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Baby-Benz

Die dritte Generation der Mercedes A-Klasse läuft bereits seit 2012 - Zeit für eine erste Modellpflege. Wir testen das Allradmodell mit 177 Diesel-PS.

Text und Fotos: Johannes Toth

So klein und schon ein Mercedes. Das haben sich wohl viele gedacht, als die erste A-Klasse 1997 in die Schauräume rollte. Aber der Erfolg gab den Visionären unter den Stuttgarter Planern recht. Der Einstiegs-Mercedes verkaufte sich auf Anhieb sehr gut und ist seither eines der wichtigsten Modelle der Marke.

Auch, oder gerade weil sich das Konzept mit der dritten Generation radikal geädert hat. Der nutz-orientierte Microvan hat sich zu einem elegant-sportlichen Vertreter der Kompaktklasse gemausert. Geblieben ist bloß das Frontantriebskonzept und die Idee, der Kleinste der Sternenflotte zu sein.

Dass das neue 2012er-Design ein gelungener Wurf war, sieht man an den geringfügigen Änderungen, die die Entwickler der A-Klasse der aktuellsten Modellpflege angedeihen ließen. Abgesehen vom coolen "Diamantgrill" werden einige optische und aerodynamische Verbesserungen des Basislayouts von der AMG-Line Ausstattung unseres Testwagens überlagert und nochmals übertroffen. Viele Neuerungen finden sich nur in der umfangreichen Aufpreisliste.

So gibt es auf Wunsch adaptive LED-Scheinwerfer oder je nach Modell die Fahrprogramm-Wahlmöglichkeit Dynamic Select. Vor allem Motoransprech- und Schaltverhalten sowie die Lenkkräfte lassen sich damit konfigurieren. In unserem Testwagen war das zur Optik passende, spürbar härtere Sportfahrwerk montiert. Wenn aber die optionalen adaptiven Stoßdämpfer verbaut wurden, ist auch das Federungsverhalten einstellbar.

Leider ist die Wipp-Taste zur direkten Umstellung des Fahrprogrammes etwas unscheinbar zwischen Warnblinkanlage und Sitzheizung versteckt. Kann also dazu führen, dass das Auge des Gesetzes durch die Blinkerei früher aufmerksam wird, als gewünscht und einem dann auch noch ordentlich heiß wird, bevor es richtig losgeht.

In den Einstellungen Economy und Comfort geht es ein bisschen teigig dahin, und das Auto wirkt trotz der 177 Diesel-PS mit den 350 Nm etwas schwerfällig.

Sogar beim Wegfahren aus dem Stand lässt sich der Wagen einen Hauch zu viel Zeit. Vielleicht, weil der 2,2 Liter Motor ein rauer Geselle ist und auch beim Hochdrehen angestrengt wirkt. Also dann, drücken wir die Sport-Taste.

Auf der Autobahn keine so gute Idee, weil die 7-Gang Automatik im sportlichen Modus auch bei konstantem Tempo gerne mal einen Gang runterschaltet und laut wird. Letzte Option: nächste Ausfahrt raus und ab ins kurvige Geläuf.

Mit den Schaltwippen am Lenkrad geben wir dann selbst die Drehzahl vor. Und hier fühlt sich der kleine Stern richtig wohl. Der Fahrer übrigens ebenso.

Das liegt zum Gutteil auch am feschen Interieur. Das dicke, rot abgesteppte Lederlenkrad ist unten abgeflacht und liegt mit den Daumenauflagen gut in der Hand.

Die Sitze bieten sehr guten Seitenhalt und lassen sich optimal einstellen, - allerdings nur manuell. Viele rote Ziernähte und die Carbonoptik am Armaturenbrett weisen deutlich in Richtung sportlichem Charakter.

