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Le Mans “neu” ab 2010?

Der ACO gab bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des heurigen Langstrecken-Klassikers einige Einblicke in die Zukunft der Sportwagen.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Daniel Poissenot ist der Sportdirektor des Automobil Club de l’Ouest (ACO). Sein Einfluss ist beträchtlich:

Denn der ACO veranstaltet nicht nur das 24-Stunden-Rennen in Le Mans, er ist auch verantwortlich für das Reglement dieser Rennsport-Liga.

Die Le Mans Series (LMS) in Europa und die American Le Mans Series (ALMS) folgen dem „Gesetzbuch“ des ACO ebenso wie die nur sehr mühsam in Schwung kommende asiatische Le-Mans-Serie.

Die Jahre 2009 und 2010 werden einige Änderungen für das Regelwerk der Le Mans Prototypen (LMP) bringen. Einige davon sind durch die Ereignisse der jüngsten Zeit notwendig geworden. Andere sollen Kostenreduktion, mehr Hersteller und besseren Sport auf der Rennstrecke bringen.

Flugverbot

Nach etlichen mageren Jahren erlebt die Sportwagenszene derzeit einen Boom, gleichzeitig zeigt eine Reihe von Unfällen die Schwächen der momentanen Aerodynamik-Regeln nur allzu deutlich auf. Ab 2009 werden Maßnahmen zur Reduktion der Downforce und damit der Kurvengeschwindigkeiten in Kraft treten.

Technische Details gibt es noch nicht; aber an den Heckflügeln und den Unterböden der Autos werden Änderungen vorgenommen. Das wird den Teams unweigerlich ein paar saftige Materialrechnungen bringen - zweifelsohne besser als Spitalsrechnungen für die Fahrer. Außerdem möchte der ACO den Seitenaufprallschutz für die Fahrer verbessern.

Was hiebei wichtig ist: Die aktuellen Autos, von denen gerade in letzter Zeit eine große Anzahl an Kunden verkauft worden ist, bleiben die nächsten vier Jahre über startberechtigt. Ansonsten würden die privaten Teams, die weiterhin das Rückgrat dieser Kategorie bilden, finanziell schwer getroffen.

Diesel-Bremse

Die Diesel-Teams bekommen 2009 ein Handicap umgehängt, das das leistungsmäßige Ungleichgewicht zwischen Diesel- und Benzinautos wieder korrigieren soll. Audi und Peugeot können sich schon jetzt an den Gedanken gewöhnen, nächstes Jahr kleinere Restriktoren vor ihre bärenstarken Selbstzünder zu schrauben.

Das geht zwar dem Gedanken der technischen Innovation zuwider, aber es bringt die momentan chancenlosen benzingetriebenen Autos wieder stärker ins Spiel. Private Teams haben ja derzeit keinen Zugang zu Diesel-Rennmotoren.

Apropos „alternativ“: Auch der ACO arbeitet jetzt an Regeln für die Verwendung von Energierückgewinnungs-Systemen. Das ist in Le Mans nichts völlig Neues, schon vor 10 Jahren fuhr hier ein Hybridauto. Kommt jetzt der endgültige Durchbruch? - Auch alternative Treibstoffe wie etwa der Bio-Diesel BTL werden in den kommenden Jahren forciert.

Evo & Stock Block

Man bemüht sich deutlich, neben Audi und Peugeot weitere Hersteller nach Le Mans zu locken. Gordon Murray arbeitet gemeinsam mit dem ACO an der Formulierung der Eckdaten für die neuen Autos ab 2010, der LMP1 „Evo“.

Die Idee dahinter ist, a) alle derzeitigen Ungereimtheiten im LMP-Regelwerk auszusortieren und b) die sehr futuristisch aussehenden Autos wieder näher an den Look von Straßenfahrzeugen heranzuführen. Das bedeutet vor allem eine größere Dachfläche.

Angesprochen sind wohl vor allem die derzeit in der GT1-Klasse aktiven Werke. Denn diese Klasse wird (zumindest in der FIA-GT) 2010 wohl verschwinden.

Chevrolet hat bereits angedeutet, an einem Corvette-LMP-Programm als Ersatz für die C6.R interessiert zu sein. Dazu passt auch gut die Ankündigung, dass ab nächstem Jahr „stock block“-Motoren aus GT1-Fahrzeugen bis 7 Liter Hubraum in der LMP-Klasse erlaubt sind - ein deutliches Zugeständnis an die Herrschaften aus Detroit.

Heuer war die Hubraumgrenze bei 6 Litern, Aston Martin hat davon Gebrauch gemacht, und die Resultate waren bislang erfreulich.

Stichwort „Dach“: Der ACO will wieder zurück zu geschlossenen Prototypen, und in den Cockpits dieser Autos ist jetzt eine Maximaltemperatur von 32 Grad vorgeschrieben.

Das bedeutet: Die Klimaanlage, die derzeit schon in den GT-Autos eingesetzt wird, wird auch bei den LMP-Coupés Pflicht.

Formula Le Mans

Das Rahmenprogramm der LMS schwächelt immer noch ein wenig, die vor einigen Jahren ausprobierte Formel X war kein großer Erfolg. Der nächste Anlauf nennt sich „Formula Le Mans“. 400 PS stark werden die an LMP2-Autos erinnernden Fahrzeuge sein.

Wieder kommen einheitliche Autos zum Einsatz, diesmal designt und gebaut von Oreca. Die Rennen sollen über 1 Stunde gehen, Fahrerwechsel sind vorgeschrieben. Ein Kalender mit 7 Rennen in Europa ist für 2009 angedacht.

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