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Peugeot: schnellste Zeiten & Riesen-Crash

Krieg der Diesel: Peugeot beim Test voran, Wetter teilweise irregulär. Wieder Riesen-Crash: Sicherheitsproblem bei den Sportwagen?

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Der Testtag am Circuit de La Sarthe für die heurige Ausgabe des 24-Stunden-Rennens in Le Mans war einerseits erfreulich: Der Peugeot von Alex Wurz ging als schnellster Wagen vom Platz, gefolgt vom Auto mit Christian Klien & Co.

Damit haben die Le-Mans-Rookies Klien und Ricardo Zonta ihre Pflicht-Rudnen auf dem fast 14 Kilometer langen Kurs abgespult, sie sind also auch formell für das Rennen qualifiziert. Alles im Lot beim Team Peugeot Sport? Nicht ganz.

Denn die französische Streitmacht wurde durch einen Unfall des Autos Nr. 7 (Villeneuve & Co.) zurückgeworfen – bis zum Rennen gibt es noch eine Menge Arbeit für die Löwen aus Velizy.

Und letztlich sind die Zeiten nicht allzu aussagekräftig, denn es schüttete phasenweise in Strömen. Von den zweimal vier Stunden Trainingsdauer bot praktisch nie die Bedingungen für aussagekräftige Rundenzeiten. Einige Piloten berichteten sogar von Hagel!

Gené: Take-Off und Bruchlandung

Eine Menge Glück für Marc Gené im Peugeot Nr. 7 bei einem High-Speed-Unfall: Er war auf einer schnellen Runde und hatte bereits zwei Zwischenbestzeiten, als sein Auto in der Karting-Kurve aufstieg. Der 908 HDi krachte praktisch ungebremst in die Leitschienen. Das Tempo beim Aufprall: knapp 270 km/h…

Nach einigen hundert Metern Rutschpartie konnte Gené aus eigener Kraft dem Wrack entsteigen. Bis auf eine ausgerenkte Zehe (!) blieb der Spanier unverletzt. Ein Video der Streckensicherungs-Kameras (vom ACO offiziell veröffentlicht) finden Sie am Ende dieses Artikels!

Sicherheits-Problem?

Dieser Unfall wirft zweifelsohne eine Sicherheitsfrage auf. Bereits in Monza gab es einige haarsträubende Flugeinlagen, auch dort wurde gottseidank niemand ernsthaft verletzt.

Genau wie Gené jetzt hatte beispielsweise auch Stephane Ortelli in Italien großes Glück, er zog sich zwar Knochenbrüche zu, aber es hätte schlimmer kommen können - sein Auto war total zerstört. Auch Allan McNish, über dessen Kopf Ortellis Wagen knapp hinwegsegelte, darf einen zweiten Geburtstag feiern.

Insgesamt sind heuer schon vier LMP-Fahrzeuge bei Unfällen „aufgestiegen“; es handelt sich um vier verschiedene Fabrikate, von einem Konstruktionsfehler kann also keine Rede sein.

Die aktuellen technischen Regeln für LMP-Fahrzeuge sind eigens revidiert worden, um solche Kunstflüge zu verhindern. Eventuell wird es Zeit, das Reglement nochmals zu überarbeiten? – Und womöglich noch bevor einem Fahrer etwas Ernsteres zustößt.

Überstunden bei Peugeot

Unangenehmer Nebeneffekt für Peugeot: Dieser Peugeot wird heuer nicht mehr in Le Mans fahren, für das irreparable Auto muss binnen zwei Wochen ein Ersatz hergestellt werden: „Dafür werden wir einige Ersatzteile heranziehen müssen, die für das Rennen vorgesehen waren“, bemerkt Technikchef Bruno Famin.

Aber er kann dem Testtag auch Positives abgewinnen: „Voriges Jahr haben wir wegen unserer Schwächen bei Anpassungsfähigkeit und Strategie in den wechselhaften Bedingungen verloren, deshalb was das heute ein gutes Training für uns.“

Audi stapelt tief

Ähnlich wie Famin äußert sich auch Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich: "Es war ein ergiebiger Testtag für uns heute, denn wir konnten uns bei den verschiedensten Bedingungen etwas erarbeiten. So haben wir für das Rennwochenende für alle Verhältnisse bereits eine Basis-Abstimmung. Es war heute nur eine halbe Stunde möglich, wirklich gute Zeiten zu fahren. Dort haben wir gesehen, welches Potenzial die Konkurrenten umsetzen können. Wir haben zur gleichen Zeit wie geplant unsere Programme abgearbeitet."

