MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Peugeot & Wurz auf Pole Position

Wieder eine turbulente Session mit einigen Unfällen: Wurz auf Pole, Lietz auf GT2-Pole. Außerdem: Alex W. vs. George W.!

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Der Regen blieb aus für diesen zweiten Qualifying-Abend in Le Mans. Damit gab es zumindest die Chance auf Verbesserungen der einzelnen Teams, oder sogar einen Angriff auf die Pole Position. Aber Audi tat nichts dergleichen.

Emanuele Pirro erläutert den philosophischen Ansatz der Audi-Mannschaft im Jahr 2008:

„Man fährt hier kein Rennen gegen die Konkurrenz, man fährt ein Rennen gegen das Rennen.“

Audi verfolgt deutlich diese Strategie, man bereitet sich auf den Marathon vor und hatte die Pole Position bereits abgeschrieben. Dennoch herrscht, in den Worten des Audi-Fahrers Allan McNish, "agressives Selbstvertrauen" beim Silberpfeil-Team.

Freud’ und Leid bei Peugeot

Alexander Wurz macht sich so nebenbei bei den amerikanischen BeobachterInnen mit einer Bemerkung einigermaßen unbeliebt; die wir uns auf der Zunge zergehen lassen sollten.

Auf die Frage eines Interviewers, ob sich die Strecke in den 12 Jahren seit seinem Sieg hier sehr verändert habe, erwidert er (Achtung!):

„Die ganze Welt hat sich verändert, weil die Regierung Bush den Planeten durcheinandergebracht* hat.“

(* das ist die diplomatische Übersetzung)

Ohnmächtiger Groll der US-Boys, amüsiertes Grinsen der Euro-Fraktion. 1:0 für Österreich, Torschütze Aleeex Wurz!

Zurück zu beruflichen Dingen: Der Niederösterreicher hat eine 100%-Erfolgsquote zu verteidigen, denn: „1996 habe ich gewonnen und war jede meiner gefahrenen Runden in Führung.“ - Der Peugeot Nr. 8 startet von der Pole Position, also wer weiß…!

Die Startplätze 1 bis 3 bleiben also bei den Franzosen, aber bei Peugeot gab es keine Feierstimmung.

Crash as crash can

Denn der Wagen Nr. 9 mit Ricardo Zonta am Steuer verließ schon in der ersten Session, diesmal ohne Flugeinlage, die Strecke in der Porsche-Kurve. Offenbar mit fremder Hilfe eines anderen Autos!

Jedenfalls warf der 908 einige Karosserie-Trümmer ab, die Mechaniker bekamen einiges zu tun. Der 3. Startplatz dieses Teams, und generell die Pole Position für Peugeot, sah jedenfalls ungefährdet aus.

Besorgte Gesichter im Peugeot-Camp: Denn bereits der Wiederaufbau des Autos mit Startnummer 7 hat einige Ersatzteile benötigt. Jetzt also noch eine große Operation!

Christian Klien zum Zustand seines 908ers: „Wir glauben, dass ein anderes Auto ihn getroffen hat. Die rechte vordere Seite des Autos ist beschädigt; wir wissen nicht, wie stark.“ – Die Arbeiten am Auto begannen sofort. Aber an diesem Abend wurde es nicht mehr gesehen.

Es war auch keine Eile nötig, denn diese erste Session des Tages wurde aufgrund zwei weiterer spektakulärer Unfälle (gottseidank keine Verletzten!) und der nötigen Aufräumarbeiten abgebrochen.

Qualifikation

Christian Klien gibt uns ein wenig Einsicht in den Unterschied zwischen dem Qualifying- und Renntempo der Peugeot: Bei einer schnellen Quali-Runde fährt man mit wenig Sprit, den weichsten Reifen und dem „fettesten“ Motor-Mapping und gewinnt damit ungefähr 2 Sekunden über die fliegende Runde.

Also sind wir für das Rennen bei einer Zeit von ungefähr 3:21. Das Tempo der Audi ist wohl näher am Renn-Speed als das der Peugeot. Es wird also, genau wie in den Läufen zur LMS, im Rennen etwas spannender sein!

Ein Wort zum Qualifikationsmodus: Das Qualifikations-Maximum (Durchschnitt der drei schnellsten Hersteller-Zeiten + 130%) lag um die 4:15-Marke. Neben den Autos müssen sich aber auch die Fahrer qualifizieren: Jeder Fahrer eine Anzahl von Runden bei Tag und in der Nacht absolviert haben. Die Unterbrechungen im Procedere machten diese Übung für manche Piloten durchaus schwierig.

An einem solchen Abend gibt es ein „Fenster“ von 15 Minuten, mit der richtigen Außentemperatur, genügend Licht, den idealen verhältnissen für schnelle Runden. Um ungefähr 22 Uhr war es soweit, und vor allem die GT-Autos nützten ihre Chance, für Action zu sorgen.

GT-Feuerwerke

Die GT2 durchbrachen die 4-Minuten-Barriere. Der erste war Wolf Henzler im Felbermayr-Porsche mit einer 3:59er-Zeit, dann setzte Patrick Long einen 3:58er drauf.

