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Dr. Marko von allen gejagt

Alex Wurz auf gnadenloser Mission, Klien mit Ausrutscher, Wendlinger solid, Technik-Zores bei Felbermayr. Fällt der Distanzrekord?

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Der Peugeot-Star des Samstagabends hieß Franck Montagny. Er holte nach der Reparaturpause der Nr. 9 vier Sekunden pro Runde auf die schnellsten Autos auf und setzte den „grauen“ 908er alsbald an die Spitze derZeitentabelle. Um 21:30 war wieder Christian Klien am Steuer und durfte als Führender auf die Strecke gehen.

Der „rote“ Peugeot Nr. 7 raufte bei Anbruch der Dunkelheit mit Audi Nr. 2 um die 2. Position. Alex Wurz & Freunde im "blauen" Auto rackerten sich mittlerweile mühevoll wieder Platz um Platz nach vorne, sie erreichten knapp nach 9 Uhr wieder die Top-Ten.

„Wir haben viel Zeit mit der Reparatur des Getriebs verloren – es ist echt schade, denn Pedro, Stephane und ich sind die Schnellsten da draußen, wir drehen im Durchschnitt die schnellsten Runden. Aber jetzt sind wir fünf oder sechs Runden zurück. Das ist schwer zu schlucken.“

No mercy!

Die Strategie für den Rest der Nacht: „Keine Gnade mehr! Wir fahren Vollgas und riskieren mehr beim Überrunden, dann schauen wir, wo uns das hinbringt.“ - Der Hintergrund: Das Auto Nr. 8 ist jetzt die „stille Reserve“ der Peugeot-Phalanx. Wenn die anderen Löwen-Teams vielleicht ebenfalls Schwierigkeiten haben sollten, können Wurz & Co. eventuell die Retter in der Not für Peugeot sein. Dazu müssen sie aber in Schlagdistanz sein.

Ähnlich agierte die Besatzung der Corvette Nr. 64: Technisches Problem (es war die Lichtmaschine), Zeit verloren, und dann Vollgas. Bei den GT1 hielt sich das Wendlinger-Schwesterauto Nr. 009 die Corvette Nr. 63 in Schach.

Tolle Leistung von Jos & Co. im LMP2-Porsche: Beim Debüt des Autos, des Teams und aller Fahrer (außer einem) in Le Mans klopften Verstappen & Co. alsbald ans Türchen der Top-Ten. Dieses Auto war noch nie länger als 12 Stunden in einem Rennen unterwegs.

Le Mans bei Nacht...

Klien im Kies

Audi-Fahrer Lucas Luhr: „Wenn man sich die Zeiten der Peugeot anschaut… - ehrlich gesagt können wir denen nicht wirklich folgen.“ - Aber die Peugeot-Streitmacht kam immer öfter ins Stolpern. Um 22:10 fand sich das Auto Nr. 9 mit Christian Klien an Bord im Kiesbett wieder – gestrandet!

Der schwere Traktor musste einschreiten. Die Regeln sagen, dass ein Auto mit fremder Hilfe an einen sicheren Platz gebracht werden kann. Von dort an muss es aber aus eigener Kraft weiterfahren. Klien setzte den 908er alsbald wieder in Bewegung, die Führung war weg. Fahrfehler? Technischer Defekt?

Überraschung: Der Vorarlberger zog es vor, nicht zum Check an die Box zu kommen! Schotter im Chassis oder nicht, Klien schmiss sich direkt wieder ins Rennen. Auf diese Weise hielt er mit einer Runde Rückstand Platz 3.

Auf Rekordkurs?

Der Distanzrekord von Dr. Helmut Marko/Gijs van Lennep liegt bei 392 Runden. Das Tempo heuer ist sehr hoch, bis jetzt hat es keine Safety-Car-Unterbrechungen gegeben – fällt vielleicht sogar die magische 400-Runden-Marke? Die schnellste Rennrunde um Mitternacht lag mit 3:19,394 nur eine Sekunde über der schnellsten Trainingszeit.

Um 23:10 dann noch ein Ausrutscher für Peugeot! Marc Gené kam direkt am Eingang der Boxengasse von der Straße ab. Rallycross übers Gras, kein Schaden am Auto, Glück für die Franzosen!

Die alte Weisheit trifft auch heuer zu: Audi hat die Zuverlässigkeit, Peugeot den Speed. Das trifft offenbar auch auf die Fahrer zu. Gené bekannte sich des Fahrfehlers für schuldig. Somit haben jetzt alle 908 ihre „Momente“ im Rennen gehabt.

