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Die Highspeed-Kids kommen!

Bei den F1-Senioren läuten die Alarmglocken: die arrivierten Piloten spüren den Druck der Jungen Wilden...

Hans Peter Voglhuber

Was in der "normalen" Arbeitswelt seit gut einem Jahrzehnt Usus ist, hat nun offenbar auch verstärkt auf die Formel1 übergegriffen. Aber während in vielen konventionellen Berufen für Arbeiternehmer erst ab 50 Jahren das große Zittern beginnt, sehen Formel1-Piloten schon viel früher ziemlich alt aus. Zweifellos zählt die Formel1 heute zu den härtesten Sportarten und ohne ausgeklügelte Trainings- und Ernährungsprogramme ist dieser Job nicht mehr zu machen. Das Bild vom lederhäutigen, rauchenden, saufenden Weiberhelden und todesverachtenden Rennfahrer, der noch mit Lederhaube statt Vollvisierhelm und in einer gut brennbaren Kombi statt in einem feuerfestem Overall steckend auf Asphaltschneidern über meist ungesicherte, schlecht bis gar nicht präparierte Rennstrecken räuberte, ist längst Legende.

Die in den 60er Jahren immer noch recht raubeinig wirkenden Cracks wie etwa Phil Hill, Jack Brabham, Ritchie Ginther, Graham Hill usw. wurden von den "jungen Wilden" wie Jochen Rindt, Jackie Stewart, Emerson Fittipaldi, Francois Cevert, Jean Pierre Beltoise, Jacky Ickx usw. abgelöst. Die nächste Fahrergeneration mit Fahrern wie Niki Lauda, Jody Scheckter, James Hunt, Ronnie Peterson etc. wirkte insgesamt noch um eine Spur jugendlicher, als ihre Vorgänger;- Ausnahmen wie Clay Regazzoni oder Mario Andretti bestätigen hier lediglich die Regel.

Mit dem Eintritt ins dritte Jahrtausend erfolgte der wohl größte Generationensprung in der Formel1. Zum Teil noch ziemlich milchgesichtige, gerade einmal zwanzig Lenze zählende Highspeed-Kids knallen jetzt Rundenzeiten auf den Asphalt, dass selbst arrivierte Fahrer ins Grübeln kommen. Noch nie haben gleichzeitig so viele und so junge Fahrer in die Königsklasse des Automobilrennsports gedrängt wie heute. Und während früher Fahrer wie der Mexikaner Pedro Rodriquez oder der Argentinier Carlos Reutemann trotz ihrer Rennerfolge doch noch eher den Formel1-Exoten zugezählt wurden, befindet sich inzwischen sogar ein Inder in der Warteschlange der vielversprechenden Formel1-Aspiranten.

Money, Money, Money:
die Youngsters kommen den Teamchefs wesentlich günstiger als arrivierte Piloten

Der "Babyracer"-Boom in der Formel1 hat viele Gründe. So war es zum Beispiel noch nie so leicht, schon von Kindesbeinen an in irgendeiner Form schnell fahren zu lernen. In jedem größeren Dorf gibt es heutzutage eine Gokart-Bahn. Ein weltweites Netz unterschiedlichster Rennformeln ermöglicht ambitionierten und talentierten Junioren den maßgeschneiderten Einstieg in den Rennsport.

Die enorm verbesserte Sicherheit im Rennsport allgemein und in der Formel1 im Besonderen ist ein ganz wesentlicher Grund, weshalb die Kids gar so extrem Gas geben können. Während früher manche Nachwuchsfahrerkarriere schon zu Ende war, ehe sie überhaupt richtig begonnen hatte, ist die Überlebensquote beim heutigen Rennfahrer-Nachwuchs um ein Vielfaches höher. Großzügig angelegte, gut abgesicherte Rennstrecken und weitestgehend crashfeste Hightech-Boliden vermitteln nun den Highspeed-Kids jene Sicherheit, dank der sie mit weitaus mehr Risikobereitschaft und somit auch wesentlich schneller zu Werke zu gehen können, als dies frühere Generationen je tun konnten.

Und noch ein Aspekt erscheint unbedingt erwähnenswert: das Geld! Die Tatsache, dass ein Youngster in den ersten Dienstjahren doch um einiges weniger verdient als ein Routinier, aber deswegen nicht unbedingt langsamer sein muss als seine erfahreneren Kontrahenten, ließ gar manchen Teamchef in der letzten Zeit hinsichtlich Fahrerbesetzung umdenken. Plötzlich spürt jetzt der eine oder andere arrivierte Formel1-Crack den hechelnden Atem eines Junior-Racers in seinem Nacken.

Die "Opfer":
bis auf Michael Schumacher müssen müssen wohl alle F1-Senioren um ihren Job fürchten

Besonders prekär scheint sich diesbezüglich die Situation für den Edelreservisten und McLaren-Testfahrer Alexander Wurz auszuwirken. Wenn sich der "Babydriver-Boom" auf dem Fahrersektor so fortsetzt, dann kann der Österreicher seine Formel1-Träume wahrscheinlich für immer begraben und hoffen, dass er wenigstens mit einem Stern in die DTM- oder Langstreckenumlaufbahn einschwenken kann.

Aber auch einige etablierte Formel1-Piloten könnten schon in den nächsten Monaten, spätestens nach der Saison 2002 vom allgemeinen Verjüngungstrend betroffen sein: Frentzen, Irvine, Panis, Fisichella oder auch Verstappen. Selbst Stars wie Coulthard, Barrichello und Villeneuve dürften sich in absehbarer Zukunft keiner unkündbaren Stellung mehr erfreuen, sofern ihnen nicht eine wirklich erfolgreiche Saison 2002 gelingt. Einzig Michael Schumacher scheint sein Ausscheiden aus dem Formel1-Zirkus noch selbst bestimmen zu können.

Ob eine Entwicklung, wie sie derzeit auf dem Fahrersektor vor sich geht, für die Formel1 gut ist, ob zuviel junge Newcomer im Starterfeld die ohnehin bestehenden Gefahren im Renngeschehen nicht noch erhöhen und ob einzelne Teams damit künftig erfolgreicher agieren als bisher, wird schon die nächste Saison zeigen. Interessant ist dieser Trend jedoch allemal.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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