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Ilka Minor im Motorline-Exklusivinterview

Im Rahmen der Deutschland-Rallye sprach die Kopilotin von Manfred Stohl, Ilka Minor, über die vergangene Krise und die Aufbruchstimmung im Team.

Michael Noir Trawniczek
Foto: McKlein

Ilka, eure Erwartungen waren vor Saisonbeginn sicherlich außerordentlich, oder?

Auf jeden Fall, die Erwartungen haben wir noch immer.

Klar. Doch dann kam es doch anders als erhofft - Manfred hat unlängst in einem Interview erzählt, dass du ein sehr gutes Gefühl dafür hast, wie gut das Auto läuft. Gab es irgendwann am Beginn der Saison einen Moment, wo du dir gedacht hast: Das kann so nicht funktionieren?

Die ganze bisherige Saison ist ein bisschen verzwickt abgelaufen. Als es in Monte Carlo die Bremsprobleme gab, dachte ich mir: 'Okay, das passiert halt einmal.' Die Bremsprobleme in Schweden waren ein bisschen bitter. Das hat sich dann weiter gesteigert bis Argentinien. Das ist eine von Manfreds Lieblings-Rallyes und wir waren nirgends. Dann wirst du auch als Beifahrer ein bisschen frustriert. Da sitzt du daneben und denkst: 'Er hat nichts falsch gemacht! Er fährt und fährt, er fährt wie immer - und trotzdem stimmen die Zeiten nicht.' Und bei den nächsten Rallyes hast du am Freitag nur noch daran gedacht, wann am Sonntag dein Flieger heimwärts geht und dass der Sonntag hoffentlich bald da sein wird.

Lag diese Schwäche am Motor?

Das kann man so nicht sagen. Es waren sicherlich verschiedene Komponenten, die nicht zusammengepasst haben.

Aber jetzt ist es besser?

Ja. Wir wissen nicht, was anders ist, aber es ist besser - wir waren in Finnland sehr, sehr gut dabei.

Und es nicht so, dass jetzt der Motor wieder stärker ist?

Ich weiß nicht, was es genau ist - es ist sicher eine Kombination aus vielen Dingen. Wir haben auch einen neuen Ingenieur, das Auto war zwei Monate in der Werkstatt - dort ist vielleicht auch etwas passiert. Der Manfred hat sich in den zwei Monaten wieder mehr motivieren können und ist dadurch auch wieder mental stärker geworden.

War er am Ende vor der Sommerpause wirklich schon demotiviert?

Wir waren beide ziemlich frustriert, es ging im Grunde wirklich nur noch darum, wie schnell man den Flieger heimwärts erreichen kann.

Da gab es ja den Moment - ab diesem Zeitpunkt sagte der Manfred nach jeder Prüfung immer nur: 'Alles perfekt, nur die Zeit stimmt nicht.'

Es war ja auch so. Wir sind eine Prüfung gefahren und ich habe zum Manfred gesagt: 'Die war jetzt gut!' - und wir schauten auf die Zeit und die war genauso schlecht wie bei allen anderen Prüfungen davor. Da geht halt die Motivation verloren.

Vor der Sommerpause hat sich die Angelegenheit ja bereits hochgeschaukelt. Da hieß es seitens Citroen, man würde nicht verstehen, wieso Manfred mit dem Xsara so hinterherfährt und so weiter. Hat man in der Sommerpause diesen schwelenden Brand quasi wieder löschen können? Gab es da konstruktive Gespräche?

Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, denn ich habe mich in der Sommerpause ein bisschen ausgeklinkt aus der ganzen Geschichte. Aber es muss irgendetwas passiert sein, denn sonst wären wir nicht in Finnland - bei einer Rallye, die eigentlich speziell für Skandinavier ist - doch so gut dabei gewesen. Plötzlich waren wir wieder am Henning Solberg dran - im Vorjahr waren wir bei 12 Rallyes zehnmal schneller als der Henning, heuer waren wir bei acht Rallyes achtmal langsamer als er. Und in Finnland konnten wir plötzlich wieder seine Zeiten fahren - es ist also sicherlich irgendetwas passiert, nur weiß ich nicht, was es genau war.

Jetzt gibt es ja auch irgendwie die Befürchtung bei manchen österreichischen Rallye-Fans, dass der Xsara von Francois Duval besser ausgerüstet sein könnte. Was sagst du dazu?