Das Platzangebot in der zweiten Reihe ist ausreichend, der Kofferraum klassenüblich. Für den Wochenend-Einkauf passend, für einen vierköpfigen Familien-Urlaub eher zu klein. Steht einer zur Diskussion, sollten sich die Passagiere vorher einigen: entweder zum See oder in die Berge, – beide Ausrüstungen plus üblichem Gepäck werden kaum Platz finden.

Ein paar Worte noch zum Navigationsgerät. Statt einem langweiligen Pfeil für die eigene Position konnten wir uns ein Fahrzeug unter vielen auswählen. Leider war kein einziger Benz dabei. So fiel uns die Wahl schwer zwischen einem Jeep Wrangler und einem schwarzen Coupe mit Flammen auf der Motorhaube (Bild rechts - per Klick vergrößern).

Was uns hingegen leicht fiel, war die Wahl der Navi-Stimme. Da gibt es Yannick. Der spricht deutsch, aber sehr technisch und abgehackt. Da gibt es Anna. Die klingt schon sympathischer. Und dann ist da noch Marie. Die säuselt so unverschämt sexy, dass sie uns immer wieder auch zu bekannten Adressen führen musste.

In den tiefsten Tiefen der Navi-Einstellungen finden Verschwörungstheoretiker übrigens Nahrung für ihr Hobby. Ein Schaubild zeigt uns, wie viele Satelliten uns gerade beobachten und unseren Standort ermitteln – zumeist 12 Stück auf einen Meter Genauigkeit (Bild rechts - per Klick vergrößern). Funktioniert auch unter Autobahnbrücken. Da sind es immer noch neun Satelliten auf acht Meter Genauigkeit...

Es gibt Gimmicks, die werden anfangs belächelt, später will sie keiner mehr missen: Ab sofort gibt es eine optionale, dimmbare Ambientebeleuchtung in 12 Farben. Oder eine ebenfalls optionale Rückfahrkamera, die sauber bleibt, weil sie sich erst beim Retourfahren selbstständig ausklappt.

Andere Seite der Medaillie: In der Premium-Kategorie muss zum Offenhalten der Motorhaube ein manuell zu arretierender Stab statt Dämpfern reichen. Vielleicht, weil Mercedes-Fahrer bestenfalls in den Motorraum schauen lassen?

Ein paar Zahlen gehen dem geneigten Leser eventuell noch ab. In 7,5 Sekunden geht’s auf 100 km/h. Verbrauchen darf der A 220 d laut Mercedes im kombinierten Betrieb maximal rund 4,9 Liter auf 100 km. In echt waren es 1,5 Liter mehr.

Kosten würde der stärkste Diesel A 220 d mit 4MATIC-Allradantrieb (Serie: Klima, Tempomat, Notbrems-Assistent, Lichtsensor etc.) zumindest 37.500 Euro. Unser Testwagen in der wunderschönen AMG-Line (2.445 Euro), mit zusätzlich Rückfahrkamera, aktivem Parkassistenten, Navi und vielem mehr ist um 49.171 Euro beim Händler abzuholen.

Plus
+ drehmomentstarker Motor
+ straffes (Sport-)Fahrwerk mit toller Straßenlage
+ feiner Allradantrieb
+ ansprechendes, optionales AMG-Line Design
+ erstklassige Sitze und Sitzposition
+ kein Mangel an Sicherheits-Assistenzsystemen

Minus
- rauer Diesel-Sound
- kompakter Kofferraum mit hoher Ladekante
- Sicht nach schräg hinten trotz Heck-Kamera bescheiden
- nicht alle Kunststoffe hochwertig

Resümee
Der kleinste Stern im Mercedes-Universum ist designmäßig nach dem facelift noch mehr am Puls der Zeit. Auch sicherheitstechnisch ist die Marke vielen anderen voraus. Um die eigene neue A-Klasse noch weiter aufzuwerten und zu individualisieren, zeigt uns der Händler gerne ein dickes Heft mit Sonderausstattungen. Damit kann leider auch der Preis des kleinsten Sterns wie eine Rakete in den Himmel steigen.

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