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24h Le Mans 2009

Qualifying-Krimi: 1:0 für Peugeot!

Es geht auch ohne Protest: zum dritten Mal in Folge platziert ein 908 sich ganz vorn, aber für uns der „falsche“ - Klien auf P3, Wurz auf P5.

Qualifying-Ergebnis der 24h von Le Mans 2009

"Zuverlässig wechselhaft“ war das Wetter im freien Training am Mittwoch, wo die Teams sechs Stunden Zeit hatten, ihre neuen Autos auf den Kurs abzustimmen. Ein separates Testwochenende hat es ja heuer nicht gegeben, diese Rolle hat die Mittwochs-Session eingenommen.

Die letzten drei Stunden waren endgültig verregnet, dennoch drehten alle Teams fleißig ihre Runden. Das hatte auch den Zweck der Qualifikation der Rookies.

Laut ACO muss jeder Rookie – also jeder, der entweder noch nie oder seit fünf Jahren nicht mehr am Circuit de la Sarthe unterwegs war – zehn Runden absolvieren. Das bedeutete zum Beispiel für Jetalliance Racing mit drei Neulingen eine Minimalanforderung von dreißig Runden.

Jeder Fahrer im Feld muss außerdem vor dem Rennen mindestens drei Runden in der Nacht absolvieren. Die weiteren Erfordernisse für die Qualifikation: eine Zeit innerhalb 125% des Durchschnitts der drei schnellsten Autos, und innerhalb 115% der schnellsten Klassenzeit. Dazu war in den beiden jeweils zwei Stunden langen Zeittrainings Gelegenheit.

Thriller night

Vier Stunden Qualifying, diesmal im Trockenen, also eine Menge an Abstimmungsarbeit zu leisten – eine fade Geschichte? Keine Spur! Denn am Ende der ersten Session gab es den Angriff von Audi, und gegen Mitternacht kam die Antwort von Peugeot.

In Le Mans sind superweiche Qualifikationsreifen erlaubt; viele Teams entscheiden sich stattdessen für weiche Rennreifen und sorgfältige Wahl ihrer Quali-Runde. Denn halbwegs freie Bahn rund um den 13-Kilometer-Kurs bringt im Zweifel mehr als weiche Reifen.

Eine freie Runde erwischte gegen 21:45 Uhr, ganz am Ende der ersten Session, der Schotte Allan McNish. Der „Hitman“ im Dienste von Audi überquerte Sekunden vor dem Ende der Session die Ziellinie und hatte dann eine Runde praktisch für sich allein: vorläufige Pole Position für Audi!

Weil der verregnete Mittwoch so wenig Gelegenheit zur Arbeit an den Feinheiten der Abstimmung gegeben hat, wurde in den Boxen fleißig gearbeitet. Für die Nachtsession ließ dies mehr erwarten als in den vergangenen Jahren.

Das Ende der ersten Session, mit niedrigen Außentemperaturen und noch etwas Tageslicht, gilt als die beste Zeit für schnelle Runden.

In völliger Dunkelheit – und in manchen Streckenabschnitten bedeutet das am Circuit de la Sarthe tatsächlich VÖLLIGE Dunkelheit – braucht die „Banzai-Runde“ besonderen Mut. Diesen Mut brachten die Herren Nicolas Minassian und Stephane Sarrazin auf.

Nachtflug

Während Minassian im Peugeot Nr. 7 den dritten Startplatz absicherte, nutzte Sarrazin die Gunst des Augenblicks: auch er hatte wenige Minuten vor dem Ende der Session über die Ziellinie freie Bahn für eine Attacke auf die Bestzeit.

Der große V12-Diesel atmete tief durch, und der ehemalige F1- und WRC-Pilot legte die einzige 3:22er-Zeit vor. Mit 3'22.888 stellt sich der Peugeot Nr. 8 auf die Pole Position!

Sämtliche Fotografen und Kameraleute freuen sich auf die Bilder der ersten Runde am Samstag, denn die beiden Streithähne Peugeot und Audi teilen sich die erste Startreihe: Sarrazin/Montagny/Bourdais neben McNish/Capello/Kristensen.

Franck Montagny ( im Bild rechts) hat sich übrigens, so ganz nebenbei, vor zehn Tagen den Fuß gebrochen – was ihn nicht hindert, ein 24-Stunden-Rennen zu fahren.

