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Rallye/Motorsport: Exklusiv

„Wir wollen die neueste Technik im Rallyesport!“

Warum wurden in der Rallye-ÖM keine NGT- und alte WRC-Autos zugelassen? Was war da los in der HRM? Diese und weitere Fragen in Teil 2.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: ÖAMTC, Photo4, Harald Illmer, motorline.cc

Im zweiten Teil des Interviews mit OSK-Präsident Dr. Harald Hertz steht der heimische Rallyesport im Mittelpunkt – ein ‚brandheißes‘ Thema ist die Artenvielfalt: Alte World Rally Cars und NGT-Fahrzeuge sind in Österreich nicht startberechtigt – wir fragen nach dem Grund. Und: Die ‚Problemzonen‘ Junioren-Staatsmeisterschaft, 2wd und die Historische Staatsmeisterschaft, die heuer ausgesetzt wird. Ein Thema ist dabei auch die Panne bei der Titelvergabe im Vorjahr, bei der die Sportbehörde eigentlich nur verlieren konnte….

An dem Interview hat auch der Sekretär der OSK, Kurt Wagner teilgenommen, der sich bei manchen Fragen zu Wort meldet. Bei manchen fachspezifischen Fragen verwies der Präsident auf die Rallye-Kommission.

Nächste Leserfrage: Können Sie sich vorstellen, das höchste Prädikat der ORM so auszuschreiben, dass zumindest zehn Teams in vergleichbaren Fahrzeugen über die gesamte Saison um den Staatsmeisterschaftstitel fahren (z.B. R3 und niedriger)?

Es ist schon so viel gemacht worden, wo man gesagt hat: ‚Das wollen die Fahrer haben, das machen wir jetzt!‘ Dann haben wir es gemacht – und dann ist nichts gekommen. Ich denke nur an die historische Rallye-Staatsmeisterschaft – was haben wir da alles getan, um diese Meisterschaft zusammenzubringen? Jetzt waren im letzten Jahr drei Autos dabei. Jetzt haben wir gesagt: Gut, dann lassen wir es heuer sein – weil wegen drei Autos haben wir wieder das Problem mit den Punkten und so weiter, da lassen wir es lieber sein. Jetzt lassen wir es sein, 2016 machen wir es wieder.

Aber: Man kann nicht nur weil einer schreit, er möchte es so oder so haben, das dann so machen. Erinnern Sie sich an die Rallye 100. Alle haben gesagt: ‚Wir müssen die Kosten reduzieren! Wir brauchen Eintages-Veranstaltungen!‘ Also haben wir uns hingesetzt und haben mit viel Mühe ein Konzept für Rallye 100 ausgearbeitet. Der Gerhard Leeb war der einzige, der eine Rallye 100 veranstaltet hat, seitdem gab es keine einzige mehr.

Falls Sie die Abrüstungsgedanken unterstützt hätten, hätte gleich ein weiterer Leser dagegen gehalten, dass dies eine Abwertung der ORM sein würde – aber diese Frage stellt sich dann ja nicht.

Nächste Frage: Wenn es weiterhin eine attraktive heimische Meisterschaft geben soll, wäre ein Punktemodell, das alle startberechtigten Klassen beinhaltet, denkbar? Der Leser meint das so ähnlich wie in der Austrian Rallye Challenge, dass man also die Vergabe der Punkte abhängig macht von der Anzahl der Teilnehmer pro Klasse.


Diese Frage ist an die Rallye-Kommission der OSK zu stellen – da sind zehn Leute, die sich damit beschäftigen, die stimmen dann darüber ab. Das ist nicht mein Thema.

Nächste Frage zur 2wd-ÖM. Hier meint ein Leser, dass die OSK im Gegensatz zu vielen anderen Punkten hier nicht FIA-konform handelt, denn der Super 1600 ist bei uns punktberechtigt, international jedoch nicht mehr. Hier kommt die Eingabe, dass jetzt ein junger Pilot mit einem R2-Auto beispielsweise chancenlos sei.

Auch diese Frage ist an die Rallye-Kommission zu stellen.

