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Geschichtsträchtiger Hattrick

Dem Team gelingt auf der Heim-Strecke der Doppelsieg nach fulminanter Aufholjagd vom Ende des Startfeldes bis zurück an die Spitze.

Mit einem sensationellen und in der Geschichte des 24h-Rennens einmaligen Hattrick gewann Manthey-Racing am Wochenende vor 220.000 Zuschauern den legendären Langstreckenklassiker in der Eifel. Auf dem 25 km langen Traditionskurs ließen die Meuspather auf ihrer Hausstrecke der Konkurrenz keine Chance und komplettierten den totalen Erfolg durch einen Doppelsieg.

Mit der Pole Position und dem Doppelsieg setzte das Team um „King of the Ring“ Olaf Manthey nahezu alle Ausrufezeichen, die die „grüne Hölle“ zu vergeben hatte. Vorjahressieger Manthey-Racing schien schon am Freitag bestens vorbereitet und legte im Porsche 911 GT3 RSR die Messlatte sehr hoch.

Startplatz 1

Mit einer Rundenzeit von 8:26,730 Minuten sicherte sich das Fahrer-Quartett Bernhard/Lieb/Dumas/Tiemann die Bestzeit. „Die Pole-Position war unser klar definiertes Ziel“, gab Olaf Manthey die Marschroute vor.

Kurz vor Ende des Trainings sorgte Timo Bernhard noch für eine Schrecksekunde: Bei einem Überholvorgang kollidierte er mit einem langsameren Fahrzeug und beschädigte dabei die rechte Frontpartie. Ein paar Überstunden der Manthey-Crew stellten die Technik des Rennelfers jedoch in kürzester Zeit wieder her.

Von der Pole Position aus nahm die motorsportliche Speerspitze von Manthey-Racing dann um 15 Uhr am Samstag die Strecke unter die Räder, als kurz nach dem Schwenk der Startflagge plötzlich weißer Rauch aus dem Heck des Manthey-RSR emporstieg. Entsetzt blickten alle Teammitglieder auf die unglaubliche Szene und ein sich ankündigendes Drama nur wenige Sekunden nach dem Auftakt des Rennens.

Schrecksekunde

Startfahrer Marc Lieb begab sich auf den kürzesten Weg zur Box, während das gesamte Starterfeld am Ludwigsburger vorbeizog. Ein Wasserschlauch hatte sich auf der linken Seite des Motors gelöst und war die Ursache für einen heftigen Verlust von Kühlwasser des 3.8-Liter-Motors.

Von ganz hinten ging der RSR wieder ins Rennen, von wo aus er dann in etwas mehr als 12 Stunden das gesamte Teilnehmerfeld durchpflügte, um schließlich verdient in der 78. Rennrunde die Spitze zu übernehmen.

Um 16:00 Uhr am Samstagnachmittag lag der Manthey-RSR mit der Startnummer 1 noch auf der 189. Position, eine Stunde später wurde er als 76. geführt. Zu Beginn der dritten Rennstunde schaffte das Team dann den wichtigen Sprung in die Top-20.

Vollgas durchs Feld

„Nach dem Problem und den bangen Minuten in der ersten Runde läuft das Auto jetzt gut. Wir alle fahren volle Pulle, um schnell aufzuholen”, erläuterte Marc Lieb die Vorgehensweise des Fahrerquartetts nach dem Malheur zu Beginn des Rennens.

Und er behielt recht, denn um kurz nach 18:00 Uhr hatte sich der gelb-grüne RSR bereits auf die 17. Position und um 19:00 Uhr auf den 11. Rang im Gesamtklassement vorgearbeitet. Knapp 30 Minuten später fuhren die Gesamtsieger des Vorjahres Bernhard/Lieb/Dumas/Tiemann endlich in die Top 10.

Die Rundenzeiten der Vorjahressieger ließen mehr als aufhorchen: Bis zu 20 Sekunden war der Porsche pro Runde schneller als die Konkurrenz. Romain Dumas urteilte zu diesem Zeitpunkt: „Es gibt keine Probleme, aber wir gehen ein hohes Risiko ein, um Zeit gutzumachen. Natürlich wollen wir weiterhin angreifen.“

In der tiefen Nacht machte wechselhafte Witterung mit Regenfällen allen Teams das Leben schwer. Zeitweise sorgen unzählige Reifenwechselstopps für lebhaften Betrieb in der Boxengasse. Davon unbeeindruckt setzt sich auch der zeitweise dramatische Kampf um die Spitze fort.

