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Ennstal Classic 2010

Christian Clerici im Motorline-Talk

TV-Star Christian Clerici fährt heuer bei der Ennstal Classic das Auto mit dem größten Hubraum – im Interview spricht er über seine „Taktik“ bei der Kultveranstaltung in Gröbming und stellt hinsichtlich Michael Schumacher eine gewagte Theorie in den Raum.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: www.ennstal-classic.at, Photo4, www.motorline.cc

Die meisten kennen ihn aus der TV-Show „Herzblatt“ und aus weiteren deutschen und österreichischen Quiz- oder Showformaten, die Christian Clerici moderiert hat. Dass er auch sportliche Herausforderungen sucht, zeigt der 45-jährige Wiener mit italienischer Abstammung mit regelmäßigen Gastauftritten bei diversen sportlichen Wettkämpfen. 2006 gewann er den „Großen TV Total Parallelslalom“ in St. Anton, bei Stefan Raabs Wok-WM tritt er immer wieder an, 2008 wurde er Zweiter im Einer-Wok. Im gleichen Jahr nahm er erfolgreich am legendären Langstrecken-Triathlonbewerb „Ironman“ teil.

Seine größte Leidenschaft ist jedoch der Motorsport. Mit einem historischen Rennboliden, einem bärenstarken Plymouth Cuda bestreitet Clerici den österreichischen Histo Cup, der auch auf Kultrennstrecken wie jener im königlichen Park von Monza gastiert. Dass er mit Renn-Talent gesegnet ist, bewies er unter anderem auch mit Siegen bei der „TV Total Stockcar Crash Challenge“. Bei der Oldtimer-Rallye „Ennstal Classic“ versucht sich Clerici erneut in einem für ihn neuen Bewerb, nämlich der Gleichmäßigkeit.

Im Rahmen einer Pressekonferenz sprach Christian Clerici im kurzen Exklusivinterview über seine motorsportlichen Ambitionen, seine Gastauftritte und wie manche Konkurrenten darauf reagieren. In punkto Formel 1 stellte Clerici gleich einmal eine gewagte Theorie hinsichtlich des heiß diskutierten Boxenstopps von Michael Schumacher in Valencia in den Raum…

Als wir 2007 miteinander gesprochen haben, hast du deinen großen Respekt vor Michael Schumacher zum Ausdruck gebracht…

Genau, und den habe ich immer noch.

Damals fuhr er nicht mehr – jetzt fährt er wieder…

Ich finde es super, dass er wieder fährt. Alle fragen sich: ‚Warum fährt denn dieser Trottel wieder? Das hat er doch nicht notwendig!’ und so weiter. Aber das ist ein Rennfahrer, der muss das machen. Und wenn er das richtige Auto erhält, dann wird er allen den Hintern versohlen!

Du gehörst also ganz offensichtlich nicht zu jenen, die ihn bereits abschreiben?

Nein. In Valencia fuhr er am Ende eine Schnellste Rennrunde – okay, ja, neue Reifen und freie Fahrt und tralala. Aber ich finde: Einer, der immer noch die Schnellste Rennrunde in einem aktuellen Grand Prix fahren kann, den kann man einfach nicht abschreiben.

Ich weiß nicht, was die in der Mercedes-Box machen. Irgendwas machen die in der Box – weil der lag eigentlich auf einem sinnvollen dritten Platz. Vor dem Kobayashi. Wenn man bedenkt, wo der Kobayashi dann noch gelandet ist – der Schumacher hätte das Gleiche machen können wie der Kobayashi. Und vermutlich ein bisschen besser.

Hatte das ‚Superhirn’ Ross Brawn einen Aussetzer?

Irgendwas stimmt da nicht! Ich habe den Verdacht: Die testen schon für das nächste Jahr. Ich glaube, der Michael Schumacher fährt in Wirklichkeit gar nicht mehr um Platzierungen – sondern er probiert einfach Teile und Strategien für das kommende Jahr aus.

Dein Verständnis für Schumachers Comeback - liegt es vielleicht daran, dass du selbst süchtig nach Motorsport bist? Kann man das sagen?

Ja, ohja, ja!

