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Erinnerungen eines Sportreporters: Angriff auf die Kilos
Fotos: Klaus Neuberger privat

Angriff auf die Kilos

Während Peter Klein über das ein oder andere Kilo zuviel sinniert, nimmt er die Kurve zu Walter Röhrl und stellt die Frage, wo die Sponsorenaufsteller geblieben sind ...

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

„Du bist zu dick“, hat mein sehr verehrter Medizinalrat aus Berndorf nicht zu mir gesagt, sehr wohl aber: „Du solltest ein paar Kilo abnehmen.“ Was wohl ebenso viel bedeutet. Und Franz Wittmann posaunte mir im Adamstal entgegen: „Gehs an, sofort, Angriff auf die Kilos, beweg dich mehr!“ Tatsächlich bin ich im Verlauf der Pandemie, also in den vergangenen 18 Monaten, faul geworden. Ich ertappte mich dabei, an manchen Tagen nicht einmal mehr einen Kilometer gegangen zu sein, es sei denn auf dem Golfplatz. Und auch meinen heißgeliebten Golfsport habe ich ziemlich vernachlässigt und weil ich ja nun auch schon „in die Jahre“ komme, das Haar ist dünner, aber der Ranzen dicker geworden...

So habe ich nach dem Urlaub beschlossen, mich wieder mehr zu bewegen- aber dafür auch weniger zu trinken. Nicht Wasser, nein, aber ein Bier pro Tag sollte genügen, den Grappa dazu lasse ich ganz weg und Aperol mit Prosecco kommt mir auch nicht mehr auf den Tisch. Und während ich in der prachtvollen Natur in Ramsau bei Hainfeld vor mich hin sinniere, denke ich, es gibt doch viele die schon um die 70 sind und noch immer schlank, relativ austrainiert und beweglich dem Golfsport frönen.

Samuel L. Jackson zum Beispiel, dieser tolle US-Schauspier, unvergessen seit Pulp Fiction, ist nur schlappe fünf Jahre jünger als ich und ein Singlehandicap Spieler, also richtig gut! Franz Beckenbauer wird bald 76, hatte einen Augeninfarkt und würde mich dennoch vom Platz schießen. Bei Franz Klammer frage ich mich, wie macht er das? Bald 68 und einem guten Glas nie abgeneigt ist fast am Idealgewicht und spielt mit Handicap 10,2 ein traumhaft schönes Golf! Und würde Hans Hinterseer mit 67 nur ähnlich gut singen wie er Golf spielt, wäre er vermutlich mit Handicap 4,8 an der Mailänder Scala. Vergleichbar auch der 68jährige Sepp Haider, der Quertreiber aus Saalbach/Hinterglemm, oder sein ewiger Gegenspieler Franz Wittmann, der mit nunmehr 71 Jahren sein bestes Golf spielt.

Wie hier bereits beschrieben zählt der zweifache Rallyeweltmeister Walter Röhrl seit Jahrzehnten zum engsten Freundeskreis und ist oft bei den Wittmanns zu Gast im Adamstal. Auf dem Champions-Platz ist zumeist auch Röhrls Gattin Monika dabei und sie erinnert sich noch an die sportlichen Anfänge des begnadeten Piloten mit Driver, Holz und Eisenschläger.

Neuseeland 1984, die Besichtigung der Sonderprüfungen war abgeschlossen und Röhrl suchte Entspannung am nahe gelegenen Ramuera-Golfplatz der 1934 eröffnet worden war. Mit ihm Audi-Pressechef Dieter Scharnagel, der als Finanzbeamter zum Journalismus kam und von 1980 – 1999 Leiter der Sportpresse in der Audi AG war. Und „Schani“, wie ihn unser Filmemacher Helmut Deimel liebevoll nannte, erlebte ein grausames Spiel von Walter der mit dem Driver die Bälle ins Unterholz jagte, minutenlang suchte und kaum einen fand.

Auch mit dem Eisen 7 die Annäherung zum Grün verfehlte, wieder das „kleine Weiße“ suchte, aber dann mit dem Putter recht gut umzugehen verstand. Und Walter konzentrierte sich am nächsten Abschlag, er fixierte den Ball, wippte mit dem Driver, eine elegante Drehung, eine perfekte Rotation des Oberkörpers, der Schlägerkopf nähert sich mit gewaltigem Tempo dem kleinen Golfball und dem satten Geräusch des Abschlags folgte ein weiteres. Walter hatte in etwa 120 Meter Entfernung einen Baum getroffen – und auch dieser Ball verschwand im tiefen Wald.

„Teifl no amoi, des is scho da öfte Boi dea weg is, dabei san die eh so teia! I hea auf midn Goifspüin, des kaun si jo kana leisten“, fluchte Walter. Da hatte der besorgte Pressechef eine tolle Werbeidee, denn Audi-Piloten wurden damals umsorgt und gepflegt. „Schani“ verhandelte umgehend mit eine Golfballerzeuger, bestellte 10.000 Bälle mit Audi-Emblem und Röhrl bekam gleich die ersten 500 Stück zur freien Verfügung. Für weitere Entspannungsrunden des Doppelweltmeisters auf den Golfplätzen war also gesorgt – und mit den Jahren wurde aus Walter ein ziemlich guter Golfspieler.

In den 80er Jahren begann auch in der Rallyeszene der Beruf des Pressebetreuers, manche von ihnen nützten ihre guten Kontakte zu Industrie und wertigen Sponsoren und brachten so „frisches Geld“ in den Rallyesport. Der viel zu früh verstorbene Werbeguru Manfred Kimmel, auch einst Pressemann von Hermann Maier bei Audi, Thomas Blazek, ex ORF-Sportreporter und danach Agenturbesitzer und Pressebetreuer von Opel.

Oder auch Klaus Neuberger, der nicht nur neben Größen wie Klaus Russling, Sepp Haider, Günther Janger oder Franz Wittmann saß, sondern auch immer wieder Sponsoren in den Rallyesport brachte. So kam auf sein Betreiben Walter Röhrl zur Eröffnung des GC Brunn, brachte damals noch erlaubte Alkoholwerbung in den Rallyesport und ermöglichte so etwa Sepp Haider viele Rallyeeinsätze. Und auch Gustl Auinger kam in den Genuss von unverhofftem Sponsorengeld.

Und so frage ich mich jetzt, wo ich gerade enormen Gusto auf einen Aperol/Prosecco verspüre und vehement unterdrücke, wo sind sie, die Werbemänner und „Sponsorenaufsteller“ der 80er und 90er Jahre? Sie haben doch damals gut mitverdient und nicht um „Gottes Lohn“ den Rallyesport belebt! Wir haben ungemein talentierte und sehr erfolgreiche junge Piloten, angeführt von Simon Wagner – der längst in die Rallye-Weltmeisterschaft gehört – bis Luca Waldherr! Ich brauche jetzt ein Mineralwasser und werde es mit viel Phantasie zu mir nehmen. Und mich auf die Suche machen nach den Frauen und Männern mit tollen Kontakten und mit Liebe für den Rallyesport.

Aber das ist eine andere Geschichte.

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