Exakt um 3 Uhr 33 ist die Nummer 1 wieder auf Rang 1 - es war der 17. Führungswechsel, mit den Vorjahressiegern lag nunmehr der siebente Spitzenreiter vorne.

Manthey am Morgen

„Als die Viper ausgeschieden ist, haben wir daran geglaubt, dass wir es nach der Schrecksekunde in der Anfangsphase an die Spitze schaffen können. Rechnerisch mussten wir rund sechs Sekunden pro Runde schneller sein, als unsere Mitbewerber.“

„Meine Ansage an die Fahrer war, einfach konzentriert weiter zu fahren – denen vertraue ich blind. Das einzige was mich etwas nervös macht ist das sequentielle Getriebe. Das hat bei Land und HISAQ bereits zu Problemen geführt. Aber unser Porsche läuft im Moment wie ein Uhrwerk. Trotzdem können wir uns noch lange nicht sicher sein.“

„Bei einem Hürdenläufer kann vielleicht ein Schnürsenkel reißen – bei einem Rennwagen kann viel mehr passieren. Ich habe in meiner Karriere schon so viel erlebt, daher bin ich immer etwas skeptisch”, beschrieb Teamchef Olaf Manthey am frühen Sonntagmorgen die Gemütslage.

Finale mit Fragezeichen

Im Formationsflug nahmen die beiden erstplatzierten Porsche’ die letzten beiden Runden nachmittags dann in Angriff. Der trauten Zweisamkeit der Nr.1 und der Nr.23 voraus gegangen war allerdings ein letzter Besuch der Box.

Um 14:18 Uhr bog der auf Platz eins liegende Porsche mit Romain Dumas am Steuer in die Boxengasse ein; Mechaniker schoben den Porsche dann sogleich in die Box. Nach kurzen ratlosen Gesichtern folgte die Entwarnung: Der letzte Routinestopp sollte den seit dem Vormittag in Führung liegenden Porsche von Olaf Manthey fit machen für die letzten Runden.

„Dieser Hattrick ist die Krönung meiner Karriere als Teamchef“, jubelte Olaf Manthey nach dem Doppelsieg seiner Fahrzeuge. „Zu Beginn hatten wir mit kleineren technischen Problemen zu kämpfen, ansonsten haben wir ein nahezu perfektes Rennen abgeliefert“, grinste Manthey, „die Jungs an der Box und im Cockpit haben einen tollen Job gemacht.“

Tiemann #4

Auch seine Fahrer hatten allen Grund zu jubeln. Allen voran: Marcel Tiemann, der mit seinem vierten Sieg beim 24h-Rennen den Sprung in den exklusiven Club der erfolgreichsten Piloten beim Eifelmarathon schaffte.

„Ich fühle mich großartig – ein Supergefühl“, jubelte der Wahlmonegasse anschließend erleichtert. „Dieser vierte Sieg ist etwas ganz Besonderes. Damit schließe ich zu den Besten auf und schaffe den Hattrick mit dem gleichen Team. Einfach toll.“

Im kompletten Rennverlauf war der Manthey-RSR unter allen Wetterbedingungen der schnellste Rennwagen auf der Strecke. Mit drei Runden Vorsprung auf den Zweitplatzierten gelang Manthey-Racing ein Hattrick.

Das Team schreibt damit Nürburgring-Geschichte, denn noch nie ist es einem Rennteam zuvor gelungen in drei aufeinander folgenden Jahren den Gesamtsieg beim 24h-Klassiker auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt zu erringen!

Manthey am Nachmittag

“Keine Frage, mein besonderer Dank gilt meinem Team, das in den letzten Wochen Übermenschliches geleistet hat, um die MR-Fahrzeuge vorzubereiten! Und unseren Partnern gilt ebenso ein großes Dankeschön, denn nur mit ihrer Unterstützung war es möglich einen derart großen Erfolg einzufahren”, hielt Olaf Manthey gleich nach der Zieldurchfahrt des “Dicken” fest.