Ein Aston-Tandem mit Antonio Garcia und Heinz-Harald Frentzen ging auf GT1-Zeitenjagd. Die Aston-Martin-Fahrer bekommen übrigens für’s Rennen neue Overalls, denn die feschen hellblauen sind etwas zu flauschig-warm.

Dann brachte Christophe Bouchut die GT1-Welt ins Wanken: Nur 93 Hundertstel schneller als die schnellste Corvette, und das mit einem privaten Auto! Es blieb bei dieser einigermaßen verblüffenden Reihenfolge – ein Privatier inmitten der Werkswagen, es wird ein interessantes Rennen! Dort werden sicher auch Karl Wendlinger einige Worte mitreden, der Aston Martin DBR9 Nr. 007 startet vom Klassenrang 5, das ist Gesamtrang 37.

Ebenfalls erstaunlich: Das erfolgreichste GT1-Team der Welt holt sich erst jetzt seine erste Pole Position in Le Mans. Seit 1976 hat keine Corvette mehr eine Pole Position in ihrer Klasse hier geschafft. In Detroit läuten die Glocken!

GT2: Lietz auf Pole

Um 22:31 ging Richard Lietz mit Quali-Reifen auf seinem GT2-Porsche auf die Strecke. Und der Porsche Nr. 76 übernahm nochmals, und diesmal endgültig, das Kommando! Die GT2-Pole ist insgesamt die 44. Stelle. Die Nr. 77 des Felbermayr-Teams platziert sich auf Klassenrang 2, dahinter als schnellster Ferrari etwas überraschend das Auto von Virgo Motorsport auf den Dunlop-Reifen.

Kleine, feine Änderungen im LMP-Klassement: Als schnellster Benzin-Rennwagen im Rennen schaffte der Lola mit Aston-Martin-Power den Sprung in die Diesel-Phalanx und verdrängte den Audi Nr. 1 auf den 7. Platz. Ein letzter „Push“ der Audi-Crew reichte nicht aus, diesen lästigen Außenseiter noch aus dem Bild zu drängen.

In der LMP2 übernahm Jos (the Boss) Verstappen die Kontrolle, der holländische Porsche RS Spyder sichert sich vor seinem dänischen Widerpart die Pole Position. Das letzte Wort ist aber auch in dieser Klasse noch nicht gesprochen.

Klatsch & Tratsch

Zwei bemerkenswerte Details zum Rennen: erstmals nimmt hier ein Ehepaar im selben Auto teil, die beiden heißen Bob Berridge und Amanda Stretton und fahren einen Lola LMP1.

Liebesgeschichten & Heiratssachen: Ehepartner waren hier schon im selben Rennen, aber nicht gemeinsam im selben Team. Unverheiratete Paare haben sich schon Autos hier geteilt. Aber ein Ehepaar im selben Auto: das ist neu!

Es sind übrigens zwei Ladies im Bewerb; neben Frau Stretton auch Vanina Ickx, die Tochter des großen Jacky. Der Belgier hat Le Mans sechsmal gewonnen, erst Tom Kristensen hat diesen Rekord gebrochen. Die ehemalige DTM-Amazone Vanina, Liebling der Sportwagen-Fotografen europaweit, hat da noch einige Arbeit vor sich.

Und der älteste Rookie aller Zeiten hier in Le Mans ist Greg Pickett. Der Amerikaner fährt seit über 30 Jahren als Privatier in den USA. 1978 war er der Champion der legendären Trans-Am-Serie.

Jetzt feiert der 62jährige mit seinem Cytosport-Team die Premiere an der Sarthe, und er genießt jede Sekunde: „Ich habe ein ganzes Leben gebraucht, um hierher zu kommen - aber es ist die Wartezeit wert!“

Jetzt gilt es nur mehr die Kleinigkeit von 24 Stunden im Renntempo zu absolvieren. Der 76. Grand Prix d'Endurance am Circuit de La Sarthe in Le Mans beginnt am Samstag um 15 Uhr.

News aus anderen Motorline-Channels:

24h Le Mans 2008

Weitere Artikel:

Günther Steiner: Jetzt folgt das Nachspiel

Ex-Formel-1-Teamchef zieht gegen Haas vor Gericht

Anfang des Jahres endete Günther Steiner Zeit bei Haas abrupt - Nun fordert der Ex-Teamchef Geld von seinem ehemaligen Rennstall und geht damit vor Gericht

Starterliste 24h Le Mans 2024

23 Hypercars mit Habsburg und Bortolotti

Teilnehmerliste für die 24 Stunden von Le Mans 2024: 23 Hypercars - mit dabei auch Ferdinand Habsburg und Mirko Bortolotti, 16 LMP2 mit Rene Binder und 23 LMGT3 mit Richard Lietz und Klaus Bachler

Wasserstoff-Premiere missglückt

Alpine Alpenglow kommt nicht in Fahrt

Alpine hat die echte Version des Alpenglow mit Wasserstoffverbrennungsmotor vorgestellt - Die erste Fahrt vor dem Rennen konnte aber nicht stattfinden