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24h Le Mans 2009

“Unsere Siegchancen sind sehr hoch“

Vor seiner Abreise nach Le Mans hat sich Alex Wurz im Wiener Lokal „Pavillino“ den Fragen der Reporter gestellt - motorline.cc war dabei.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Peugeot, motorline.cc

„Tierisch gefreut“ habe er sich auf diese Woche in Le Mans, verrät Alex Wurz der kleinen Journalistenrunde, die sich im Wiener Stadtpark im Kreis um ihn aufgestellt hat. “Es ist eine Woche, in der ich zu tausend Prozent nur Rennfahrer bin“, sagt der in Monaco lebende Niederösterreicher, der bekanntlich viele Jobs innehat: Entwicklungspilot im Formel 1-Team von Ross Brawn, künftiger Teamchef des möglichen Formel 1-Teams von Superfund, Betreiber von „Test and Training“ und damit weltweiter Errichter von Fahrsicherheitszentren und natürlich Co-Kommentator der Formel 1-Rennen im ORF. „Wir haben uns schon seit langer Zeit auf dieses Rennen vorbereitet, jetzt geht es endlich los“, sagt Wurz, der den 24 Stunden-Klassiker in jungen Jahren, am Beginn seiner Karriere gewinnen konnte.

Mit David Brabham und Marc Gené teilt sich Wurz den Peugeot 908 HDi FAP mit der Startnummer 9, während der zweite Österreicher Christian Klien mit Nicolas Minassian und Pedroy Lamy das Team mit der Startnummer 7 bildet. Die Startnummer 8 ist ein rein französisches Team mit Sébastian Bouirdais, Stephane Sarrazin und Franck Montagny. Die Zusammenstellung der Teams hängt mit der Sitzeinstellung respektive der Fahrergröße zusammen – weshalb der klein gewachsene Klien und der groß gewachsene Wurz wohl nie ein Team bilden werden. Ein weiterer Faktor ist das bevorzugte Setup – manche Piloten wollen eher ein übersteuerndes, andere wiederum ziehen ein untersteuerndes Fahrzeug vor.

Gleichberechtigung

Sind diese drei Peugeot-Werksteams gleichberechtigt? Hat jedes von ihnen die Lizenz zum Siegen? Wurz antwortet: „Absolut. Wir haben bei den Testfahrten gesehen, dass der Peugeot 908 jetzt ein bisschen schwieriger zu fahren ist – aufgrund der neuen aerodynamischen Bestimmungen, wir haben jetzt nicht mehr so viel Abtrieb. Da geht es nur um einen schmalen Bereich, in dem man das Auto möglichst gut abstimmen kann. Und bei diesen Tests hatte immer ein anderer Pilot das nötige Glück oder Können, um die schnellste Zeit zu markieren. Alle dieser drei Autos waren irgendwann die absolut schnellsten bei den Longruns und auch bei den einzelnen Zeitrunden. Deshalb ist es auch unmöglich zu sagen, welches Team jetzt das schnellste ist.“

„Da hat Peugeot einen Wahnsinnsjob geleistet, neun Fahrer zu suchen, die extrem auf einem tollen Niveau agieren. Da geht es um Hundertstelsekunden bei uns – das macht das Ganze noch spannender“, sagt Wurz. Dabei handle es sich lediglich um die neun Werksfahrer von Peugeot, weitere 18 Werkspiloten sind bei der direkten Konkurrenz engagiert: „Wir haben noch drei Werksautos von Audi und weitere drei von Aston Martin.“

Diesel vs Benzin

Letztere fahren im Gegensatz zu Audi und Peugeot nicht mit Diesel, sondern mit Benzin. Wurz vermutet: „Aston Martin dürfte vom Reglement her als Benziner einen kleinen Vorteil haben. Die sind zwar noch sehr neu mit ihrem Projekt, aber man darf sie nicht unterschätzen und sie werden im nächsten Jahr noch gefährlicher sein als sie es heuer ohnehin schon sind.“

Zugleich relativiert Wurz: „Wir Dieselteams sind volle Werksteams mit einer tollen Fahrerbesetzung und wir bereiten uns schon mehrere Jahre auf diese Einsätze vor, da haben wir also einen gewissen Vorsprung in Sachen Erfahrung.“

Bietet der Dieselantrieb nicht in punkto Fahrbarkeit einen gewissen Vorteil gegenüber einem mit Benzin betriebenen Fahrzeug? Wurz sagt: „Vom Motor her schon – nur das Motormanagement ist wesentlich schwieriger, was Traktionskontrolle und so weiter anbelangt. Da gibt es auch Für und Wieder…“

Die Frage nach dem Schlaf

Wie regelt Alex Wurz seinen Schlafhaushalt? Kann er während des Rennens ein Auge zudrücken? Wurz erklärt: „Das Wichtigste ist, dass du vorher die ganze Woche ausrastest, dass du genügend schläfst und alles relativ ruhig angehst – um möglichst viel Energie zu speichern. Während des Rennens schlafe ich so oft wie möglich, aber nie länger als dreißig Minuten, sodass der Körper und der Kopf nicht wirklich in den Tiefschlaf abfallen. Weil dann ist es schwierig, wieder komplett aufzuwachen. Für den Lärm gibt es Ohrstöpseln – ob du jetzt nur ein bisschen döst oder einschläfst sei dahingestellt, die 24 Stunden sind dann ohnehin voll mit Adrenalin, da fällt das Aufstehen nicht schwer.“

Auf Holz klopfen…

Konnte Peugeot die Standfestigkeit des Boliden in den Griff bekommen? Wurz gibt sich zuversichtlich: „Die Zuverlässigkeit ist so weit okay.“ Augenzwinkernd sagt er: „Ich muss auf Holz klopfen“, während er sich auf den Kopf klopft. Garantien auf eine Zielankunft freilich würde es gerade bei einem 24 Stunden-Rennen ohnehin niemals geben…

Wie siegessicher ist Alex Wurz für die heurige Ausgabe des Langstreckenklassikers? Die Antwort auf diese Frage liefert er im ersten Teil des Journalistengesprächs, als es um das neue Superfund-Team geht. Auf die Frage, ob das Team Superfund bei der Sportbehörde FIA gute Chancen auf einen der drei freien Formel 1-Slots habe, antwortet Wurz: „Das kann ich nicht einschätzen. Wenn du mich hingegen fragst, wie hoch die Chancen sind, in Le Mans zu gewinnen, dann sage ich: sie sind sehr hoch...“

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