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Fahren & Tanken

Wir wechseln also endgültig in den Fahrbetrieb, bleiben aber vorderhand bei den Gadgets. Der adaptive Tempomat (ACC) ist mit einer Abstandsmessung gekoppelt, die das Auto selbsttätig auf Distanz zum vorderen Fahrzeug hält. Drei Distanzen stehen zur Wahl, den Rest macht das Auto alleine - in der Theorie eine prächtige Idee.

In seiner empfindlichsten Einstellung bezieht das System allerdings offenbar das Verkehrsgeschehen in den angrenzenden Bundesländern in seine Berechnungen mit ein. Auch der kürzeste der drei Abstände bietet noch genügend Platz für Kolonnenspringer und andere eilige Zeitgenossen; denen macht der Legend bereitwillig Platz, indem er auf seine eigene Bremse steigt.

Ist das Hindernis dann einmal vermieden und der Weg wieder frei, agiert die Legend-Schaltzentrale oft zögerlich: Soll ich oder soll ich nicht? Was von hinten herannaht, ist dem nach vorne so umsichtigen Auto egal. Schlimmstenfalls gibt das einen vollautomatisierten Auffahrunfall.

Andererseits scheint das Auto zeitweise gar nicht zu reagieren, wenn der Geschwindigkeitsunterschied zum Objekt, das den Weg verstellt, gar zu groß ist – bis zur letzten Konsequenz hat das niemand von uns auszuloten gewagt.

Weil sich die Abstands-Funktion nicht wegschalten lässt, bleibt im Zweifel die ganze Cruise Control ausgeschaltet, was den Charakter des Legend als komfortabler Reisewagen etwas stört. Ein weiterer an Bord tätiger Dienstleister heißt Collision Mitigation Brake System (CMBS).

Dieses System misst ebenfalls die Abstände und Geschwindigkeitsunterschiede mit, spannt bei Gefahr die Gurten vor (schickt vielleicht auch per SMS ein Stoßgebet?) und gibt das Kommando „Bremsen!“ - in winkligen Innenstadtgassen auch manchmal vor Hindernissen wie Häusern, Bäumen, Hydranten usw.

FahrerIn muß also doch regelnd einzugreifen, wenn die Maschine die Situation verkennt oder sich nicht entscheiden kann. Immerhin lässt sich der Computer weiterhin durch den Tritt auf Gas oder Bremse „overrulen“ (hoffentlich bleibt es auch in Zukunft so): Das Auto denkt, der Mensch lenkt. Einhelliges Fazit der Redaktion: Einige gute Ideen fahren hier mit, sind in dieser Form aber noch nicht zu hundert Prozent praxistauglich.

Ansonsten lebt es sich mit dem Legend überaus komfortabel. Gelenkt wird mit zwei Fingern, und die Fünfgang-Automatik tut ihre Arbeit seidenweich. Es gibt auch einen Handschalt-Modus und Schaltwippen hinterm Lenkrad, für das richtige Schaltvergnügen reagiert das Getriebe dann doch wieder einen Hauch zuwenig flink.

Man belässt also den Hebel auf „D“ und lehnt sich entspannt zurück; die Harmonie zwischen Motor und Getriebe ist nahezu perfekt. Von der Arbeit des adaptiven Allradantriebes „Super Handling All Wheel Drive“ merkt man erst etwas, wenn man ihm mittels Display beim Jonglieren der Antriebskraft zuschaut – von 70% nach hinten bis 70% nach vorne, je nach Marktlage. Damit präsentiert sich der Legend auch abseits der Autobahn agil.

Der Motor ist ein typischer Honda: Mit V-TEC verlangt der 3,5 Liter große V-Sechszylinder nach Drehzahl, Drehzahl, Drehzahl. Im entspannten Reisebetrieb ist man nicht untermotorisiert, fühlt aber von den 295 Pferdestärken nicht viel.

Für das Auskosten der Leistung (und um den leisen V6 auch hin und wieder einmal fauchen zu hören) braucht es den Kickdown und das Hochjubeln in Regionen jenseits der 6.000 Touren. In einem so angenehmen Reiseauto eigentlich fast ein Stilbruch.

Angenehm wird das Reisen auch durch das niedrige Geräuschniveau: Im Legend geht es sehr ruhig zu, weder Motor- noch Windgeräusche stören die Konversation, die Akustik ist Kammermusik-tauglich. Ein cW-Wert von 0,29 und besonderer Aufwand bei der Geräuschdämmung und -vermeidung haben den angestrebten Effekt; ein „stilleres“ Auto wird man selten finden.

Die aktive Geräuschkontrolle trägt das Ihre dazu bei: Versteckt eingebaute Mikrophone überwachen die in die Fahrgastzelle eindringenden Geräusche. Unerwünschte Frequenzen werden mittels Gegenton über die zehn Lautsprecher des Soundsystems „ausgelöscht“. Erwünschte Frequenzen kommen über ein tadelloses Bose-Soundsystem mit Sechsfach-CD-Wechsler an unser Ohr.

Wirklich gelungen ist auch die Rückfahrkamera, sie bietet eine gute Perspektive und deckt genau den Bereich ab, den man wirklich sehen muss. Das Einparken wird damit zum Kinderspiel.

Somit zur Zapfsäule: Im Durchschnitt verbraucht der Honda Legend seine 11 Liter Superbenzin, intensiver Stadtbetrieb (oder appetitliche Bergstraßen) steigern den Verbrauch in Richtung der 13 Liter. Luxus hat seinen Preis. Der Vollständigkeit halber: Dieselmotor gibt es für den Legend (noch?) keinen.

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