Ich befürchte, auch die folgende Leserfrage wird in diese Kategorie gehören: Ich würde gern wissen, welchen Beweggrund Herr Dr. Hertz für einen Fahrer der kleinen Hubraumklassen (z.b. R1/R2) sieht, die ganze österreichische Rallyestaatsmeisterschaft zu fahren. Ein Meistertitel am Ende der Saison kann es nicht sein, da man mit diesen Fahrzeugen praktisch chancenlos ist, Staatmeisterehren zu erringen, aber andererseits keine Meistertitel für die kleinen Hubraumklassen ausgeschrieben sind. Kommission?

(nickt)

Kurt Wagner: Du kannst nicht für jede Klasse eine Meisterschaft ausschreiben. Der Gedankenfehler, der hier entsteht: Die Fahrer suchen sich ein Auto aus und wollen für dieses Auto einen Meistertitel. Da haben wir zehn Meister und dann hat der Meister überhaupt keinen Wert mehr und wird in der Öffentlichkeit gar nicht mehr wahrgenommen.

Das Idealziel wäre, dass ich nur eine Klasse habe und ich habe die besten Fahrer in dieser Klasse – das wäre das Idealziel und das werden wir nie zusammenbringen, weil dann ein Teil abwandern würde. Daher gibt es Kompromisslösungen, die von den Kommissionen ausgearbeitet werden. Aber man wird es nie allen rechtmachen können.

Das nächste Thema wäre die Junioren-Staatsmeisterschaft…

Das war das Gleiche. Da haben sie gesagt: ‚Wir müssen etwas machen für die Junioren, damit die mit relativ geringen Mitteln hier etwas machen können!‘ Was haben wir gemacht? Wir sind dem gefolgt, das heißt: Die Rallye-Kommission ist dem gefolgt, wir haben das ausgeschrieben – und was passiert? Kein Teilnehmer!

Nächste Leserfrage: Warum drängt man junge Fahrer in Klassen, die sie sich nicht leisten können?

Der gesamte Rallyesport ist teuer. Und ich kann nicht mit 100 Euro eine ganze Rallye-Saison fahren. Das geht einfach nicht.

Ein ganz beliebtes Thema aus dem motorline.cc-Forum ‚Meeting Point‘: NGT-Fahrzeuge oder alte World Rally Cars – warum wurde das nicht eingeführt?

Schauen Sie: Wir stehen auf dem Standpunkt so wie die FIA und wir finden das eigentlich für richtig und gut, dass wir die Rallye mit den neuesten Errungenschaften der Technik bestücken. Und nicht hergehen, die alten WRCs, die auch von den Abgasen her nicht funktionieren, die vom Lärm her nicht entsprechen, weil sie weit drüber sind, dass diese Autos dann eine Rallye gewinnen.

Weil: Wenn ich das zulasse, dann ist die österreichische Meisterschaft sinnlos. Weil da kommt zu jeder Rallye irgendeiner, der sich so ein altes WRC ausborgt, gibt dort fest Gas, hat natürlich Beschleunigungswerte, die die anderen nicht zusammenbringen, gewinnt die Rallye, ist aber nicht punktberechtigt in der Meisterschaft, aber der Titel in der Zeitung ist: ‚Das WRC-Auto hat gewonnen!‘

Und derjenige, der schlussendlich die Meisterschaft gewinnt, steht nie in der Zeitung, weil immer irgendwelche anderen WRCs gewinnen – und deshalb haben wir so wie die FIA uns dazu entschlossen, diese Autos nicht zuzulassen.

Es ist natürlich schön, die alten GT-Fahrzeuge, die alten GT-Porsche zu sehen – ja! Die werden wahrscheinlich auch keine Rallye gewinnen, als Zweiradler. Aber wir sehen es ja bei den Historischen: Dort, wo sie eingesetzt werden können, da haben wir zwei von den Porsches. Und das war‘s. Und es wäre auch nicht so teuer, einen historischen Porsche einzusetzen, wie das bei einem NGT-Auto der Fall wäre. Und was passiert? Nichts!

Womit also die Frage, wie der Präsident zur Artenvielfalt steht, auch beantwortet wurde. Von einem bekannten Forumsuser wird noch Belgien als positives Beispiel einer Artenvielfalt vorgebracht und er schreibt auch, dass die OSK mit ihrer Politik dem Sport schaden würde, weil sie eben Autos ausgrenzt.

