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WRC: Rallye Monte-Carlo 2013

Ausfallsorgie auf verrückter SP 14

Regen sorgte für eine Rutschpartie, wie sie viele Piloten noch nie erlebt haben. Neben Latvala und Hänninen sahen auch Novikov/Minor keine Zielflagge.

Michael Noir Trawniczek

Der letzte Tag der Rallye Monte Carlo, auf dem berühmten Col de Turini, begann mit einem Paukenschlag! In Monte Carlo setzte Regen ein. Die 23,54 Kilometer lange SP 14 „Moulinet – La Bollene Vesubie“ gestaltete sich unter diesen Umständen dermaßen schwierig, dass viele Piloten von der schwierigsten SP ihrer Karriere sprachen. Der größte Teil der Strecke war eine Mischung aus Matsch und Schnee, als Abschluss gab es noch eine regennasse Bergabpassage.

Die Reifenwahl gestaltete sich entsprechend schwierig: Volkswagen und Bryan Bouffier nahmen sechs Spikereifen auf die Prüfungen 14 und 15 mit, Citroen und M-Sport entschieden sich für vier Spikereifen und zwei Winterreifen ohne Spikes.

SP 14 wird wohl in die Rallyegeschichte eingehen. Auf der komplett rutschigen Fahrbahn gab es zahlreiche Ausfälle, neben VW-Pilot Jari-Matti Latvala, der von der Strecke flog und Juho Hänninen, der sich ein Rad abriss, erwischte es leider auch Evgeny Novikov und Ilka Minor, die nach einem Kilometer gegen einen Felsen schleuderten, sich dabei ebenfalls ein Rad abrissen, zunächst auf drei Rädern weiterfuhren, dann jedoch aufgeben mussten. Erste Reaktion der enttäuschten Ilka Minor via SMS: „Das ist sehr schade, aber so ist das Leben.“

Rallyeleader Sebastien Loeb schimpfte: „Diese Prüfung war wirklich scheiße! Eine Mischung aus Schnee und Nässe – wir hatten absolut keinen Grip. Wir fuhren wirklich langsam, sogar auf den geraden Streckenteilen fuhren wir nur 30 km/h. Wenn wir schneller gefahren wären, hätten wir das Auto zerstört – zudem mussten wir ja auch eine Spur für den Rest des Feldes freischaufeln.“

Als „Schneepflug“ der besonderen Art verlor Loeb gleich einmal 52 Sekunden auf den Bestzeithalter, Citroen-Pilot Bryan Bouffier. Im Gesamtstand jedoch konnte Loeb seinen Vorsprung auf Sebastien Ogier halten, denn auch der einzig verbleibende VW-Pilot verlor 49 Sekunden auf Bouffier.

Der Zweite der Jännerrallye meinte leicht erstaunt zu seiner Bestzeit: „Eine gute Zeit, doch mein Aufschrieb war wirklich schlecht. Wir sind sehr vorsichtig gefahren, denn es war total rutschig.“

Mit 29 Sekunden Rückstand markierte Mads Östberg die zweitschnellste Zeit, der hernach erklärte: „Ich bin richtiggehend schockiert – auf dieser Prüfung wäre ich zu Fuß schneller gewesen. Am liebsten würde ich jetzt fluchen, aber diese SP war einfach nur ein Desaster.“

Mikko Hirvonen, der über eine Minute langsamer als Bouffier war und trotzdem die sechstschnellste Zeit markieren konnte, gab offen zu: „Unglaublich! Es war noch nie so schwierig, es gab überhaupt keinen Grip.“

Und Martin Prokop klagte: „Mein rechter Fuß schmerzt wie die Hölle, denn zu 50 Prozent stand ich nur auf der Bremse. Ich fuhr nicht im Renn-Modus, hatte immer nur den ersten und zweiten Gang drinnen – da ging es nicht mehr um Rennsport, sondern nur noch darum, auf der Strecke zu bleiben.“

Acht weitere Teilnehmer außerhalb der WRC, WRC-2 und WRC-3 flogen bei den schwierigen Bedingungen von der Strecke. Die schwierige Sonderprüfung steht heute noch zweimal auf dem Programm, noch dazu bei Dunkelheit…

Beruhigung auf SP 15

Gleich im An wurde sogleich die 18,9 km lange SP 15 „Lantosque“ absolviert. Auch hier gab es Matsch und Regen, bei einer Temperatur von null Grad Celsius. Die Bestzeit markierte Dani Sordo, der schon auf SP 14 als zweitbester Citroen-Pilot den dritten Platz von Novikov/Minor übernehmen konnte.

Sordo erklärte: „Auch diese Prüfung war sehr schwierig, mit viel geschmolzenem Schnee und Eis ganz oben auf – aber es war okay. Die Prüfung davor jedoch war einfach nur unglaublich.“

Hinter Sordo reihten sich auf SP 15 Hirvonen, Ogier und Loeb ein. Der Weltmeister erklärte: „Diese Prüfung war um einiges besser – aber auch hier gilt: Ein kleiner Fehler und du bist weg vom Fenster.“

Nach 15 von 18 Sonderprüfungen sind die Zeitabstände bereits groß, der größte Gegner ist jedoch nicht die Stoppuhr oder der Konkurrent, sondern die Strecke. Loeb führt 1,5 Minuten vor Ogier, der VW-Pilot wiederum hat 1,5 Minuten Vorsprung auf Sordo.

Rund eine Minute hinter Sordo belegt Hirvonen Rang vier, Mads Östberg liegt 1:46 Minuten hinter ihm auf Platz fünf. Eine weitere Minute dahinter rangiert Bouffier auf Platz sechs.

Martin Prokop belegt Rang sieben, ihm fehlen auf Bouffier bereits satte 14 Minuten. Weitere sechs Minuten dahinter, auf Rang acht, f0olgt der Führende der WRC-2, Sepp Wiegand im Skoda Fabia S2000. Auf Platz neun folgt der nicht in die WRC-2 eingeschriebene Olivier Burri im Peugeot 207 S2000, den letzten Punkterang belegt derzeit Michal Kosciuszko im Lotos Mini WRC.

Stohl Racing Subaru-Pilot Armin Kremer rutschte nach SP 14 sogar in die Top 10, ihm fehlen 14 Sekunden auf Kosciuszko. In der WRC-3 führt weiterhin Sebastien Chardonnet im Citroen DS3 R3, er ist mittlerweile auch der einzige Teilnehmer der WRC-3.

SP 16: Reifenschaden bei Östberg

Um 17.37 Uhr stand die SP „Moulinet – La Bollene Vesubie“, die zuvor als SP 14 für ein Rumoren im Feld sorgte und leider auch zum Ausfall von Novikov und Minor führte, ein zweites Mal auf dem Programm.

Die Piloten wollten nichts riskieren und fuhren entsprechend vorsichtig. Loeb fuhr die Bestzeit vor Ogier, Sordo, Bouffier, Hirvonen und Prokop.

Probleme gab es nur bei Mads Östberg: Ein Reifenschaden zwang ihn dazu, auf der Strecke einen Reifenwechsel vorzunehmen, was den M-Sport-Piloten rund fünf Minuten und damit Platz fünf kostete, den Bryan Bouffier übernahm, Östberg bleibt auf Rang sechs. Sonst gab es keine Änderungen im Klassement.

Die „Nacht der langen Messer“ und auch die Rallye Monte Carlo enden mit den beiden Prüfungen „Moulinet – La Bollene Vesubie“ und „Lantosque“, die ab 21.23 Uhr in Angriff genommen werden. Gegen 22.30 Uhr wird der Sieger der Rallye Monte Carlo feststehen…

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