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Rallye-WM: Akropolis

Dramatische Superspecial-Prüfung!

Auf der Superspecial-SP verloren Latvala & Hirvonen wegen Aufhängungsschäden viel Zeit. Loeb führt vor Sordo und Petter Solberg. Aigner auf Platz 7 der PWRC. Wimmer auf Gesamtrang 36.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen Sport, Red Bull Rallye Team

Dass es bei einer Superspecial-Prüfung zu derartigen Verschiebungen im Gesamtklassement kommt, hat man in der Rallye-WM bislang selten bis gar nicht erlebt. Nach der nur 4,6 Kilometer langen Superspecial SP "Tatoi" war bei der Akropolis-Rallye in Griechenland vieles anders als es kurz davor noch aussah...

Nach der sechsten Prüfung, der letzten "echten" Wertungsprüfung des ersten Tages lag das Führungstrio bestehend aus Sébastien Loeb, Jari Matti Latvala und Dani Sordo noch innerhalb von 15 Sekunden. Und Mikko Hirvonen belegte mit rund 50 Sekunden den vierten Platz. Es war nur noch die abschließende Superspecial-Prüfung zu absolvieren - doch spätestens dann setzte vor allem bei den beiden Ford-Piloten das Drama ein...

Desaströse Aufhängungsschäden bei Ford

Mikko Hirvonen klagte bereits nach der sechsten Prüfung über einen "kleinen Schaden am rechten vorderen Stoßdämpfer". In der Folge verschlechterte sich die Situation des Ford-Werkspiloten, Hirvonen konnte sich nur mühsam über die Superspecial-Prüfung schleppen und verlor auf dieser sage und schreibe 40 Sekunden.

Doch Hirvonen war nicht der einzige Pilot, der am Ende des Tages, nachdem er die "Carbraker"-Rallye nahezu unbehelligt überstanden hatte, noch mit einem massiven Aufhängungsschaden zu kämpfen hatte - sein Ford Focus wies einen Schaden rechts vorne auf. Latvala, der nach SP 6 nur rund zwölf Sekunden hinter Loeb auf Rang zwei lag, verlor auf der Superspecial mehr als eine Minute!

Auch er hatte sich den Aufhängungsschaden rechts hinten bereits auf SP 6 zugefügt - offenbar am Ende der Prüfung, da er diese als Zweitschnellster beenden konnte. Latvala berichtete: "Wir fuhren bergab, sind auf einem Bremspunkt gegen einen Felsbrocken geschlagen, der Reifen löste sich von der Felge und zudem entstand ein Aufhängungsschaden." Latvala ahnte bereits: "Es wird sehr schwierig für uns."

Zu allem Überfluss knallte auch der dritte Werks-Ford mit Khalid Al Qassimi gegen den Stein, auch er beschädigte sich dabei die Aufhängung nachhaltig...

Doppelführung für Citroen

Aufgrund des dramatischen Rückfalls der beiden Ford-Piloten kann sich Citroen über eine bequeme Doppelführung freuen: Sébastien Loeb führt nun 15,7 Sekunden vor seinem Teamkollegen Dani Sordo, der sich auf SP 6 noch extra zurückfallen ließ, sodass Latvala als Zweiter auf die Strecke fahren hätte müssen.

"Wir sind glücklich mit dem dritten Platz", feixte Sordo, obwohl er nach SP 5 noch auf Rang zwei lag. In Jordanien hatte sich Sordo noch bitter über die Taktik der Ford-Piloten beschwert, die sich am Samstagabend absichtlich zurückfallen ließen, sodass Sordo am Sonntag den "Staubsauger" spielen musste...

Jetzt hat Sordo diese Taktik, die vom Reglement her mehr oder weniger erzwungen wird, selbst angewandt. Nur: Dass Jari Matti Latvala auf der Superspecial mehr als eine Minute verlieren könnte - damit hat Sordo ganz bestimmt nicht gerechnet. Damit hat wohl niemand gerechnet...

Sébastien Loeb erklärte nach SP 6: "Es war ein großartiger Tag. Aber ich musste auch sehr hart puschen - vor allem auf der sechsten Prüfung, das war sehr hart für das Auto." Dass er am Samstag als Führender den "Staubsauger" spielen muss, störte den 40-fachen WRC-Sieger nicht sonderlich: "Ja, ich weiß, dass wir morgen als Erste raus müssen - aber ich wollte einfach puschen und die Führung behalten."

Nach der abschließenden Superspecial droht Loeb eigentlich nur noch aus dem eigenen Lager eine ernsthafte Gefahr - doch im Grunde steht der Weltmeister wieder einmal ohne Gegner da...

Subaru-Premiere: Dritter Zwischenrang

Aufgrund der dramatischen Ereignisse am Freitagabend erbte Petter Solberg den dritten Gesamtrang - allerdings weist der Norweger bereits einen Rückstand von 59,1 Sekunden auf.

Die Weltpremiere des brandneuen Subaru Impreza WRC2008 verlief also zumindest für Petter Solberg mehr als zufriedenstellend - schon nach der sechsten Prüfung, als er noch hinter Hirvonen auf Rang fünf lag, jubelte Solberg: "Es war ein sehr guter Tag für Subaru - es gab überhaupt keine Probleme mit dem Auto. Der Wagen wird immer besser und die Fans freuen sich mit uns, meine Familie ist ebenfalls vor Ort - ich freue mich sehr."

Doch der Weltmeister von 2003 spürt nicht nur den heißen Atem seines Bruders Henning, der im Stobart Ford nur 6,9 Sekunden hinter dem Subaru-Piloten auf Rang vier liegt. Der Este Urmo Aava wurde aufgrund der Ford-Schäden auf Rang fünf vorgespült - der private Citroen-Pilot liegt 9,5 Sekunden hinter Henning Solberg zurück.