In Frankreich fahren auch wieder andere Autos, in der Schweiz gibt es dafür wiederum gar nichts. Dafür gibt es dort den Franken, den haben wir auch nicht, warum haben wir nicht den Franken? Warum haben wir den Euro? Das kann ich so endlos weiterspinnen…

Wir haben noch Prototypen in Argentinien und in Frankreich Renault 4 in verschiedenen Evo-Stufen, breite Kotflügel und Seitenwände, mega Heck-Dachspoiler, ordentlich Dampf unter der Motorhaube – und das im Land der FIA.

Ja, wie gesagt…

Was mir dazu spontan noch einfällt: Ist es vielleicht ein Problem des allgemeinen Downsizings, dass diese R1, R2 oder R3-Fahrzeuge alle – entschuldigen Sie den Ausdruck – relativ scheiße aussehen in Wirklichkeit? Oder wie man beim Jännerrallye-Plakat gesehen hat: Wenn man einen R5 aus einem gewissen Winkel fotografiert, sieht man nicht einmal, dass der einen Heckflügel hat – sondern er sieht vielmehr aus wie ein PKW, mit dem die Großmutter einkaufen fährt. Ist es vielleicht allgemein ein Problem des Rallyesports, dass alles downgesizt und auf PKW getrimmt wird, dass es deshalb erst möglich ist, dass alte WRC schneller sind als die aktuelle Fahrzeug-Generation?

Alte Autos können deshalb schneller sein, weil sie andere technische Grundlagen haben. Größere Hubräume, Turbolader, weiß der Kuckuck was alles da drinnen steckt und dann sind sie eben wesentlich PS-stärker. Was wollen denn die Hersteller? Die Automobilhersteller? Die wollen das Auto, das der Herr Meier zuhause stehen hat, dass dieses Auto die Rallye fährt und dort gewinnt. Daher schaut es so aus wie ein PKW.

Das Gleiche haben wir bei der DTM: Das sind die ‚Kastln‘, die die jeweiligen Hersteller haben, die Technik darunter ist fast ident – und daher gewinnt ‚mein 5er-Audi‘ oder ‚mein Soundso-BMW‘ und der gewinnt dort und den habe ich zuhause auch. Und das wollen die Hersteller den Zuschauern ins Hirn setzen, dass das ihr Auto ist, das da gewinnt.

Ist das nicht ein Widerspruch? Sie haben vorhin gesagt, dass wir die schnellste Technik im Rallyesport haben wollen – und dann ist die alte WRC-Technik die schnellere?

Nein, nein – wir reden von zwei verschiedenen Dingen. Das eine ist die moderne, zukunftsweisende Technik, die sich auch am Umweltschutz und an der Sicherheit mit orientiert. Und das andere ist das Alte, das früher war.

Schauen Sie sich die alten Formel 1-Autos an mit über 1.000 PS – die sind wahrscheinlich auch stärker als die heutigen Autos. Die heutigen Autos haben wahrscheinlich bessere Fahrwerke, eine bessere Aerodynamik, daher sind sie schneller. Das ist eine Entwicklungsstufe.

Daher wollen wir die alten Autos mit der alten Technik nicht - die zwar leistungsstärker sind, aber eben dem heutigen Standard und auch den FIA-Regularien nicht entsprechen. Deshalb wollen wir sie nicht.

Jetzt fragt ein Leser: Wenn sie diesen Kurs beibehalten, was Sie ja gerade gesagt haben – welche Alternativen haben Sie, um den Sport attraktiver zu machen?

Ich glaube, dass der Rallyesport sehr attraktiv ist. Ich glaube, bei der Jännerrallye wurde in den Medien von 120.000 Zuschauern gesprochen, bei der Lavanttal-Rallye haben wir 30.000 bis 40.000 Zuschauer, also erhebliche Zuschauerzahlen. Sehr viel mehr Attraktivität sehe ich nicht. Ich glaube, er ist sehr attraktiv, der Rallyesport.