Die Fahrer der Topteams legen Drei- und Vierfachturns hin, gerade in den Peugeot-Coupés ist das ein harter Job. Um 23:25 war Alex „no mercy“ Wurz wieder am Steuer. Kurz vor Mitternacht kam er schon wieder an die Box - die Windschutzscheibe des Peugeot war hoffnungslos mit Öl verdreckt.

Die Diesel-Autos lagen zu diesem Zeitpunkt wieder auf den Plätzen 1 bis 6, das Wurz-Auto als letztes der Gruppe mit fünf Runden Rückstand. Um 1:11 verschwand Alexander Wurz' Auto erneut in der Garage...

Gené/Minassian/Villeneuve führten mit einer knappen Minute Vorsprung vor dem Audi von McNish/Kristensen/Capello.

GT-Update

GT1: Wendlingers 007 immer noch auf Platz 3, immer noch in derselben Runde wie der Leader, noch ist nichts verloren. Um Mitternacht führte wieder die Corvette Nr. 63 vor den beiden Astons, bei den Boxenstops des Corvette-Teams schlichen sich langsam Unsicherheiten ein.

Knapp vor 23 Uhr dann Anzeichen eines technischen Problems beim Felbermayr-Porsche, dem einzigen verbliebenen Stuttgarter Herausforderer der Ferrari-Phalanx. Der blaue 997er verschwand bei nächster Gelegenheit in der Garage.

„Porsche geschlagen“ heißt die GT2-Schlagzeile, zumindest bei Halbzeit. Fünf Ferrari führen, an der Spitze das Risi-Auto Nr. 82 vor dem F430 von Virgo Motorsport, das ist der mit den „anderen“ Reifen, nämlich Dunlops statt den überall anders üblichen Michelins.

Erste Gelbphase

Kurz nach Mitternacht ging das Safety-Car auf die Strecke. Ein Ausritt in den Porsche-Kurven war der Auslöser für diese Gelbphase. Alex Wurz nutzte das noch rasch auf und kam für einen flinken Tankstop an die Box.

Allan McNish im Audi nahm noch g’schwind frische Reifen mit – er schaffte es noch gaaanz knapp zurück auf die Strecke. Denn ansonsten hätte er auf einen Schlag eine Runde verloren.

Es war ein ernster Unfall: Der Schweizer Marcel Fässler im Oreca-Courage Nr. 6 kam an derselben Stelle vom Kurs ab, wo auch Marc Gené im Training seinen riesigen Abflug hatte.

Dieses Team war die meiste Zeit in den Kampf um die Ehre des schnellsten „Benziners“ involviert und lag beständig um Platz 6 bis 8. Die wichtigste Nachricht: Fässler wurde per Ambulanz abtransportiert, war aber unverletzt.

Nach 33 Minuten verließen die Safety-Cars wieder die Strecke, und es hieß ernaut: Alle jagen Dr. Marko, und das gnadenlos!

Geschichten aus dem Unterhaus

Um Mitternacht erlebte der tapfere Auftritt der japanischen Dome-Truppe ihren ersten groben Rückschlag. Das weiße Coupé aus Japan fightete sehr achtbar an der Spitze der Benzin-Prototypen mit. Die Technik-Zores warfen den Dome S102 mit den Fahrern Daisuke Ito/Yugi Tachikawa/Tatsuya Kataoka aus den Top-Ten.

Rookie-Geschichte 1: Amanda Stretton war in Le Mans schon als Kommentatorin dabei, ihr erster Auftritt als Fahrerin war wenig glücklich: in ihrer „out lap“ legte sie gleich einen Dreher hin und musste am Streckenrand selbst zur Werkzeugkiste greifen.

Sie brachte mit tapferer Leistung das recht verbogene Auto an die Box zurück. Um Mitternacht musste das Ehepaar Stretton-Berridge aufgeben.

Rookie-Geschichte 2: Der ansonsten sympathische Greg Pickett, mit 62 Jahren der älteste Rookie, machte sich mit recht unbedachter Fahrweise unbeliebt: Er schob gleich zu Anfang einen Konkurrenten in die Leitschienen und war auch bei ein oder zwei anderen Gelegenheiten im Weg. Seine Fahrleistung ist des Rennens offen gestanden nicht ganz würdig.

Rookie-Geschichte 3: Im unscheinbaren Courage LMP2 von Saulnier Racing fährt der erste chinesische Teilnehmer aller Zeiten in Le Mans. Frankie Cheng liegt derzeit auf einem recht einsamen Platz 4 in der Klasse: „Es ist eine große Ehre, der erste Chinese im Rennen zu sein – und jetzt will ich der erste Chinese sein, der das Rennen beendet!“

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