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Rallye Dakar 2011

Al-Attiyah der neue Leader

Mit einer grandiosen Fahrt konnte Nasser Al-Attiyah seinem Teamkollegen Sainz die Führung abknöpfen. Bikes: Coma siegt, baut die Führung aus.

Fotos: Volkswagen Motorsport

Die achte Etappe der Rallye Dakar von Antofagasta nach Copiapo hielt die Versprechungen. Eine Distanz von 508 Kilometern musste auf unterschiedlichem Terrain absolviert werden. Nasser Al-Attiyah musste als Vortagessieger als Erster auf die Strecke gehen. Somit hatte sein Volkswagen-Teamkollege Carlos Sainz den Vorteil, dass er dem Katari folgen konnte. Nur durch 1:22 Minuten waren die beiden am Beginn der Etappe voneinander getrennt.

Im ersten Teil der Etappe mussten die Teams viele Zufahrtswege von Bergbauminen bewältigen und passierten das Observatorio Paranal - die Kulisse des James-Bond-Films "Ein Quantum Trost". Insgesamt war es eine Art kleine Dakar in einer Etappe, denn es wurde jede Menge Abwechslung geboten.

Einerseits Schotterpassagen, die Materialschonung erforderte, andererseits ausgewaschene Sandpassagen, trockene Flussbetten und Canyons, die die Fähigkeiten der Navigatoren prüften. Mehrere Dünengürtel bildeten das Tüpfelchen auf dem i bei der bislang härtesten Prüfung der Rallye Dakar 2011.

Der Tag stand ganz im Zeichen der Volkswagen-Piloten. Nach der ersten Zwischenzeit glänzte Mark Miller mit der Bestzeit, doch Sainz, Giniel de Villiers und folgten Al-Attiyah innerhalb einer Minute. Nach 119 Kilometern übernahm erstmals Vorjahressieger Sainz die Führung und konnte sie auch bis zum Messpunkt bei der Kilometermarke 417 halten. Im Schlussteil verlor "El Matador" hingegen viel Boden und büßte noch 6:36 Minuten auf Al-Attiyah ein.

Damit übernahm der 40-Jährige mit seinem deutschen Beifahrer Timo Gottschalk die Gesamtführung. 5:14 Minuten beträgt nun das Polster auf den zweifachen Rallye-Weltmeister aus Spanien. "Wir wollten von Anfang an aufpassen. Carlos hat uns sehr schnell eingeholt. Aber auf dem letzten Dünenabschnitt sind wir aufs Ganze gegangen, weil wir wussten, dass wir Sainz da Zeit abjagen können", schildert Al-Attiyah. "Ich bin überglücklich über diesen Etappensieg und die Führung in der Gesamtwertung. Die Dünen sind mein Lieblingsgelände. Jetzt kann ich das Rennen kontrollieren."

Stephane Peterhansel kann seine Sieghoffnungen endgültig begraben. Nach 119 Kilometern betrug der Rückstand des X-raid-Piloten zwar nur 1:54 Minuten, doch er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Reifenschaden erlitten. Knapp 70 Kilometer später lag der BMW bereits über sieben Minuten zurück. Das Pech blieb dem Franzosen treu, denn bei bei Kilometer 430 blieb er um die 20 Minuten stehen, um nur 20 Kilometer weiter weitere 20 Minuten einzubüßen. Ins Ziel kam Peterhansel schließlich mit über einer Stunde Rückstand.

Somit kann sich Volkswagen auf den verbleibenden fünf Etappen nur noch selbst schlagen. De Villiers verbesserte sich im Gesamtklassement auf Platz drei, gefolgt von Miller. Über den perfekten Tag freut sich VW-Motorsportchef Kris Nissen. "Das war heute der Volkswagen Tag! Der Race Touareg lief problemlos, unsere Fahrer und Beifahrer haben sehr gut gearbeitet."

"Es dürfte kaum je eine so schwierige Etappe wie die heutige gegeben haben. Und dort hat Volkswagen einen so großen Vorsprung herausgefahren. Es zeigt, wie gut unser Auto ist und was die Insassen im Cockpit geleistet haben. Vielen Dank dafür an das ganze Team. Wir rücken unserem großen Ziel näher, aber die Dakar ist und bleibt gnadenlos. Wir müssen weiterhin alles geben."

Das HS-RallyTeam mit Matthias Kahle und Thomas Schünemann kam auf Platz acht ins Ziel Damit erreichte das Duo ihr bestes Tagesergebnis bei einer Dakar überhaupt. Im Gesamtklassement behaupten die beiden Deutschen die zehnte Position und verschafften sich ein großes Polster auf ihre Verfolger. Der Vorsprung der SMG-Buggy-Piloten auf den Elftplatzierten beträgt mehr als zwei Stunden, der Abstand gegenüber dem zweitschnellsten Buggy wuchs auf über sieben Stunden an.