Uns wurde gesagt, dass die beiden Autos gleich sind. Ob das jetzt stimmt oder nicht - das weiß keiner, das weiß Citroen. Oder Kronos. Oder wer auch immer. Grundsätzlich ist es aber nicht schlecht, wenn man einen Teamkollegen hat, weil man sich so leichter messen kann. Das beginnt schon beim Testen. Wenn du in Finnland alleine testest, dann fährst du eine tolle Zeit - aber du weißt nicht, ob diese Zeit auch im Vergleich zu den anderen toll ist. Hier in Deutschland haben wir mit dem Francois Duval gemeinsam getestet - am Anfang sind wir ein bisschen hinterher gehinkt, weil er ja doch ein Asphalt-Spezialist ist, und am Ende waren wir ganz knapp an ihm dran. Du kannst dir schon ein bisschen helfen, wenn du einen Teamkollegen hast. Und ob der jetzt schneller ist oder nicht - ich nehme einmal an, dass er schneller ist, er ist ein Asphalt-Spezialist - aber es wird uns jetzt nicht traurig stimmen, wenn er schneller ist. Wenn wir annähernd an ihn rankommen, würde ich sagen, dass es eine gute Kombination ist.

Ford im Shakedown eher hinten - aber die Shakedown-Zeiten kann man ja eigentlich überhaupt nicht ernst nehmen, oder?

Nein, die Shakedown-Zeiten sind immer ohne einer wirklichen Aussagekraft.

Ford wird also wohl noch um einiges stärker werden?

Ja, das glaube ich auch.

Hier fahren plötzlich wieder mehrere Xsara, Toni Gardemeister sitzt auch in einem. Hat das etwas damit zu tun, dass dieser Wagen auf Asphalt besonders gut ist?

Normalerweise ist der Xsara ein gutes Asphalt-Auto. Wieso der Gardemeister von Mitsubishi wieder auf den Xsara umgestiegen ist, weiß ich aber nicht.

Kann es sein, dass euch Citroen jetzt einfach auch wieder mehr braucht für die Hersteller-Weltmeisterschaft? Das man da vielleicht gesagt hat: 'Naja, jetzt sollten wir eigentlich schauen, dass wir Ford so viele WM-Punkte wie möglich wegnehmen können'?

Wir sollten uns wahrscheinlich zwischen Citroen und Ford platzieren - aber das wird nicht einfach sein, denn die Ford sind sehr, sehr gut. Und einen Grönholm oder einen Hirvonen darf man nie unterschätzen - auch nicht auf Asphalt.

Als Kopilotin bist du ja wahrscheinlich auch in gewissem Sinne ein Motivator für den Manfred. Hast du in dieser Krisenzeit vor der Sommerpause irgendwelche speziellen Dinge unternommen, um ihn zu motivieren?

Der Manfred ist ein sehr, sehr ruhiger, introvertierter Mensch, der mit seinen Problemen am liebsten alleine fertig werden möchte. Er will gar nicht, dass sich da jemand großartig einmischt. Wenn er etwas wissen will, dann fragt er mich das ohnehin. Dann kann ich ihm auch eine Antwort geben - aber ich bin nicht jemand, der ihn jeden Tag anruft. Wir haben in den zwei Monaten zwischen Griechenland und Finnland vielleicht dreimal telefoniert. Und auch nur, weil irgendjemand irgendetwas gebraucht hat.

Das heißt, ihr sitzt nicht an der Strippe und diskutiert, was da jetzt sein könnte und wie alles weitergehen wird?

Nein, ich glaube, dass wir da jeder für sich alleine denken. Wie gesagt: Wenn er meine Meinung wissen will, dann fragt er mich.

Wie wird es weitergehen im kommenden Jahr?

Keine Ahnung. Ich hoffe, dass es weitergeht - hoffen tun wir auf jeden Fall. Wir sind jetzt bei der Hälfte der Saison - es ist nicht weit weg, aber das Saisonende ist schon noch ein Stück entfernt.

Gibt es ein konkretes Ziel für das anstehende Wochenende, für die Deutschland-Rallye?

In die Punkteränge wollen wir auf jeden Fall kommen. Vielleicht können wir den fünften Platz vom letzten Jahr wiederholen, schauen wir mal.

Und noch zu dem tollen Design, das ja insgesamt vier Kinder entworfen haben - ist das eine zusätzliche Motivation?

(lacht) Ich weiß nicht, ob wir damit schneller sein werden, aber wir probieren es auf jeden Fall.

Farbenfroh ist es - und das schlägt sich ja vielleicht positiv aufs Gemüt?

Es sieht total nett aus. Ich finde es total schön.

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