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Otto Burghart 1943 - 2010

In der Nacht auf Donnerstag ist der langjährige Motorsport-Journalist Otto Burghart gestorben. Gedanken von Helmut Zwickl & Michael Noir Trawniczek.

Otto Burghart (†) und Helmut Zwickl

Plötzlich und unerwartet ist Otto Burghart in der Nacht auf Donnerstag von uns gegangen. Motorsportfans kennen ihn als Weggefährten des legendären Rennsportjournalisten Helmut Zwickl und als langjährigen Motorsport-Experten der ÖAMTC-Zeitschrift Auto Touring, welche er von 1989 bis 2002 als Chefredakteur angeführt hat.

Als Helmut Zwickl in den Siebzigerjahren für den Kurier von der Formel 1 berichtete, war Burghart stets an seiner Seite. Gemeinsam schrieben die beiden beispielsweise im Jahr 1976 das Buch „Niki Lauda: Man stirbt nur einmal“.

Zuletzt hat Otto Burghart seine Freunde Helmut Zwickl und Michael Glöckner als Pressechef der Ennstal Classic unterstützt. Der plötzliche Tod des liebevoll „Burgi“ genannten 66-jährigen löste nicht nur im Umfeld der Oldtimer-Rallye Trauer und Bestürzung aus.

Nachruf von Helmut Zwickl

Am Donnerstag dieser Woche erreichte uns die Hiobsbotschaft: Otto Burghart ist tot. Wir konnten es nicht glauben, dass es den Otto, von uns „Burgi“ genannt, nicht mehr gibt. Seit eineinhalb Jahrzehnten betreute er bei der Ennstal-Classic die Medien. Er war ein Vollprofi und für uns der richtige Mann an der richtigen Stelle. Im Team der Ennstal-Classic war er eine Lichtgestalt. Urig, komisch, ein Original, mit seinem herrlichen Wiener Schmäh war er die Stimmungs-Kanone in unserem Team, er war der Brückenschlag zwischen der jungen und alten Generation.

Ich selbst verliere mit Burgi einen Wegbegleiter in fast 25 Jahren Formel 1 Berichterstattung. Jahrelang sind wir mit Auto und Flugzeug in der ganzen Welt zu den Rennen gereist. Wir haben zusammen die große Zeit des Niki Lauda und des Gerhard Berger erlebt, die schlimmen Unfälle, die großen Sternstunden, die Skandale und die besten Rennen. Die Formel 1 war noch ein tolles Abenteuer, voller Romantik und Geheimnisse, man hatte es mit tollen Leuten zu tun, über die man wunderbare Stories schreiben konnte.

Burgi war Jahrgang 1943, er hatte den Beruf eines Schriftsetzers erlernt, damit kam er erstmals mit der Journalistik in Kontakt. Fasziniert von der „Zeitungswelt“ versuchte er in diesem Metier Fuß zu fassen. 1970 bot sich die Chance: er wurde beim ÖAMTC-Magazin Auto Touring angestellt. Sein Aufgabengebiet war die graphische Gestaltung des Blattes, daneben schrieb er Reportagen, Testberichte und das Ressort Motorsport gehörte ihm.

Zusammen machten wir ein Buch über die dramatische Grand Prix Saison 1976: „Niki Lauda: Man stirbt nur einmal“. Otto kümmerte sich um das Layout und die Produktion, ich schrieb die Texte. Wir waren zusammen mit dem Fotographen Alois Rottensteiner eine eingespielte Dreierseilschaft, in den 80er Jahren kam auch Michael Glöckner als Formel 1-Fotograph dazu.

Beim Formel 1-Grand Prix auf dem Österreichring hatten wir in einem Wohnwagen die Kurier-Redaktion eingerichtet, Burgi war Chef vom Dienst. Als es noch kein Fax gab, telefonierte er meine Rennberichte zum Kurier durch.

In Zandvoort nahm er einst Bernie Ecclestone an der Hand und zeigte ihm das „Pressezentrum“: eine winzige Blechbaracke mit drei Feldtelefonen, vier Meter hinter der Baracke fuhren die Rennautos vorbei: „Zandvoort is shit, all telephones are shit“, pfauchte er den Ecclestone an. Der nickte ihm freundlich zu.

Burgi avancierte später zum Chefredakteur von Auto Touring, er hatte das Gespür, was die Leute lesen wollen.

In der größten Hektik der Ennstal-Classic, wenn die Medien-Vertreter bei ihm Schlange standen, hielt er dem Druck mit seinem Witz stand.

Er wird uns wahnsinnig fehlen.

Nachruf von Michael Noir Trawniczek

Ich kannte Burgi leider nur ein paar Jahre, seit ich für die Ennstal Classic Interviews führe und Pressemeldungen schreibe. In dieser Zeit jedoch lernte ich einen versierten Kollegen kennen und schätzen, hinter dessen oft knallharten „Wuchteln“ ein sensibler Mensch steckte, dem seine Kollegen und deren Wohlbefinden wichtig waren.

Wenn Burgi nach getaner Arbeit am Abend Geschichten aus seiner Formel 1-Zeit an der Seite von Helmut Zwickl erzählte, ging einem das Herz auf. Diese teils ziemlich seltsamen, oft alles andere als drucktauglichen Anekdoten hätte ich so gerne in einem Gespräch für unsere Backstage-Serie unseren LeserInnen zukommen lassen – selbst eine entschärfte Variante seiner Erzählungen wäre ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art gewesen. Und Burgi wollte das auch sehr gerne machen. Nur: Bei der Ennstal hatten wir halt immer viel zu tun, und dann sagte Burgi stets: „Wir haben Zeit, wir machen das – rufst mich an, setzen wir uns gemütlich auf einen Kaffee…“

Das Pressezentrum der Ennstal Classic ohne Otto Burghart - das ist dermaßen schwer vorstellbar…

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