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Rallye-WM: Jordanien

Kann Loeb als „Staubsauger“ die Führung verteidigen?

Eigentlich wollte er mindestens 30 Sekunden Vorsprung, jetzt zittert Loeb, dass ihn Latvala abfangen kann. Der Finne ließ sich auf P3 zurückfallen.

Michael Noir Trawniczek

4,7 Sekunden betrug der Vorsprung von Jari Matti Latvala – obschon der Finne als Führender am Freitagvormittag die Prüfungen eröffnen musste, konnte Latvala seine Führung verteidigen. Doch wie schon am Vormittag fuhr Sébastien Loeb auf der zweiten Durchfahrt der drei Wertungsprüfungen quasi mit dem Messer zwischen den Zähnen. Auf der rund zwölf Kilometer langen SP „Suwayma“ konnte Loeb dem Ford-Werkspiloten exakt 4,7 Sekunden abknöpfen, sodass Latvala und Loeb zeitgleich in Führung lagen.

Loeb erklärte im Zielraum der SP 11: „Ich habe hier wirklich alles probiert. Wenn ich am Abend die Rallye anführen sollte, dann brauche ich einen guten Vorsprung. 30 Sekunden sollten das Minimum sein, denn die Prüfungen am Samstag sind sehr schwierig. Ich werde weiter attackieren und dann werden wir sehen.“ Loeb behielt sich also vor, sich aus taktischen Gründen zurückfallen zu lassen, um am letzten Tag der Rallye eine gute Startposition zu haben.

Auf der rund 17 Kilometer langen SP „Kafrain“ hieß der schnellste Mann Petter Solberg – Loeb konnte als Zweitschnellster jedoch die Führung übernehmen, allerdings nur mit einem Vorsprung von 5,4 Sekunden.

“Vielleicht ein Fehler“

Auf der 41 Kilometer langen SP „Jordan River“ gab Loeb wieder kräftig Gas – als Schnellster konnte er Latvala 22,3 Sekunden abknöpfen. In Summe jedoch hat Loeb weitaus weniger Vorsprung als die genannten 30 Sekunden Minimum.

24,6 Sekunden beträgt der Vorsprung des Citroen-Piloten – im Zielraum der letzten Freitags-Prüfung kamen dann auch prompt Zweifel auf. Loeb erklärte: „Ich weiß es nicht, ich habe versucht, sehr hart zu attackieren und ich hätte es nicht besser machen können.“ Angesichts des geringen Vorsprungs sagte Loeb offen: „Ich weiß nicht, ob das klug war - vielleicht läuft es auch falsch, wir werden sehen.“

Zudem hat sich Latvala auf der letzten SP auch bewusst hinter den Citroen Junior Sébastien Ogier fallen lassen, um am Samstag, dem finalen Tag der Jordanien-Rallye eine optimale Startposition aufzuweisen. Ogier belegt mit den erwähnten 24,6 Sekunden Rückstand Rang zwei, Latvala liegt als Dritter 27,2 Sekunden zurück. Der Ford-Werkspilot hat am Samstag noch acht Wertungsprüfungen zu über 100 Kilometern zur Verfügung, um Loeb abzufangen.

Auf Mikko Hirvonen wird Latvala keine Rücksicht nehmen müssen – der erklärte Nr. 1-Pilot des Ford-Werksteams flog am Morgen nach nur 4,5 Prüfungskilometern von der Strecke und beschädigte seinen Focus derart, dass er mit gebrochener Radaufhängung aufgeben musste. Hirvonen will zwar am Sonntag unter „Superally“ die Fahrt fortsetzen, müsste aber um Rang zehn zu belegen satte 20 Minuten aufholen.

Auch Petter Solberg & Sordo in Podestnähe

Podesthoffnungen wird sich wohl auch noch Petter Solberg machen, auch wenn er nach der letzten Prüfung des Tages recht unzufrieden erklärte: „Ich weiß nicht, was da los war – aber ich habe keinen Rhythmus geschafft, das Fahrverhalten war auch nicht okay.“ Dem privaten Citroen-Piloten fehlen 15,5 Sekunden auf den Podestplatz – wobei sein Gegner natürlich in erster Linie Sébastien Ogier heißt.

Dani Sordo, der zweite Werkspilot von Citroen, leistet sich selbst keinen guten Dienst, da er deutlich im Schatten von Ogier, seinem potentiellen Nachfolger im Werksteam und auch in jenem von Petter Solberg stand. Allerdings fehlen ihm als Fünften lediglich 5,6 Sekunden auf Solberg sowie rund 23 Sekunden auf Ogier. Die Top 5-Piloten fahren quasi in einer eigenen Liga, der Rest des Feldes ist bereits weit abgeschlagen.

Solberg/MInor auf Rang neun

Mit mehr als fünf Minuten Rückstand belegt Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson Rang sechs, fast zwei Minuten dahinter rangiert Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra auf Platz sieben und mehr als eine weitere Minute dahinter liegt Kimi Räikkönen auf Rang acht. Der Formel 1-Weltmeister des Jahres 2007 gab am Ende des Tages zu Protokoll: „Wir hatten auf der letzten Prüfung einen Dreher und dabei haben wir viel Zeit verloren. Es ist ein sehr schwieriges Wochenende, wir hatten erneut sehr viel zu lernen.“

Auf Rang neun vorarbeiten konnten sich Henning Solberg und Ilka Minor, die am Vormittag auf Rang zwölf abgerutscht waren – auf Räikkönen fehlen jedoch beinahe zwei Minuten und Xevi Pons, der Führende der SWRC liegt nur 13,5 Sekunden hinter dem norwegisch-österreichischen Duo zurück.

SWRC & PWRC: Führung für Pons & Flodin

Ford Fiesta S2000-Pilot Pons führt nun 38,7 Sekunden vor seinem Markenkollegen Bernardo Sousa die SWRC-Wertung an, der Pole Michal Kosciuszko liegt als Dritter bereits mehr als neun Minuten zurück.

Auch in der PWRC wird der Kampf um den Sieg nur noch unter zwei Piloten ausgemacht: Subaru-Pilot Patrik Flodin führt 23,9 Sekunden vor Armindo Araujo im Mitsubishi Lancer Evo IX. Der Dritte, Nicolai Georgiou liegt bereits mehr als 13 Minuten zurück.

Die Jordanien-Rallye wird am Samstagmorgen um 8.20 Uhr Ortszeit (9.20 Uhr MESZ) mit dem Start der 14,16 Kilometer langen SP 14 „Yakrut“ fortgesetzt. Je vier Prüfungen sind am Vormittag und am frühen Nachmittag zu absolvieren. Die letzte Prüfung, die 12,43 Kilometer kurze SP 21 „Baptism Site“ wird um 14.07 Uhr Ortszeit (15.07 Uhr MESZ) gestartet.



Stand nach Tag 2 (SP 13)

 1.  Sébastien Loeb      Citroen  2:41:06.7
 2.  Sébastien Ogier     Citroen     + 24.6
 3.  Jari Matti Latvala  Ford        + 27.7
 4.  Petter Solberg      Citroen     + 43.2
 5.  Dani Sordo          Citroen     + 48.8
 6.  Matthew Wilson      Ford      + 5:05.7
 7.  Federico Villagra   Ford      + 6:51.0
 8.  Kimi Räikkönen      Citroen   + 8:09.0
 9.  H.Solberg/I.Minor   Ford     + 10:04.0
10.  Xevi Pons           Ford     + 10:17.7

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