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Zwei-Klassen-Gesellschaft

Gegen Diesel-Power gibt es momentan kein Rezept bei den Prototypen, und das völlig unabhängig vom Spritpreis! Erfolg für Wurz oder Klien?

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Das Match um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2008 wird zwischen Seriensieger Audi und Herausforderer Peugeot ablaufen – daran besteht kein Zweifel. Das hat zwei Gründe: Einerseits finden sich die großvolumigen Selbstzünder vom aktuellen technischen Regelwerk des Automobile Club de l’Ouest (ACO) etwas bevorzugt.

Und andererseits gibt es derzeit kein Werks-Engagement mit einem Benzinmotor in der Klasse LMP1. Das wird sich dem Vernehmen nach innerhalb der nächsten zwei Jahre ändern, wenn Honda und Chevrolet in die Top-Liga einsteigen. Dann wird die Luft für die Privatiers, die mit käuflichem Kundenmaterial vorlieb nehmen müssen, aber noch dünner.

Aber das ist Zukunftsmusik, bleiben wir bei der Gegenwart – und die bringt uns ein Ländermatch Deutschland gegen Frankreich.

Peugeot in Rot-weiß-rot

Auf wessen Seite das Publikum in Le Mans sein wird, steht wohl fest; und davon profitieren auch zwei österreichische Fahrer. Alex Wurz’ Team im Peugeot 908 HDi mit der Startnummer 8 war beim Textwochenende auf dem Circuit de la Sarthe die schnellste Mannschaft, gefolgt vom Auto Nr. 9 mit Christian Klien.

Wurz teilt sich das Auto Nr. 8 mit den Vorjahres-Zweiten Stephane Sarrazin und Pedro Lamy; er ersetzt in diesem Team Sebastien Bourdais. Dieser feuerte 2007 das Auto gleich am Start ins Kiesbett, was sich aber ironischerweise als gutes Omen für’s Resultat herausstellte.

Der dritte Peugeot, das Auto von Jacques Villeneuve bei dessen vermutlich letztem Renneinsatz des Jahres (er macht sich ans Geldauftreiben für NASCAR 2009), verließ die Arena auf dem Tieflader – aus einem Ersatz-Chassis wird jetzt in Windeseile ein neues Auto Nr. 7 aufgebaut. Im Vorjahr sah diese Crew nicht das Ziel, sehen sie heuer den Start?

Peugeor 908 HDi FAP
Nr. 7 Team Peugeot Total - Jacques Villeneuve/Marc Gene/Nicolas Minassian
Nr. 8 Team Peugeot Total - Pedro Lamy/Alexander Wurz/Stephane Sarrazin
Nr. 9 Peugeot Sport Total - Franck Montagny/Ricardo Zonta/Christian Klien

(bemerkenswert: laut Reglement darf jedes Team nur zwei Autos einsetzen; also fahren 2 Autos fürs Team Peugeot und eines für Peugeot Sport. Der Unterschied? – Überhaupt keiner.)

Audi: Vorsprung trotz Technik?

Das derzeitige Kräfteverhältnis zwischen Peugeot und Audi: Die Franzosen haben eindeutig den Speed-Vorteil bei den 100-Kilometer-Rennen, die Deutschen dafür die vielleicht größere Konstanz und Zuverlässigkeit.

2007 hatten die Löwen noch keinen Auftrag gegen den „Herrn der Ringe“ Dr. Wolfgang Ullrich und seine silbernen Spyder. Zu gravierend waren die diversen Kinderkrankheiten des damals neuen 908ers, immerhin reichte es für Platz 2. Auch Audi brachte 2007 nur eines von drei Autos ins Ziel, das aber als Sieger.

Heuer haben beide Rivalen an ihren Autos bereits nachgebessert und neue aerodynamische Entwicklungen für Le Mans vorgestellt, Audi denkt offen über ein völlig neues Auto für 2009 nach. Hinter vorgehaltener Hand ist bereits von konkreten Arbeiten an einem Nachfolgemodell für den R10 TDI die Rede.

Vor kurzem jedenfalls hat der R10 aber einen 30-Stunden-Test in Le Castellet absolviert – problemlos, wie man verlauten lässt. Wenn die Autos halten, soll es an der Crew jedenfalls nicht scheitern.