Okay. Bei folgender Frage ist zu befürchten, dass sie wieder für die Kommission ist. Trotzdem: Was denkt man sich als Vorsitzender eines Interessensverbands (was die OSK ja ist) wenn seine Rallye-Mitarbeiter z.B. eine M1-Klasse initiieren, wo man anschließend tief einstellige Starterzahlen generiert?

Rallye-Kommission.

Okay, die nächste Frage wäre das Gleiche gewesen mit der RGT-Klasse, lassen wir weg. Dann hätten wir noch die Sache mit den gestrichenen Streichresultaten in der ORM…

Ja, das war auch so eine Geschichte. Die einen sind gekommen und sagten: ‚Wir brauchen unbedingt Streichresultate weil ich kann nicht so viele Rallyes fahren!‘ Die anderen sind gekommen und sagten: ‚Streichresultate sind ganz, ganz schlecht..‘ Dann gibt es dieses Lager und jenes Lager und das dritte Lager sagt, dass überhaupt alles schlecht ist. Das ist eine Entscheidung, die in der Rallye-Kommission gefallen ist – wo alle dabei waren: Veranstalter, Fahrervertreter, Funktionäre – und die haben das so beschlossen.

Leserfragen im Bereich HRM: Wie ist es möglich, dass bei der Plenumssitzung Meisterschaftsstände und Meister präsentiert werden und zwei Tage später gibt es einen neuen Meister? Hier geht es um den Fall Willi Rabl und Kris Rosenberger…

Ganz einfach: Es war so, dass im Plenum der Meisterschaftsausschuss das vorgetragen hat, wer Meister ist, das wurde auch bestätigt. Die Sitzung war an einem Dienstag. Am Mittwochabend poppt ein Mail auf, eine Mitteilung eines internen Mitarbeiters, es würde etwas mit der Abrechnung der Punkte nicht stimmen. Daraufhin werde ich angerufen und ich sage: ‚Bitte, das müsst ihr sofort kontrollieren – weil das ist ja eine bestätigte Sache, kontrolliert das!‘

Man hat es kontrolliert und ist draufgekommen, dass es hier eine Auslegungszweideutigkeit gibt. Jetzt gibt es eine Auslegung in sportlicher Hinsicht und eine Auslegung hinsichtlich Arithmetik. Und meine Idee ist eine Auslegung in sportlicher Hinsicht. Und die war zugunsten von Kris Rosenberger. Jetzt hatten wir bereits Donnerstag und am nächsten Tag war die Ehrung angesagt.

Jetzt sind uns drei Möglichkeiten geblieben. Möglichkeit 1: Ich setze die Ehrung des historischen Meisters aus. Damit der Instanzenweg – Rallye-Kommission, Meisterschaftsausschuss, Präsidium, Plenum – gegeben ist. Das dauert Wochen, bis das erledigt ist.

Möglichkeit 2: Ich gebe dem Herrn Willi Rabl den Pokal, weil er bestätigt ist – wohl wissend, dass er nicht der Meister ist. Und schreibe ihm ein paar Wochen später: ‚Lieber Herr Rabl, geben Sie den Pokal zurück, weil den Pokal bekommt der Herr Rosenberger!‘

Oder wir machen es so, wie wir es dann gemacht haben. Dass wir gesagt haben: In Abstimmung mit dem Vorsitzenden des Meisterschaftsausschusses der Rallye-Kommission, dem Sekretariat haben wir beschlossen, dass wir bei der Ehrung dem richtigen Meister den Pokal überreichen. Das war einfach ein Zeitproblem, das wir hier hatten – wir konnten innerhalb von einem Tag nicht wieder die gesamten Gremien damit befassen.

Hätten wir es ausgesetzt, hätte die Welt über uns gelacht – oder Ihre Forumsleser. Die hätten gesagt: ‚Die sind zu blöd, nicht einmal rechnen können die!‘ Hätten wir dem Rabl den Pokal gegeben, hätten sie gesagt: ‚Die sind zu blöd, die wissen nicht, wem sie den Pokal geben sollen!‘

Es war eine Situation, wo ich als OSK nur verlieren konnte. Und wir haben es so gemacht, wie wir geglaubt haben, dass es aus sportlicher Sicht betrachtet richtig ist. Unabhängig davon, ob jetzt ein Gremium dem falschen Resultat zugestimmt hat oder nicht – durch Vorlage eines sportlich nicht korrekten Ergebnisses. Ich möchte noch eines dazusagen: Die Arithmetik war richtig. Aber die Arithmetik ist nicht die sportliche Berechtigung. Wir haben uns für die sportlich richtige Auslegung entschieden.

