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Ennstal Classic 2010

Die Stimmen vor dem Start

Um 11 Uhr erfolgte der Start der 18. Ennstal Classic, die Bergprüfung Stoderzinken stand auf dem Programm. Stimmen aus der Startaufstellung – Baier, Klien, Theissen, Knauss, Illien, Vettel, Moss, Aaltonen, Clerici uvm.

Foto: Sepp Fuchs/Ennstal Classic

6/Epoche I - Christian & Margot Baier (Lea Francis P-Type, Bj. 1927)

Christian Baier: Es ist herrlich – wir hoffen nur, dass es nicht zu heiß wird, damit sich die Dampfblasenbildung in Grenzen hält. Der Sitz ist zwar nur ein Holzbrett mit Lederüberzug, aber wenn wir beide drinsitzen ist es schon wieder so eng, dass es wie ein Schalensitz wirkt. Man muss sich bei diesem Auto überlegen, ob man eine zweite Stoppuhr mitnimmt, denn das ist alles eine Platzfrage. Wenn man sich in dieses Auto setzt, ist man in einer anderen Welt und denkt auch anders. Ich bin mit dem Auto schon sehr vertraut, es funktioniert – wir hatten bei der Planai Classic auch eine gute Testgelegenheit, denn dort, im Schnee, macht das Auto je wirklich noch, was es will. Unser Ziel ist in erster Linie einmal, durchzukommen – im Vorfeld gab es ein Problem mit einer Zündkerze, ich hoffe aber, dass wir das jetzt gelöst haben. Theoretisch kann bei so einem 83 Jahre alten Auto bei jedem Anstarten etwas sein. Aber das Auto ist gut vorbereitet. Unsere Favoriten? Gesamt sehe ich Fessl und Artacker – Werner ist einer der Top-Lenkraddreher, Artacker ist der Navigator schlechthin. Die gehören für mich mit Wohlenberg und Pius Weckerle zu den Top-Favoriten. In der Epoche I sehe ich die beiden Lancia Lambda von Helmut Haas und Wolfgang Erber ganz vorne. Wir müssen halt mit unseren 40 PS ein bisschen haushalten – aber wenn wir halbwegs im Schnitt bleiben, ist vielleicht in der Epoche ein Top 5-Platz drinnen. Aber das große Ziel ist einmal, am Samstag beim Grand Prix dabei zu sein.

40/Epoche II – Mario Theissen & Christian Klien (BMW 328 MM Roaster, Bj. 1939)

Christian Klien: Ich bin das erste Mal als Navigator dabei, der Mario Theissen und ich wechseln uns hinter dem Steuer ab. Natürlich ist das komplettes Neuland für mich. Man hat als Navigator ja sehr viel zu tun, ich kann mir vorstellen, dass man da wenig Zeit hat, um die schöne Landschaft anzuschauen – weil man im Roadbook liest und am Rechnen ist. Aber BMW hat uns ein sehr tolles Auto zur Verfügung gestellt, das wird sicher Spaß machen.

Mario Theissen: Ich fuhr einmal die Silvretta Classic, zweimal die Mille Miglia und hier bei der Ennstal Classic ist es mein zweiter Antritt. Das Auto ist gut zu fahren, es schaltet sich auch sehr leicht – ich bin damit schon vor vier Jahren bei der Ennstal Classic gefahren. Das Fahren macht Riesenspaß – aber es ist halt ein Einzelstück, entsprechend vorsichtig muss man zu Werke gehen. Die Ennstal Classic ist für mich von allen Rallyes die ich bisher gefahren bin am schönsten, was die Landschaft und die Streckenführung anbelangt. Es sind immer kurvenreiche Spaßstraßen, das macht für mich den Reiz aus.

55/Epoche III – Enrico Falchetto & Inge Maria Limbach (Lancia Aurelia B 20 GT, Bj. 1951)

Enrico Falchetto: Ich fahre mit dieser wunderschönen Lancia Aurelia B20 aus dem Lancia-Werksmuseum, das ist Baujahr 1951, also erste Serie. Schön, hat aber den Nachteil Rechtssteuerung und Lenkradschaltung und ein relativ schwacher Motor. Aber wir werden das PS-Manko mit Routine wettmachen. Welche Platzierung wir anstreben? Keine! Der Ehrgeiz ist schon vorhanden – der besteht darin, mit dem Auto besonders schön auszuschauen.