Wie groß die Dominanz der von Manthey-Racing vorbereiteten und eingesetzten Porsche beim 24h-Rennen war, dokumentierte eindrucksvoll der Manheim-Porsche GT3 MR, und damit just derjenige Wagen, der 2006 das 24h-Rennen gewinnen konnte.

Doppelsieg!

Haarmann/Hahne/Kaffer/Krumbach trumpften wie der RSR schon im Training auf und ließen an ihren Ambitionen auf einen Top10-Platz keinen Zweifel aufkommen.

Kontinuierlich hielt sich der blau-weiße Neunelfer in der Spitze des Gesamtklassements und konnte sich schließlich am Sonntagmorgen auf den zweiten Platz direkt hinter den RSR setzen. “Uns plagten in der Vergangenheit viele Defekte in der VLN, aber gestern und heute stimmte einfach alles – ich bin überglücklich, mein erstes 24h-Rennen überhaupt auf dem Podium beenden zu können”, strahlte Christian Haarmann.

Und Ringfuchs Armin Hahne ergänzte: “Bei den Zeiten waren wir immer schon mit bei der Musik. Mit dem neuen Hauptsponsor ist nun offenbar auch das Glück zu uns zurückgekehrt.”

„Raggi“ auf Platz 5

Eine ausgezeichnete Vorstellung lieferte auch das VLN-erfahrene Quartett Gindorf/Kräling/Ragginger/Scharmach ab. Mit einem ganz regulären Cup-Porsche unterwegs, überzeugten die drei Ringkenner und der Porsche-Werksjunior von der ersten bis zur letzten Runde durch Konstanz.

Lohn dieser Mühe war der hervorragende fünfte Gesamtrang inmitten deutlich leistungsstärkerer Fahrzeuge. „Wir sind ohne Schaden durchgerollt, das war unser Vorteil. Dafür, dass wir ein etwas schwächeres Auto haben, lief es echt super”, hielt Ragginger nach seinem allerersten 24h-Rennen überhaupt fest.

Nur drei Plätze dahinter überquerten Lambrecht/Hemroulle/Arnold die Ziellinie. Mit Gesamtrang 8 bestätigte das Trio das hohe Leistungspotential des 911ers belgischer Herkunft, der schon in den Vorjahren stetig unter den Top 10 zu finden war.

“Es ist dies leider mein letztes Rennen, da ich aus gesundheitlichen Problemen den Rennsport als Hobby aufgeben muss, um das Risiko eines bleibenden Wirbelsäulenschadens gering zu halten”, erläuterte Lambrecht als Fahrzeugeigner bereits vor dem Start.

Eine Platzierung unter den schnellsten fünf blieb dem Belgier leider verwehrt – ein Radlagerschaden führte zu einer Zwangspause von knapp einer halben Stunde und kostete vier Ränge.

Sehr zufrieden zeigten sich nach dem Rennen auch das aus England kommende Quartett Williams/Cooke/Reeves/Perry. Nachdem sie ein Unfall im ersten Rennviertel stoppte, ging es mit geflickter Karosse wieder zurück ins Renngeschehen.

Glück und Pech

Stunde und Stunde schob sich dann der im klassischen 917er Design gehaltene Porsche 997 erst wieder hinein in die Top 20 und sah schließlich auf Platz 12 liegend die schwarz-weiß-karierte Flagge. “Wir werden bis zum Ende des Rennens wieder zurückkommen”, zeigte sich Daniel Cooke bereits zuversichtlich, als die Manthey-Boxencrew noch damit beschäftigt war, den Schaden auf der rechten Türe zu beheben.

Pechvögel des Rennens – wenn dieser Titel zur Vergabe gestanden hätte, dem Quartett Weiss/Pietsch/Jacobs/Schornstein wäre er nicht zu nehmen gewesen. Verheißungsvoll und schnell nahm der Wochenspiegel-Porsche nach dem Start das Rennen auf.

Doch eine schier nicht endend wollende Mischung aus Unfällen und technischen Defekten warf die Mitfavoriten immer wieder weit zurück. Zwar kämpfte man sich anfänglich bravourös immer wieder in die Top 20 zurück, doch am Ende war der Rückstand einfach zu groß, um nochmals relevant ins Renngeschehen einzugreifen.

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