Latvala & Hirvonen noch in Podestreichweite

Zudem liegen auch die beiden abgerutschten Ford-Piloten in Podestreichweite. Für Petter Solberg dürfte es daher bestimmt kein langweiliger Samstag werden. Jari Matti Latvala liegt als Fünfter 19,8 Sekunden hinter dem Dritten Petter Solberg zurück, auf Henning Solberg fehlen ihm 12,9 Sekunden.

Mikko Hirvonen fehlen als Sechstem zwar allein auf Latvala 17,5 Sekunden, er muss also etwas mehr als 30 Sekunden gutmachen, um noch das Podest stürmen zu können. Doch Hirvonen hat am Samstag den großen Vorteil, dass er erst als Siebter auf die Strecke muss und es dann bereits eine sauber ausgefahrene Spur geben wird.

Lediglich 0,4 Sekunden hinter Hirvonen belegt Chris Atkinson im zweiten Subaru Impreza WRC2008 den achten Rang - und auch der Australier kämpfte auf der Superspecial-Prüfung mit einem Aufhängungsschaden rechts vorne. Nach der sechsten Prüfung diagnostizierte Atkinson noch einen "Reifenschaden rechts vorne". Doch mit nur 14,3 Sekunden konnte er den Rückstand auf der Superspecial relativ gering halten.

Von hinten droht für Atkinson keine Gefahr. Suzuki-Werkspilot Per Gunnar Andersson liegt als Neunter 47 Sekunden hinter Atkinson, nur 5,5 Sekunden hinter ihm lauert Munchi's Ford-Pilot Federico Villagra. Dahinter belegen Toni Gardemeister im zweiten Suzuki, Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson und der griechische Lokalmatador Aris Vovos im zweiten Munchi's Ford die Ränge 10 bis 13.

PWRC: Aigner will noch das Podest stürmen

Andreas Aigner zog nach dem ersten Tag eine optimistische Zwischenbilanz. "Frustrierend war nur der Morgen", sprach er seinen Fahrfehler an, als er gleich auf der ersten Prüfung mit der Schnauze seines Mitsubishi Lancer Evo IX anschlug, den Ladeluftkühler beschädigte und so den gesamten Freitagvormittag mit einem brustschwachen Motor auskommen musste.

Doch der Rest des Tages sei positiv verlaufen, erklärte Aigner: "Am Nachmittag lief es gut." Auf SP 4 brannte Aigner die Bestzeit in den Schotter, auf SP 5 war lediglich der zu diesem Zeitpunkt führende Juho Hänninen schneller als der Steirer und auf der letzten "echten" Prüfung konnte Aigner immerhin die viertschnellste Zeit markieren.

Aigner fügte hinzu: "Wir werden sehen, was morgen und am Sonntag passieren wird. Ich möchte noch das Podium erreichen - es ist bei diesen Bedingungen alles möglich." Tatsächlich fiel auf SP 6 auch Hänninen zurück - sodass vor der abschließenden Superspecial-Prüfung wieder Nasser Al-Attiyah das PWRC-Feld anführte. Der Zweite, Hänninen, lag bereits etwas mehr als eine Minute zurück. Nach der Superspecial-Prüfung lag Hänninen 1:10 Minuten hinter Al-Attiyah zurück. Dahinter jedoch liegen die Piloten eng beieinander.

Auf einen Podestplatz fehlen Aigner nach der abschließenden Superspecial-Prüfung SP 7 nur 25,7 Sekunden - diese kann er, wenn alles läuft, in den nächsten Tagen noch aufholen - derzeit wäre sogar Platz zwei möglich. Und sollte auch Al-Attiyah einen Reifenschaden erleiden, wäre tatsächlich wieder alles möglich...

"Bad Wimmer" auf Rang 36

Andreas Wimmer, der Oberösterreicher im Stohl Racing-Subaru, der wegen seines Durchhaltevermögens bei seinen Einsätzen in der FIA Rallye Meisterschaft des Mittleren Ostens den Spitznamen "Bad Wimmer" erhielt, belegte nach dem ersten Tag bei seiner zweiten WM-Rallye den 36. Gesamtrang von 59 in der Wertung verbliebenen Piloten. Sein Rückstand beträgt 15:31 Minuten. Bestes SP-Ergebnis war Platz 32 auf der abschließenden SP 7.

Am Samstagmorgen wird um 9.58 Uhr Ortszeit (8.58 Uhr MESZ) die 32,16 Kilometer lange SP 8 "Aghii Theodori" gestartet.



Stand nach Tag 1


Pos   Fahrer       Marke       Zeit/Rückst.
 1.   Loeb         Citroen      1:21:34.8
 2.   Sordo        Citroen      +    15.7
 3.   Solberg      Subaru       +    59.1
 4.   Solberg      Ford         +  1:06.0
 5.   Aava         Citroen      +  1:15.5
 6.   Latvala      Ford         +  1:18.9
 7.   Hirvonen     Ford         +  1:36.4
 8.   Atkinson     Subaru       +  1:36.8
 9.   Andersson    Suzuki       +  2:23.8
10.   Villagra     Ford         +  2:29.3
...
16.(1)Al-Attiyah   Subaru       +  6:09.2
17.(2)Hänninen     Mitsubishi   +  7:19.4
18.(3)Baldacci     Mitsubishi   +  7:21.1
...
22.(7)Aigner       Mitsubishi   +  7:46.6
...
36.   Wimmer       Subaru       + 15:31.4
(X) = Platzierung in der PWRC

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