Inge Maria Limbach: Das ist meine fünfte Ennstal Classic, aber ich bin noch nie mit Halder, also professionell gefahren, daher ist es heuer besonders spannend, denn wir wollen das beste Ergebnis unserer Rennfahrerkarriere herausfahren. Mein Fahrer sagte, wir hätten keine Platzierung als Ziel? Er weiß offenbar noch nicht, was ich vorhabe! Wir wollen in der Epoche III unter die Top 10.

60/Epoche III – Hans Knauss & Peter Schönlaub (Alfa Romeo Disco Volante Spider, Bj. 1952)

Hans Knauss: Die Schönheit fährt sich noch ein bisschen zickig – beim Zurückschalten die Gänge rein zu bringen, das ist ähnlich wie bei einem alten Traktor. Das ist meine zweite Gleichmäßigkeitsrallye, vor 13 Jahren fuhr ich bereits bei der Ennstal Classic. Ansonsten ging es bei mir immer ums Schnellsein, egal ob als Schifahrer oder als Rennfahrer. Den 50 km/h-Schnitt zu halten, wird eine große Herausforderung. Denn mit diesem Auto musst du auf den Bergstraßen auch ganz schön Gas geben, damit du überhaupt auf den Schnitt kommst. Das Auto hat Trommelbremsen, es hat 150 PS – und was man nicht vergessen darf: Es ist ein Museumsauto, es gibt auf der ganzen Welt nur dieses eine Stück, mit dem ich hier fahre – und daher will ich es unversehrt ins Ziel bringen. Servolenkung gibt es auch keine, daher habe ich vorher noch ein Krafttraining absolviert. Unser Ehrgeiz? Der ist so groß, dass wir uns eben erst, vor fünf Minuten, noch eine mechanische Stoppuhr gekauft haben. Denn wir haben keinen Tacho, keinen Drehzahlmesser, nichts. Nur das Gespür!

70/Epoche III – Mario & Nicole Illien (DKW F 91, Bj. 1954)

Mario Illien: Das ist unsere dritte Ennstal Classic. Wir wollen im ersten Drittel der Gesamtwertung ankommen. Das Auto fährt sich recht gut – der Stoderzinken wird eine Herausforderung sein, dass wir mit unserer Leistung da auch hochkommen. Aber der DKW ist ein tolles Auto, es fährt sich wirklich schön.

84/Epoche III – Gerhard Felfer & Dr. Peter Schöggl (Porsche 356 A Speedster, Bj. 1956)

Dr. Peter Schöggl: Es ist sehr heiß – unser Ziel? Wir nehmen uns keine konkrete Platzierung vor, aber wir würden uns freuen, wenn wir im Gesamtklassement unter die ersten 20 landen würden. Ob wir unsere Fahrt im Vorfeld am Computer durchsimulieren? Nein, wir haben zwar auch je nach Witterung unterschiedliche Schnitttabellen, aber so weit sind wir noch nicht!

102/Epoche III – Norbert & Heike Vettel (Porsche 356 Speedster, Bj. 1958)

Norbert Vettel: Es ist sehr heiß, unsere Ledersitze heizen sich komplett auf in der Sonne. Wir freuen uns jetzt schon sehr auf den Start, wir haben uns auch mit dem Tripmaster vertraut gemacht. Wenn wir mal fahren, ist auch die Hitze nicht mehr so extrem.

158/Epoche IV – Kris Rosenberger & Tina Maria Monego (Lancia Fulvia 1600 HF)

Kris Rosenberger: Nachdem der Mini, mit dem ich die letzten Jahre immer hier gefahren bin, leider einen Motorschaden hatte, habe ich in die Garage geschaut, welches Auto vor 1972 gebaut wurde. Da wäre eigentlich der Porsche in Frage gekommen, mit dem ich auch die Historische Rallye-Staatsmeisterschaft bestreite. Doch der ist vom technischen Stand auf 1973 – er ist zwar von den Papieren her älter, aber ich wollte schon im Vorhinein alle Diskussionen vermeiden. So haben wir die Lancia Fulvia zum Leben erweckt, mit der fuhr ich erst einmal, bei der Planai Classic 2007. Seit damals ist das Auto gestanden. Aber jetzt läuft er wieder. Tina Maria bestreitet als Navigatorin ihre fünfte Gleichmäßigkeitsrallye – also auf diesem Gebiet ein vollkommener Greenhorn und Rookie. Aber ich schätze die Kommunikation im Auto mehr als das Ergebnis, bei der Ennstal Classic. Okay, es gibt keiner zu, dass er doch ehrgeizig ist – im Normalfall sind wir froh, wenn wir in die Top 50 kommen. Aber bei dem Auto weiß ich auch nicht wirklich, wie gut der Tripmaster abgestimmt ist. Aber das ist mir auch egal – das Ziel ist, möglichst viele Freunde zu treffen und den Leuten freundlich zuzuwinken, den Zuschauern den Rallyeflair der Siebzigerjahre zu vermitteln.