Das finde ich auch richtig – Willi Rabl war vor allem deshalb sauer, weil er selbst im Sommer bereits auf den Fehler hingewiesen hat und ihm gesagt wurde, er solle das Reglement lesen…

Das war mit Sicherheit eine unglückliche Auskunft – wenn sie so geschehen ist. Wobei ich sagen muss: Es steht auch irgendwo, dass hier Mails geschickt worden sind – das ist nicht richtig. Zumindest ist hier in der OSK keine Mail eingelangt, ich habe alles prüfen lassen. Telefonanrufe kann ich natürlich nicht nachprüfen und was sonst gesagt wurde, auch nicht – aber schriftlich ist hier nichts eingegangen.

Warum gibt es 2015 keine hist. Rallyestaatsmeisterschaft? Angeblich wegen zu geringer Beteiligung. Addiert man die Hist.-ÖM (16) und Hist. Rallye Pokal Starter (42) kommt man auf 58 Teilnehmer, also eine annehmbare Zahl. Warum konnte man nicht mit den Teilnehmern der Pokale die HRM fortsetzen?

Kurt Wagner: Weil diese Fahrzeuge, die in den Pokalen starten, eigentlich keine historischen Fahrzeuge sind – im Sinne der FIA.

Dr. Hertz: Das sind die Fahrzeuge des Anhang H. Man muss unterscheiden: Es gibt historische Fahrzeuge von der FIA mit Wagenpass, da stimmt alles, die fahren so, wie sie früher gefahren sind. Und dann gibt es historische Fahrzeuge nach Anhang H, da kannst du mit einem alten Auto fahren, ob da jetzt die Kupplung vom nächsten Baujahr drinnen ist, ist egal.

Kurt Wagner: Es war der Wunsch der Aktiven, nicht die FIA-Wagenpässe zu machen, sondern mit einer billigeren Wagenkarte zu fahren. Das gibt es nur in Österreich – wir haben ihnen die Möglichkeit geschaffen. Dafür ist es nur ein Pokal.

Laut Insiderinformationen besteht der Rallye-Kommissionsvorsitzende darauf, dass eine ÖM FIA Konform sein muss, d.h. dass historische Fahrzeuge in der ÖM einen FIA-Wagenpass haben müssen. Ein 26-seitiges Werk in techn. Englisch gehalten (ca. 750 Euro), das bei der FIA eingereicht werden muss, damit man vielleicht mal zwei bis drei Rallyes pro Jahr in Österreich fahren kann. Gibt es dafür eine verständliche Erklärung?

Das ist wieder eine Frage für die Fachkommission, die ja die Meisterschaften entwirft.

Die nächste Leserfrage ist kritischer Natur: Ihr autoritärer Führungsstil hat schon so manchem aufgestoßen, meinen Sie nicht, dass ein Aufeinanderzugehen und ein Miteinander für den Sport dienlicher wäre als einfach darüber zu fahren nach dem Motto ‚Der Präsident sagt, was Sache ist!‘?

Also das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es ist nun einmal so, dass hier eine Demokratie herrscht – es geht von den einzelnen Kommissionen weg, dann ins Präsidium, dann über den Meisterschaftsausschuss in ein Plenum. Und da hat es mit autoritärem Führungsstil überhaupt nichts zu tun, weil sich das gar nicht durchführen lassen würde.

Weil jedes dieser einzelnen Gremien für sich selbst verantwortlich zeichnet und hier ein Ergebnis bringt. Das Ergebnis wird dann weitergetragen und dort wieder von allen besprochen und dann wieder weitergetragen. Ich kann mir nicht vorstellen, wo hier die Autorität liegen sollte. Ich bin noch nie in eine Kommissionssitzung gegangen und habe gesagt: ‚Das muss jetzt so sein!‘

Ich war erst ein, zweimal als Gast in irgendwelchen Kommissionssitzungen, wo ich kein Wort verloren, sondern mir nur die Dinge angehört habe. Also das ist grundsätzlich total falsch – ich weiß nicht, wo der gute Herr das her hat, aber das kann vielleicht der Herr Wagner bestätigen, dass es nicht so ist.

