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Helden auf Rädern: Audi 60

Die Mühen vieler Väter

Schöne Audis heißen Avant. Früher aber nicht, wobei es Anfangs nicht einmal für einen Beinamen gereicht hat. Die „60“ bekam der F 103 als erster Nachkriegsaudi auch erst später verpasst.

Roland Scharf

Hat sich schon Mal jemand gefragt, warum früher Audis nach Zahlen bennant wurden? Und warum der 80 zum Beispiel 80 hieß, oder der 100 100? Den Start dieser Nomenklatur brachte ausgerechnet ein Auto, der nicht einmal eine echte Neuentwicklung war, und das nicht einmal direkt von Audi, der später sogar einen VW-typischen Beinamen erhielt. Aber so verwirrend war vor einem halben Jahrhundert die Autowelt nun einmal, wo sich alles im Umbruch befand.

Die Auto Union GmbH zum Beispiel war so ein Kandidat. Der Name war noch aus der Vorkriegszeit geläufig für das Konglomerat aus Horch, Wanderer, Audi und DKW. 1949 wollte man neu durchstarten und konzentrierte sich lieber einmal auf DKW – die Zeit für Luxusmodelle war einfach nicht die richtige. Dennoch steckte man Anfang der 1960er ein wenig in der Sackgasse. Die eigenen Modelle waren maßlos überwuzelt und veraltet, Zweitakter und barocke Linien galten als mehr als nur mega-out. Man musste also einen Neuanfang wagen, der aber am Besten nix kosten durfte.

Also schnappte man sich einfach die F 102-Limousine und verpasste ihr einen komplett neu entwickelten Vierzylinder-Viertakter. Da dieser aber deutlich großer war als der Dreizylinder-Zweitakter vom alten Modell, streckte man den Vorderwagen um gut zehn Zentimeter, was dem ganzen Gerät ein völlig neues Gesicht verlieh. Das brachte das Management sogar derart in Verzückung, dass man als Bezeichnung einen alten großen Namen wiederaufleben ließ: Audi. Ja, richtig, der erste Audi der Nachkriegszeit hieß streng genommen also DKW Audi. Und er entstand in einer Zeit, als die Daimler AG – seinerzeit Haupteigentümer der Auto Union – die Lust daran verlor und mit Volkswagen für einen Verkauf bereits in Verhandlungen trat.

Dennoch startete man euphorisch, denn der neue Motor mit 55 PS hatte es tatsächlich in sich. Dank aufwändiger Kanalform und damit möglicher hoher Verdichtung ging er für damalige Verhältnisse erstaunlich gut und verbrauchte überraschend wenig. Das erkannte auch die Kundschaft und griff überraschend begeistert zu, sodass man sich recht rasch genötigt fühlte, dem Frontantriebler mehr Varianten zu verpassen. Nachdem die Wolfsburger in der Zwischenzeit das Zepter in der Hand hielten, kam auch bei der Namensgebung künfgit der Wind aus dem hohen Norden, und so kam es, dass der erste Kombi von Audi tatsächlich den Beinamen Variant erhielt.

Ja und die Zahlen? Nachdem Es unter der neuen Regentschaft Recht schnell klar wurde, dass weder DKW noch Wanderer noch Horch noch die Auto Union (sondern nur deren technisches Know How) als eigenständige Marken eine Zukunft haben, musste man die Welt ja auf die neue alte Marke Audi entsprechend vorbereiten und erweiterte erst einmal die Motorenpalette. Die 55-PS-Version bekam den Beinamen „60“, die mit 72 PS hieß „72, die mit 75 PS „75“, die mit 80 – richtig – „Audi 80“, ja und dann gab es noch ein Topmodell mit 1,8 Litern Hubraum und 90 PS. Der Name hier: „Audi Super 90“ – das erste und letzte Mal übrigens, dass bei den Ingolstädtern im Namen das Wort „Super“ vorkommen sollte. Wir lernen also: Viel Neues fand bei diesem Auto statt, und nachdem VW 1969 endgültig der Herr im Hause war, initiierte man zwar noch ein Facelift für 1970, das sich aber nur in wenigen Details zeigte. Dennoch war schon klar, wie der künftige Fahrplan aussehen sollte: Von der ewig erst kürzlich erworbenen Marke NSU übernahm man viele technische Details, von DKW hingegen eigentlich nur den Namen Audi und den neben dem Motor angeschlagenen Wasserkühler. Features wie die unten seitlich im Motor montierte Nockenwelle oder die aufwändige Doppelquerlenkervorderachse ließ man aus Kostengründen genau so verschwinden wie die innenliegenden Scheibenbremsen.

1972 war somit Schluss mit dem ersten Audi der jüngeren Geschichte, und das nach einem sogar recht erfolgreichen Leben, aber dennoch definitivem Ablaufdatum. Denn der Nachfolger war schon fixfertig und hörte auf den Namen Audi 80 – obwohl er zu Beginn gerade einmal 60 PS hatte.

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