MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
24h Le Mans 2009

Survival of the fittest

Le Mans kommt nicht zur Ruhe: Audi und Peugeot im zerstörerischen Clinch – Zores bei Jetalliance, Richard Lietz bereits out!

Johannes Gauglica

Was haben wir uns erwartet? Drama. Was haben wir bekommen? Jede Menge Drama! Unmittelbar vor dem Start musste der Peugeot Nr. 7 an die Box: Ein kleines Schräubchen hatte sich gelöst und kugelte im Lufteinlass herum – riskant! Zum Glück konnten die Mechaniker das Schrauberl noch rechtzeitig finden, das Auto nahm seine dritte Startposition ein.

Bei Peugeot war eine Schraube locker, beim Kolles-Team dafür ein Schultergelenk. Denn beim Kolles-Audi Nr. 14 wurde noch in der Startaufstellung ein Fahrerwechsel vorgenommen – Narain Karthikeyan war aus dem Rennen! Der Inder renkte sich beim Überwinden der Boxenmauer die Schulter aus...

Es sollte für die Nr. 7 noch schlimmer kommen. Mittlerweile lieferten sich der Audi Nr. 1 und die vier Peugeots wieder einen „Grand Prix du Mans“: In teilweise knallharten Manövern verwiesen die französischen Boliden den deutschen TDI auf Platz 4. Aber dann ging’s richtig los: Alexandre Premat schmiss den Audi Nr. 3 nach kaum einer Viertelstunde in die Reifenstapel – das Auto wurde geborgen und konnte aus eigener Kraft zurück an die Box; letztlich war’s nur Karosserieschaden.

Zu dieser Zeit parkte der Jetalliance-Aston bereits in der Box; Startfahrer Lukas Lichtner-Hoyer konstatierte bereits am Start Schwierigkeiten mit der Elektrik. In Runde 1 meldete die Lichtmaschine ihr baldiges Ableben – die Reparaturpause war dann doch kürzer als die avisierten 25 Minuten, aber der dritte Klassenrang war natürlich weg.

Noch eine Katastrophe für Peugeot: Beim ersten Boxenstop wurde die Nr. 7 vom Pescarolo-Peugeot touchiert. Der private 908er wude sofort in die Garage geschoben, Pedro Lamy ging mit dem Werksauto wieder auf die Strecke, und dort ging nach wenigen Metern der Reifen in Fetzen. Lamy musste auf drei Rädern die gesamte Strecke umrunden, das zerstörte die linke hintere Aufhängung.

GT2-Tragödie für Lietz

Wegen der Trümmer auf der Strecke wurde das Safety Car in Marsch gesetzt. Zur gleichen Zeit laborierte auch der Felbermayr-Porsche Nr. 77 an einem „Patschen“. Beim eiligen Boxenstop am Ende der ersten Stunde wurde dann auch der Fahrer getauscht: Richard Lietz schaltete sich ins Geschehen ein.

Aber leider nicht für sehr lange! Der Niederösterreicher war bereits am Rückweg zum Nachtanken, als das Unheil seinen Lauf nahm: „Normalerweise kann man mit dem Reservetank noch eine Runde fahren, ohne Probleme. Die Reservelampe ist in Mulsanne angegangen, ich habe auf Reserve umgeschalten – damit schafft man's noch ganz easy in die Box. Aber nach ein paar Sekunden war der Reservetank leer. Ich habe auf die große Pumpe umgeschaltet, da ging’s dann kurz wieder – mit Zickzackfahren bin ich bis zur Boxeneinfahrt gekommen.“

Und dort war dann leider Schluss: „Es müssten noch irgendwo fünf Liter Sprit drin sein, aber die muss man zuerst finden! Wir haben alles probiert, habe fünfundzwanzigmal gestartet, dann ist am Schluss noch der Starter kaputt gegangen.“ Und vor dem Beginn der Boxengasse gibt es keine fremde Hilfe: „Und ohne Sprit geht nix...“

Andere GT2-Leader hatten ebenfalls wenig bis kein Glück. Der Farnbacher-Ferrari Nr. 82 zog sich ebenfalls einen Reifenschaden zu, von dem er sich aber rasch wieder erholte. Um 20:15 wurde der IMSA-Performance-Porsche ansatzlos zu einem sehr großen Service in die Garage geschoben – aus der Doppelführung für Porsche wurde am Beginn der Nacht eine Dreifachführung für Ferrari.