Bei der Ennstal Classic fährst du aber nicht auf Topspeed, da es eine Gleichmäßigkeitsrallye ist, wo ein Schnitt von 50 km/h erreicht werden soll. Du fährst dort allerdings den Wagen mit dem größten Hubraum, einen Achtliter Plymouth Roadrunner GTX mit Baujahr 1972. Ist das Erreichen des Schnitts mit einem derart starken Auto eine sinnvolle Herausforderung für dich?

Das ist eine totale Herausforderung – du gibst eigentlich auf allen Etappen Vollgas und dann musst du rechtzeitig wieder auf den Schnitt runterkommen. Das ist nicht so einfach, bei den versteckten Zeitkontrollen.

Du willst den Plymouth also fliegen lassen?

Sicher. Ich glaube auch, dass dieses Auto kaputt wird, wenn ich nur 50 km/h fahre. Da verrostete er mir ja (lacht). Nein, die Herausforderung besteht auch in der Distanz - denn das hängt sich schon rein, wenn du 600 Kilometer Alpenpässe mit den alten Autos fährst.

Im Histo Cup fährst du auch, dort wird tatsächlich Vollgas gegeben und um Positionen gekämpft…

Ja, wobei dabei immer der Motor dran glauben muss, zuletzt auf dem Pannoniaring ist es wieder passiert. Jetzt muss ich schauen, dass mein Auto bis zum Rennen auf dem Salzburgring wieder aufgebaut wird.

Hast du dort sportliche Ziele?

Nein. Das würde auch nicht funktionieren, da wir uns das Auto teilen. Aber sportliche Ambitionen in diesem Sinn hatte ich ohnehin noch nie. Meine Ambition ist, dass wir das Auto endlich einmal so hinbekommen, dass es so haltbar ist, dass man damit seriös ein Rennen zu Ende fahren kann.

Schraubst du da selber?

Nein, da habe ich einen Mechaniker. Das tue ich mir nicht an – das Auto geht jetzt mit der langen Übersetzung 290 km/h auf der Geraden. Da mag ich es, wenn jemand daran schraubt, der sich wirklich auskennt.

Du wurdest eingeladen, einen Gaststart in der BMW 325 Challenge zu absolvieren – dieser Markenpokal innerhalb des Histo Cups ist mittlerweile berüchtigt und bei den Fans sehr beliebt, weil dort sehr hart gefahren wird…

Ja, in dieser Serie wird wirklich mit Körperkontakt gefahren. Ich würde da gerne einmal mitfahren – aber es ist vielleicht auch blöd, weil dann vermutlich das gesamte Feld denkt: ‚Super, in dem Auto sitzt der Clerici, den bügeln wir jetzt ordentlich her!’

Machst du bei deinen Gastauftritten solche Erfahrungen? Dass man so mit dir umgeht?

Ja, in manchen Bewerben schon. Es ist oft so, wenn ich irgendwo Gaststarter bin, dass ich zu den anderen Piloten vorher sage: ‚Freunde, ich bin kein Rennfahrer und ich halte mich auch nicht für einen – ich kann beherzt fahren, aber tut’s mir jetzt nicht zeigen, wie toll ihr seid. Denn rennfahren könnt ihr alle – und ich fahr halt auch, und dann schauen wir, was passiert.’

Ich habe keine Angst, aber ich denke mir: Es macht keinen Sinn, jetzt extra blöd zu kommen, nur damit ich beeindruckt bin.

Fühlst du dich als ‚Außerirdischer’ im Fahrerlager?

Nein, das nicht. Im Histo Cup kennen sie mich ja mittlerweile alle – da lachen sie mich halt aus, weil das Auto nie fährt. Weil ich immer sage: ‚Nächstes Wochenende komme ich und paniere euch!’ – und dann funktioniert das Auto nicht. Also diese Drohung muss ich noch umsetzen.

Die Leute in der Fernsehbranche, deine Kolleginnen und Kollegen – können die deine Motorsport-Leidenschaft verstehen?

Nein. Es gibt manche, die das begeistert, weil sie halt Motorsportfans sind – aber sonst habe ich da mit keinen Leuten zu tun, wo ich sagen kann: ‚Fahr mal mit, setz dich rein und dann geben wir Vollgas!’ Aber gut, es muss ja nicht jeder die gleichen Interessen haben…

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