Die morgige neunte Etappe führt die Teilnehmer zurück nach Argentinien. Auf dem Weg nach Buenos Aires sind lediglich die noch ausstehenden Wertungsprüfungen am 13. und 14. Januar länger als die heutige.

Ergebnis der 8. Etappe (Top 10):
01. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen) - 5:16:30 Stunden
02. Sainz/Cruz (Volkswagen) +6:36 Minuten
03. De Villiers/Von Zitzewitz (Volkswagen) +17:22
04. Miller/Pitchford (Volkswagen) +20:01
05. Roma/Picard (Nissan) +52:51
06. Peterhansel/Cottret (BMW) +1:13:41 Stunden
07. Dos Santos/Fiuza (BMW) +1:22:11
08. Kahle/Schünemann (SMG-Buggy) +1:23:09
09. Lavieille/Polato (Nissan) +1:23:36
10. Cox/Schroder (Nissan)= +1:31:12

Gesamtwertung nach 8 von 13 Etappen (Top 10):
01. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen) - 28:39:50 Stunden
02. Sainz/Cruz (Colkswagen) +5:14 Minuten
03. De Villiers/Von Zitzewitz (Volkswagen) +48:45
04. Peterhansel/Cottret (BMW) +1:33:30 Stunden
05. Miller/Pitchford (Volkswagen) +2:32:23
06. Holowczyz/Fortin (BMW) +3:38:59
07. Lavieille/Polato (Nissan) +4:48:55
08. Dos Santos/Fiuza (BMW) +4:51:29
09. Kahle/Schünemann (SMG-Buggy) +7:06:57
10. Roma/Picard (Nissan) +10:10:10

Bikes

Die vorletzte Etappe der Rallye Dakar auf chilenischem Boden hatte für die Motorradfahrer wieder zahlreiche Herausforderungen zu bieten. Auf den insgesamt 508 Wertungskilometern ging es von Antofagasta nach Copiapo. Das Terrain gestaltete sich als sehr abwechslungsreich, denn die Reise der achten Etappe ging durch große Sanddünen, über Offroad-Passagen und weite Ebenen.

Gleich von Beginn weg schenkten sich die beiden KTM-Piloten Marc Coma und Cyril Despres nichts. Letzterer startete mit einem Rückstand von 7:24 Minuten in die Etappe. Trotzdem konnte der Franzose keinen entscheidenden Boden gutmachen. Coma setzte sich ab der zweiten Zwischenwertung an die Spitze und konnte den Abstand auf seinen Konkurrenten konstant bei ein bis zwei Minuten halten.

Zugute kam Coma der Umstand, dass er als Dritter in den Tag gestartet war und Despres rasch einholen und ihn damit kontrollieren konnte. Diesen minimalen Vorsprung verteidigte Coma bis ins Ziel und feierte seinen dritten Sieg in diesem Jahr. Es war der insgesamt 13. Triumph seiner Karriere.

"Eine sehr harte, sehr lange Etappe mit vielen Kilometern und Dünen. Ich habe mich mit Cyril und Chaleco zusammengetan", so der Spanier. "Wir sind abwechselnd vorneweg gefahren, haben dabei aber ein hohes Tempo gehalten. Ich bin über das Tempo heute zufrieden. Eine gute Etappe, nach den Schwierigkeiten gestern. Alles ist gut gelaufen. Ich bin zufrieden, weil es 500 km Sonderprüfung waren. Das ist wirklich viel."

Despres beendete die Marathon-Etappe schließlich 1:55 Minuten hinter seinem schärfsten Widersacher. In der Gesamtwertung hat der Franzose weiteren Boden verloren und liegt nun 9:19 Minuten zurück. Glücklich war er mit Comas-Taktik nicht: "Das Problem bei diesen Navigationsspielchen ist, dass es nicht nur im Radsport Windschattenschmarotzer gibt, es gibt sie auch im Rallye-Raid. Aber das gehört zum Spiel."

"Es lief gar nicht mal so schlecht heute. Wir waren einige Stunden lang unterwegs. Und dann ist es nicht leicht, vorne weg zu fahren. Wir mussten also zwangsläufig eingeholt werden. Und Chaleco und ich hatten Spaß. Heute lautete die Parole eben dahinter bleiben. Er geht kein großes Risiko ein, aber was soll's. Es ist, wie es ist. Es ist nicht zu ändern, aber zumindest haben wir den anderen ein paar Minuten verpasst."

"Chaleco ist auf allen schnellen Abschnitten voran gefahren und ich in den Dünen. Zufrieden bin ich letztendlich, dass es gelungen ist, sie zu überholen und zuerst über die Ziellinie zu gehen. Das ist nicht weltbewegend, aber die Genugtuung dieses Tages."