Alle Piloten bei Audi haben Le-Mans-Erfahrung, und einige haben schon ihre Histörchen in Frankreich erlebt. Das Team mit Startnummer 1 hat voriges Jahr gewonnen; dafür schmiss Mike „Rocky“ Rockenfeller die Nr. 3 schon nach zwei Stunden bei Tertre Rouge in die Leitschiene. Das Auto war sofort aus dem Rennen, der Fahrer glücklicherweise unverletzt.

Audi Nr. 2 mit Rinaldo Capello am Steuer verlor kurz nach halb 8 ein Rad ausgangs der schnellen Indianapolis-Kurve. Tom Kristensen steigt bei den Europa-Rückkehrern Capello und Allan McNish ein. Er ist ja der Rekord-Sieger und würde gern seine Bilanz um einen achten Erfolg ergänzen; heuer ist es für den Dänen aber der einzige Sportwagen-Auftritt.

Audi R10 TDI
Nr. 1 Audi Sport North America - Frank Biela/Emanuele Pirro/Marco Werner
Nr. 2 Audi Sport North America - Allan McNish/Dindo Capello/Tom Kristensen
Nr. 3 Audi Sport Team Joest - Mike Rockenfeller/Lucas Luhr/Alexandre Premat

Die Benziner: Es wird mühsam…

Als traditioneller „Kronprinz“ hinter den Werksautos gilt der französische Altmeister Henri Pescarolo mit seinen Eigenbau-Wagen. 2007 profitierte er von den Ausfällen bei Audi und Peugeot und holte sich noch den letzten Stockerlplatz.

Seit 2005 war sein Team – mehr dank Hartnäckigkeit als mit purem Speed – jedes Jahr dort zu finden. Unter der Motorhaube arbeitet ein 5,5-Liter V10 von Judd; die Fahrerbesetzung ist traditionell eine rein französische Angelegenheit.

Die zwei „Werksautos“ von Pescarolo werden von einem Auto für das britische Team Rollcentre Racing ergänzt. 2007 kam man auf Platz 4. Dort werkt unter anderem Vanina Ickx am Steuer, die Tochter der belgischen Le-Mans-Legende Jacky Ickx.

Pescarolo-Judd
Nr. 16 Pescarolo Sport - Jean-Christophe Boullion/Emmanuel Collard/Romain Dumas
Nr. 17 Pescarolo Sport - Harold Primat/Christophe Tinseau/Benoit Treluyer
Nr. 18 Rollcentre Racing - Vanina Ickx/Joao Barbosa/Stephan Gregoire

Dass heuer gleich vier Diesel-Autos ausfallen und den Weg aufs Podium wieder freimachen, ist wohl nicht zu erwarten. Außerdem ist Pescarolo in der inoffiziellen „Nicht-Diesel-Klasse“ jetzt ein neuer Rivale erwachsen, und der kommt aus der Tschechischen Republik.

Das Team um Antonin Charouz kommt erstmals mit dem Lola-Coupé mit V12-Motor von Aston Martin nach Le Mans. Dieses Auto hat seine Schnelligkeit schon bewiesen, aber hält es 24 Stunden? Stefan Mücke, Tomas Enge und Jan Charouz sind das de-facto-Werksteam für Aston Martin. (Das offizielle Werksteam startet bei den GT-Fahrzeugen.)

Noch ein Altmeister: Hughues de Chaunac bringt sein Superteam Oreca mit zwei Autos an den Start. Er hat mit seiner Mannschaft hier schon 1991 mit Mazda gewonnen; ein ähnliches Kunststück erwartet heuer niemand von ihm.

Die Chassis stammen von Courage, sind aber (wie man es erwarten konnte) von den Oreca-Technikern modifiziert worden. Der Motor stammt auch hier von Judd aus England.

Die Fahrer sprechen allesamt Französisch. Simon Pagenaud ersetzt den in Monza beim Horrorcrash gottseidank nur relativ leicht verletzten Stephane Ortelli.

Lola B08/60 Aston Martin
Nr. 10 Charouz Racing System - Stefan Mücke/Jan Charouz/Tomas Enge

Courage-Oreca-Judd
Nr. 5 Team Oreca Matmut - Soheil Ayari/Loic Duval/Laurent Groppi
Nr. 6 Team Oreca Matmut - Olivier Panis/Marcel Fässler/Simon Pagenaud

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