Jetalliance: Nix als Zores

„Benzinkrise“ auch bei Jetalliance: Der blaue Aston Martin DBR9 blieb nach einer Phase der Aufholjagd auf der Strecke stehen. Lukas Lichtner-Hoyer gelang es, das Auto wieder zurück in die Obhut der Boxencrew zu bringen; dort wurde das Problem behoben.

Mit einigem Rückstand machte sich der britische V12-Bolide wieder auf den Weg, zum Erfahrung und Kilometer Sammeln auf dem Circuit da la Sarthe – vielleicht fürs nächste Mal?

LMP2: Porsche dominiert, Philipp Peter rätselt

Philipp Peter im Zytek-LMP2 tauchte klammheimlich auf Klassenrang 5 auf. Bei diesem Team war ein Fahrer nicht auf dem selben Niveau mit den anderen: „Claude-Yves Gosselin ist leider nicht gut drauf, verliert viel Zeit. Das ist ein bisschen enttäuschend – aber das Rennen hat erst angefangen! Was wir uns vorgenommen haben, fällt ein bisschen zusammen.“ Das Team probierte den belgischen Routinier aufzubauen.

„Mit den Zeiten, die gerade gefahren werden, können wir den Podiumplatz vergessen.“ Denn die beiden Porsche RS Spyder waren bereits auf und davon. Die Überlegenheit ist vor allem motorisch, vielleicht auch aufgrund des zu konservativen Herangehens des Teams: „Wir schaffen auch gegenüber den Autos mit Judd-Motor 5 bis 7 km/h weniger, das macht auf einer Strecke wie dieser viel aus.“

Die Dezimierung geht weiter

Nach der chaotischen Anfangsphase, die nicht und nicht enden wollte, trat dann doch irgendwann eine gewisse – vorübergehende – Beruhigung ein. Die hielt aber nicht lange an. Die Peugeots mit Nummer 8 und 9 setzten sich an der Spitze fest; bei Audi wechselte man im Lauf des späten Nachmittages die Frontpartie der drei R15 TDI, damit hoffte man auf eine Verbesserung des gegenüber Peugeot doch nicht zufriedenstellenden Topspeeds.

Um 20 Uhr fand sich nach einer weiteren Safety-Car-Phase Alex Wurz unter direkter Attacke von zwei Audi: Die Nummer 1 mit Capello am Steuer und die Nummer 2 mit Lucas Luhr setzten den Österreicher im direkten Kampf um Platz 2 gewaltig unter Druck. Der Teamkollege mit der Nummer 8 (zu dieser Zeit war es Super-Seb Bourdais) nutzte die Gelegenheit, um abzudampfen.

Gleichzeitig verbrachte die Nummer 3 des Audi-Teams mehr und mehr Zeit in der Box: Deren Motor hatte offenbar irgendetwas Unbekömmliches eingeatmet – wir erinnern uns an die Schrauberl-Panik bei Peugeot vor dem Rennen! Das Auto mit den Porsche-Gastfahrern fiel aussichtslos zurück.

Ein Defekt am Getriebe (oder der Antriebswelle?) der Nummer 8 machte die Auseinandersetzung um Platz 2 zum Kampf um Platz 1; Wurz drehte einen Doppel-Turn. Und um 21:35h war der Dreikampf ein Zweikampf: Audi Nr. 2, mit Luhr am Steuer, krachte am Ausgang der Porsche-Kurven brutal in die Barriere.

Audi hat nur mehr ein aussichtsreiches Auto im Spiel, Peugeot noch drei. Alles entschieden?

News aus anderen Motorline-Channels:

24h Le Mans 2009

Weitere Artikel:

Bergrallyecup: Demmerkogel

Saisonauftakt Bergrallyecup 2024

Bei trockenem, aber recht windigen Bedingungen ging am Demmerkogel in der südsteirischen Toscana der 1. Lauf zum Herzogmotorsport Bergrallyecup 2024 in Szene.

GP von Japan: Fr. Training

Regen in Suzuka: Oscar Piastri Schnellster

Oscar Piastri sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Japan und verdrängte damit Yuki Tsunoda noch von der Spitze

Stardesigner frisst bei Red Bull zu viel Budget

Gazzetta: Newey-Wechsel zu Ferrari unmittelbar vor Bekanntgabe

Immer mehr Details werden bekannt zum Abschied von Adrian Newey bei Red Bull - und über den offenbar bevorstehenden Wechsel zu Ferrari! Christian Horner scheint aus Budgetgründen cool zu bleiben.

Zugegeben, es brauchte ein Safety-Car dafür, aber: Lando Norris gewinnt dank herausragender Pace den Grand Prix von Miami vor Verstappen und Leclerc