Der von Despres angesprochene Lokalmatador Francisco "Chaleco" Lopez zeigte eine weitere starke Leistung auf seiner Aprilia. Nachdem er am Vortag die beiden großen Favoriten in die Schranken gewiesen hatte, konnte er heute als Einziger mit ihnen mithalten. Das Ziel sah der Chilene 4:21 Minuten hinter Coma. In der Gesamtwertung bedeutet das weiterhin den sicheren dritten Rang.

Vierter wurde Yamaha-Pilot Helder Rodrigues vor den beiden KTM-Fahrern Pal-Anders Ullevalseter und Ruben Faria. Von technischen Problemen wurde Jonah Street geplagt. Bei Kilometer 189 musste der US-Amerikaner anhalten und seine Yamaha reparieren. Dabei ließ er viel Zeit liegen.

Vorbei ist das Dakar-Abenteuer für Paulo Goncalves. Der BMW-Pilot passierte die erste Zwischenzeit bei Kilometer 42 mit der Bestzeit, doch kurz danach ging alles schief. Nach einem Sturz klagte der Portugiese über Schmerzen in der Schulter. Eine erste Untersuchung ergab ein gebrochenes Schlüsselbein. Für ihn endete somit die Rallye, denn er ließ sich abholen und konnte nicht aus eigener Kraft weiterfahren.

Ergebnis der 8. Etappe (Top 10):
01. Marc Coma (KTM) - 6:05:02 Stunden
02. Cyril Despres (KTM) +1:55 Minuten
03. Francisco Lopez Contardo (Aprilia) +4:21
04. Helder Rodrigues (Yamaha) +8:38
05. Pal-Anders Ullevalseter (KTM) +25:03
06. Ruben Faria (KTM) +29:06
07. Alan Duclos (Aprilia) +36:10
08. Jean de Azevedo (KTM) +38:41
09. Jean Pedrero Ggarcia (KTM) +42:28
10. Quinn Alexis Cody (Honda) +43:24

Gesamtwertung nach 8 von 13 Etappen (Top 10):
01. Marc Coma (KTM) - 32:18:51 Stunden
02. Cyril Despres (KTM) +9:19 Minuten
03. Francisco Lopez Contardo +22:48
04. Helder Rodrigues (Yamaha) +41:42
05. Ruben Faria (KTM) +1:09:59 Stunden
06. Pal-Anders Ullevalseter (KTM) +2:02:26
07. Juan Pedrero Ggarcia (KTM) +2:03:01
08. Quinn Alexis Cody (Honda) +2:31:36
09. Jean de Azevedo +2:40:48
10. Henk Knuiman (KTM) +3:33:37

Quads & Trucks

Auf der achten Etappe der Rallye Dakar von Antofagasta nach Copiapo tat sich auch bei den Trucks und den Quads einiges. Der Russe Wladimir Chagin (Kamaz) absolvierte die knapp über 500 Kilometer lange Marathonprüfung in sechs Stunden und hängte Verfolger Firdaus Kabirow (Kamaz) um gewaltige 31:49 Minuten ab. Damit eroberte der "Zar" die Gesamtführung zurück und liegt nun 3:27 Minuten vor Kabirow und 29:36 vor dem Tschechen Ales Loprais (Tatra).

Bemerkenswert daran ist, dass Chagin seinen insgesamt 60. Tagessieg bei der Dakar gefeiert hat. Damit hat der Russe einen neuen Rekord in allen Klassen aufgestellt. Zweiter in dieser Wertung ist der neunfache-Dakarsieger Stephane Peterhansel, der vier Siege zurückliegt. Ob der Franzose diese Bestmarke noch 2011 knacken wird, ist mehr als fraglich, denn in der Automobilwertung hatte der X-raid-Pilot mit zahlreichen Problemen zu kämpfen.

Auch bei den Quads gab es einen Führungswechsel. Der Argentinier Alejandro Patronelli feierte seinen vierten Sieg im Jahr 2011. Der Yamaha-Pilot nahm Josef Machacek (Yamaha) 8:02 Minuten ab und holte sich damit die Spitze zurück, die er am Vortag verloren hatte. Er führt nun komfortable 58:21 Minuten vor Sebastian Halpern.

Die LKW-Gesamtwertung nach 8 Etappen (Top 5):
01. Wladimir Chagin (Kamaz)
02. Firdaus Kabirow (Kamaz) +3:27 Minuten
03. Ales Loprais (Tatra) +29:36
04. Eduard Nikolaew (Kamaz) 1:52:28 Stunden
05. Franz Echter (MAN) 3:29:52

Die Quad-Gesamtwertung nach 8 Etappen (Top 5):
01. Alejandro Patronelli (Yamaha)
02. Sebastian Halpern (Yamaha) +58:32 Minuten
03. Josef Machacek (Yamaha) +2:41:48 Stunden
04. Pablo Sebastian Copetti (Yamaha) +4:47:30
05. Christophe Declerck (Polaris) +5:25:19

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