Genau wie Peugeot und Porsche brachten die Ingolstädter ihre neuesten Aerodynamik-Modifikationen nach Frankreich. Es scheint aber beim gewohnten Kräfteverhältnis zu bleiben: Den R10 TDI fehlt es im Vergleich zu den 908ern am Top-Speed.

Der Rückstand von über 4 Sekunden ist, wie schon erwähnt, wegen der schlechten Wetterverhältnisse und der unterschiedlichen Aufgabenstellungen für den Testtag nicht aussagekräftig; aber freuen wird er beim deutschen Team niemanden.

GT: Wendlinger auf Platz 5

Nicht alle Teams gingen auf Zeitenjagd; in der GT1-Klasse platzierte sich der Aston Martin Nr. 007 in seinen klassischen Farben mit Karl Wendlinger & Co. auf Platz 5. Das Werksteam von Aston Martin, heuer zum ersten Mal mit dem BBR9 aktiv, war mit dme Auto Nr. 009 dennoch an der Spitze der GT-Zeitentabelle zu finden.

Inmitten der „üblichen Verdächtigen“, also der Werksautos von Aston Martin und Corvette, machte auch ein Privatier lustig mit. Das Team Larbre Competition setzt einen Saleen S7-R ein, und der schon leicht angegraute US-Supersportler mit Ford-V8 unter der Haube drehte sehr konkurrenzfähige Rundenzeiten.

Aber wer weiß, ob die britischen und amerikanischen Werksmannschaften ihre Karten aufgedeckt haben…

Weitere Österreicher-Autos fahren in der GT2-Klasse: Auf Rang 6 lag dort der IMSA-Performance-Porsche von Richard Lietz, auf Platz 7 der 997er von Felbermayr-Proton, den „le patron“ Horst Felbermayr sen. pilotieren wird.

Ein „Österreicher-Team“ hatte Pech, nämlich Risi Competizione. Der Ferrari F430, der ansonsten von Patrick Friesacher in der amerikanischen ALMS gesteuert wird, wurde von einem anderen Piloten verschrottet. Friesacher stand für Le Mans heuer noch nicht auf der Nennliste.

In zwei Wochen…

Die Rennwoche in Le Mans startet genau genommen bereits am Dienstag mit der Technischen Abnahme auf dem Place de Jacobins inmitten der Altstadt von Le Mans. Nach den beiden Qualifying-Sitzungen am Mittwoch und Donnerstag beginnt dann am 14. Juni um 15 Uhr die 76. Auflage des Grand Prix d’Endurance, der 24 Stunden von Le Mans.

Die schnellsten 10 des Testtages:

1. Lamy/Sarrazin/Wurz (Peugeot) 3.22,222 Min. (62 Rd.)
2. Montagny/Klien/Zonta (Peugeot) 3.26,641 Min. (71 Rd.)
3. Biela/Pirro/Werner (Audi R10 TDI) 3.26,678 Min. (61 Rd.)
4. Gene/Minassian/Villeneuve (Peugeot) 3.27,248 Min. (44 Rd.)
5. Luhr/Prémat/Rockenfeller (Audi R10 TDI) 3.28,359 Min. (59 Rd.)
6. Primat/Tinseau/Treluyer (Pescarolo-Judd) 3.33,939 Min. (44 Rd.)
7. Collard/Boullion/Dumas (Pescarolo-Judd) 3.35,443 Min. (38 Rd.)
8. Ayari/Duval/Groppi (Courage-Judd) 3.36,264 Min. (55 Rd.)
9. Mücke/Enge/Charouz (Lola-Aston Martin) 3.36,426 Min. (25 Rd.)
10. Capello/Kristensen/McNish (Audi R10 TDI) 3.37,011 Min. (68 Rd.)

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