennfahrerische Frische sollten aber einiges wettmachen. Auf jeden Fall erwartet die Fans ein Generationenduell, das auch international für Aufsehen sorgt.

Im zweiten Schaukampf trifft der aktuelle österreichische Rallycrosschampion Max Pucher auf das österreichischen Skiass Joachim Puchner. Beide werden in VW Polo S1600 gegeneinander antreten. Der ÖSV-Athlet wurde dafür von Ex-Staatsmeister Jürgen Weiß professionell instruiert und wusste schon bei den Testfahrten mit enormer Reaktionsschnelligkeit und furchtlosem Gasfuß zu überzeugen. "Ich sehe mich natürlich in der Außenseiterrolle", sagt der Salzburger, "aber das heißt nicht, dass ich nicht gewinnen will – und dafür werde ich alles geben."

Joachim Puchner erhält übrigens noch eine spezielle Unterstützung: In Melk dabei ist seine erfolgreiche Schwester Mirjam Puchner, die zuletzt bei der Damenabfahrt in St. Moritz ihren ersten Skiweltcupsieg feiern konnte. Max Pucher zeigt sich vorsichtig optimistisch: "Schau'n wir mal. Der Polo ist ein Fronttriebler, ich bin aber ein Allradfahrer, also ist's ein bissel ungewohnt, aber ich bin zuversichtlich." Puchers Hauptaugenmerk gilt naturgemäß eher dem sportlichen Teil der Veranstaltung, immerhin stehen für ihn wertvolle Punkte sowohl in der österreichischen Meisterschaft als auch in der FIA-Zonenmeisterschaft auf dem Spiel.

Nach dem ersten ÖM-Lauf auf dem Slovakiaring liegt Pucher ebenso auf dem zweiten Gesamtrang wie nach bisher zwei FIA-Zonen-Läufen auf dem Slovakiaring und im ungarischen Mariapocs. Dass insbesondere mit den zwei Ungarn Janko Wieszt (Škoda Fabia) und Lukacs Kornel (Ford Focus), besser bekannt unter dem Pseudonym "Csucsu", heuer unglaublich starke Konkurrenten in Melk am Start stehen, macht die Aufgabe für den 63jährigen Niederösterreicher nicht einfacher. Aber, so Pucher: "In Melk fühle ich mich wohl. Hier habe ich letztes Jahr gewonnen, das nehme ich als 'Aufputschmittel' mit. Außerdem kann ich auf dem Wachauring erstmals unseren 2016er-Ford-Fiesta zum Einsatz bringen. Ich will zumindest auf dem Podest stehen."

Für Brisanz ist auch innerösterreichisch gesorgt, weil natürlich u.a. Puchers "Intimfeind" Alois Höller seinem Nachfolger als Staatsmeister in die Suppe spucken möchte. Der Schwierigkeit dieser Aufgabe ist sich der Oberösterreicher jedoch bewusst: "Es ist für mich nicht einfach, gegen ein WM-Auto, wie es Max Pucher fährt, anzukämpfen, aber nichts ist unmöglich. Wenn man etwas Glück hat, kann man solche Autos auch schlagen, rein fahrerisch traue ich mir das sicher zu. Nachdem es beim ersten Rennen in der Slowakei überhaupt nicht gelaufen ist, haben wir jetzt vor Melk alle Halbachsen bei meinem Ford Focus ausgetauscht, um auf Nummer Sicher zu gehen. Schließlich ist es mein Ziel, zumindest einen Podestplatz zu erreichen."

Einer, der ebenfalls mit einem Spitzenplatz spekuliert, ist Jürgen Weiß. Der Mitfavorit im Ford Focus hat gute Erinnerungen an den Wachauring: "Für mich bedeutet dieses Rennen das absolute Saisonhighlight. In Melk habe ich schon drei Mal gewonnen, dementsprechend hoch ist meine Zielvorstellung. Obwohl die Konkurrenz diesmal besonders stark ist, möchte ich mir einen Platz auf dem Podium sichern. Das bin ich nicht nur mir, sondern auch meinem Team, meinen Fans und meinen Sponsoren schuldig."

Neben den Supercars wird aber auch in einigen anderen Klassen um Siege und Meisterschaftspunkte gefahren. In der Super-1600-Klasse dürfen sich die Fans auf Länderspielatmosphäre einstimmen: Das heimische Quartett Hans-Peter Freinberger (Peugeot 206), Markus Hausberger (Škoda Fabia), Werner Panhauser (Citroën C2) und Mario Petrakovits (VW Polo) jagt die starken David Gerencser (Suzuki Swift) aus Ungarn und Josef Susta (Škoda Fabia) aus der Tschechischen Republik.

Bei den Super Touring Cars über 2.000 cm³ ist der in der Staatsmeisterschaft führende Oliver Gruber aus Niederösterreich der Gejagte. Dem Ford-Sierra-Piloten sitzen mit nur einem Punkt Rückstand dessen Landsmann Patrick Breiteneder (BMW M3) und der Slowake Miroslav Pospichal (VW Polo TDI) im Nacken. Mit den beiden Ungarn Tibor Tajmel (BMW E36) und Zsolt Csendes (Opel Ascona) sowie dem Österreicher Karl Schadenhofer im VW Golf stehen weitere schnelle Verfolger in Melk am Start. Mit Brigitte Schmalzl (Mercedes 190) gibt auch eine Dame Gas.

In der Wertung der Super Touring Cars bis 2.000 cm³ heißt der Spitzenreiter Roman Castoral (Opel Astra) aus der Tschechischen Republik. Von den neun heimischen Piloten wird vor allem der Niederösterreicher Heinz Glinz (Renault Clio) versuchen, den Favoriten ins Wanken zu bringen.

Chancen auf einen Spitzenplatz bei den Super Touring Cars bis 1.600 cm³ dürfen sich die Österreicher Erwin Frieszl (Peugeot 206), Thomas Mühlbacher (Toyota Corolla) oder Stefan Pfeiffer (Mazda 323) ausrechnen. Einziger Ausländer im Feld ist der Deutsche Heiko Paries im Mini Cooper. Die einzige Dame kommt aus Österreich, heißt Birgit Kuttner und lenkt einen Honda Civic.

Last but not least gibt es noch das Feld der National-1600- bzw. National-1600-CZ-Klasse. Diese feiert in Melk ihren Saisonstart und umfasst mit über 30 Nennungen die meisten Piloten. Allein 28 davon kommen aus Österreich, darunter stehen mit Jacqueline Faissl (Renault Mègane), Romina Fritz, Martina Huber (beide Honda Civic) und Nina Spitaler (Mini Cooper) auch vier Damen. Die flinke Steirerin Fritz, im Vorjahr Meisterschaftszweite, darf sich sogar Siegchancen ausrechnen, zumal der Meister des letzten Jahres Sven Förster wegen seines Auslandsstudiums in Finnland heuer fehlt.

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