178/Epoche IV – Rauno Aaltonen & Helmut Artacker (Austin Mini Cooper Rallye, Bj. 1968)

Rauno Aaltonen: Wir fahren mit einer Replika von meinem Monte Carlo-Siegerauto aus dem Jahr 1968. Wir haben hier die Startnummer 178, damals in Monte Carlo war es die 177, also sehr nahe. Wir konnten hier ja schon gewinnen und auch einige zweite und dritte Plätze erringen – aber es ist hier sehr dicht an der Spitze. Es gibt viele tolle österreichische Fahrer. Man betreibt diesen Sport hier anders als in vielen anderen Ländern. Hier legt man mehr Wert auf die Sportlichkeit. Dank der Geheimkontrollen braucht man eine kontinuierliche Konzentration, da man ja auch auf den Bergstraßen stets den Schnitt halten muss, Fahrer und Beifahrer dürfen sich keinen Fehler erlauben. In vielen anderen Ländern gibt es aber nur die so genannte Timing-Überprüfung. Das heißt: Man fährt 100 oder 200 Kilometer wie man will – und am Ende muss man zur richtigen Zeit über einen Gummischlauch fahren. Das ist zwar auch schwierig, aber das ist nicht mein Stil. Die Ennstal Classic gefällt mir viel mehr, denn hier muss man wirklich den Schnitt fahren und nicht nur am Ende zur richtigen Zeit über die Ziellinie fahren. Die Herausforderung ist viel größer.

193/Epoche IV – Ralph Chrappa & Alex Kristan (Porsche 911, Bj. 1969)

Alex Kristan: Ich bin zum siebten Mal dabei, mit dem Auto ist es das vierte Mal. Beim ersten Mal lagen wir deutlich über den Top 100, beim zweiten Mal war es Platz 66, zuletzt dann Platz 33. Das heißt: Alles, was besser als Platz 33 ist, wäre ein Erfolgserlebnis. Aber wir nehmen es nicht so dramatisch ernst, sondern es steht eher der Spaß im Vordergrund. Sicher, stimmt schon: Das sagen alle. Wir haben auch einen Tripmaster, unsere Schnitttabellen und Stoppuhren und wir verwenden das dann natürlich auch. Aber ob wir Platz 33 oder Platz 55 belegen, das ist uns wirklich egal. Es wäre natürlich fein, die Epoche zu gewinnen – weil da gibt es eine schöne Uhr. Doch da ist eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Bei uns geht es wirklich eher um die Gaudi.

201/Epoche IV - Sir Stirling & Susie Moss (Porsche 911 S, Bj.1967)

Sir Stirling Moss: Es ist wie immer: Wir lieben es, hier her zu kommen, denn es ist einfach fantastisch. Die Menschen hier sind so freundlich und das Wetter wird hoffentlich so schön bleiben. Wir freuen uns sehr auf den Start. Ich fahre zum ersten Mal mit diesem Auto, aber es fühlt sich sehr gut an. Wir hoffen daher, dass wir es auch ins Ziel schaffen.

204/Epoche IV – Christian Clerici & Johannes Habich (Plymouth Roadrunner GTX, Bj. 1972)

Johannes Habich: Wir haben da ein Missverständnis. Mein Fahrer sagte: ‚Wir fahren auf Sicht!’ Verstanden hat man aber: ‚Wir fahren auf Sieg!’ Diesen Irrtum müssen wir klären. Aber wir werden sicher einen Platz machen. Im Ernst: Für uns steht der Spaß im Vordergrund, wir sind gute Freunde und genießen es einfach, dabei zu sein. Und es ist sehr schwer, ein Navigator zu sein. Ich würde sagen: Wir sind Navigatoren des Lebens! Wir freuen uns, die Ennstal Classic nach 2007 ein weiteres Mal zu bestreiten.

Christian Clerici: Wir fahren einfach drauf los, wie vor zwei Jahren, da haben wir auch Platz 82 belegt. Im Ernst: Wir sind froh, überhaupt dabei zu sein – denn ich hatte mit dem Auto vor einer Woche einen schweren Unfall, ein Radbolzen ist bei Tempo 80 gebrochen, als ich gerade von der Autobahn abfahren wollte, wir durchbrachen die Leitschiene, das volle Programm. Aber mir ist nichts passiert, und meinem Hund auch nicht.

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