Kurt Wagner: Im Plenum sind 50 Mitglieder, die abstimmen, sowie in allen Kommissionen die Mitglieder. Der Vorsitzende oder der Präsident stimmt als letzter ab und im Normalfall nur, wenn es Stimmengleichheit gibt und er dann eben eine Entscheidung zu treffen hat.

Dr. Hertz: Und das ist noch nie passiert.

Die nächste kritische Frage: Ist ein Einbinden der Interessensvertreternehmer bzw. der Lizenznehmer nicht erwünscht? 2012 organisierte die OSK ein Treffen, zu dem alle Fahrer kommen hätten können, just im August an einem Wochenende, an dem die Niederbayern Rallye stattfand, damals gab es noch starken ARC-Zustrom, zugleich waren an diesem Wochenende die Barum Rallye und Alpe Orientali Rallye, die zum Mitropa Cup zählt. Auf das eindringliche Ersuchen, den Termin zu verschiebe, hörte man, Herr Hinteregger habe an keinem anderen Termin Zeit, er müsse ja extra von Kärnten nach Teesdorf fahren. 2014 gab es wieder ein ‚Expertentreffen‘, welches öffentlich zugänglich war - mit originellem Zeitpunkt und Location, nämlich im Rahmen der Fahrerbesprechung bei der Weiz Rallye…

Dazu kann ich nichts sagen, ich habe diese Termine nicht koordiniert und auch nicht eingesetzt und auch nicht autoritär bestimmt (lacht). Daher muss man diese Frage den Leuten stellen, die diese Termine festgelegt haben. Das sind die Kommissionsmitglieder. Ich gehe davon aus, dass es keinen Termin gibt, an dem nicht irgendetwas anderes stattfindet oder an dem nicht irgendjemand eine andere Verpflichtung hat, und wenn er das Enkelkind betreuen muss. Das ist halt so.

Auch hier schwingt Kritik mit: Man hört immer wieder von Fahrern, wenn man sie fragt, wann man sie wieder aktiv sieht, die Antwort: ‚Derzeit habe ich keine Lust, unter diesen Voraussetzungen und mit diesen Leuten macht es keinen Spaß!‘ Bei näherer Befragung geht es da um nicht mehr nachvollziehbare Regularien, den Umgang mit dem Fahrer als Kunden und autoritäre OSK-Funktionäre. Wäre kundenorientiertes Handeln da nicht von Vorteil? Was sagen Sie dazu?

Kundenorientiertes Handeln ist unsere oberste Maxime. Und natürlich gibt es hin und wieder einen Funktionär, der sich vielleicht einmal im Ton vergreift oder sonst wie negativ auffällt – aber das müsste man im Einzelfall beurteilen, das kann man nicht global ausschütten.

Im Prinzip stellen wir uns als kundenorientiertes Unternehmen dar, weil wir ja für die Fahrer und für die Veranstalter arbeiten. Und ihnen dabei helfen, die Dinge so zu gestalten, dass es einfach, sinnvoll und kostengünstig ist. Das ist es, was wir tun.

Und wenn man das nicht so sieht, wäre es gescheit, wenn man uns den aktuellen Anlassfall nennt, damit wir dem nachgehen können. Und ich gehe wirklich vielen Dingen nach, wenn Beschwerden kommen – aber nicht anonym.

Sondern wenn der Herr Meier sagt: ‚Ich war bei der Veranstaltung XY und der Herr Huber als Sportkommissar hat mich krummen Hund geschimpft!‘ Dann wird dem nachgegangen und der Sportkommissar wird eine entsprechende Belehrung erfahren.

Im dritten Teil des vierteiligen Interviews steht das Thema Sportförderungen und BSO-Mitgliedschaft im Vordergrund – zudem wird erörtert, warum es in der Rallye-ÖM keinen Seriensponsor gibt und ob die OSK den Bereich Rallye auch ‚outsourcen‘ würde.

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