Peugeot-Teamchef Serge Saulnier freut sich über eine Pole Position, die seiner Aussage nach gar nicht geplant war: „Wir haben die Pole Position nicht gejagt, wir haben nach Plan fürs Rennen getestet. Gegen Ende haben wir, wie geplant, die weiche Reifenmischung ausprobiert – und offensichtlich funktioniert sie recht gut!“

Peugeot-Phalanx auf den Rängen 3 bis 5: neben dem französischen Auto Nr. 7 (mit Christian Klien) stellt sich auf Startplatz 4 der semi-private Pescarolo-Peugeot auf, dieser 908 entspricht prinzipiell dem Stand von 2008; dahinter der Werkswagen Nr. 9 (mit Wurz).

Die Audi R15 TDI starten von den Rängen 2, 6 und 7; die älteren R10 TDI des Kolles-Teams können nicht so ganz mithalten; sie werden von den fünf schnellsten Benzinern auf die Positionen 13 und 14 verwiesen. Narain Karthikeyan fand bei Indianapolis den Weg ins Kiesbett.

Die Benziner...

...sind weiterhin chancenlos, immerhin ist der Abstand auf 5 Sekunden pro Runde geschrumpft.

Etwas geschrumpft war am Ende des langen Donnerstages auch der Lola-Aston mit Startnummer 007, der schnellste Benzin-Bolide: ein Rad weniger und Unfallschaden nach einem Besuch der Leitschinen vor der zweiten Schikane.

Nach dem Totalschaden von Spa muss die Prodrive-Truppe also nochmals ein Auto zusammenflicken, und sie hat nur einen Tag Zeit. Die Aston Martin LMP1 haben heuer übrigens einen V12-Motor mit Direkteinspritzung zur Verfügung. Auch dagegen gibt es Protestgemurmel…

Die Klassen

Die GT1-Klasse wurde durch beständige technische Zores am japanischen Lamborghini weiter dezimiert. Die Pole Position für eine der Werks-Corvettes stand von Anfang an nie in Frage.

Umso erfreulicher ist die Leistung des Teams von Jetalliance (übrigens mit einem Kronleuchter in der Box, denn einer der Sponsoren fertigt solche luxuriösen Beleuchtungskörper).

Der Aston Martin DBR9 etabliert sich, nicht zuletzt dank starker Leistung von Alex Müller, als drittschnellstes GT1-Auto, noch vor den beiden Corvette von Luc Alphand Aventures. Knapp 2 Sekunden fehlen dem Jetalliance-Auto auf den Klassenschnellsten, die Nummer 63 aus Detroit.

Teameigner Lukas Lichtner-Hoyer: „Wir sind beim gestrigen freien Training durch die wohl härteste Schule gegangen: erstmals in Le Mans, und dann gleich Regen. Aber das war eine gute Vorbereitung. Nach dem Nacht-Qualifying bekommt unser Aston Martin noch einen neuen Motor – dann kann’s losgehen, wir freuen uns alle sehr auf das Rennen.“

Porsche holt sich heuer gleich zwei Pole Positions, nämlich in der LMP2 und der GT2. Bei den kleineren Prototypen beweist der RS Spyder, dass er auch ohne große Weiterentsicklung noch flott genug ist. Casper Elgaard7Kristian Poulsen/Emanuel Collard starten vom 20. Platz insgesamt.

Ihre schnellste Zeit lag bei 3'37.720, das war nur um 82 Hundertstel schneller als die Markenkollegen des japanischen Navi Team Goh. Philipp Peter und das G.A.C. Racing Team hatten nach einem Problem mit der Kupplung am Mittwoch einiges zu schrauben, sie konzentrierten sich auf die Arbeit fürs Rennen.

GT2 brachte Porsche die beiden vordersten Startplätze, leider konnte das Auto Nr. 77 mit Richard Lietz seine Vorreiterstellung nicht halten. Die Amerikaner von Flying Lizard haben dank einer 4'03.202 von Jörg Bergmeister die Klassen-Pole, zwei Hundertstel vor dem blauen Proton-Felbermayr-Auto.

Bergmeisters Teamkollegen Darren Law und Seth Neiman sind allerdings fahrerisch nicht so stark wie Lietz’ Mitarbeiter Marc Lieb und Wolf Henzler. Außerdem ist Porsche-Hausgott Norbert Singer mit dem Auto Nr. 77 befasst, das bedeutet üblicherweise, dass der besondere Segen des Werkes auf diesem Fahrzeug liegt.

Am dritten Startplatz steht das Sieger-Chassis von 2008, der Ferrari 430 von Risi Competizione mit Jaime Melo/Mika Salo/Pierre Kaffer. Vater und Sohn Felbermayr im IMSA-997er werden von Platz 51 das Rennen aufnehmen.

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